9.2.3 Aktive Bewegungen

142
9 Funktionsanalysebogen FAL 2
mm
Schmerz
Re
Li
Dynamische
Kompression
exkursiv
Knacken
Re
Li
Krepitation
Re
Li
lauter
leiser/weg
später
gleich
U
Belastete Strukturen bei der dynamischen Kompression
exkursiv:
Schmerzen bei aktiver Bewegung weisen bereits auf starke
funktionelle Störungen hin. Passive Bewegungen sind dann
zur weiteren Diagnostik nicht mehr nötig.
Q Kiefergelenkkapsel ± wird bei diesem Test nur bedingt belastet
Q Stratum superius ± wird bei diesem Test nur bedingt belastet
Q Discus articularis
Q Gelenkflächen ± werden bei diesem Test stärker belastet
als bei aktiver Mundöffnung.
U
9.2.3 Aktive Bewegungen
Nach Bumann u. Lotzmann (2000) dient die Untersuchung der aktiven Bewegung in erster Linie der Dokumentation des Ausgangszustands. Grundsätzlich gilt
jedoch, dass, wenn bei aktiven Bewegungen schon
Schmerzen auftreten, die Wahrscheinlichkeit relativ groû
ist, dass diese bei passiven Bewegungen verstärkt werden.
Eine weitere Untersuchung mittels passiver Bewegungen
sollte in diesem Fall erst zu einem späteren Zeitpunkt
nach Erreichen eines schmerzfreien Zustands erfolgen.
Praxishinweis
Da bei schmerzhaftem Befund der aktiven Bewegung
eine weitere differenzialdiagnostische Untersuchung
mittels passiver Bewegungen nicht sinnvoll ist, wird
eine symptomatische Erstbehandlung erfolgen.
Diese kann zahnärztlicherseits aufgrund der Anamnese
und einer Verdachtsdiagnose medikamentös oder mit
einer Notschiene (Aqualizer) erfolgen.
Physiotherapeutisch kann eine Dekompression der Kiefergelenke durch Detonisierung der Mundschlieûmuskulatur durch Querfriktionen und den hierdurch verringerten Muskelzug auf den Unterkiefer sinnvoll sein. Des
Weiteren hat sich in der Praxis eine manualtherapeutische Behandlung mittels Traktion (Stufe 1) und Gleiten
bewährt.
Der Erstbefund mit schmerzhaften aktiven Bewegungen
wird in der Karteikarte des Patienten vermerkt. Sind die
Untersuchungen der aktiven Bewegungen in schmerzfreiem Zustand möglich, wird der komplette Untersuchungsgang erneut durchgeführt.
Stelzenmüller, Therapie von Kiefergelenkschmerzen (ISBN 3131313811),
2004 Georg Thieme Verlag KG
Bemerkungen
Re
Li
Knackgeräusch
Gruppe
Gruppe
Das Ergebnis der aktiven Bewegungen liefert zumindest
erste Hinweise, die eine symptomatische Schmerzbehandlung ermöglichen. Nach Erreichen des schmerzfreien Zustands werden die Untersuchungen zu den aktiven Bewegungen wiederholt, um dann im weiteren
differenzialdiagnostischen Verfahren mit dem Ziel, die
Ursachen vorhandener Schmerzen exakter einzugrenzen,
mit der Untersuchung der passiven Bewegungen der Kiefergelenke fortzufahren.
Aktive Mediotrusion rechts
Mediotrusion: Bewegung einer Unterkieferseite zur
Medianebene hin
Laterotrusion: Bewegung einer Unterkieferseite von der
Medianebene weg.
Aktive Bewegungen
mm
Schmerz
Re
Li
Mediotrusion re
Mediotrusion li
Protrusion
Retrusion
Ausgangsstellung
Der Patient liegt entspannt mit leicht erhöhtem Kopf auf
einer Behandlungsliege bzw. einem Behandlungsstuhl.
Der Untersucher setzt sich an der jeweiligen zu untersuchenden Kopfseite des Patienten.
Durchführung
Der Patient wird aufgefordert, den Mund so weit zu öffnen, dass leichter Zahnkontakt möglich ist, und seinen
Unterkiefer so weit es ihm möglich ist nach links zu verschieben. Dabei beschreibt sein rechtes Kiefergelenk
eine Mediotrusionsbewegung und das linke Kiefergelenk eine Laterotrusionsbewegung. Der Patient wird befragt, ob er bei dieser Bewegung Schmerz verspürt und
auf welcher Seite, und das Bewegungsausmaû wird mittels einer Schieblehre bzw. eines oben genannten Lineals gemessen (Abb. 9.7a, c). Hierzu zeichnet man sich
Referenzpunkte mittels Fineliner auf, deren Distanz ausgemessen wird.
Ablauf der Funktionsanalyse
143
Praxishinweis
Bei Prothesenträgern sind die Tests bei entfernter(n)
Prothese(n) vorzuziehen. Aufgrund der Belastung durch
die bei der manuellen Funktionsanalyse ausgeführten
Tests kann es zu Verschiebungen oder Druckdolenzen
durch die Prothesen auf dem Kieferkamm kommen.
Aktive Mediotrusion links
a
b
c
Abb. 9.7 Mediotrusion aktiv.
a Mediotrusion aktiv des rechten Kiefergelenks, Messen des Bewegungsausmaûes.
b Mediotrusion aktiv des rechten Kiefergelenks, Messen des Bewegungsausmaûes.
c Mediotrusion aktiv des rechten Kiefergelenks, Messen des Bewegungsausmaûes, Ansicht von lateral.
Als normales Maû für die aktive Bewegung des Unterkiefers nach links gilt als Mittelwert ein Wert von 10,5 
2,7 mm (Hesse 1996, S. 42).
Stelzenmüller, Therapie von Kiefergelenkschmerzen (ISBN 3131313811),
2004 Georg Thieme Verlag KG
Tinnitus: Die subjektive Wahrnehmung eines Tons
oder Geräuschs ohne akustische Stimulation von auûen,
eine Art ständiges Ohrensausen. Dabei kann der Auslöser
im Ohr oder auch im Gehirn lokalisiert sein. Aus diesem
Grund beschreibt der Begriff Tinnitus lediglich ein Symptom, aber keine exakte Diagnose. Die subjektiv wahrgenommenen Töne bzw. Geräusche sind von Ohrgeräuschen zu unterscheiden.
Ohrgeräusche: Objektive von einem Untersuchenden
mitzuhörende Geräusche, die z. B. durch rhythmisches
Anspannen der Gaumenmuskulatur entstehen können
Ton: akustischer Reiz bzw. eine akustische Wahrnehmung
von nur einer Frequenz
Geräusch: besteht aus mehreren Tönen
(Maximale) Interkuspidation: statische Okklusion mit
maximalem Vielpunktkontakt
Okklusion: jeder Kontakt zwischen Unter- und Oberkieferzähnen.
Q statische Okklusion: Okklusion ohne Bewegungen
des Unterkiefers
Q dynamische Okklusion: Okklusion bei Bewegung des
Unterkiefers, auch als Artikulation bezeichnet
Q maximale Okklusion: maximaler Vielpunktkontakt bei
statischer Okklusion
Q habituelle Okklusion: jeder gewohnheitsmäûig eingenommene Zahnkontakt in statischer Okklusion
Q zentrische Okklusion: maximale Okklusion bei zentrischer Kondylenposition.
Aktive Bewegungen
mm
Schmerz
Re
Li
Mediotrusion re
Mediotrusion li
Protrusion
Retrusion
Ausgangsstellung
Der Patient liegt entspannt mit leicht erhöhtem Kopf auf
einer Behandlungsliege bzw. einem Behandlungsstuhl.
Der Untersucher setzt sich an der jeweiligen zu untersuchenden Kopfseite des Patienten.