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Vorsicht vor diesen Halbwahrheiten –
welche aktuellen Etikette-Regeln zur
Zeit wirklich gelten
DARUM GEHT ES: Wenn es um das Thema Umgangsformen geht, gibt es viel
Verwirrung, viele Lügen oder Aussagen, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Dieser Beitrag räumt endgültig mit Halbwissen und Unwahrheiten auf.
Die Themen:
 Nur die sinnvollen Regeln überdauern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Ÿ Etikette-Märchen von A bis Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ab 2
 Anstoßen (2)  „Bestecksprache“ (4)  „Gesundheit“ sagen (6)
Geflügel (8)  „Guten Appetit“ wünschen (10)  Hochzeiten (10)
Kirche (11)  „Ladies first“ (12)  Messer und Gabel bei Kartoffeln/
Salaten (13)  Sakkos (14)  Schwarze Anzüge (15)  Suppe (16)
Ihre Expertin: Agnes Anna Jarosch
ist Chefredakteurin von „Der große Knigge“, Initiatorin des
Deutschen Knigge-Rates und zertifizierter Coach.
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Halbwahrheiten, Etikette
Nur die sinnvollen Regeln überdauern
Einige Umgangsformen-Gerüchte halten sich hartnäckig,
obwohl keiner sie erklären kann oder es nur fadenscheinige Argumente dafür gibt. Da hilft nur eine gründliche Prüfung. Ob eine Etiketteregel nach zeitgemäßen Ansprüchen
sinnvoll ist, lässt sich in drei Stufen feststellen:
1. Überlegen Sie: Welche Argumente sprechen für diese
Regel?
2. Relativieren Sie: Welche Punkte sprechen dagegen?
3. Wägen Sie Pro und Contra gegeneinander ab.
Umgangsformen sind für die Menschen da, deswegen
sollten sie sinnvoll und nachvollziehbar sein. Wenn Sie
eine Regel nicht nachvollziehen können, bleiben Sie kritisch. Die häufigsten und bekanntesten Halbwahrheiten
haben wir hier für Sie aufgelistet.
Etikette-Märchen von A bis Z
Anstoßen: Man darf niemals mit
Mineralwasser anstoßen
Die Dauerbrenner unter den Halbwahrheiten:
 Man darf nur mit Wein oder Sekt anstoßen.
 Man darf nur mit Gläsern anstoßen, die einen Stiel
haben.
 Anstoßen ist generell tabu, nur das Zuprosten ist
erlaubt.
All diese Aussagen sind so nicht ganz richtig. Stellen Sie
sich eine festlich gedeckte Tafel vor, der Gastgeber erhebt
das Glas. Alle Gäste tun es ihm nach, bis auf einen: Es
handelt sich um den armen Kerl, der noch Auto fahren
muss und sich sogar bereiterklärt hat, die anderen Gäste
nach Hause zu bringen.
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Wäre es höflich, jemanden aus der Gemeinschaft auszuschließen, weil er – warum auch immer – keinen Alkohol
trinkt? Wohl kaum!
Ob jemand Wasser oder Apfelsaft trinkt, ob das Glas einen Stiel hat oder nicht, ist in einer solchen Situation nebensächlich: Wenn Sie in einer Runde zuprosten oder anstoßen, sollten Sie dabei niemanden ausschließen – Stiel
hin, Apfelsaft her.
Anstoßen oder zuprosten?
Das Anstoßen stammt aus der Ritterzeit und ist eine Geste
des gegenseitigen Vertrauens: Man stieß die Gläser so
kräftig zusammen, dass einige Tropfen aus dem eigenen
Becher in den des Nachbarn überschwappten. Das war der
Beweis dafür, dass der andere einem nicht etwa heimlich
Gift ins Glas gefüllt hatte, sonst würde er sein Getränk
nicht mehr anrühren.
Solche Beweise braucht man heute nicht mehr, daher gilt
das Zuprosten als „feiner“ als das Anstoßen. Ein Fauxpas
ist das Anstoßen deswegen nicht, es kommt auf die Situation an.
 Wenn es rustikal und volkstümlich zugeht (z. B. auf
Weinfesten, in Bierzelten), ist das Miteinanderanstoßen
eine Möglichkeit, die Kommunikation zu eröffnen, Gemeinschaft zu erzeugen, Fremde einzubeziehen und
neue Menschen kennenzulernen.
 „Darauf stoßen wir an!“ Wer will dieses Ritual verbieten, wenn es einen Geschäftsabschluss, einen Geburtstag oder ein Jubiläum zu feiern gibt? „Der große Knigge“ jedenfalls nicht!
 Das Gleiche gilt für Silvester: Wenn die Raketen und
Sektkorken knallen, dürfte sich niemand durch das Gläserklirren gestört fühlen. Mit Sekt und Selters: „Prost“,
„Salute“ oder „Cheers“!
fazit: Bei einem feinen Bankett und in sehr großen Runden ist das Zuprosten die richtige Alternative. In kleinen
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Sitte aus der
Ritterzeit
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informellen Runden und wenn es etwas zu feiern gibt,
dürfen Sie anstoßen. Aber bitte dezent: Eröffnen Sie kein
minutenlanges Klangkonzert, das z. B. andere Restaurantgäste stören könnte.
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Appetit
 „Guten Appetit“
„Bestecksprache“:
Wird das Besteck auf „20 vor 8“ abgelegt, hat
das Essen nicht geschmeckt
Kennen Sie folgendes Gerücht? Wenn einem Gast das Essen nicht geschmeckt hat, soll er das Besteck links unten
ablegen – etwa auf „20 vor 8 Uhr“ – wenn Sie sich den
Teller als Uhr vorstellen.
Gerücht:
Diese Bestecksprache
soll heißen, dass das
Essen nicht geschmeckt
hat
Gerücht:
Andere Quellen
behaupten, man soll
das Besteck auf „20
nach 4 Uhr“ legen, wenn
es nicht geschmeckt hat
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Halbwahrheiten, Etikette
Eine solche „Bestecksprache“ gibt es zum Glück nicht,
und es hat sie noch nie gegeben. Es wäre arrogant, wenn
der Gast dem Gastgeber so deutlich machen würde, dass
dieser kein guter Koch ist.
Sind Sie im Restaurant mit dem Essen unzufrieden, reklamieren Sie es am besten sofort beim Kellner. Bleiben Sie
dabei höflich: „Das Essen ist zu kalt/zu salzig/zu fad.
Würden Sie es bitte in der Küche für mich reklamieren?“
Sich erst nach dem Essen zu beschweren ist kein guter
Stil.
Diese beiden „Bestecksprachen“ sind wichtig
Folgende „Bestecksprachen“ sind in der Gastronomie anerkannt. Das versteht die Service- Kraft:
Bestecksprache:
„Ich bin fertig mit dem
Essen“
Bestecksprache:
„Ich esse noch weiter.
Bitte noch nicht
abräumen“
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Arroganz statt Stil
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Eier köpfen
 „Messer und Gabel“
„Gesundheit“ sagen: Es ist ein Fauxpas, einer
anderen Person Gesundheit zu wünschen
Erstaunlich, aber wahr: Kaum ein anderes Etikettethema
wird von Verfechtern und Befürwortern so heftig diskutiert wie das „Gesundheit-Wünschen“.
Es gibt gute Gründe, warum man in einigen Situationen
nicht mehr Gesundheit wünschen sollte:
Allergien
 Viele Menschen leiden unter Allergien oder Heuschnupfen. Für sie ist es lästig, wenn sie durch die Nieserei die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ständig
ein „Gesundheit“ gewünscht bekommen.
Unnötige
Störungen
 In Arbeitsbesprechungen, bei Vorträgen etc. stört der
Gesundheitswunsch alle. Es ist praktikabler, das Körpergeräusch zu ignorieren.
Körpergeräusche
 Auch andere Körpergeräusche bleiben unkommentiert.
Historie
 Ursprünglich war der Gesundheitswunsch – zu Zeiten,
als die Pest noch kursierte – auf die eigene Person bezogen, nach dem Motto „Hoffentlich bleibe ich gesund“.
Andererseits hat sich der Gesundheitswunsch von dieser
Vergangenheit längst emanzipiert. Viele Menschen freuen
sich aber dennoch, wenn eine fremde oder bekannte Person
ihnen etwas Gutes wünscht und sich daraus ein Gespräch
ergibt.
So schreibt ein Deutscher über die positive Erfahrung, die
er in der Schweiz gemacht hat. Er war in einem großen
Schweizer Kaufhaus einkaufen und musste plötzlich laut
niesen:
„… ehe ich michs versah, drehten sich fünf bis sechs
Schweizer in meiner Nähe zu mir um und wünschten mir
laut und vernehmlich „Gesundheit“! Das fand ich echt
nett, hier kümmert man sich also noch um die
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Halbwahrheiten, Etikette
Gesundheit und das werte Befinden seiner Mitmenschen,
auch wenn man sie gar nicht persönlich kennt.“
Kontakt statt Anonymität
In anonymen Großstädten ist ein Nieser einer der wenigen
Anlässe, bei denen fremde Menschen einander wahrnehmen. Daher empfehlen viele Expertinnen und Experten
mittlerweile, gelassen mit dem Gesundheitswunsch umzugehen und ihn nicht zum Fauxpas hochzustilisieren!
Hat ein Mensch es etwa verdient, dass Sie auf ihn herabsehen oder ihn zurechtweisen, nur weil er Ihnen etwas
Gutes wünscht? Wohl kaum!
Entscheiden Sie situationsgerecht
@
Gesundheit
wünschen
Nicht Gesundheit
wünschen
#
in informellen Situationen
in offiziellen Situationen
bei einmaligen Niesern
bei Dauerniesern
im Zugabteil, in persönlichen Gesprächen, in einem
fast leeren Warteraum: immer dann, wenn sich der Nieser kaum ignorieren lässt
in Besprechungen, bei Vorträgen, in Großraumbüros: immer dann, wenn andere durch
die Kommunikation gestört
werden
„Gesundheit“-Vermeidungsstrategien
Letztens stand ich im Supermarkt an der Kasse und musste niesen. Eine ältere Dame drehte sich zu mir um und
sagte: „Gesundheit, auch wenn man das nicht mehr sagt.“
So weit sind wir also gekommen: Man muss sich dafür
rechtferigen, dass man einer anderen Person Positives mit
auf den Weg gibt!
Für mich steht fest: Ich wäge ab und akzeptiere ggf. das
Risiko, für eine Minderheit als Banause zu gelten, weil ich
einer anderen Person Gesundheit wünsche.
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Alternativwunsch
Entscheiden Sie selbst. Wenn Sie das Wort „Gesundheit“
meiden wollen, können Sie auch andere Worte benutzen,
etwa: „Hoffentlich haben Sie sich keine Erkältung eingefangen. Alles Gute für Sie.“
tipp: Der Niesende entschuldigt sich
Wenn Sie selbst laut niesen müssen, ist eine kurze Entschuldigung höflich. Schließlich verteilen Sie Ihre Bakterien dabei im Raum. Bei Dauerniesern genügt eine
einmalige Entschuldigung.
Geflügel: Alles was fliegt, darf man mit den
Fingern essen
Viele Menschen sind überzeugt: Alles, was fliegt, darf aus
der Hand gegessen werden. Woher dieses Gerücht kommt,
lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
Einziges Fingergericht – die Wachtel
Das einzige klassische Geflügel-Fingergericht ist die
Wachtel. Diesen kleinen Vogel mit Messer und Gabel zu
essen, wäre ein sehr schwieriges Unterfangen. Stattdessen
bekommen Sie dazu eine Fingerschale mit lauwarmem
Wasser und einer Zitronenscheibe gereicht, mit der Sie
sich nach dem Essen die Finger säubern können.
Chicken Wings
Als modernes Fastfood und Fingerfood zählen Chicken
Wings, ein einfaches Essen aus der Tex-Mex-Küche.
Meistens werden diese kleinen Hühnerflügel mit ein oder
zwei pikanten Dips gereicht.
Weil zwischen den Knochen nur wenig Fleisch ist, dürfen
Sie sie mit den Fingern essen. Zum Säubern der Hände
nehmen Sie Papierservietten.
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Halbwahrheiten, Etikette
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Der Hähnchenschenkel: ein Zweifelsfall
Bei einem Hähnchenschenkel hingegen kommt man mit
Messer und Gabel recht gut zurecht. Deswegen erwartet
man im Restaurant von Ihnen, dass Sie ihm fachgerecht
mit dem Besteck zu Leibe rücken.
Lediglich in typischen Hähnchenbratereien, auf Volksfesten oder im Biergarten ist es erlaubt, ohne Besteck zu essen. Dort erhalten Sie dann meistens kleine Zitrus- oder
Erfrischungstücher, um sich anschließend die Finger zu
reinigen.
Im Biergarten darf
man den Hähnchenschenkel auch mit
den Fingern essen –
aber nicht auf
„Neandertaler Art“
Im Restaurant
sollten Sie das eingedeckte Besteck
benutzen
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Halbwahrheiten, Etikette
„Guten Appetit“: Das sagt man heute nicht
mehr
Nicht auszurotten ist die Aussage: „Man sagt nicht mehr
‚guten Appetit‘.“ Oft folgt ein zweifelndes „Warum eigentlich nicht?“ oder „Stimmt das?“.
So allgemein gültig ist diese Regel nicht. Richtig ist, dass
man sich bei offiziellen Anlässen, z. B. bei einem Bankett,
noch nie einen guten Appetit gewünscht hat. Die Gastgeberin gab früher und gibt auch heute noch das Zeichen zum Essensbeginn, indem sie einfach zum Besteck greift. Wenn sie
fehlt, übernimmt der Gastgeber diese Aufgabe.
Richtig ist hingegen, dass Sie als Gast niemals von sich aus
„Guten Appetit“ wünschen sollten. Das wäre vermessen.
Folgende Argumente konnten mich nicht überzeugen,
doch entscheiden Sie selbst:
Zweifelhafte
Argumente
 Einige Umgangsformen-Trainer sagen, in Zeiten des
Überflusses und der Völlerei sei es unpassend, einander
einen guten Appetit zu wünschen.
 Wenn der Gastgeber selbst gekocht habe und diese
Worte ausspreche, seien sie ein Selbstlob.
 Besser sei es, gar nichts oder „Lasst und beginnen“ zu
sagen.
Was meinen Sie dazu? Ich entscheide mich lieber für „Guten Appetit“.
Hochzeiten: Eine Dame darf zu diesem Anlass
kein Schwarz tragen
Als mein Partner und ich zu unserer Hochzeit einluden,
war meine Trauzeugin ziemlich frustriert. Schuld daran
war das leidige Kleidungsthema: Trotz langer und mühevoller Anproben fand sie für diesen Anlass kein Outfit.
Nichts erschien ihr angemessen und passend.
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Halbwahrheiten, Etikette
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Nach etlichen Anläufen fand sie endlich ein Kleid und war
überglücklich. Ihre Freundin, die sie zur Beratung mitgenommen hatte, intervenierte jedoch sofort: „Vergiss es!
Das Kleid ist schwarz. Schwarz ist auf Hochzeiten tabu!“
Resigniert hängte sie das Stück zurück und rief mich frustriert an: „Gerade auf deiner Hochzeit möchte ich mir keinen Schnitzer leisten.“
Entwarnung: Schwarz ist eine wichtige Modefarbe und
kann sehr elegant sein. Sie dürfen sich sogar bei Hochzeiten
für diese Farbe entscheiden. Passen Sie allerdings auf, dass
das Gesamt-Outfit nicht farblos und trist wirkt, schließlich
ist eine Hochzeit ein fröhlicher Anlass. Setzen Sie mit einer
Stola, einem Bolerojäckchen, mit Schuhen, Accessoires,
Schmuck oder Make-up farbige Akzente. Dann ist auch gegen ein schwarzes Kleid nichts einzuwenden.
Lediglich in konservativen Kreisen sollten Sie mit der
Farbe Schwarz noch vorsichtig sein. Richtig ist: Die Farbe
Weiß ist tabu, sie ist und bleibt einzig und allein der Braut
vorbehalten.
Kirche: In der Kirche darf man weder klatschen
noch darf eine Mutter ihr Baby stillen
Weit gefehlt, zumindest gibt man sich in der evangelischen Kirche sehr liberal. Letztes Jahr gab der Medienverband der evangelischen Kirche im Rheinland einen „Kirchen-Knigge“ heraus.
Die Botschaft: Es besteht kein generelles Verbot, in einer
Kirche zu klatschen. Nur während der Liturgie sollten Sie
darauf verzichten, da dies die Konzentration und die geistliche Atmosphäre stören würde.
Die evangelischen Kirchenexperten erlauben sogar, dass
im Gotteshaus gestillt wird. Sie finden, dass eine Mutter
nicht auf die Predigt verzichten sollte, nur weil ihr Kind
hungrig ist. Ein sattes Kind ist ihnen in der Kirche lieber
als ein schreiendes.
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Vorsicht in konservativen Kreisen
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Halbwahrheiten, Etikette
Ladies first: Damen haben immer Vorrang
Einige Frauen schätzen zwar die Vorteile, die die Emanzipation mit sich bringt. Sie sind jedoch nicht bereit, auf ein
paar altmodische Vorrechte zu verzichten.
Im Berufsleben sollte es mittlerweile selbstverständlich
sein, dass Frauen sich in der Hierarchie einordnen. „Frau“
ist mittlerweile stark genug, um das zu verkraften.
„Man(n)“ muss ihr nicht mehr vor dem Chef die Hand geben, nur weil sie eine Frau ist. Das Geschlecht sollte im
Geschäftsleben weder ein Handicap noch ein Vorteil sein.
Die Hierarchie und die fachliche Leistung zählen – auch
für Frauen.
Und auch auf dem privaten Parkett ist Vorsicht geboten:
Geben Sie fremden Frauen nicht einfach zuerst die Hand,
nach dem Motto: „Das ist bestimmt Ihre Frau.“ Warten
Sie, bis man Sie vorstellt. Vielleicht handelt es sich nicht
um die Ehefrau, sondern um die neue Freundin. Ersparen
Sie sich selbst und anderen solche Peinlichkeiten.
Ladies first!
Begrüßen Sie zuerst
bekannte Personen
und warten Sie ab,
ob man Sie vorstellt.
Und: Lassen Sie eine
ausgestreckte Hand
niemals in der „Luft
hängen“
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Halbwahrheiten, Etikette
Es gilt: Grüßen Sie zuerst bekannte Personen und warten
Sie, bis man Sie bekanntmacht. Stellen Sie sich gegebenenfalls selbst vor.
Messer und Gabel: Kartoffeln und Salat darf
man nicht schneiden
In fast allen Fällen gilt: Sie dürfen Kartoffeln, Salat und
Gemüse heutzutage schneiden. Und Eier dürfen Sie köpfen, sofern Ihnen dies pannenfrei gelingt.
Früher wurden die Messer geschont, da sie nicht legiert
waren und im Kontakt mit Säuren schwarz anliefen. Dieses Argument zählt heute nicht mehr.
Die Servierart entscheidet: Große Salatblätter zu falten ist
mühselig, Kartoffeln, die „al dente“ gekocht wurden, sind
mit der Gabel allein kaum zu zerteilen.
Das Besteck-Paradoxon
In der gehobenen Gastronomie bekommen Sie sehr viel
Extrabesteck: Vorspeisenbesteck, ein Buttermesser, einen
Gourmetlöffel etc. Doch die Regel „Je mehr Besteck, desto stilvoller“ stimmt nicht immer. Es ist paradox: In einigen Situationen machen Sie genau dann einen besonders
guten Eindruck, wenn Sie mit so wenig Besteck wie möglich auskommen.
Der Italiener hält Sie für einen Kenner, wenn Sie z. B. die
Spagetti mit der Gabel aufrollen können, ohne einen Löffel zu Hilfe zu nehmen. Und auch in einigen konservativen Kreisen gilt es noch als fein, im Zweifelsfall auf das
Messer zu verzichten. Es gilt als stilvoll, die Kartoffeln
z. B. nicht zu schneiden oder die Salatblätter sorgfältig zu
falten, selbst wenn Messer und Gabel eingedeckt werden.
Wundern Sie sich also nicht.
Die Grundregel bleibt: Werden Messer und Gabel eingedeckt, dann dürfen Sie beides auch benutzen.
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Halbwahrheiten, Etikette
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Niesen
 „Gesundheit wünschen“
Sakkos offen zu tragen, ist modern
Fest steht: Ein zweireihiges Jackett sieht niemals gut aus,
wenn Sie es offen tragen. Beim Stehen und Gehen sollte
es immer geschlossen bleiben.
Tragen Sie einen Einreiher, kommt es auf die Situation an:
Bei offiziellen Anlässen sollten Sie die Anzugjacke bzw.
den Sakko unbedingt schließen, z. B.:
Formelle Situation
 Sie halten eine Rede.
 Sie fordern zum Tanzen auf.
 Sie begrüßen jemanden.
 Sie werden jemandem vorgestellt.
Indem Sie das Sakko/Jackett schließen, senden Sie die
Botschaft, dass Ihnen Ihr Gegenüber wichtig ist. Sie richten Ihre Kleidung, bevor Sie ihm gegenübertreten.
Anzug mit Weste
Es hält sich das Gerücht, dass man dreiteilige Anzüge
nicht schließen müsse. Doch das stimmt nicht, auch ein
Anzug mit Weste wird in formellen Situationen geschlossen. Schuld an diesem Gerücht könnte die Werbung sein:
Die Dressmen tragen die Anzüge offen. Wenn man
schließlich eine Weste verkaufen will, muss diese für den
Kunden auch zu sehen sein. Die Hand in der Hosentasche
soll zudem locker und sportlich wirken.
Wenn es locker zugeht
In legeren Situationen dürfen Sie den Sakko offen lassen,
z. B. in Besprechungen mit Kollegen. Prüfen Sie aber kritisch, ob das offene Jackett wirklich gut aussieht. Bei
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Halbwahrheiten, Etikette
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Kombinationen vermittelt ein offener Sakko oft eine gewisse Sportlichkeit, bei Anzügen fällt das Jackett häufig
nicht mehr schön und sieht nachlässig aus.
tipp: Achten Sie als Gast immer auf den Gastgeber. Er
lockert den Dresscode, indem er seinen Sakko öffnet,
die Krawatte abnimmt oder das Jackett ganz auszieht.
Schneiden
 „Messer und Gabel“
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Schwarze Anzüge darf man nur bei
Beerdigungen tragen
Das ist eine Regel, deren Stündlein langsam aber sicher
schlägt. Schwarz avanciert mehr und mehr zur Modefarbe
und wird längst nicht mehr mit Trauer gleichgesetzt. Daher finden schwarze Anzüge in der Herrenmode reißenden
Absatz, Hersteller und Käufer wagen sich mehr und mehr
an diese Anzugfarbe heran.
Die Emanzipation schreitet voran: Wenn die Dame ein
schwarzes Chanelkostüm oder das „kleine Schwarze“ tragen kann, warum sollte diese Farbe für den Herrn tabu
sein?
Vorsicht in konservativen Kreisen!
In konservativen Kreisen und Branchen beäugt man den
schwarzen Anzug selbstverständlich noch kritisch. Wählen Sie besser gedeckte Töne, z. B. Anthrazit, Dunkelgrau
oder Mitternachtsblau.
Spagetti schneiden
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 „Messer und Gabel“
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Halbwahrheiten, Etikette
Suppenteller: Man darf den Suppenteller nicht
kippen
Auch diese Regel ist passé: Dass man Speisereste zurückgehen lassen muss, passt nicht mehr in unsere Zeit. Man
darf den Suppenteller kippen, um auch den Rest der Suppe zu essen.
Heute ist es erlaubt, den
Suppenteller zu kippen.
Ob sie ihn vom Körper
weg oder zum Körper hin
kippen, ist Geschmacksache
Aus demselben Grund darf man heutzutage auch kleine
Suppentassen austrinken und wie eine Kaffeetasse zum
Mund führen – selbst in der Top-Gastronomie!
Auch das ist erlaubt:
Kleine Suppentassen
dürfen Sie austrinken
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Zuprosten
 „Anstoßen“
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