Rumänien EU-Agrarpolitik-1.10. - Amt für Mission, Ökumene und

Bringt die EU Kleinbauern in die Klemme?
Was bedeuten rumänische Erfahrungen für uns?
Vortrag und Diskussion mit Derek Freitas, EcoRuralis, Rumänien
1.Oktober
1.Oktober 2015,
2015, 19.30 Uhr,
Ev. Gemeindehaus, Friedhofstr. 1, Lienen
Die kleinbäuerliche und vielfältige Landwirtschaft im Rumänien wird derzeit massiv verdrängt, da
große internationale Agrarunternehmen immer mehr Landflächen kaufen, mehr Beihilfen erhalten
und Kleinbauern die verschärften EU-Vorschriften nicht einhalten können. Die Folgen sind:
Landkonzentration, Landflucht, Arbeitslosigkeit, steigende Landpreise, Verlust an biologischer
Vielfalt. Ähnliche Konzentrationsprozesse sind auch in Deutschland zu beobachten.
An diesem Vortrags- und Diskussionsabend wollen wir den Fragen nachgehen: Wie wirkt sich die
EU-Agrarpolitik in Rumänien aus? Was bedeutet dies für uns?
Der Referent Derek Freitas arbeitet für EcoRuralis, eine Organisation mit Sitz im Norden
Rumäniens, die Kleinbauern unterstützt.
Zu der Veranstaltung laden ein das Sozialseminar Lienen und das Amt für Mission, Ökumene und
kirchliche Weltverantwortung der EKvW.
Informationen:
Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Ev. Kirche von Westfalen (MÖWe)
Pfrn. Beate Hessler, Tel: 02303-288-134, Mail: [email protected]
Sozialseminar Lienen, Rudolf Holtkamp, Tel: 05484-1823, Mail: [email protected]
Hintergrund:
Rumänien besitzt mit ca. 14 Millionen Hektar die größte landwirtschaftliche Nutzfläche in Europa. Wie
schon im 19. Jahrhundert, als Rumänien die Kornkammer West- und Mitteleuropas war, ist die
Landwirtschaft heute für die rumänische Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Knapp die Hälfte der
Rumänen, rund 10 Mio. Menschen, lebt auf dem Land, und ein Drittel der Erwerbstätigen erwirtschaftet das
Einkommen in der Landwirtschaft.
Die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe weist eine hohe Vielfalt auf, es sind sowohl Kleinst- als auch
große Agrarbetriebe zu finden. Über die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird von Familien zur
Selbstversorgung per Hand, Pferd und mit veralteten Maschinen bewirtschaftet. Die Durchschnittsgröße
dieser Familienbetriebe, die sich vor allem in Zentral- und Nordrumänien befinden, liegt bei lediglich 1,8 ha.
Großbetriebe befinden sich demgegenüber im Süden des Landes und umfassen durchschnittlich ca. 270 ha
pro Betrieb. Teilweise besitzen sie auch mehrere tausend Hektar.
Diese Großbetriebe erfahren seit dem Beitritt Rumäniens zur EU Aufwind, währenddessen die Kleinbauern
verdrängt werden, bes. seitdem im Jahr 2014 der Bodenmarkt für Bürger anderer EU-Staaten geöffnet
wurde. Niedrige Landpreise in Rumänien ziehen ausländische Investoren an. In Rumänien sind inzwischen
etwa eine Million Hektar an transnationale Unternehmen verpachtet oder verkauft. Das entspricht ca. 7 %
der rumänischen Ackerfläche. Zudem erschweren verschärfte EU-Vorschriften, bes. in der Tierhaltung, die
Landwirtschaft für Kleinbauern, da sie diese nicht einhalten können. Außerdem begünstigen die direkten
Landwirtschaftsbeihilfen der EU die großen Betriebe: Weniger als ein Prozent der Betriebe erhält die Hälfte
der Subventionen, während die restlichen 99 Prozent sich die andere Hälfte teilen müssen (Angaben 2013).
Die Folgen dieser Landwirtschaftspolitik sind: Verdrängung der Kleinbauern, Konzentration von Land,
Landflucht, Arbeitslosigkeit, steigende Landpreise, Verlust an biologischer Vielfalt.