Kleine Checkliste zur Filmgestaltung, Filmanalyse und Diskussion

Kleine Checkliste zur Filmgestaltung, Filmanalyse und Diskussion
Jurydiskussion und Filmbewertung
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Autoren sind sensible Wesen und verdienen Respekt vor ihrer Leistung.
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Juroren sind auch sensible Wesen ! Sie urteilen subjektiv und mal gut – mal weniger gut.
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In jedem Film steckt viel Arbeit. Dies darf das Urteil nicht beeinflussen – aber der Ton macht die Musik.
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Jurydiskussion ist keine Nacherzählung - sie zeigt Stärken und Schwächen eines Films auf.
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Was andere schon gesagt haben, kann vertieft aber nicht wiederholt werden.
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Kritik hat immer zwei Seiten: Was ist gelungen? - Was kann man besser machen? Nenne Beispiele !
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Du darfst über alles Reden – nur nicht über 2 Minuten.
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Du musst nicht zu jedem Film etwas sagen. Schweigen ist besser als schwadronieren.
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Manche Filme sind schwierig – man muss nicht alles verstehen und darf dies auch sagen.
Manchmal hilft die Diskussion, um Zugang zum Film zu finden.
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Im Mittelpunkt steht der Film, nicht die Selbstdarstellung des Jurors und auch nicht andere Filme des Autors.
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Jurydiskussion ist eine Mannschaftsleistung. Dabei darf auch kontrovers diskutiert werden.
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Das Gesamtbild aus Diskussion und Abstimmung müssen zueinander passen.
Gesamteindruck
 Möchte ich den Film nochmals sehen? War er insgesamt unterhaltsam? Warum?
 Was ist das Besondere an diesem Film – wie hebt er sich von ähnlichen Filmen ab?
 Passt die Filmlänge zum Thema – tritt durch Gewichtung der Themen, Schnittrhythmus etc. Langeweile auf?
 Ist eine Filmidee erkennbar oder wird nur „abgefilmt“?
 Ist die Umsetzung des Themas mit filmischen Mitteln gelungen – oder ist er ein bebildertes Hörbuch?
 Ist eine persönliche Sicht des Autors vorhanden – passt dies zum Thema resp. Genre?
 Wird eine Geschichte glaubwürdig erzählt? - Ist die Recherche glaubwürdig (bei Doku)?
 Hat der Film einen eigenen Look, bestehend aus Farbgebung, Kontrast etc. (z.B. „Kinolook“) und passt dies zum
Thema
Aufbau / Gestaltung
 Entspricht die Titelgestaltung (Inhalt, Schriftarten, Schriftgröße, Effekte) dem Filmthema?
 Ist ein Drehbuch bzw. eine Konzeption erkennbar (Roter Faden etc.)?
 Ist ein Spannungsbogen erkennbar (Höhepunkte, Wendungen neu-deutsch „Plot Points“e tc.)?
 Ist eine ungewohnte Sichtweisen vorhanden, die auf das Thema neugierig macht?
 Sind in ihrer Abfolge gestaltete Sequenzen vorhanden oder steht jede Einstellung für sich alleine?
 Passt die Länge der Einstellungen zum Thema (Dynamik des Films)?
 Passt der Schnittrhythmus zum Thema und zur Stimmung?
 Werden Achssprünge vermieden?
 Wie werden Übergänge von einem Handlungsort zum nächsten gestaltet (Kamera, Schnitt, Ton)?
 Werden elektronische Effekte (nur) zielgerichtet eingesetzt?
 Werden Dokumente, Fotos etc. sachgerecht und stilsicher eingesetzt (z.B. „Ken-Burns-Effekt“, Animation)?
Bild / Kamera
 Sind technische Mängel vorhanden?
 Wird bei ruhigen Aufnahmen ein Stativ eingesetzt?
 Haben Zoom und Schwenk eine Funktion?
 Sind wechselnde oder ungewöhnliche Perspektiven, subjektive Kamera etc. vorhanden?
 Sind Nahaufnahmen vorhanden und wie ist der Wechsel der Aufnahmegröße?
 Wird Tiefenschärfe zielgerichtet eingesetzt?
 Ist Einsatz von Licht/Schatten und Farbe erkennbar?
 Ist der Bildaufbau gelungen (Vordergrund/Hintergrund, Tiefe, Bildaufteilung)?
Ton / Musik / Kommentar
 Passen Musik zum Thema und wird die Musik als dramaturgische Ausrufezeichen gezielt eingesetzt?
 Ist der Kommentar informativ, objektiv, kompetent, persönlich, witzig und passt dies zum Film?
 Ergänzt der Kommentar das Bild ohne es nachzuerzählen?
 Ist der Satzbau verständlich (kurze Sätze)?
 Wie passen Stimme und Sprechweise zum Thema?
 Sorgen Co-Kommentatoren oder Fachleute (Interview) für Glaubwürdigkeit – Vermeidung von Talking Heads?
 Wird O-Ton zielgenau eingesetzt – Wie sind Ton-Übergänge von Atmo / O-Ton?
 Wie ist die Abmischung von O-Ton / Musik und Kommentar?
 Wie ist die Synchronität von Ton und Bild (passt beides zusammen; Bild-Ton-Scheere)?
Jürgen Richarz, Wuppertal