Breitengrade Breitengrade - entdecken, erforschen, erleben. Breitengrade- entdecken, erforschen, erleben. Im Fokus des 90. Kunsthistorischen Studierendenkongresses steht die Variabilität der Einflüsse auf die Kunstwelt. Künstler, Kunstmarkt, Museen und Wissenschaft bilden ein weit verzweigtes Netzwerk. Sie alle fungieren als Mittler zwischen Kunst und Betrachter, Produzent und Konsument. Dieses globale System des stetigen Wandels ermöglicht eine weitgefasste Auseinandersetzung mit dem Thema Kunst. Der Kongress möchte diese verschiedenen „Breitengrade“ der Kunstwelt gemeinsam mit Referenten, Studenten und Besuchern abschreiten und sich die Grenzen sowie Übergänge erschließen. Die Gastgeberstadt Kassel bietet mit seinen zahlreichen Kunst- und Kulturstätten sowie ihrer stets präsenten Geschichte der Weltkunstausstellung documenta mannigfaltige Möglichkeiten, diese „Breitengrade“ zu entdecken, zu erforschen und zu erleben. Denn alle fünf Jahre lässt sich dabei ein wiederkehrendes Phänomen erkennen: Die Kunst bleibt, wenn auch nicht faktisch, selbst nach der 100-tägigen Ausstellung stets präsent. Die verschiedenen Werke prägen das Stadtbild und konfrontieren die Rezipienten mit den Positionen der verschiedenen Kunstauffassungen. Zudem lässt sich am Beispiel der Stadt die fortschreitende Globalisierung der Kunst erkennen. Wurden zur ersten documenta im Jahr 1955 internationale Werke lediglich im Fridericianum, dem ersten Museumsbau Europas, gezeigt, so sind neuere Konzeptionen oftmals global orientiert. So ließ Carolyn Christov-Bakargiev die documenta 13 neben dem Hauptstandort Kassel auch in Afghanistan, Ägypten und Kanada stattfinden. Ihr Nachfolger Adam Szymczyk greift mit Athen als zweiten Standort diese Idee für das Konzept der 2017 stattfindenden documenta 14 wieder auf. Diesem hier aufgezeigten globalen und geographischen Netzwerk der Kunst sind auch die Kunstschaffenden untergeordnet. Der Künstler, sein geographischer sowie kultureller Ursprung und sein Werdegang bilden dabei die wohl offensichtlichsten Einflüsse auf die Kunst. Soziale Unterschiede sowie persönliche Erlebnisse werden oftmals in ihren Werken verarbeitet. Die Künstler sind ein fester Bestandteil der Maschinerie Kunstmarkt – ob gewollt oder nicht. Die Ausstellungsorte, Museen und Galerien, bilden dab ei ein ganz besonderes geographisches Feld in der Kunstwelt. Einige Künstler versuchen jedoch diesem scheinbar festen Drei-Parteien-System zu entfliehen. Kunst im urbanen Raum, Street bzw. Urban Art und die Orientierung weg von der gegenständlichen Kunst stellen einige solcher Versuche dar. Breitengrade Breitengrade - entdecken, erforschen, erleben. Neben der offensichtlichen Symbiose aus Kunstschaffenden und Kunstmarkt wirken sich auch politische sowie ökonomische Veränderungen auf das System aus Künstlern, Kunstkäufern bzw. -verkäufern und Museen aus. Die kunsthistorischen Veränderungen von der Rezeptionskunst hin zur Reflexionskunst sind geprägt von Umbrüchen. Die Motivik in der bildenden Kunst wurde stets von diesen Umschwüngen beeinflusst. Politische Veränderungen wie der Kolonialismus und die Regentschaft unterschiedlicher Herrscher hatten vor allem in Europa einen bedeutsamen Einfluss auf die Position der Kunst, die uns heute vermittelt wird. Die Zensur, sei es durch Regierung oder Kirche, wirkt sich auf die Entwicklung der Kunst aus. Die Geburt der Wunderkammer, Sammlungen voller Artefakte sowie Naturalia der Fürsten und Herrscher des 14. Jahrhunderts ebnete den Weg hin zum heutigen Museum und zeigt den Einfluss außen- sowie innenpolitischer Entwicklungen. Neben politischen Ereignissen beeinflusst auch das Internet mehr und mehr die Kunstwelt. Rankingseiten sowie virtuelle Rundgänge durch Museen verändern die Beziehung zwischen Werk, Rezipient und Institution. Auch der Kunsthandel erhält durch virtuelle Plattformen und Auktionsseiten eine neue Dynamik. Kunst verkommt bisweilen zum lukrativen Geschäft und einem gewagten Spiel um Rekordpreise. Final gilt es den „Breitengrad“ der eigenen Verortung in diesem System abzuschreiten. Die Rolle der Kunsthistoriker*Innen bzw. Kunstwissenschaftler*Innen in diesem dichtgewebten Netz aus Kunst, Kunstmarkt und der Kunstgeschichtsschreibung soll hierbei näher beleuchtet und hinterfragt werden. Der 90. KSK möchte mit dieser Thematik Studierende aller Semesterstufen anregen und ihnen eine Plattform für ihre Forschungen und Ideen bieten. Als Vertretung und gemeinsames Sprachrohr der Studierenden der Kunstgeschichte und Kunstwissenschaften im deutschsprachigen Raum bietet der KSK zudem einen Rahmen, um nicht nur Inhalte und Methoden unserer Disziplin und hochschulpolitische Fragen zu besprechen, sondern auch um kritisch zu reflektieren oder sich auszutauschen. Wir laden daher alle Studierende und Wissenschaftler*Innen der Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft sowie alle Interessierten herzlich dazu ein, kunstbezogene und interdisziplinäre Beiträge in Form von Vorträgen, Workshops, Führungen oder anderen kreativen Formaten einzureichen, mit denen diese Variabilität an Einflüssen differenzierbar und erfahrbar gemacht werden kann.
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