38 Tier BAUERNBLATT l 8. August 2015 ■ Erfolgreich füttern: Geburten beim Rind Neues Leben – immer wieder eine Herausforderung Kühe sind meistens dazu in der Lage, ihr Kalb allein ohne fremde Hilfe auf die Welt zu bringen. Störungen im Geburtsablauf können jedoch insbesondere dann eintreten, wenn zum es sich um eine Mehrlingsgeburt handelt, das Kalb zu groß ist oder wenn der Geburtshelfer Fehler im Umgang mit der kalbenden Kuh macht. Unsachgemäßes wie auch unnötiges Eingreifen während der Kalbung kann schwere Folgen haben. Dazu gehören Nachgeburtsverhaltungen, Gebärmutterentzündungen und lebensschwache Kälber, im schlimmsten Fall der Tod von Muttertier und Kalb. Für den Geburtshelfer ist es ein großer Vorteil, wenn er genau Bescheid weiß über den normalen Ablauf einer Kuhgeburt und er sich ein systematisches Vorgehen zurechtgelegt hat. Das gibt Sicherheit auch in schwierigen Situationen. Jede Geburt ist eine Herausforderung. Auch der erfahrenste Geburtshelfer kann bei einer Geburt Unterstützung benötigen. Es ist wichtig, dies zu akzeptieren, denn eine Geburt ist nicht nur der Beginn eines neuen Lebens, sondern auch Ausgangspunkt für eine neue Laktationsperiode. 280 Tage vor der eigentlichen Geburt legt der Landwirt den Grundstein für eine komplikationslose Geburt. Die Auswahl des richtigen Vatertieres ist der Grundstein dafür. Kälber, die zu groß sind für das Muttertier, kann auch der beste Geburtshelfer nicht auf natürliche Weise auf die Welt bringen, ohne dass es zu schwerwiegenden Verletzungen oder gar zum Tod kommt. Wenn bekannt ist, dass der Bulle schon bei den letzten Kuhgeburten Probleme verursacht hat, dann müssen alle Mitarbeiter darüber informiert werden. Vorbereitungsphase optimal gestalten Als Vorbereitungsphase bezeichnet man drei Wochen vor der Geburt. Sie fällt somit in die zweite Hälfte der Trockenstehzeit (Transitphase). Einer der wichtigsten Aspekte der Vorbereitungsphase ist die Fütterung. Sie muss darauf abzielen, dass die Tiere die optimale Körperkondition mit einem Body Condition Score (BCS) zwischen 3 Einzelabkalbeboxen, die, falls notwendig, auch einmal für zwei gleichzeitige Abkalbungen ausreichend Platz bieten. und 3,5 bereits im letzten Drittel der Laktation erreichen. Haben die Tiere einen BCS unter 3, sind sie zu schwach zum Abkalben, liegt der BCS über 3,5, können zu starke Fettgewebseinlagerungen im Beckenbereich die Schwergeburtenrate erhöhen. Das bedeutet aber nicht, dass Kühe mit einem zu hohem BCS kurz vor der Geburt auf Diät gesetzt werden dürfen. Dadurch würde wiederum das Ketoserisiko für die Zeit nach der Geburt erhöht werden. Die beste Ketoseprophylaxe ist die richtige Fütterung in der Trockenstehzeit. Landwirte sollten die Frühtrockensteher knapp füttern, da sie dann eine bessere Futteraufnahme nach dem Kalben zeigen. Gegebenenfalls ist ein Teil der Ration durch gehäckseltes Stroh zu ersetzen und diese Ration dann in der Anfütterungsphase durch Kraftfutter und Mineralfutter aufzuwerten. Denn die Kuh hat durch das starke Wachstum des Kalbes jetzt einen hohen Energiebedarf. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die ausreichende Versorgung mit Kalzium. Ein zu niedriger Blutkalziumspiegel kann bei der Kalbung zu Wehenschwäche führen. Milchfieberprophylaxe kann unterschied- lich durchgeführt werden: durch Kalziumgaben kurz vor und nach dem Kalben, durch Vitamin D3, kalziumarme Fütterung vor dem Kalben und saure Salze. Diese Methoden sollten in Absprache mit dem Hoftierarzt und dem Fütterungsberater ausgewählt werden. Bequeme Abkalbebox einrichten Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Abkalbebox. Dafür gelten folgende Kennzahlen: ● Man sollte bei der Bauplanung einen Abkalbeplatz pro 25 Kühe rechnen. ● In der Gruppenkalbung sollten nicht mehr als sechs Kühe abkalben. ● Es sollen 10 bis 12 m2 pro Tier in der Gruppenabkalbung, für Einzelboxen 15 m2 eingeplant werden. ● Sichtkontakt zur Herde sicherstellen, ● täglich neue Einstreu von 8 bis 12 kg Stroh pro Tier geben, ● Box sollte gut zugänglich für Geburtshelfer sein, Fixierungsmöglichkeit, künstliche Beleuchtung sollten vorhanden sein. ● Eine Abkalbebox sollte nie auch als Krankenstall genutzt werden. Rechtzeitig in die Abkalbebox umstallen Die ersten undeutlichen Geburtsanzeichen der Kuh sind weiche, eingefallene Beckenbänder, ein ödematisiertes Euter, glänzende Zitzen, tropfende Milch und Schleimabgang aus einer geröteten Scheide. Ist eines dieser Geburtsanzeichen sichtbar, sollte die Kuh umgehend in die Abkalbebox eingestellt werden. Die Geburt kann jetzt in wenigen Stunden, aber auch erst in einigen Tagen beginnen. Leider ist häufig noch zu beobachten, dass erst bei bereits sichtbaren Vorderbeinen die Kühe umgestallt werden. Hier hat die Austreibungsphase schon begonnen, und das Umstallen unterbricht den normalen Geburtsablauf. Folge dieses Stresses kann eine Schwergeburt sein. Ablauf der normalen, komplikationslosen Geburt Die Geburt gliedert sich in drei Phasen: ● Öffnungsphase: Der innere Muttermund öffnet sich, und die Fruchtblase tritt in den Gebärmutterhals ein. Erste, leichte Wehen sind sicht- ■ BAUERNBLATT l 8. August 2015 Diese Kuh befindet sich in der Austreibungsphase. Bitte nun regelmäßig die Geburt überwachen, ohne zu stören. Foto: Dr. Christiane Zaspel bar, und die Kuh kann unruhig hinund hertrippeln (Dauer: sechs bis 16 Stunden). ● Aufweitungsphase: Die Fruchtblase platzt, und der Kopf des Kalbes tritt aus der Scheide (Dauer: bei Kühen eine bis drei Stunden, bei Färsen auch bis zu vier bis sechs Stunden). ● Austreibungsphase: vollständiges Gebären des Kalbes (Dauer: 10 bis 15 min). Eine regelmäßige Geburtsüberwachung ist die Entscheidungsgrundlage für die geburtshilfliche Untersuchung. Die halbstündliche Geburtsüberwachung empfiehlt sich bei deutlichen Geburtsanzeichen, so zum Beispiel beim Abgang von blutigem Schleim, dem Hervortreten von Fruchtteilen beziehungsweise der Fruchtblase. Die Geburtsüberwachung sollte möglichst unauffällig erfolgen, damit die Kuh nicht gestört wird. In größeren Betrieben mit mehreren Mitarbeitern ist es sinnvoll, ein schriftliches Geburtsprotokoll zu führen. Wenn der Geburts- vorgang nicht voranschreitet, die angegeben Zeiten überschritten werden, die Kuh deutliche Schmerzanzeichen zeigt oder viel Blut hervortritt, ist eine Untersuchung durch die Scheide notwendig. Das Untersuchungsergebnis wird dann zeigen, ob Geburtshilfe geleistet werden muss. Untersuchungen, die ohne einen der oben genannten Gründe vorgenommen werden, sind unnötig und können den Geburtsvorgang stoppen. Außerdem stellen sie ein überflüssiges hygienisches Risiko dar. Utensilien für Untersuchung bereitlegen Die geburtshilfliche Untersuchung muss professionell durchgeführt werden. Für eine aussagekräftige Untersuchung braucht man die richtigen Utensilien und ein Untersuchungsschema. Deshalb sollten in Reichweite der Abkalbebox liegen: Gleitgel, ausreichend warmes Was- Zwei Stunden altes Kalb bei der Mutter, das unmittelbar nach der Geburt mit 3 l Biestmilch versorgt wurde. Fotos (2): Dr. Hans-Jürgen Kunz 40 Tier BAUERNBLATT l 8. August 2015 ■ ser (mindestens vier Eimer), jodhaltige Seife, Geburtsstricke oder -ketten, eventuell ein mechanischer Geburtshelfer, Handtücher, Geburtskittel, Einmalhandschuhe, Mobiltelefon und Telefonnummer des Tierarztes. Zuerst wird das Muttertier mit einem Strick fixiert. Das Fanggitter darf niemals dafür benutzt werden, da Strangulationsgefahr besteht. Die Genitalregion des Tieres und die Hände und Arme des Untersuchers werden gründlich mit Seife gereinigt. Der Untersucher zieht sich Einmalhandschuhe an, um sich vor Infektionen und Hautirritationen zu schützen. Mit viel Gleitgel beurteilt der Geburtshelfer Folgendes: ● Öffnungsgrad des Muttermundes ● Lage, Stellung und Haltung des Kalbes ● Lebenszeichen des Kalbes ● eine mögliche Verdrehung der Gebärmutter Bei vollständig verstrichenem Muttermund, korrekter Lage, Stel- lung und Haltung des Kalbes darf mit dem Auszug begonnen werden. Korrekte Lage bedeutet, dass es sich entweder um eine Vorder- oder Hinterendlage handelt, dass der Rücken des Kalbes zum Rücken des Muttertieres zeigt (sogenannte obere Stellung) und dass Vorder- und Hinterbeine sowie der Hals und Kopf des Tieres gestreckt sind. Dabei gelten folgende Auszugsregeln: ● Auszugshilfe nur am liegenden Tier ● Gliedmaßen des Kalbes mit jeweils einer Geburtskette oberhalb der Fesselgelenke fixieren, sodass die Ketten auf der Beugeseite der Gelenke verlaufen ● Zug nur während der Wehen, niemals während der Wehenpausen ● Zugkraft darf die Kraft von zwei Männern nicht überschreiten ● Damm bei Auszugshilfe durch kräftiges Gegendrücken mit den Handballen schützen ● Bei Vorderendlage gilt: Bis zum Durchtritt des Kopfes wechselseitig an den Ketten ziehen, danach gleichzeitig. Die Zugrichtung sollte zunächst parallel zur Wirbelsäule des Muttertieres sein, nach Durchtritt des Brustkorbes des Kalbes wird dann um 90° abgewinkelt in Richtung Sprunggelenk des Muttertieres gezogen. ● Bei Hinterendlage gilt: Immer gleichzeitig an beiden Ketten ziehen und das Kalb immer parallel zum Rücken der Mutter herausziehen. ● Stellungs- und Haltungsanomalien mit viel Gleitgel unter Schutz des weichen Geburtsweges berichtigen. Ist das Kalb auf der Welt, gilt der Grundsatz: erst das Kalb, dann die Kuh. Beim Kalb müssen routinemäßig die Nasenlöcher kontrolliert werden auf Schleim- und Fruchtwasserreste. Eine stockende Atmung kann durch einen Kaltwasserguss im Nacken und durch Abreiben mit einem Handtuch angeregt werden. Eine ausreichende Kolostrumversorgung ist sicherzustellen. Beim Muttertier ist zu kontrollieren, dass sich kein weiteres Kalb in der Kuh befindet und keine VerDer Tierarzt letzungen vorliegen. Die Kuh sollist zu rufen: te in Brustlage aufgerichtet, ihr ● bei Verdacht auf einer Gebärmut- sollte viel Wasser gegeben oder auch ein Energietrunk angeboten terdrehung, ● wenn eine Lage-, Stellungs- und werden. Bei einer Schwergeburt Haltungsanomalie nicht zu berichti- sollte zur Sicherheit ein Vergrittungsgeschirr angelegt werden. gen ist, ● wenn der Auszugsversuch nach Kristin Resch 20 min nicht erfolgreich war oder Tierärztin ● wenn Verletzungen beim [email protected] tier bemerkt werden. Vorführung zur Sanierung wassergebundener Wege in Futterkamp Fahrbahnen herstellen, aber bitte wirtschaftlich In erster Linie sind es die Gemeinden, Waldbesitzer und landwirtschaftliche Großbetriebe, die häufig etliche Kilometer wassergebundener Feld- und Waldwege laufend zu unterhalten haben. Reichen einfache Ausbesserungsarbeiten für eine gute Befahrbarkeit nicht mehr aus, kann so ein Weg nur über eine Grundsanierung nachhaltig instand gesetzt werden. Dazu gehören die dauerhafte Beseitigung von Schlaglöchern und das Herstellen einer abriebfesten Wegeoberfläche sowie ein wasserabführendes Wegeprofil. Wie das funktioniert, darum ging es bei der vergangenen Bau- Zahlreiche Besucher, darunter auch Kammerpräsident Claus Heller, der die Anlehrschau, und das erläutert dieser regung zu dieser Vorführung gab, verfolgten am Bau- und Energielehrschautag die verschiedenen Arbeitsschritte der Wegesanierung. Artikel. Einige Lohnunternehmer haben sich in Schleswig-Holstein auf dieses Einsatzgebiet spezialisiert. Sie bieten verschiedene Verfahren zur Sanierung wassergebundener Wege an. Am Bau- und Energielehrschautag am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer wurden zwei Varianten vorgestellt. Die Firma Rüchel Plöhn GmbH, Holzbunge, zeigte und erklärte in einer Vorführung die Sanierungsmethode nach dem „Gutzwiller-Verfahren“, siehe Bilder. Die Blunk GmbH, Rendswühren, informierte zum Blunk-Wegebau-System. Grundsätzlich wird bei beiden Varianten vorhandenes Stein- und Schottermaterial gut durchmischt und neu eingebracht. Fehlendes Material kann durch Sammelsteine oder Bau- und Betonschutt ausgeglichen werden. Ein entsprechendes Wegeprofil wird erstellt und das Einbaumaterial verdichtet. Für eine nachhaltige Sanierung ist es wichtig, dass das Oberflächenwasser ungehindert ablaufen kann. Dafür sind meist zusätzlich die Bankette an den Straßen- und Wegrändern anzupassen. Bei dieser Arbeit werden mit der Bankettfräse die überhöhten Bankette abgefräst und das zerkleinerte Material an den Fahrbahnrand geworfen. Durch Verstellen des Wurfleitbleches kann das Fräsgut auch unmittelbar neben dem Arbeitsbereich abgelegt werden. Der Wasserablaufwinkel der Bankette wird dabei den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Effiziente Wegesanierung Die Sanierung bestehender Wege durch die Blunk GmbH erfolgt im dreistufigen Wegebauverfahren. Erster Arbeitsschritt: Mit der Seppi-M.-Steinbrecherfräse fräst Blunk die Verschleiß- beziehungsweise Tragdeckschicht des alten Weges bis zu ihrem tiefsten Punkt auf. Im selben Arbeitsgang wird dabei gleich das neu aufgebrochene Material gemischt und eine homogene, neue Sieblinie als Verschleißschicht hergestellt. Wasserlöcher, Schlaglöcher und Fahrrinnen werden bis zu einer Auffrästiefe von 30 cm dabei automatisch gleich mit losgefrästem Material gefüllt und müssen nicht extra mit neuem Schottermaterial geebnet werden. Sofern aber gebrochenes Steinmaterial der Körnung 0-32 fehlt, um die homogene Tragdeckschicht herzustellen, wird nach dem ersten Fräs- und Profilierarbeitsgang neues Material eingebracht und mit dem losgefrästen alten Material in einer weiteren Überfahrt vermischt. Die Körnung des Deckmaterials muss stimmen, damit auch das Regenwasser im Profil richtig abfließt und Rinnsale oder Pfützen so keine Schäden verursachen können.
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