40 Tier BAUERNBLATT l 8. August 2015 ■ ser (mindestens vier Eimer), jodhaltige Seife, Geburtsstricke oder -ketten, eventuell ein mechanischer Geburtshelfer, Handtücher, Geburtskittel, Einmalhandschuhe, Mobiltelefon und Telefonnummer des Tierarztes. Zuerst wird das Muttertier mit einem Strick fixiert. Das Fanggitter darf niemals dafür benutzt werden, da Strangulationsgefahr besteht. Die Genitalregion des Tieres und die Hände und Arme des Untersuchers werden gründlich mit Seife gereinigt. Der Untersucher zieht sich Einmalhandschuhe an, um sich vor Infektionen und Hautirritationen zu schützen. Mit viel Gleitgel beurteilt der Geburtshelfer Folgendes: ● Öffnungsgrad des Muttermundes ● Lage, Stellung und Haltung des Kalbes ● Lebenszeichen des Kalbes ● eine mögliche Verdrehung der Gebärmutter Bei vollständig verstrichenem Muttermund, korrekter Lage, Stel- lung und Haltung des Kalbes darf mit dem Auszug begonnen werden. Korrekte Lage bedeutet, dass es sich entweder um eine Vorder- oder Hinterendlage handelt, dass der Rücken des Kalbes zum Rücken des Muttertieres zeigt (sogenannte obere Stellung) und dass Vorder- und Hinterbeine sowie der Hals und Kopf des Tieres gestreckt sind. Dabei gelten folgende Auszugsregeln: ● Auszugshilfe nur am liegenden Tier ● Gliedmaßen des Kalbes mit jeweils einer Geburtskette oberhalb der Fesselgelenke fixieren, sodass die Ketten auf der Beugeseite der Gelenke verlaufen ● Zug nur während der Wehen, niemals während der Wehenpausen ● Zugkraft darf die Kraft von zwei Männern nicht überschreiten ● Damm bei Auszugshilfe durch kräftiges Gegendrücken mit den Handballen schützen ● Bei Vorderendlage gilt: Bis zum Durchtritt des Kopfes wechselseitig an den Ketten ziehen, danach gleichzeitig. Die Zugrichtung sollte zunächst parallel zur Wirbelsäule des Muttertieres sein, nach Durchtritt des Brustkorbes des Kalbes wird dann um 90° abgewinkelt in Richtung Sprunggelenk des Muttertieres gezogen. ● Bei Hinterendlage gilt: Immer gleichzeitig an beiden Ketten ziehen und das Kalb immer parallel zum Rücken der Mutter herausziehen. ● Stellungs- und Haltungsanomalien mit viel Gleitgel unter Schutz des weichen Geburtsweges berichtigen. Ist das Kalb auf der Welt, gilt der Grundsatz: erst das Kalb, dann die Kuh. Beim Kalb müssen routinemäßig die Nasenlöcher kontrolliert werden auf Schleim- und Fruchtwasserreste. Eine stockende Atmung kann durch einen Kaltwasserguss im Nacken und durch Abreiben mit einem Handtuch angeregt werden. Eine ausreichende Kolostrumversorgung ist sicherzustellen. Beim Muttertier ist zu kontrollieren, dass sich kein weiteres Kalb in der Kuh befindet und keine VerDer Tierarzt letzungen vorliegen. Die Kuh sollist zu rufen: te in Brustlage aufgerichtet, ihr ● bei Verdacht auf einer Gebärmut- sollte viel Wasser gegeben oder auch ein Energietrunk angeboten terdrehung, ● wenn eine Lage-, Stellungs- und werden. Bei einer Schwergeburt Haltungsanomalie nicht zu berichti- sollte zur Sicherheit ein Vergrittungsgeschirr angelegt werden. gen ist, ● wenn der Auszugsversuch nach Kristin Resch 20 min nicht erfolgreich war oder Tierärztin ● wenn Verletzungen beim [email protected] tier bemerkt werden. Vorführung zur Sanierung wassergebundener Wege in Futterkamp Fahrbahnen herstellen, aber bitte wirtschaftlich In erster Linie sind es die Gemeinden, Waldbesitzer und landwirtschaftliche Großbetriebe, die häufig etliche Kilometer wassergebundener Feld- und Waldwege laufend zu unterhalten haben. Reichen einfache Ausbesserungsarbeiten für eine gute Befahrbarkeit nicht mehr aus, kann so ein Weg nur über eine Grundsanierung nachhaltig instand gesetzt werden. Dazu gehören die dauerhafte Beseitigung von Schlaglöchern und das Herstellen einer abriebfesten Wegeoberfläche sowie ein wasserabführendes Wegeprofil. Wie das funktioniert, darum ging es bei der vergangenen Bau- Zahlreiche Besucher, darunter auch Kammerpräsident Claus Heller, der die Anlehrschau, und das erläutert dieser regung zu dieser Vorführung gab, verfolgten am Bau- und Energielehrschautag die verschiedenen Arbeitsschritte der Wegesanierung. Artikel. Einige Lohnunternehmer haben sich in Schleswig-Holstein auf dieses Einsatzgebiet spezialisiert. Sie bieten verschiedene Verfahren zur Sanierung wassergebundener Wege an. Am Bau- und Energielehrschautag am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer wurden zwei Varianten vorgestellt. Die Firma Rüchel Plöhn GmbH, Holzbunge, zeigte und erklärte in einer Vorführung die Sanierungsmethode nach dem „Gutzwiller-Verfahren“, siehe Bilder. Die Blunk GmbH, Rendswühren, informierte zum Blunk-Wegebau-System. Grundsätzlich wird bei beiden Varianten vorhandenes Stein- und Schottermaterial gut durchmischt und neu eingebracht. Fehlendes Material kann durch Sammelsteine oder Bau- und Betonschutt ausgeglichen werden. Ein entsprechendes Wegeprofil wird erstellt und das Einbaumaterial verdichtet. Für eine nachhaltige Sanierung ist es wichtig, dass das Oberflächenwasser ungehindert ablaufen kann. Dafür sind meist zusätzlich die Bankette an den Straßen- und Wegrändern anzupassen. Bei dieser Arbeit werden mit der Bankettfräse die überhöhten Bankette abgefräst und das zerkleinerte Material an den Fahrbahnrand geworfen. Durch Verstellen des Wurfleitbleches kann das Fräsgut auch unmittelbar neben dem Arbeitsbereich abgelegt werden. Der Wasserablaufwinkel der Bankette wird dabei den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Effiziente Wegesanierung Die Sanierung bestehender Wege durch die Blunk GmbH erfolgt im dreistufigen Wegebauverfahren. Erster Arbeitsschritt: Mit der Seppi-M.-Steinbrecherfräse fräst Blunk die Verschleiß- beziehungsweise Tragdeckschicht des alten Weges bis zu ihrem tiefsten Punkt auf. Im selben Arbeitsgang wird dabei gleich das neu aufgebrochene Material gemischt und eine homogene, neue Sieblinie als Verschleißschicht hergestellt. Wasserlöcher, Schlaglöcher und Fahrrinnen werden bis zu einer Auffrästiefe von 30 cm dabei automatisch gleich mit losgefrästem Material gefüllt und müssen nicht extra mit neuem Schottermaterial geebnet werden. Sofern aber gebrochenes Steinmaterial der Körnung 0-32 fehlt, um die homogene Tragdeckschicht herzustellen, wird nach dem ersten Fräs- und Profilierarbeitsgang neues Material eingebracht und mit dem losgefrästen alten Material in einer weiteren Überfahrt vermischt. Die Körnung des Deckmaterials muss stimmen, damit auch das Regenwasser im Profil richtig abfließt und Rinnsale oder Pfützen so keine Schäden verursachen können. Tier ■ BAUERNBLATT l 8. August 2015 Bild 1: Aufreißen: Vorführung nach Gutzwiller, erster Schritt: Die Wegesanie- Bild 2: Steinbrecherfräse: Vorführung nach Gutzwiller, zweiter Schritt: Nachdem rung des Unternehmens Rüchel Plöhn ist in vier Arbeitsschritte unterteilt. Als zusätzliches Material wie Feldsteine eingebracht wurde, zerkleinert und durchErstes erfolgt das Aufreißen des Weges mit dem Steingrubber. mischt der Steinbrecher am Schlepper vorhandenes und neues Steinmaterial. Bild 3: Richtige Körnung: Vorführung nach Gutzwiller, Ergebnis zweiter Schritt: Nach mehrmaligen Überfahrten ist aus den Feldsteinen die gewünschte Sieblinie mit neuem kornabgestuften, gebrochenem Gestein für die Tragdeckschicht erreicht. Fotos (5): Hans-Jochim Rohweder Bild 4: Verdichten: Vorführung nach Gutzwiller, dritter und vierter Schritt: Im dritten ArbeitsschrittwirddurchPlanierendasWegeprofilhergestellt.AlsLetzteserfolgtdas VerdichtenderneuenTragschichtmiteinerDreifachrüttelplatte.Durcheinespezielle Aufhängung passen sich die Platten automatisch an das Wegeprofil an. Zweiter Arbeitsschritt: Mit dem Grader wird anschließend ein haltbares Dachprofil hergestellt. Das Wasser kann somit zu beiden Seiten des Weges ablaufen. Sollte wegen der vorhandenen Gegebenheiten des Geländes kein beidseitiger Wasserablauf möglich sein, muss ein Schrägprofil zur Ablaufseite hin erstellt werden. Verfestigung der Tragdeckschicht Im letzten Arbeitsschritt erfolgt die Verfestigung der neuen Tragdeckschicht. Mit der Erdbauwalze wird die neue Tragdeckschicht durch mehrere Walzübergänge verdichtet. Dabei wird feinanteiliges sowie kornabgeBild 5: Wie mit der Seppi-Steinbrecherfräse die optimale Körnung für einen stuftes Material an die Oberfläche haltbaren Wegebau hergestellt wird, erklärten die Blunk-Erdbau-Mitarbeiter gebracht. In Verbindung mit Feuchbei der Wegebauvorführung in Futterkamp. Foto: Blunk GmbH tigkeit und Druck entsteht so eine ab- geschlossene Verschleißschicht in Form einer „wassergebundenen Wegedecke“. Mit der Freigabe für den Verkehr, insbesondere Schwerlastverkehr, sollten gern drei Wetterwechsel von Regen und Sonne abgewartet werden, damit sich das Wegematerial weiter „setzen“ kann. Auch nach der Sanierung ist die Haltbarkeit der Verschleißschicht wassergebundener Wegedecken aus Schottertragschichten durch die Witterung und Fahrbelastung zeitlich begrenzt. Eine laufende Pflege, um bereits ersten Anzeichen der Pfützenbildung entgegenzuwirken, ist daher für eine lange Haltbarkeit nötig. Hans-Jochim Rohweder Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 81-90 09-64 [email protected] 41
© Copyright 2024 ExpyDoc