Nie wieder verlaufen oder verfahren

Prof. Dr.-Ing. Alfred Kleusberg
Institut für Navigation
Universität Stuttgart
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Nie wieder verlaufen oder verfahren - Navigation für Jedermann
Seit Beginn der Menschheitsgeschichte haben unsere Vorfahren Methoden entwickelt,
sich in ihrer Umwelt zurecht zu finden und ein vorgegebenes Ziel zu erreichen. Hierzu
benutzte man von Alters her herausstechende natürliche Landschaftsmerkmale, von
Menschenhand errichtete künstliche Merkmale (z.B. Leuchttürme), und die Orientierung
anhand von Beobachtungen von Sonne, Mond und Sternen. Dass dies, zumal im Altertum,
nicht immer unmittelbar erfolgreich war, davon zeugen die von Homer beschriebenen
Irrfahrten des Odysseus am Ende des Trojanischen Krieges auf dem Weg zurück zu seiner
Heimat in Ithaka.
Im späten Mittelalter und in der Neuzeit wurden
insbesondere für die Navigation in der Schifffahrt in Europa neue
Instrumente eingeführt: der Kompass ermöglichte es, auch im
dichten Nebel zu wissen, in welche Richtung man segelte; der
Sextant erlaubte erstmalig eine exakte Messung der Gestirne auf
See; der Chronometer ermöglichte eine präzise Bestimmung der
geographischen Länge auf See. Mit diesen Navigationsinstrumenten hat man sich bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts
beholfen.
In der ersten Häfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden dann auch für die nun rasch
wachsenden Luftfahrt Trägheitsnavigationssysteme und die Methode der Funkortung
entwickelt. Bis zu dieser Zeit kann die Tendenz der Evolution von Navigationsanlagen mit
drei Worten beschrieben werden: größer, genauer und teurer. Diese Tendenz hat sich dann in
der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts teilweise umgekehrt; nun heißt es: kleiner,
genauer, preiswerter. Schuld daran ist die Mikroelektronik und der erst dadurch ermöglichte
Bau von künstlichen Satelliten und die Entwicklung von kleinen und kleinsten Geräten zum
Empfang der von Satelliten ausgesandten Signalen.
Das Global Positioning System (GPS) besteht aus 24
Satelliten, die in einer Höhe von ca. 20.000 km die Erde
umkreisen. Die von diesen Navigationssatelliten gesendeten
Signale werden von GPS Empfängern angemessen und zur
Bestimmung der Position genutzt. Solche GPS Empfänger gibt
es für die verschiedensten Anwendungen und Genauigkeitsklassen. Zum Einen gibt es etwas teurere Geräte, die zu
Vermessungszwecken mit cm-Genauigkeit eingesetzt werden.
Zum Anderen gibt es heute auch sehr preiswerte Geräte in der
Größe von Taschenrechnern, die einem jeden Wanderer die
Orientierung in unbekanntem Gelände ermöglichen. Ganz
besonders bemerkenswert daran ist, dass die Genauigkeit selbst dieser Kleingeräte um ein
Vielfaches höher ist, als die des besten und teuersten Navigationsgerätes zu Mitte des letzten
Jahrhunderts. Und diese Genauigkeit steht jedem zur Verfügung, der bereit ist, ¼ 100 zu
investieren.
Wie geht's weiter? GPS Empfänger werden noch kleiner werden. Das
Ziel ist ein Empfänger auf einem einzigen Chip der Größe von einem
Quadratzentimeter. Solche Chips wird man z.B in Mobiltelefone einbauen;
dann weiß die Zentrale beim Eingang eines Notrufs, wo sich der Notfall
ereignet hat. Da die Herstellungskosten für derartige Chips minimal sind,
werden diese in der Zukunft in Alles eingebaut werden, was einen bestimmten
Wert darstellt. Dann wird man immer wissen, wo sich was befindet.
Das ist dann Navigation für Jedermann und Jedesache.