CIRS als Kommunikationsherausforderung Fiona Mc Dermott

CIRS als Kommunikationsherausforderung
Fiona Mc Dermott
Agenda
» Patientensicherheit in den Medien
» Fehlerkette / Systemischer Sicherheitsansatz
» Fehlermeldesysteme
» Risikomanagement
» Positive Entwicklungen von CIRS und
Optimierungspotenzial
» Nutzungssteigernde Faktoren
» Fazit
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Patientensicherheit in den Medien
Tagesschau:21.01.2014
blick: 27.10.2007
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Patientensicherheit
» befasst sich primär mit der Vermeidung, Prävention und
Bewältigung von unerwünschten Ereignissen oder
Schädigungen im Zuge der Gesundheitsversorgung.
» ist mehr als nur die Abwesenheit schädigender
Ereignisse.
» ist nicht die Eigenschaft einer Person, eines Geräts oder
einer Abteilung.
Die Erhöhung der Patientensicherheit beruht auf dem Verständnis, wie
Sicherheit aus der Interaktion dieser Komponenten erwächst.
(nach Vincent, 2006, S.14)
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Eisbergmodell
1
10
30
schwerer Unfall
Unfälle
Beinahe Unfälle
600
unsichere
Handlungen ohne
schwerwiegende
Konsequenzen
Grundlage: «accident ratio study» (Bird,1966)
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Systemischer Sicherheitsansatz
Fehlerhafte
Entscheidungen
Mängel im
Management
Unsichere
Psychologische
Handlungen
Vorläufer
unsicherer Handlungen
Unangemessene
(technische)
Schutzmassnahmen
Unfall
(nach Reason, 1997)
Latente & aktive Fehler
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Ziele von Fehlermeldesystemen
» Erfassen auch von Fehlern/Ereignissen, um frühzeitig
Schwachstellen zu erkennen
» organisationales und individuelles Lernen
» oft angestrebt: veränderte Sicherheitskultur
»sicherheitsrelevante Wahrnehmungen und Einstellungen der
Mitarbeiter (z.B. Einstellung zu Teamarbeit, Kooperation, Umgang mit
Fehlern in der Organisation in Bezug auf Sicherheit)
» themenbezogen oder organisationsbezogen möglich
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Systematische Ereignis Analyse als Grundlage des Lernens
Organisation,
Management
& instiutioneller
Kontext
EinflussFaktoren auf
Patientenversorgung
Probleme in
der PatientenSchutzversorgung massnahmen
Arbeitsbedinungen
Management
Entscheide &
Organisationale
Prozesse
Unsichere
Handlungen
Ereignis
Fehlerbegünstigende
Rahmenbedingungen
Fehler
RahmenBedingungen
für Regelverstösse
Regelverstösse
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(nach Vincent et al., 1998)
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Fehlermeldesysteme: Erfolgscharakteristika
» Freiwilligkeit
» Anonymität / Vertraulichkeit
» Keine negativen Konsequenzen für Berichtende
» Unabhängigkeit des Berichtssystems
» Analytischer Rahmen
» Feedback
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Sicherheits-/Organisationsdiagnose mittels Fehlermeldung?
» Anzahl und Typen von Vorfällen muss nichts
Negatives über Abteilung/Krankenhaus aussagen
»„Counting incidents is a waste of time“ (Billings, 1998)
»Meldeverhalten (welche Art von Vorfällen werden gemeldet)
vs. tatsächliche Problemfelder der Organisation
»reges Meldeverhalten kann auf erhöhte Aufmerksamkeit
zurückgehen (pos. Sicherheitskultur) (Edmondson, 1996)
» Analyse einzelner Vorfälle liefern gehaltvolle Einblicke
in Schwierigkeiten und Abläufe in einer Organisation
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Fehlermeldung als Alleinheilmittel?
» Mitarbeiter melden Ereignisse
» Patientenperspektive
» Risiken von außen
»Veränderung bei den Patienten (Demenz, Sprache etc.)
»Lieferanten, Produkte
»Etc.
» 3-5% aller Ereignisse werden gemeldet (Leape et al., 1995)
Gibt es weitere Möglichkeiten um Risiken zu
identifizieren?
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Risikoidentifikation
» Krankenaktenanalysen
» Beschwerde-Management
» Auswertung von Behandlungsschäden und/oder Anspruchserhebungen
» Direkte Beobachtung klinischer Abläufe, direkte Datenerhebung
» Interne/externe Risiko-Audits
» Analyse von Daten zur externen Qualitätssicherung
» Analyse von Daten zur Abrechnung
» Analyse eigener Kennzahlen
» Patienten- bzw. Angehörigenbefragungen
» (Schriftliche) Mitarbeiterbefragungen zur Sicherheitskultur
» Hinweise der Haftpflichtversicherer oder deren Vermittler
» Gesetzliche Meldesysteme
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Risikomanagementprozess
Kommunikation
Plan
Act
Risikoüberwachung
Risikobeurteilung
Check
Do
Risikobewältigung
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Schwerpunktthema: Critical Incident Reporting
2015 n=531 6 41
89
32
Quelle: IfPS, Befragung
zum klinischen
Risikomanagement
363
Lokal
Einrichtungsübergreifend
2010 n=482
86
2015 n=524
90
2010 n=476
75
91
161
127
179
0%
62
160
20%
40%
noch nicht damit befasst
Umsetzung in den nächsten 12 Monaten geplant
systematisch umgesetzt
168
48
49
60%
98
43
80%
diskutiert, bisher keine Umsetzungspläne
unsystematisch umgesetzt
» Ausgestaltung des CIRS (2015 ca. 515 Häuser; 2010 ca. 230 Häuser)
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100%
CIRS: Positive Entwicklungen
Schulungen zu
CIRS
2015 n=511
2010 n=226
2015 n=511
Zeitnahes Feedback
2010 n=227
an Meldende
Ableitung von
Maßnahmen
64
161
238
126
52
89
7
45
107
2010 n=227 3
69
80
33
42
82
355
97
93
70
14
45
263
69
44
0%
Nie
48
10
2015 n=512
2015 n=510
Kommunikation von
Maßnahmen
2010 n=225
Quelle: IfPS, Befragung
zum klinischen
Risikomanagement
77
67
20%
sehr selten/gelegentlich
85
270
53
40%
häufig
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91
60%
80%
immer
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100%
Optimierungspotenzial in 2015
Offeneren Umgang mit Fehlern
und Schwachstellen im System
Quelle: IfPS, Befragung
zum klinischen
Risikomanagement
n=521 7%
21%
Vermehrte Vernetzung und Austausch
zwischen den einzelnen Kliniken/Abteilungen
n=518
6%
21%
Mehr standardisierte Verfahren
und klinische Prozesse
n=521
10%
0%
trifft nicht zu
trifft eher nicht zu
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52%
58%
29%
20%
20%
15%
51%
40%
trifft eher zu
60%
trifft zu
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10%
80%
100%
Motivatoren für Bereitschaft zu Berichten
Meldebereitschaft
CIRSEffektivität
Rollenidentität
(Pfeifer et al., 2013)
Managementunterstützung
Transparenz
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Nutzungssteigernde Faktoren
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
Design-Charakteristika
Objektive Benutzerfreundlichkeit
Anonymität
Transparenz
Marketingaktivitäten
Trainings
Management-Unterstützung
Anpassung-Anreize
Ergebnisqualität
Tätigkeitsrelevanz
Integration in die Unternehmenskultur
Aufbauend auf dem
Technology Acceptance Modell
von Davis, 1986.
(Frings, 2015)
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Handlungsempfehlung Transparenz
» Aufklärung über Definition und Funktionsweise des CIRS
» Regelmäßige Bereitstellung von Neuigkeiten über CIRS
(CIRS-App)
» Austausch unter den Mitarbeitern (Teambesprechungen
und Austausch zwischen verschiedenen
Abteilungen/Schichten)
» Zeitnahes Feedback
» Regelmäßige Publikationen
(Frings, 2015)
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Handlungsempfehlung Training
» Entwicklung eines Schulungskonzepts
» Regelmäßige Schulungen
» Pflichtschulung für Mitarbeiter
(Frings, 2015)
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Handlungsempfehlung Marketingaktivitäten
» Informationsveranstaltung zu CIRS einmal jährlich
» „Fall des Monats“
» Veröffentlichung in der Mitarbeiterzeitung
» Newsletter
» Poster, Flyer, Informationsbroschüren
» Reporting Wochen
(Frings, 2015)
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FAZIT
» „Jeder Fehler zählt“
» Fehlermeldung alleine reicht nicht aus
» Transparenz
» Sensibilisierung der Mitarbeiter
» Unterstützung durch Unternehmensführung
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Fragen und Anregungen?
Fiona Mc Dermott, Dipl.-Ges.oec.
[email protected]
http://www.ifpsbonn.de/
Institut für Patientensicherheit
Stiftsplatz 12
53111 Bonn
Literatur
»
Billings, C. (1998). Incident reporting systems in medicine and experience with the Aviation Safety Reporting System.
In: Cook, R.I., Woods, D.D., Miller, C. (Hrsg.) A tale of two stories: Contrasting views of patient safety, Boston, MA:
National Patient Safety Foundation.
»
Bird, F.E. (1966). Damage Control, Insurance Company of North America, Philadelphia.
»
Davis, F. D. (1986). A technology acceptance model for empirically testing new end-user information systems: Theory
and results (Doctoral dissertation, Massachusetts Institute of Technology).
»
Edmondson, A.C. (1996). Learning from mistakes is easier said than done: group and organizational influences on
the detection and correction of human error, Journal of Applied Behavioral Science, 32, 5-28.
»
Frings, J.(2015): Entwicklung von Handlungsempfehlungen zur Steigerung der Nutzung des Critical Incident
Reporting Systems am Beispiel eines Krankenhauses. Bachelorarbeit, 2015 (bisher unveröffentlicht).
»
Leape L.L., Bates D.W., Cullen D.J. et al. (1995)Systems Analysis of Adverse Drug Events. JAMA. 1995;274(1):3543.
»
Pfeifer et al. (2013) Motivational antecedents of incident reporting: evidence from a survey of nurses and physicians.
Swiss Med Wkly.. 2013;143:w13881.
»
Reason, J.T. (1997). Managing the Risks of Organisational Accidents, Aldershot: Ashgate.
»
Vincent C, Taylor-Adams S, Stanhope N. (1998) Framework for analysing risk and safety in clinical medicine. British
Medical Journal 1998; 316(7138):1154-1157.
»
Vincent, C.A. (2006). Patient Safety, 2nd edition, London: BMJ Books.
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