4 Überall auf der Welt gibt es Bräuche und Feste!

Unterrichtseinheiten zum Wahlfach
“Interkulturelles Lernen!”
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Überall auf der Welt gibt es Bräuche und Feste!
gesammelt von Ljubica Rapo und Irene Windegger
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Weihnachtsbräuche auf der ganzen Welt werden von den
Kindern (mit Karteikarten aus Moers, Edelgard: Auf dem Weg
nach Bethlehem. Auer: 2000) vorgestellt.
Sie gestalten Plakate, holen sich Unterlagen aus dem Internet,
erzählen von Feiern zu Hause …
Rollenspiele
zu
den
Weihnachtsgeschichten,
Weihnachtsglückwünsche und Lieder werden erprobt
Nach bosnischem Brauch backen wir einen Weihnachtskuchen
mit einer versteckten Münze, die Glück bringt und essen ihn
gemeinsam.
Dazu wird die Geschichte „Das Goldstück“ von Milica Jankovic
vorgelesen.
Medienecke zum Thema
Quellenangaben
à Schmitt, Reiner: Ein brasilianisches Weihnachtslied. Aus: Praxis
Grundschule 6/1999. Schwerpunkt: Weihnachten interkulturell.
à Jankovic, Milica: Dukat – Das Goldstück. Aus: Histros se rodi draga
dece (Frohe Weihnachten, liebe Kinder). Didakta / Znanje, Novi
Sad 1992. Übersetzung aus dem Serbischen von Ljubica Rapo.
à Itze, Ulrike / Moers, Edelgard / Schuppe, Christina: Auf dem Weg
nach Betlehem. Mit Kindern die Weihnachtszeit gestalten. Auer,
2000.
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Ljubica Rapo, Irene Windegger
Wahlfach “Interkulturelles Lernen”
Unterrichtseinheit 4: Überall auf der Welt gibt es Bräuche und Feste!
Beilage 1:
Weihnachtsbräuche (Karteikarte)
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Ljubica Rapo, Irene Windegger
Wahlfach “Interkulturelles Lernen”
Unterrichtseinheit 4: Überall auf der Welt gibt es Bräuche und Feste!
Beilage 2:
Weihnachtsglückwünsche
Frohe Weihnachten
Joyeux Noël
Merry Christmas
Gledig Jul
Feliz Navidad
Glad Jul
Hauskaa Joulua
Nadolig Llawen
Nollaig shona duit
Wesolyh Swiat
Bozego Narodzenia
Sarbatori Fericite
Sretan Božic
Boas Festas
Feliz Natal
Buone Feste Natalizie
Buon Natale
Vesele Vanoch
Gelukig Kerstfeest
Vrolyk Kerstfeest
Merry X-mas
Kellemes Karacsonyt
Glaedelig Jul
Καλα Κριστουγεννα (Kala Kristougenna)
S Novim gódom
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(deutsch)
(französisch)
(englisch)
(norwegisch)
(spanisch)
(schwedisch)
(finnisch)
(walisisch)
(irisch)
(polnisch)
(polnisch)
(rumänisch)
(serbokroatisch)
(portugiesisch)
(portugiesisch)
(italienisch)
(italienisch)
(tschechisch)
(niederländisch)
(niederländisch)
(USA, Abkürzung)
(ungarisch)
(dänisch)
(griechisch)
(russisch)
Ljubica Rapo, Irene Windegger
Wahlfach “Interkulturelles Lernen”
Unterrichtseinheit 4: Überall auf der Welt gibt es Bräuche und Feste!
Beilage 3:
Weihnachtslied aus Brasilien
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Ljubica Rapo, Irene Windegger
Wahlfach “Interkulturelles Lernen”
Unterrichtseinheit 4: Überall auf der Welt gibt es Bräuche und Feste!
Beilage 4:
Das Goldstück
Dies geschah vor langer Zeit:
Es war Weihnachten. Die Donau hatte eine so starke Eiskruste bekommen,
dass Schlitten und Pferdegespanne sie überqueren konnten. Es sah so aus, als
ob der ganze Fluss zu einer großen Brücke geworden wäre. Unsere kleine
Stadt hatte den dicken weißen Pelzmantel angezogen und sah so freudig aus
wie ein Lamm. Es knallten die Böller. Der Schnee knirschte, die Leute kamen
aus der Kirche und es roch nach gebratenem Spanferkel.
Die Mutter passte auf, dass das Weihnachtsbrot („česnica“) nicht anbrennt.
Es gab auch Kuchen. Am Weihnachtstag ist alles schön, aber das Wertvollste
ist die „česnica“.
Wenn ich daran denke, die Münze zu bekommen, zittert mein Herz vor
Freude; und wenn ich daran denke, dass ich sie nicht bekomme, lässt meine
Freude nach und ich werde traurig. Und ständig spüre ich Aufregung, Freude
und Zweifel. Ach, wie langsam der Mittag doch kommt!
Wir geben eine Münze in die „česnica“ und bei meiner Tante, die gegenüber
wohnt, geben sie ein Goldstück hinein. Der Onkel ist ein reicher Händler und
wir sind arm. Außerdem gibt es diesen Brauch bei meinem Onkel schon seit
langer Zeit, und die Tante wollte ihn nicht ändern. Stellt euch ein solches
Goldstück vor! Glücklich ist der, der es bekommt.
Die „česnica“ ist fertig, die Schwester deckt den Tisch, die Mutter schneidet
das Spanferkel mit der knusprig gebratenen Haut auf. Als wir uns gerade zum
Tisch setzen wollten, bat ich zu Gott, die gesegnete Münze zu bekommen. Da
kam Bora, mein Cousin und sagte, dass ich bei Onkel und Tante zum
Mittagessen eingeladen wurde. Ich bin mit der Erlaubnis meiner Mutter
gegangen.
Meine Cousine war in einem fernen Internat, und der Onkel bat mich, mich
an ihren Platz zu setzten. Wir sind aufgestanden, haben gebetet und die Tante
brach die „česnica“ in Stücke. Bora hat sich eingebildet, dass er die Münze
bekommen wird. Er war fröhlich und aufgeregt. Ich war damals acht Jahre
alt und er war kaum ein Jahr älter als ich.
Wir haben jedes Stück genau angeschaut und kontrolliert, ob das Goldstück
irgendwo hervorragt. Bora brach sein ganzes Brotstück auseinander und
konnte nicht glauben, dass es nicht drinnen ist. Danach verkrümelte er alles
in seinem Teller und machte ein langes Gesicht. Später durchsuchte er auch
das Stück der Schwester, den Dukaten jedoch fand er nicht. Ich war
durcheinander und aufgeregt, es schien mir als hätte ich zu hoffen begonnen.
Ich brach mein Stück in zwei Teile und schaute gleichzeitig, ob jemand von
den anderen den Dukaten gefunden hat. Keiner meldete sich. Nicht einmal
das kleinste Kind meines Onkels. Mein Herz zitterte vor freudiger Hoffnung
und im gleichen Moment dachte ich, dass das Goldstück vielleicht
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Ljubica Rapo, Irene Windegger
Wahlfach “Interkulturelles Lernen”
Unterrichtseinheit 4: Überall auf der Welt gibt es Bräuche und Feste!
geschmolzen ist oder die Köchin es gefunden hat. Während sie die anderen
Brotstücke untersuchten, bohrte ich mit dem Löffel in mein Stück.
Auf einmal: „Oh!“ – mit seiner ganzen Rundheit schien das gelb glänzende
Goldstück auf und ich schrie: „Schaut her!“. „Bravo!“, sagte meine Tante.
Ja, ich hatte mich nicht geirrt. Ich nahm es und legte es auf die weiße
Tischdecke. Das ist das Goldstück, mein eigenes Goldstück, Gott hat es mir
geschenkt, der kleine Jesus hat es mitgebracht. Wie schön es doch ist! Nichts
auf der Welt ist schöner. Mir fiel ein, was ich alles damit kaufen könnte; aber
ich bereute es.
Nein, nein, nichts will ich kaufen, ich will es für immer aufbewahren, bis ich
groß bin, bis ich alt werde, sogar bis zum Tod. Ich mag es so sehr und bin
dafür sehr dankbar.
Bora war zuerst enttäuscht, aber als er ein Ferkelbein und dazu auch den
Schwanz bekommen hatte, und ich nur ein Bein, war er getröstet. Als wir
dann später die Torte anschnitten haben wir sie alle so genossen, dass ich das
Goldstück vergessen hätte, wäre es nur eine einfache Münze gewesen.
Am Nachmittag, als wir „Roždestvo“ (Christi Geburt) fertig gesungen
hatten, haben wir ein bisschen gespielt. Um den Eisläufern zuzuschauen, sind
wir an die Donau gegangen. Das war so schön, dass ich die Zeit vergaß und
die Kälte gar nicht spürte. Später schimpfte meine Mutter mit mir, weil ich
mich hätte erkälten können.
Ein derartiges Bild zog einfach die Blicke an: Das Land war so mit Schnee
bedeckt, dass man nicht sehen konnte wo der Fluss aufhörte und die Küste
begann. Und über diese weiße Landschaft flitzten die Schlitten, es läuteten
die Schellen auf den Pferdegespannen und die fröhliche Gesellschaft freute
sich.
In der Ferne sah ich nur den weißen Berg, der so aussah, als ob er den weißen
Himmel bestiegen hatte. In der Nacht ist über ihn sicher Gott auf die Erde
gekommen um uns zu segnen. Und jetzt ist alles so schön.
Die selige Freude des Weihnachtsfestes und die Einigkeit mit Christus durch
das heilige Abendmahl habe ich noch mehrere Jahre erlebt. Die Erinnerungen
an unvergängliche Freude leben für immer in mir, sie sind heilig und hell, wie
die Feste der Geburt Jesu.
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Ljubica Rapo, Irene Windegger
Wahlfach “Interkulturelles Lernen”
Unterrichtseinheit 4: Überall auf der Welt gibt es Bräuche und Feste!
published within the project “Multilingual Education on Borders”,
a sub theme working group of the
INTERREG IIIC Regional Framework Operation “Change on Borders”
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