spatel, f. kleines, spaten- oder schaufelähnliches werkzeug zum

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Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 22.04.2016.
spatel, f. kleines, spaten- oder schaufelähnliches
werkzeug zum rühren, ausstechen oder streichen.
lehnwort aus lat. spatula, spathula, dem deminutiv zu spatha, gr. σπάθη (vgl.spaten).
Weigand 2, 752; so schon erklärt von Wachter
1553. Adelung. aus dem lat. auch in andere
sprachen eingedrungen: mnl. holl. spatel, f., vgl.
Franck 930, engl. spattle und spaddle neben dem
gelehrten spatula, vgl. Skeat 578a, dän. spadel,
spatel, schwed. spatel, m.; franz. espatule, ital.
spatola; poln. szpatel (durch das deutsche vermittelt), s. Adelung. begegnet schon spätmhd.
(im 15. jahrh.) als spatel, spatil, spatl, s. Lexer
handwb. 2, 1072 f. im nhd. zuweilen als masc.:
spatel (der). Steinbach 2, 620. so auch bei Adelung, Campe, Weigand 2, 751 angegeben. als
neutr. bei Comenius, s. 1. 3, a. der gewöhnliche
sprachgebrauch bevorzugt zu allen zeiten das
fem. stärker schwankt die form. in der ältern zeit
wird zumeist spatel, spathel, spatl geschrieben;
daneben a) spattel (die) oder spatten, spatha.
Maaler 379a; spattel zum pflastern, specillum,
ligula. Dentzler 2, 268a. b) spadel, s. Uffenbach
unter 1; neben spatel: spatel spadel, f. spatola
da speciale ò ciru[r]gico. Kramer dict. 2, 852a.
Stieler 2062, s. unter 1; c) spachtel, s. sp. 1829.
vgl. spätlein 1.
1) im ältern nhd. gewöhnlich als gerät der wundärzte und apotheker zu verschiedenem gebrauche: spatel, spatula, apotekerschauflein. Schottel 1418; hanc dictionem etiam medici et pharmacopoei arripuerunt, appellantque ligulam
istam, seu specillum, quibus emplastra illiniunt
aut saccharum massasque temperant, hypocor.
spatel, et spadel, spatulam. Stieler 2062; spatha
... spathel oder schäufelein der apotheckeren
und balbieren. Dentzler 1, 732b; spatel, spatula,
ein instrument der apotheker, etwas dickes
damit aus einer büchse zu heben, oder anderer,
[Bd. 16, Sp. 1988]
ein pflaster damit aufzustreichen. Frisch 2,
294a; spatel, spatha, spatula: espatule. ein werckzeug, dessen sich die apotheker und wundärtzte bedienen. es ist von eisen oder holtz, an
einem ende platt und etwas breit, mit einem
stiele, in gestalt eines grabscheites. die wundärtzte führen es von eisen in ihrem bindzeuge,
und brauchen es, pflaster zu streichen. die apotheker führen es mehrentheils von holtz, und
brauchen es zu mancherley umrühren. Jablonski 733a. zum rühren: nimm hernach dasz weysz
von etlichen eyeren, klopff sie hefftig mit einer
spathel durch einander, bisz dasz sie allerdingen
schaument. Würtz wundartzney (1612) 8; denn
es (das öl) musz fast drey stunden über den
kolen sieden ... und man musz es fort und fort
ohn unterlasz mit einer eisern spatl rühren.
Hohberg 1, 258b. ähnlich: nim subtiele leinene
fäselein oder baumwoll, wickel dieselbige umb
den stiel einer spadel herumb, netze es in dem
wein unnd fahre also damit in der schrunden
herumb. Uffenbach neues rossb. (1603) 2, 285.
auch gebraucht, um 'dicke säfte damit aus den
büchsen zu nehmen'. Adelung: solche (zeit) aber
desto besser inacht zu nehmen, musz man ihn
(den syrup) nie aus dem gesichte lassen, mit der
spatel offt in die höhe ziehen, so lang der faden
... gantz bleibt, wie ein leim ... nimm mit der
spatel mitten aus dem beck ein wenig zucker
(syrup), wirffs starck übersich. Hohberg 1, 218b.
zum pflasterstreichen, vgl. pflasterspatel, theil 7,
1728: spatel zum pflaster, un espatule. Hulsius
301a; spatha ... ein rührlöffel, schaumkelle. it.
instrumentum chirurgicum, ein spathel da man
pflaster mit auffstreichet, das oben lang und
unten breit ist, oder einen ballen hat. Corvinus
fons lat. 620a. nur im sinne eines spans (?): ich
habe mich .. offt besunnen .., wie ich den bruch
verbinden könnte, unnd doch gnugsam zur
wunden kommen möchte diese zuverbinden. da
hab ich hernach erfunden, das ich löcher in die
breiten schindlen schnitte, unnd etwan spathell
unnd auch kerben darausz name, etwan zwo
neben einander setzte und ausz jeder ein spathell schnitte. Würtz wundartzney 242.
2) in neuerer zeit besonders als malerwerkzeug,
farb- oder temperiermesser, couteau de palette,
à couleurs, breites, meist hölzernes messer mit
stumpfer schneide, langer klinge und kurzem
griffe, um die farben auf der palette zusammenoder davon zu streichen. Adelung. Jacobsson 4,
201a (zweimal), vgl.spachtel: der künstler ... füllt
und streicht die entstandenen vertiefungen mit
einer andern farbe wieder aus, wozu er sich
kleiner spateln bedient. Göthe 43, 113. zu
anderm gebrauche: in einem sehr groszen raume
... wurden alle arten von wachstuch gefertigt,
von dem rohsten an, das mit der spatel aufgetragen wird. 24, 245.
3) seltener in andern gewerben.
a) der becker knätet den teig im backel(teig)troge, mit einem höltzernen spatel (ruhrstock,
spatha), und becket es im backofen aus. Comenius sprachenth. 406.
b) bei den buchdruckern 'ein werkzeug von holz,
an einem ende platt, und etwas breit, mit einem
stiel. die drucker bedienen sich dessen bey vermischung des firnisses mit dem rusz.' Jacobsson 7,
384b.
c) bei den wachsbleichern eine eiserne oder kupferne platte mit griff, um das schmelzende wachs
im kessel, wenn es sich an den rand anlegt, abzustoszen, und das geronnene loszukratzen. 4, 201a.
s. auch Krünitz 156, 517—9.
4) mundartlich ganz vereinzelt tirol. spàtl,
gspàttl (neben spàchtl) Schöpf 684, sonst nur
spachtel, s. das. doch gehört wol hierher cimbr.
spadela, f. spatola, scotola, spatel, flachsschwinge. cimbr. wb. 234b. dagegen finden sich
hie und da wörter von gleicher oder ähnlicher
lautform, aber ganz abweichender bedeutung.
a) bair. spadl, spàdl, gspádl, f., demin. spádál,
n. schachtel, entstellt aus ital. scatola. Schm. 2,
659, spattel 690, ebenso tirol. Schöpf 684.
b) pfälz. spatel 'mensch voll einbildung' Autenrieth 134. Klein 2, 160.
c) s. speidel.