VIP-Gottesdienst "Iktsuarpok" – Die Ahnung von der Gegenwart Gottes Ein Wort vorab: "Iktsuarpok" – das ist ein Wort der Sprache der Inuit in der Arktis, für das wir viele Worte machen müssen – etwa "die Ahnung, dass Besuch naht, so dass man auf Ausschau nach ihm gehen muss". In Vorbereitung auf den VIP-Gottesdienst im Advent haben wir da an den Besuch Gottes auf Erden gedacht. Es gibt allgemein eine Ahnung einer unsichtbaren Wirklichkeit, die in allen Völkern und Religionen zu finden ist. Eine Ahnung, die z.B. beim Blick ins nächtliche Firmament oder im Erleben unberührter Natur (wie in der Arktis) etwas Größeres spürt. Dazu erst ein paar Bilder und dann einen Impuls: Impuls (Kurzform): Haben Sie bereits eine Ahnung, wie "Iktsuarpok" und Advent zusammenhängen? "Die hat richtig Ahnung!", oder "der hat keine Ahnung!" - damit meinen wir Wissen und Lebenserfahrung. Hier geht es aber um ein Ahnen, das mit der Formulierung "es dämmert uns" umschrieben werden kann. Ein schönes, treffendes Bild: Am Morgenhimmel hat die Morgenröte schon den Horizont überstiegen, während die Sonne noch darunter liegt. Das Licht des Tages kommt; es ist noch nicht da. Wir ahnen sein Nahen – es dämmert. Diesen Zusammenhang wollen wir vertiefen. Zunächst aber gilt wie so oft im Leben auch für die Ahnung: es gibt falsche und wahre. Als Kind hatte ich die fatale Ahnung, dass im nächtlichen Schwarz meines Kinderzimmers hoch oben auf dem Kleiderschrank ein ebenso schwarzer Panther kauerte – bereit, mich zu verschlingen. Da half nur ein festes Einwickeln in die Bettdecke und die spätere Erkenntnis, dass diese Ahnung glücklicherweise falsch gewesen ist. Ganz anders die Ahnung der Sterndeuter seinerzeit im Advent: Sie sahen eine helle Himmelserscheinung (den Stern zu Bethlehem) und hatten die Ahnung, dass dieses Licht oben am Himmel ein Hinweis auf ein großes Ereignis unten auf Erden sei. Es dämmerte im Morgenland. Sie machten sich damals auf den Weg und wir wissen heute, dass ihre Ahnung sich als wahr erwiesen hat. Wo kommen diese Ahnungen eigentlich her? Wie und wo entstehen sie? Bei den falschen Ahnungen liegt der Ursprung meist allein in uns selbst: Es sind Projektionen unserer Ängste oder Wünsche. Wie die Ahnung von dem schwarzen Panther oder einem Lottogewinn, die sich bei weiterer Prüfung in Luft auflöst. Bei den wahren Ahnungen liegt die Quelle dagegen außerhalb unserer selbst. Wir können nicht darüber verfügen, aber wir können mit unseren Sinnen (Auge, Ohr, Nase, …) etwas wahrnehmen: So schauen wir vielleicht in sternklarer Nacht in das Firmament und empfinden es als beeindruckend, majestätisch, Ehrfurcht gebietend. Begriffe, die mehr enthalten als nur den nüchternen Kosmos. Da ist etwas Großes, das sich ahnen, aber nicht wirklich fassen lässt. Ein Hauch von Ewigkeit vielleicht? So auch bei den Bildern eingangs – Lichtstimmungen, eine unberührte Natur, wir empfinden eine atemberaubende Schönheit, die im Kontrast zu Lebensumständen in der Arktis steht – wie erklärt sich das? Erahnen wir womöglich den Schöpfer hinter der Schöpfung? Auch unser inneres Ohr und inneres Auge können etwas wahrnehmen, nennen wir es Eingebung: Da sind wir in einer zwischenmenschlichen Situation auf einmal der ganz sicheren Auffassung: Das Gesagte oder Getane war richtig gut. Oder wir haben das Gespür, das etwas anderes besser gewesen wäre. Woher kommt dies? Es nur mit Kultur und Erziehung zu erklären, greift bei genauerer Untersuchung zu kurz. Alle Menschen, alle Religionen haben eine Ahnung einer unsichtbaren Wirklichkeit; nicht unentwegt, nicht jeden Tag und nicht immer gleich oder gleich stark. Manche nennen diese Ahnung auch Mystik. Es gibt eine Sehnsucht nach diesem Hauch von Ewigkeit. In unserer Bibel steht ein Vers: "Alles hat Gott schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt". Könnte das eine Erklärung für unsere Sehnsucht sein? Diese Ahnung ist schwer zu fassen. Künstler haben es vielleicht etwas leichter, mit einem Bild, oder einem Gedicht näher an dieses Empfinden zu kommen: Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer nun von ihm träumen müsst. Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht. Es rauschten leis' die Wälder, so sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus. Wie gehen wir mit solchen Ahnungen um? Eigentlich gibt es nur drei Möglichkeiten, mit diesem mystischen Erleben, dieser Ahnung umzugehen, und nur eine möchte ich davon empfehlen: 1) Wir konservieren diesen Moment andächtig wie unter einem Glassturz 2) Wir verwerfen dieses Erlebnis etwas peinlich berührt als völlig unsinnig 3) Wir gehen der Angelegenheit nach und suchen nach einer Antwort Das Dritte, nämlich Schritte wagen und nach der Wahrheit fragen, möchte ich sehr empfehlen: Das steckt im "Iktsuarpok", in dem der Inuit seiner Ahnung nachgeht. Oder wie die Sterndeuter sich auf den Weg machen: Suchen, wonach sich unser Herz sehnt – der Sehnsucht ein Stück entgegen kommen. Entgegenkommen ist ein gutes Stichwort, denn diese Suche ist erfreulich anders als beim Geo-Caching. Da gilt es ja, eine Koordinate genau zu finden – knapp vorbei ist voll daneben – Pech gehabt! Hier kommt uns aber jemand entgegen. Am Beispiel: Der Inuit geht nur ein paar Schritte, dann kann er in Richtung Horizont blicken, aus der sich der Besuch nähert. Der Besuch geht dabei die deutlich längere Strecke. Die Sterndeuter haben eine tüchtige Reise aus dem Morgenland gemacht aber im Vergleich ist der Weg Gottes auf die Erde ungleich weiter – kosmische Maßstäbe, Lichtjahre reichen nicht. Es ist ein Dimensionswechsel, ein Schritt durchs Sternentor. Gott lässt sich gerne finden. Ich bin überzeugt, dass dies der Grund ist, warum er Hinweise aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare Welt eingewoben hat wie goldene Strähnen. Wir können dies wahrnehmen, beginnen zu ahnen und können Gott finden, wenn wir suchen. Seine Hinweise, unsere Ahnungen bekommen wir in der Schöpfung aber auch in Moral und Ethik. Gottes Werk, Gottes Wort – es ist dieselbe Quelle. Aus dieser möchte ich uns ein paar Zitate in Erinnerung rufen: "Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde" – das ist allen sehr gut bekannt. Aber kennen Sie auch dies? "Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk - ohne Rede und ohne Worte, mit unhörbarer Stimme." Oder diesen? "Sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen." Und in Bezug auf den Advent bekamen die Jünger damals folgendes zu hören: "Viele Propheten und Könige haben begehrt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen; und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört." Der Jünger Johannes konnte daher sehr poetisch sein Zeugnis so beginnen: "Im Anfang war das Wort; und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. … Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut." Eine Herrlichkeit, die keinen Zweifel mehr am Advent Gottes ließ, als der Jünger Thomas den Auferstandenen mit den Worten "mein Herr und mein Gott" anspricht. Fazit: Gott suchen und finden Das wünsche ich uns allen, dass wir unserer Ahnung nachgehen, Schritte wagen, nach der Wahrheit fragen, das Entgegenkommen Gottes erleben und ihn finden. Unsere Ahnung ist wahr und sie hat einen Namen: Jesus Christus. Sein Advent damals ist bezeugt (Der Jünger Petrus schreibt: "Denn wir haben euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundgetan, nicht indem wir ausgeklügelten Fabeln folgten, sondern weil wir Augenzeugen seiner herrlichen Größe gewesen sind."). Zwischen dem bezeugten Advent der Vergangenheit und dem verheißenen Advent der Zukunft liegt unsere Gegenwart. Das ist gut so, denn es ist die einzige Zeit, in der wir reden und handeln können – also auch Gott suchen und finden. Weil Gott gegenwärtig ist, wird das gelingen. Wir werden einen Frieden verspüren, der höher ist als alle Vernunft. Augustinus sagte treffend: "Des Menschen Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet bei Gott". Denen, die das Glück des Findens schon erlebten und denen, die es noch erleben werden, ein letztes Wort zum Schluss: Der Anfang gleicht einer stürmischen Zeit der Verliebtheit, die ihr Glück aus dem "gefunden haben" schöpft. Diese Phase muss einer anderen, dauerhaften, ewigen (wenn Sie wollen), Platz machen: der Liebe. Sie schöpft ihr Glück aus dem vertrauten Miteinander und erzählt vom gemeinsamen Leben und der erfahrenen Treue. Es beginnt also mit einer Ahnung, einem Suchen und einem Finden, mit dem die Ahnung glücklich reifen kann zu einem Glauben, den die Bibel so beschreibt: "Der Glaube ist die feste Gewissheit, dass sich erfüllt, was Gott versprochen hat; es ist die tiefe Überzeugung, dass die unsichtbare Welt Gottes Wirklichkeit ist, auch wenn wir sie noch nicht sehen können. Diese Hoffnung haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele." Amen
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