Alltagsserie Sommerwissen Was passiert, wenn ich einen Regenwurm zerteile? Sommer. Viele Hobbygärtner genießen es, sich in ihrer Freizeit durch den heimischen Garten zu wühlen. Da kann es schon mal passieren, dass Sie mit ihrem Spaten einen Regenwurm zerteilen. Was dann mit dem Wurm passiert – der Frage gehen wir in unserer Sommerserie Alltagswissen nach. „Glibberig – klein und lang – die sehen aus wie die Mitte von einem Strohhalm“ Das sind Regenwürmer. Bei uns leben fast 50 verschiedene Regenwurm-Arten. Am weitesten verbreitet sind der Tauwurm und der Kompostwurm. Aber was passiert nun eigentlich mit solch einem Wurm, wenn er durchgetrennt wird? Immer wieder heißt es: „Beide Teilen leben weiter.“ „Ja, es entstehen zwei Würmer!“ Ein Mythos? Oder klappt es wirklich beim Regenwurm? Aus eins mach zwei. Professor Torsten Burmester ist Zoologe an der Universität Hamburg und räumt die alte Mär aus der Welt. Mit größter Wahrscheinlichkeit sterben beide Teile. Wenn sich ein Teil regenerieren kann, dann ist es der Kopfteil. Der Schwanzteil kann sich nicht regenerieren. Natürlich kann er kein Gehirn, kein Nervensystem ausbilden und deswegen stirbt er ab. Das Herz eines Regenwurms und auch das Nervenzentrum - eine Art von Gehirn – befinden sich vor dem 40. Segment. Ein Regenwurm hat weit über 100 Segmente, die sich wie einzelne Körperscheiben aneinander reihen und ihn zu einem manchmal fast 30 Zentimeter langen Wurm machen. Nur wenn der Schwanzteil hinter dem 40. Segment abgeschnitten wird, kann wenigstens das Vorderende noch überleben. Sonst sterben beide Seiten – also der ganze Wurm! Aber wie kam der weitverbreitete Irrglaube von zwei autonom weiterlebenden Würmern zustande: Ich kann’s mir nur so erklären, dass wenn man tatsächlich im Garten umgräbt und einen Regenwurm durch zwei teilt, dass dann sich beide Teile zunächst einmal bewegen. Auch das Hinterende kann sich noch eine Zeit lang bewegen. Nur kann es natürlich nicht weiterleben, weil es einfach keinen Mund ausnehmen kann und auch keine Nahrung aufnehmen kann. Zuerst zucken beide Teile. Wenn es ein überlebensfähiges Vorderteil gibt, hört es aber irgendwann auf zu zucken. Um sich zu regenerieren fällt es in eine Körperstarre. Und die machen sich Maulwürfe zunutze. Sie verursachen sie sozusagen mit Absicht! Wenn die sich einen Futtervorrat anlegen, zerteilen sie Regenwürmer. Sie beißen extra einen kleinen Teil vom Wurm-Schwanzende ab. Das in Körperstarre fallende Vorderende tragen sie dann in ihre Gänge. Der Wurm bewegt sich nicht weg, bleibt aber frisch. „Aus eins mach zwei“ also was Würmer betrifft, als Mythos enttarnt? Nicht ganz, sagt Torsten Burmeister: Es gibt tatsächlich welche, die sich vermehren, wenn sie zerteilt werden: Das sind die Plattwürmer, zum Beispiel Planarien, die in der Lage sind, sich komplett zu regenerieren. Im Extremfall kann man sie in sehr viele kleine Stücke schneiden und die können dann jeweils einen neuen Wurm generieren. Bei Wirbeltieren geht das nicht, auch wenn manche von ihnen eine sehr große Regenerationsfähigkeit haben: Da gibt es auch Beispiele, dass bestimmte Körperteile neu gebildet werden können. Zum Beispiel bei den Amphibien, da gibt es Studien, wo einem Molch eine Extremität entfernt wurde, die dann komplett nachwächst. Aber auch das klappt nur bei sehr wenigen, besonderen Arten.
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