001_067_BIOsp_0116_- 01.02.16 11:47 Seite 54 54 W I S S EN SCH AFT · JOU R NAL CLUB ÿ Transportmechanismus der Flippasen ÿ Ribosomen-Untereinheiten arbeiten auch in RNA-Fesseln ÿ Induktion der Pathogen-Abwehr in Arabidopsis ÿ Neuer Zelltod-Mechanismus bei p53 Lothar Jaenicke † Jochen Graw © Springer-Verlag 2016 Transportmechanismus der Flippasen Oberflächen- und Sekretproteine sind fast immer mit Oligosacchariden „kandiert“. Diese werden oft zunächst an der Zytoplasmaseite des intrazellulären Membransystems (Golgi-Apparat bei Eukaryoten) an einem Lipidträger als Lipid-gebundene Oligosaccharide (LLO) zusammengesetzt und erst dann en bloc auf dessen Außenseite mit dem im Periplasma (dem Äquivalent des Endoplasmatischen Retikulums (ER) der Eukaryoten) synthetisierten Protein verknüpft. Sie müssen also durch die Doppelschicht geschwenkt werden; keine kleine Aufgabe bei so sperrigem Gut. ó C. Perez et al. (Science (2015) 524:433– 438) zeigen mittels eines neuen in vitro-Nachweissystems und durch Röntgen-Kristallstrukturanalysen, auf welche raffinierte Weise der homodimere ABC-Transporter PgIK des Darmbakteriums Campylobacter jejuni als Flippase mit dem schwierigen Umfädelungsproblem fertig wird. Die LLOs haben eine hydrophile pyrophosphorylierte Oligosaccharid-Kopfgruppe und einen lipophilen Polyprenylschwanz. PgIK überspannt die Lipidmembran zwischen Periplasma und Zytoplasma-Kompartiment. Jedes PgIK-Monomer hat eine Bindestelle für das negativ geladene hydrophile ATP, dazu auf der periplamatischen Außenseite einen Gürtel und eine Helix von positiv geladenen AminosäureSeitenketten. Der Umordnungkreislauf beginnt damit, dass das Dimer in seiner nach außen geschlossenen Konformation in die Translokationsgrube eintaucht und darin mit der externen, positiv geladenen Helix des PgIK-Transporters in Verbindung tritt, der sich dabei nach außen öffnet. In die positiv geladene, offene Zange lagert sich der negativ geladene ATP/ADP-Energie-Kopf des LLO. Das aktiviert den Transporter, der während der gesamten Prozedur an die Lipid-Doppelschicht attachiert bleibt. Nun erst löst sich das LLO vom PgIKProtein nach der Zytoplasmaseite der Membran hin, sodass es in Spiegelposition zum Anfangszustand flippt. Y Der springende (flippende) Punkt ist, dass das katalysierende System zwar aus- und einwärtsweisende Konformationen annehmen kann, aber diese allein für den Vorgang zielführend sind. Das unterscheidet „Flipping“ eindeutig von den bidirektionalen Transportmechanismen. Lothar Jaenicke ó Ribosomen-Untereinheiten arbeiten auch in RNA-Fesseln Das Ribosom ist eine RibonukleoproteinMaschine zur Synthese von Proteinen. In allen Reichen der Natur besteht sie aus zwei unterschiedlich großen (30S und 50S), funktionsgerecht fein-ziselierten Einzelteilen, die wiederum auf ihrem ribosomalen rRNA-Gerüst aufgebaut sind. ó Die unabhängige, aber zielgerecht koordinierte Funktion dieser Untereinheiten beginnt mit ihrem dichten Umschließen (< 50 Å) um die Zielprodukt-codierende mRNA mittels zweier Klettverschluß-artiger Ösen und Schlaufen auf den Untereinheiten zum 70S-Ribosom, gefolgt von dessen abgezirkelten Drehungen während des fortschreitenden Ablesens der Tripelcodons und endet schließlich mit dem Zerfall des produktiven Komplexes in die synthetisierte Polypetidkette und die beiden Untereinheiten, die dann für die nächste Runde bereitstehen. Der Wunsch besteht, diese labile Feinmechanik zu vereinfachen, um sie für neue Aufgaben zu manipulieren. Ein Weg ist, nichts dem kinetischen und evolutiven Zufall zu überlassen, sondern die beiden Untereinheiten von Anfang an zusammenzufügen, um sie nach Plan zu nutzen und zu entwickeln – falls sie das vertragen. Tatsächlich ist es C. Orelle et al. (Nature (2015) 524:119–124) gelungen, das Ribosom über viele Evolutionszyklen à la carte in materialeigene RNA-Ketten zu legen (tethered Ribo-T). Ribo-T ist nicht nur in vitro funktionstüchtig, wie Serienversuche zeigten, sondern kann auch ohne weitere Hilfen das normale Wachstum seines Ursprungsorganismus, Escherichia coli, dem die funktionierenden rRNA-Gene fehlten, gewährleisten. Ribo-T ersetzt bei der Protein-Synthese das normale Ribosom komplett. Außerdem kompensiert Ribo-T Elongationsblocks in der großen, und Antibiotika-Resistenz in der kleinen Untereinheit. Erstmals konnte damit ein sterisch fixiertes und völlig stabiles, funktionierendes Ribosomenkonstrukt in die Hand genommen werden. Y Das Weitere wird nicht lange auf sich warten lassen. Synthetische Biologen werden ihre kreative Freude haben! Aber auch die Vorstellungen und Lehrmeinungen über die Struktur/Funktions-Zusammenhänge und die Stufen der ribosomalen Polypeptid-Synthese könnten durch diese ingeniösen Zugriffssansätze evident verändert werden. Wait and watch – or do! Lothar Jaenicke ó BIOspektrum | 01.16 | 22. Jahrgang 001_067_BIOsp_0116_- 01.02.16 11:47 Seite 55 55 Gerald Thiel Volkmar Braun Cornelia Welte Horst Lohrer Sabine Brantl Inga Hänelt Induktion der Pathogen-Abwehr in Arabidopsis Eine Vielzahl von P450-Genen im Genom des Kreuzblütlers Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand), der etablierten Modellpflanze der Molekularbotaniker, wird durch Pathogene hochreguliert. Sie sind also Glieder einer Abwehrkette. Die Detailanalyse des Pathogen-induzierten Gens CYP82C2 durch Metabolom- und Koexpressionsstudien gaben J. Rajnak et al. (Nature (2015) 525:376–379) Einblick den Biosyntheseweg von 4-Hydroxyindol-3-carbonylnitril (4-OH-ICN, im Folgenden ICN), einem bisher unbekannten Metaboliten der Pflanzen. ó Bereits chemisch ist diese Substanz ein Unikum, denn cyanogene Funktionalitäten sind in der Natur überaus selten und bei Pflanzen bisher ohne Beispiel. Die ArylcyanogenZwischenstufe im Weg zu ICN könnte möglicherweise der Hinweis auf ein bisher unbekanntes cyanogenes Glycosid in einem Kreuzblüter sein. Die Reaktionsfolge aus L-Tryptophan zu ICN über das Indol-aminoxid (IAOx), Indol-cyanhydrin (I-CH(OH)-CN) und Indolyl-cyanid (I-CO- CN) wurde durch in vitro- und in vivo-Rekonstitution des gesamten Biosynthesewegs mit den in der Hefe Saccharomyces cerevisiae und dem Tabak Nicotiana benthamiana exprimierten Einzelenzymen gesichert; jedes einzelne Produkt womöglich durch kombinierte Ionenextraktions-Chromatografie vor oder nach Hydrolyse identifiziert und charakterisiert. Wie unter der Arbeitsprämisse zu erwarten, sind alle Arabidopsis-Mutanten im Weg zu ICN gegenüber dem pathogenen Bakterium Pseudomonas syringae sehr viel anfälliger als die Wildform. Die Funktion des ICN in der induzierten Pathogenabwehr läuft vermutlich auf direktem Weg, nicht unmittelbar über weitere Funktionsketten. Y Über diese unmittelbare Abwehrreaktion hinaus wurden Kreuzreaktionen mit den Tryptophan-Abkömmlingen Camalexin und 4Methoxy-glucobrassicin (4-Methoxy-indol-3-ylmethylglucosinolat) festgestellt. Das wäre eine bisher unbekannte mittelbare Rolle des L-Tryptophan-Stoffwechselprodukts ICN im Selbstschutz von Pflanzen. Lothar Jaenicke ó Neuer Zelltod-Mechanismus bei p53 Ferroptose, eine Eisen-abhängige Form des Zelltods, wird als Teil der allgemeinen Tumor-Suppressions-Aktivität des Genom-bewachenden Tumorsupressorproteins p53 angesehen. Sie besteht einerseits aus dem Anhalten des Teilungszyklus, dadurch Zeitgewinn für Reparaturen, andererseits aus Zellalterung und Apoptose, damit zur Bereinigung des Aktionsfelds von Mutanten. ó L. Jiang et al. (Nature (2015) 520:57–62) zeigen mit der Maus-Mutanten p533KR, dass zum „Wachbuch“ von p53 auch eine bisher unbekannte Stoffwechselaktivität gehört. p53 hemmt nämlich die Aufnahme des zum Komplexieren des Fe(II) nötigen Cysteins, damit die Expression des Cys/Glu-Aminosäure-Antiporters SLC7A11 auf der Zelloberfläche. Die indirekte Folge ist die Fe(II)-abhängige Bildung von ROS, den radikalisch aktiven Sauerstoffspezies. BIOspektrum | 01.16 | 22. Jahrgang Um diese Vorstellung zu untermauern, analysierten die Autoren Mausembryonen mit der p533KR-Mutation, die im essenziellen p53-Inhibitor Mdm2 blockiert sind und daher wegen p53-Hyperaktivität absterben. Durch die Hemmung der Ferroptose überlebt jedoch ein großer Anteil. Auch Überexpression von SLC7A11 überwindet in Mäusen mit transplantierten Tumoren die p533KR-Mutation, mindestens teilweise; wobei aber nicht klar ist, ob dies ein primärer oder ein Folge-Effekt ist. Y Nach dieser erweiterten Kenntnis bündelt Tumorprotein p53 im Zellgeschehen also folgende Stress-Signale: Stopp des Teilungszyklus; Altern bis hin zur Apoptose; Ferroptose und ROS-Produktion über Fe-Katalyse; DNA-Reparatur, sowie allgemeine Stoffwechselkontrollen. Sie alle tragen zur Tumor-Suppression bei. Lothar Jaenicke ó Kurz gefasst ó Erfolgreiche Reise in ein pharmakologisches schwarzes Loch Der G-Protein-gekoppelte Rezeptor GPR68 stellt einen orphan receptor ohne bekannten endogenen Liganden dar. Durch geschickte Kombination von Computer-gestützter Modellierung und experimenteller Analyse von mehr als drei Millionen Substanzen sowie nachfolgender medizinisch-chemischer Optimierung von Leitsubstanzen ist es der der Arbeitsgruppe von Bryan Roth (Huang XP et al., Nature (2015) 527:477–483) gelungen, allosterische Modulatoren zu identifizieren. Durch Einsatz von Substanzen in Tiermodellen konnte eine Rolle von GPR68 in der Regulation von Angstverhalten aufgezeigt werden. Die Arbeit zeigt exemplarisch auf, dass durch intelligente Kombination verschiedener Methoden pharmakologische schwarze Löcher erfolgreich bereist werden können, ohne verschluckt zu werden. Roland Seifert ó Neue Enzyme der Glucosinolat-Biosynthese in Brassicaceen Tryptophan-basierende Glucosinolate wie Brassinin sind charakteristische Abwehrstoffe (Phytoalexine) in wilden und kultivierten Formen der Brassicaceen, z. B. Raps, Broccoli oder Kresse. Andrew Klein und Elisabeth Satteley (Nature Chem Biol (2015) 11:837–839) beschreiben zwei neuartige Cytochrom P450-abhängige Monooxygenasen (Cyp71CR1 und CR2), deren Transkripte im Rübsen Brassica rapa nach Befall mit Pseudomonas syringae vermehrt gebildet wurden. Heterologe Expression in Hefe und präzise Analyse der Reaktionsprodukte ergab eine ungewöhnliche oxidative Heterocyclisierung des Brassinins über Epoxybrassinin zu Spirobrassiniol (CR1) oder Cyclobrassinin (CR2), typische Vertreter der Indol-basierten Glucosinolate der Brassicaceen. Thomas Vogt 001_067_BIOsp_0116_- 01.02.16 11:47 Seite 56 56 W I S S EN SCH AFT · JOU R NAL CLUB ÿ DNAJ chaperoniert Proteinfaltung bei Tieren ÿ Lysinoxidase des Tumor-Sekretoms induziert Knochenläsionen ÿ Genomschutzfunktion von P53 über Telomer-Bindung ÿ Mehr Designerrezeptoren und -drogen ÿ Chaperon-abhängige Insertion und Faltung von Membranproteinen DNAJ chaperoniert Proteinfaltung bei Tieren In der Hefe Saccharomyces kontrolliert das Hitzeschockprotein HSP 70 mit seinen Nukleotid-Austauschwerkzeugen die Korrektfaltung von frischen oder physikalisch geschädigten bzw. durch Alterung koagulierten Polypeptidketten, indem sie sich an hydrophobe Bereiche lagern und diese „zurechtmassieren“. Metazoen fehlen HSPs dieser Art. Bei ihnen wird die Faltung stattdessen synerg durch den Ko-Chaperon-Proteinkomplex DNAJ ausgeführt, berichten N. B. Nillegoda et al. (Science (2015) 524:247–251). ó Die meist homodimeren DNAJ-Proteine agieren miteinander über konservierte J-Do- mänen und binden mit ihren Substraten durch carboxy-terminale ionische Coulombkräfte. Dabei treten sich wechselseitig modulierende Beeinflussungen zwischen Monomeren von JA- und JB-Proteinen auf, deren Resultat ein Monomeren-Austausch zwischen beiden Dimeren (AA/BB → AB/AB) ist (Kampinga HH, Craig EA, Nature Rev Mol Cell Biol (2010) 11:579–592). Die Hydrolyse von ATP durch HSP70 entwirrt denaturierte Polypeptdketten eines Aggregats entropisch, sodass sie zu Funktion rückgefaltet oder ubiquitinyliert und durch Proteasomen abgebaut werden können. Y Zusammengefasst nutzen Tierzellen zur Protein-Disaggregation und -„Rekonformierung“ homodimere DNAJA- und DNAJB-Paare. Diese verbinden über ihre Carboxyterminal-Domäne je wechselweise die J-Domäne einer der DNAJAoder benachbarten DNAJB-Homodimeren. Die Heterodimeren rekrutieren die entsprechenden Enzyme, die mit ATP-Energisierung falschgefaltete Polypeptidketten ausrichten, sodass sie entweder ordnungsgemäß rückgefaltet oder proteolysiert werden können. Dabei dissoziiert der DNAJ/HSP-Komplex, und der freigewordene Rückfaltkatalysator ist für einen neuen Kreislauf bereit. Lothar Jaenicke ó Lysinoxidase des Tumor-Sekretoms induziert Knochenläsionen Brustkrebs ruft mit die gefährlichsten Tumoren hervor, weil er so hinterhältig und stark in andere Organe und in die Peripherie streut, vor allem auch in die Knochen, wo er große Zerstörung und Schmerzen anrichtet, aber so gut wie unerreichbar ist. ó Knochen besteht aus zu Aragonit modifizierten Calcitkristallen, eingebettet in eine extrazelluläre Kollagenmatrix (ECM), die ihm zugleich Struktur, Form, Steife und Elastizität verleiht. Veränderungen der ECM bewirken vermehrte Brüchigkeit und erzeugen in der Architektur Lücken, die Nischen abgeben für einwandernde, das Gewebe enzymatisch auflösende Osteoklasten. An der Metastasierung ist, wie T. R. Cox et al. (Nature (2015) 522:106–110) finden, das von den Tumorzellen sezernierte Nischenenzym Lysinoxidase (LOX) zentral beteiligt, das Kollagen-L-Lysin mit O2 zu 5-Aminovaleramid, CO2 und H2O oxidiert. Dadurch löst es mit hinterhältig langem Zeitverzug die die Knochenkristalle zusammenhaltende ECM auf. Bisher wurde LOX in Metazoen wenig beachtet, seine Funktion vor allem im allgemeinen Aminosäure-Stoffwechsel der Mikroben gesehen. Nun wird sie zu einem Paradigma der TumorMetastasierung. Definierbare Klone von Brustkrebszellen, die keine Östrogen-Rezeptoren bilden (ER-Zellen), exprimieren stattdessen Faktoren mit einer Af- finität zu Knochen. Diese ist, wie die Autoren finden, mit der hohen Aktivität der LOX verbunden. In einem transplantierbaren MausBrusttumormodell wird LOX bei Anaerobiose in Zellen exprimiert. Diese werden systemisch mit dem Blutstrom zum Knochengewebe transportiert, das gelockert und mit Tumorzellen metastatisch kolonisiert wird. Y Analog gelingt die prämetastatische Nischenbildung sogar zellfrei mit von anoxischen ER-Brustkrebszellen sezernierten Faktoren. AntiLOX-Immunglobulin und Bisphosphonat hemmen die Nischenbildung. Ein sehr aussichtsreiches System der Tumorbekämpfung – hoffentlich mehr als ein Modell. Lothar Jaenicke ó Genomschutzfunktion von P53 über Telomer-Bindung Telomere sind die Enden der Chromosomen und haben zum Schutz vor Abbau der DNA eine Reihe von Wiederholungssequenzen. Der Schutz der Telomere wird durch eine Reihe von Proteinen verstärkt, die ebenfalls an diese Region binden. Dazu gehört auch das (menschliche) P53-Protein, das auch als „Hüter des Genoms“ bezeichnet wird. Paul Lieberman und seine Gruppe in Philadelphia haben diese Schutzfunktion von P53 genauer untersucht (Tutton S et al., EMBO J (2015) e201490880). ó Durch verschiedene bioinformatische Methoden habe die Autoren zwei subtelomerische P53-Bindestellen (P53-response elements) auf den menschlichen Chromosomen 13q und 18q identifiziert. In Zellkulturen konnten sie nach Behandlung mit dem Zytostatikum Etoposid (das DNA-Brüche induziert) eine entsprechende Bindung von P53 in diesen Regionen identifizieren. Nach Klonierung dieser P53-response elements in einen Luciferase-Reportervektor und entsprechender Transfektion in Zellen zeigte sich bei Anwesenheit von P53 eine ca. 100-fache Stimulierung der LuciferaseExpression. Im Bereich der P53-Bindestellen fanden die Autoren nach Behandlung mit Etoposid vermehrt Nukleosomen mit den Histon- Lysin-Acetylierungen H3K9ac und H3K27ac, was zu einer transkriptionellen Aktivierung führt, allerdings mit etwas unterschiedlichen Verteilungsmustern. Y Auf der Suche nach Auswirkungen von P53 auf die Genexpressionen beobachteten die Autoren eine erhöhte Expressionen von p21 (ein Inhibitor Cyclin-abhängiger Kinasen), PARD6G (partition-defective protein 6γ, ein Regulator der Zellpolarität), TERRA (telomere repeat-containing RNA; eine lange, nicht-codierende RNA) und einer Reihe kleiner RNAs, die als „enhancer-RNAs“ (eRNAs) charakterisiert werden. Jochen Graw ó BIOspektrum | 01.16 | 22. Jahrgang 001_067_BIOsp_0116_- 01.02.16 11:47 Seite 57 57 Mehr Designerrezeptoren und -drogen Die Entwicklung und Aktivität G-Proteingekoppelter Designerrezeptoren, die durch exogene, künstliche Liganden aktiviert werden können (DREADDs, G-protein coupled designer receptors exclusively activated by designer drugs), wurde hier bereits ausführlich diskutiert (Thiel G et al., BIOspektrum (2014) 3:259–262). Neue Entwicklungen, sowohl auf der Ebene der Designerrezeptoren, als auch auf der Ebene der Designerdrogen, steigert die Bedeutung dieser Methode als chemisch-genetisches Werkzeug für die Grundlagenforschung sowie die angewandte, pharmakologische Forschung (Stachniak TJ et al., Neuron (2014) 82:797–808; Chen X et al., ACS Chem Neurosci (2015) 6:476–484; Vardy E et al., Neuron (2015) 86:936-946). ó Die DREADDs wurden ursprünglich entwickelt, um die Komplexität der intrazellulären Signaltransduktion G-Protein gekoppelter Rezeptoren zu vermindern, sodass die Funktionen dieser Rezeptorklasse in vitro und in vivo besser analysiert werden können. Expressionsexperimente in Nervenzellen zeigen, dass Neurone durch Stimulation Gαq-gekoppelter DREADDs aktiviert werden, während die Stimulation Gαi-gekoppelter DREADDs die neuronale Aktivität inhibiert. Die Inhibition beruht auf einer Hyperpolarisation der Nervenzellen sowie auf einer Unterdrückung der Neurotransmitterfreisetzung. Die DREADD-Technologie ermöglicht es, selektiv und reversibel neuronale Populationen zu aktivieren bzw. zu inhibieren. Stachniak et al. entwickelten eine Axon-exprimierte Variante eines Gαi-gekoppelten DREADDs durch Fusion mit der intrazellulären Domäne des Neurexin-1α-Proteins. Funktionelle Experimente zeigten, dass die Aktivierung dieses Fusionsproteins die Neurotransmitterfreisetzung hemmt und damit spezifisch synaptische Verbindungen inhibiert. Die bisher hauptsächlich exprimierten Rαq- bzw Rαi-gekoppelten DREADDs sind Mutanten des muskarinischen Acetylcholinrezeptors (Typ III bzw Typ IV), die durch die Designerdroge Clopazin-N-Oxid (CNO) aktiviert werden. Chen et al. identifizierten Perlapine und 11-(1-Piperazinyl)-5H-dibenzo[b,e][1,4]-Diazepin als weiterere DREADD-Liganden, die die DREADDs, nicht aber muskarische Acetylcholinrezepto- ren aktivieren. Da sowohl die Gαq- als auch die Gαi-gekoppelten DREADDS durch CNO aktiviert werden, ist es nicht möglich, in derselben neuronalen Population aktivierende und hemmende DREADDS gleichzeitig zu exprimieren. Vardy et al. entwickelten deshalb KORD, ein DREADD, basierend auf den Gαi-gekoppelten kappa-Opioidrezeptor, der durch die Designerdroge Salvinorin B aktiviert werden kann. Funktionelle Studien zeigten, dass die Stimulation dieses Rezeptors in Nervenzellen zur Hemmung neuronaler Aktivität und Änderung im Verhalten der Tiere führte. Die Ko expression von KORD mit einem CNO-stimulierbaren Gαq-gekoppelten DREADD in derselben Nervenzellpopulation ermöglicht jetzt die sequenzielle und bidirektionale Kontrolle des Verhaltens durch Aktivierung bzw. Inhibition der neuronalen Aktivität. Y Die Weiterentwicklung der DREADD-Technologie unterstreicht das Potenzial dieser Technik. Insbesondere die Tatsache, dass damit Neuronen selektiv aktiviert oder inhibiert werden können, eröffnet vielversprechende Studien für die Zukunft. Gerald Thiel ó Chaperon-abhängige Insertion und Faltung von Membranproteinen Zu den ungelösten Fragen der Biowissenschaften zählt, wie Proteine ihre dreidimensionale Struktur gewinnen. Zudem müssen Membranproteine in Membranen inserieren und darin ihre aktive Struktur einnehmen. Ein bevorzugtes Objekt für das Studium von Proteininsertionen in Membranen ist die äußere Membran (OM) von Escherichia coli, da sie mit vergleichsweise wenigen, in hoher Konzentration vorkommenden Proteinen und den hoch entwickelten molekularbiologischen Methoden experimentell gut zugänglich ist. ó FhuA in der OM von E. coli ist eines dieser Modellproteine mit multiplen Funktionen z. B. als Transporter von Eisenchelatverbindungen und Antibiotika oder Rezeptor von Phagen und Proteintoxinen. Es bildet in der OM ein β-barrel aus 22 Transmembransegmenten (11 Haarnadeln), dessen Pore durch ein N-terminales globuläres Segment verschlossen ist. Während FhuA das Periplasma passiert, wird seine falsche Faltung und Aggregation durch die Chaperone SurA und Skp verhindert. J. Thoma et al. (Nature Struct Molec Biol (2015) 22:795– BIOspektrum | 01.16 | 22. Jahrgang 802) untersuchten mithilfe der atomic force microscopy (AFM), wie die beiden Chaperone die Insertion und Faltung von FhuA in der OM bestimmen. Die AFM-Spitze bindet bevorzugt an den N-Terminus von FhuA, löst sich jedoch häufig wieder, sodass 10.000 Einzelmolekülmessungen für ein Faltungsexperiment notwendig sind. Als Antwort auf die angewandte Kraft entfaltet sich FhuA, inseriert in Lipidmembranen in diskreten Schritten, die den einzelnen elf Haarnadeln entsprechen. Partiell entfaltetes FhuA (N-Terminus plus Haarnadeln H1-H8) faltet nicht in die native Konformation, wohl aber bei Zugabe von SurA. Einzelne Haarnadeln inserieren wieder in die Membran. Ohne SurA und Skp liegt die Missfaltung von FhuA bei 60 %, mit SurA bei 14 % und mit Skp bei 12 %. Mit SurA sind 40 %, mit Skp 14 % von FhuA nativ gefaltet. Skp stabilisiert mit 73 % vor allem ungefaltetes FhuA, SurA 46 %. Beide Chaperone verhindern in erheblichem Maß die Missfaltung von FhuA. Darüber hinaus erleichtert SurA bevorzugt die Insertion gefalteter Haarnadeln in die Membran. Nach 10 s sind sieben Haarnadeln in die Membran inseriert. Die durchschnittliche Faltungsgeschwindigkeit einer einzelnen Haarnadel liegt bei 0,68 s–1. Die Lebensdauer des FhuA-Skp-Komplexes liegt bei 102 min, die von FhuA-SurA bei 12 min. FhuA ist nur in Anwesenheit von SurA oder Skp wasserlöslich. NMR-Studien zeigen, dass Chaperon-gebundenes, ungefaltetes FhuA multiple dynamische Konformationen einnimmt, die in schnellem Austausch (< 1 ms) begriffen sind. Y Die lange Lebenszeit der FhuA-Chaperonkomplexe ist geeignet, im Periplasma die Missfaltung neu synthetisierten FhuA-Proteins zu verhindern. Die Konformationsdynamik der Komplexe erlaubt, sequenziell Haarnadeln in die Membran zu inserieren, bis ein vollständig nativ gefaltetes FhuA vorliegt. Chaperone spielen nicht nur eine essenzielle Rolle bei der Biogenese der OM Gram-negativer Bakterien, sondern auch von Mitochondrien und Chloroplasten, die einen der bakteriellen OM homologen Insertionsapparat besitzen. Erkenntnisse, die mit FhuA und seinen Chaperonen SurA und Skp gewonnen werden, sind daher relevant für den Einbau von β-barrel-Proteinen in Eukaryotenmembranen. Volkmar Braun ó 001_067_BIOsp_0116_- 01.02.16 11:47 Seite 58 58 W I S S EN SCH AFT · JOU R NAL CLUB ÿ Unerwartete Vielfalt bei den Methanarchaeen: die Bathyarchaeota ÿ Genvarianten beeinflussen den Ausbruch von Chorea Huntington ÿ Neuer Wirkungsmechanismus eines bakteriellen Typ II-Toxins ÿ Kaliumionen als Signalgeber bakterieller Zell-Zell-Kommunikation Unerwartete Vielfalt bei den Methanarchaeen: die Bathyarchaeota Methanogene bilden eine besondere physiologische Gruppe, die mit einer Vielzahl an ungewöhnlichen Kofaktoren und Enzymen ausgestattet ist, um Methan zu bilden. Kürzlich wurden neue Methanarchaeen entdeckt, die nur noch entfernt verwandt sind mit den bisherigen Methanogenen und damit die Tür öffnen zu einer neuen Vielfalt im Methanzyklus. ó Alle bisher bekannten Methan-produzierenden oder Methan-abbauenden Archaeen gehören zu den Euryarchaetoa, weshalb man davon ausgegangen war, dass die Fähigkeit, mit dem Schlüsselenzym Methyl-CoM-Reduktase Methan zu produzieren oder zu aktivieren, dieser Organismengruppe eigen war. Im Oktober 2015 veröffentlichte ein australisches Forscherteam um Gene Tyson (Evans PN et al., Science (2015) 350:434–438) zwei nahezu vollständig rekonstruierte Genome von Ar- chaeen, die zwar das Gen für die Methyl-CoMReduktase enthielten, aber nicht zu den Euryarchaeota gehören. Beide Genome codieren neuartige Methyltransferasen, die nahelegen, dass die neu entdeckten Methanarchaeen Methan aus methylierten Verbindungen bilden könnten. Im Vergleich zu den Euryarchaeota fehlt diesen Archaeen allerdings eine Vielzahl an Proteinen, die für Methanogenese eigentlich unerlässlich sind, wie etwa ATP-Synthase, F420-reduzierende Hydrogenasen oder Proteine des Membran-gebundenen Elektronentransports. Wahrscheinlich benutzen die Archaeen, die zu den Bathyarchaeota gehören, organische Verbindungen wie Laktat als Elektronendonor, wodurch sie auf viele sonst kanonische Proteine verzichten können. Wie dieser Stoffwechsel allerdings Energie konservieren kann, bleibt ein Rätsel. Zusätzlich zeigten die Forscher, dass die Bathyarchaeo- ta auch in anderen Metagenomen zu finden sind und damit möglicherweise einen signifikanten Beitrag zum Methanzyklus leisten – es scheinen aber nicht alle Bathyarchaeota auch Methanarchaeen zu sein, und darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, dass Methan nicht produziert, sondern von diesen Organismen abgebaut wird. Y Die neu entdeckten Bathyarchaeota erweitern die Artenvielfalt der Methanarchaea, die das Schlüsselenzym Methyl-CoM-Reduktase nutzen, um Methan zu produzieren oder abzubauen. Die Gensequenz dieses Enzyms ist bekannten Sequenzen so unähnlich, dass Umweltstudien diese Organismengruppe bisher nicht erfasst haben. Neue molekulare Werkzeuge müssen entwickelt werden, um dem erweiterten Methanzyklus gerecht zu werden. Cornelia Welte ó Genvarianten beeinflussen den Ausbruch von Chorea Huntington Chorea Huntington (Huntington-Krankheit, HD) ist eine progressive Erkrankung des Gehirns, die autosomal dominant vererbt wird und nach durchschnittlich 18 Jahren zum Tod des Patienten führt. Die Ursache der Krankheit ist ein short tandem repeat (STR) in der codierenden Sequenz des Huntingtin-Proteins auf dem Chromosom 4. Die drei Basen CAG werden normalerweise 10- bis 34-mal wiederholt und dies führt zur gleichen Anzahl von Wiederholungen von Glutamin im Huntingtin. HD-Patienten besitzen 42 bis 100 Wiederholungen der CAG-Sequenz im dominanten Allel, wobei sich mit steigender Zahl der Wiederholungen die Symptome früher bemerkbar machen. ó Bei manchen Patienten liegt der Beginn der Symptome allerdings früher als die Zahl der Wiederholungen erwarten ließe. Es könnte folglich sein, dass HD durch den Ausfall ande- rer Stoffwechselfunktionen erst auf den Weg gebracht wird. Ein Konsortium aus den USA, UK und Deutschland hat im Erbgut dieser untypischen Patienten genomweit nach Einzelnukleotid-Mechanismen (single nucleotide polymorphisms, SNPs) gesucht, welche mit dem frühen Krankheitsbeginn korrelieren (Genetic Modifiers of Huntingon’s Disease (GeMHD) Consortium, Cell (2015) 162:516–526). Für HD-Patienten mit 40 bis 53 CAG-Wiederholungen wurde die zu erwartende Zeit des Beginns der neurologischen Symptome berechnet. Das Konsortium identifizierte zwei unabhängige SNPs auf dem Chromosom 15, welche mit einer Vorverlagerung der neurologischen Symptome um 6,1 Jahre beziehungsweise 1,4 Jahre verbunden waren. Die Loci sind mit den Kandidatengenen MTMR10 (myotubularin related protein 10) und FAN1 (Fanconi anemia FANC1/FANCD2-associated nuclease 1) assoziiert. Ein Lokus auf Chromosom 8 konnte mit einer Beschleunigung der Symptome um 1,6 Jahre assoziiert und zwei Kandidatengene ermittelt werden: RRM2B (P53-induzierbare Ribonucleotidreduktase M2 B) und UBR5 (Ubiquitin-Protein-Ligase). Unter den identifizierten SNPs, die jedoch keine genomweite Signifikanz zeigten, war ein SNP auf dem Chromosom 3, welcher sich im MLH1-Gen (DNAMismatch-Reparaturgen) befindet und mit einer Verlangsamung des Beginns der Symptome um 0,9 Jahre assoziiert ist. Damit gehören die identifizierten Kandidatengene zu Funktionen des DNA-Stoffwechsels oder der DNAReparatur. Y Die Ergebnisse des HD-Konsortiums eröffnen Wege zur Entwicklung von Medikamenten, die die Pathogenese von HD beeinflussen, oder vielleicht sogar gänzlich verhindern. Horst Lohrer ó BIOspektrum | 01.16 | 22. Jahrgang 001_067_BIOsp_0116_- 01.02.16 11:47 Seite 59 59 Neuer Wirkungsmechanismus eines bakteriellen Typ II-Toxins Toxin-Antitoxin(TA)-Systeme bestehen aus einem stabilen Toxin, das bei Überexpression zum Zelltod führt, und einem instabilen Antitoxin, das dessen Toxizität neutralisiert. In Typ II-TA-Systemen ist das Antitoxin ein kleines Protein, das mit dem Toxinprotein interagiert. Die Rolle der meisten chromosomal codierten TA-Systeme ist noch unbekannt. ó Die Arbeitsgruppen von C. Dehio und K. Gerdes entdeckten mit FicTA ein neues Typ IITA-System, bei dem das Toxin FicT – Mitglied einer konservierten und verbreiteten Familie – einen bislang unbekannten Mechanismus zur Inaktivierung seiner Targets verwendet (Harms A et al. (Cell Reports (2015) 12:1497–1507), und zwar die Adenylierung von Gyrase B und Topoisomerase IV. Diese Modifikation inaktiviert die ATPase-Aktivität beider Enzyme und führt zur Störung der zellulären DNA-Topologie, was sich u. a. in einer DNA-Relaxation widerspiegelt. Die bisher bekannten Wirkungsmechanismen von Typ II-Toxinen umfassen die Spaltung von mRNA und die Phosphorylierung von Translationsfaktoren. Das erste Typ II-Toxin, für das überhaupt ein Target identifiziert wurde, war das plasmidcodierte CcdB, das die Gyrase-Untereinheit A nichtko- valent bindet und damit das Enzym irreversibel vergiftet, was sich in DNA-Doppelstrangbrüchen äußert. Im Unterschied zu diesen Toxinen ist die Wirkung von FicT reversibel. Y FicTA-Systeme haben in vivo wahrscheinlich Bedeutung für die Persistenz, einen Mechanismus, bei dem Zellen z. B. nach AntibiotikaWirkung in einen zeitweisen Ruhezustand übergehen, aus dem sie später „wiedererweckt“ werden können. Da FicT ähnlich wie das Antibiotikum Gyramid wirkt, könnte es pharmazeutische Anwendung finden. Zum anderen wäre es als Tool für weitere in vivo-Studien zur bakteriellen DNA-Topologie geeignet. Sabine Brantl ó Kaliumionen als Signalgeber bakterieller Zell-Zell-Kommunikation Während die strukturelle Ähnlichkeit pround eukaryotischer Kaliumkanäle lange bekannt ist, zeigt sich nun auch eine bedeutende vergleichbare Funktion: In bakteriellen Biofilmen vermitteln Kaliumkanäle eine elektrische Signalübertragung, die der Zell-Zell-Kommunikation dient und als Vorläufer der neuronalen Signalübertragung gelten könnte. ó In einer früheren Studie hatten J. Liu et al. (Nature (2015) 523:550–554) beschrieben, dass Biofilme von Bacillus subtilis ab einer bestimmten Schwelle in periodischen Zyklen wachsen. Dieses Wachstumsverhalten ist in der mangelnden Verfügbarkeit von Glutamat für die innen liegenden Zellen begründet, woraus ein Mangel an Ammonium für die gesam- te Population resultiert. Unklar war, wie ein solcher Mangel über die bakterielle Gemeinschaft kommuniziert würde. A. Prindle et al. (Nature (2015) 527:59–63) zeigen nun, dass eine aktive elektrische Signalübertragung die Zell-ZellKommunikation selbst über lange Distanzen ermöglicht. Hierbei führt ein nicht bekannter Reiz zunächst zum Kaliumausfluss aus den innenliegenden Zellen, der sich dann wellenartig durch den Biofilm fortsetzt, indem stets die benachbarten Zellen depolarisiert werden. Da in B. subtilis der Import von Glutamat an die Aufnahme von Protonen und somit an die protonenmotorische Kraft gekoppelt ist, nehmen die außen liegenden, depolarisierten Zellen weniger Glutamat auf, das dadurch für die innen liegenden, hyperpolarisierten Zellen verfügbar ist. Verantwortlich für den Kaliumefflux ist der Kaliumkanal YugO, der bereits früher als für die Biofilm-Bildung essenziell beschrieben wurde (Lundberg ME et al., PLoS One (2013) 8:e60993. Y Die Entdeckungen von Prindle et al. werden der Erforschung von Zellgemeinschaften und bakteriellen Kaliumkanälen neuen Auftrieb geben. Es wird sich zeigen, ob ähnliche Mechanismen der Signalübertragung in anderen Zellgemeinschaften zu finden sind. Gleichzeitig ist die Signalweiterleitung auf molekularer Ebene zu erklären, weshalb es einer genaueren Untersuchung der Regulation der beteiligten Kaliumkanäle bedarf. Inga Hänelt ó Prof. Dr. Jochen Graw, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH, Ingolstädter Landstraße 1, D-85764 Neuherberg, [email protected] Prof. Dr. Gerald Thiel, Universität des Saarlandes, Medizinische Biochemie und Molekularbiologie, Campus Universitätsklinikum, Gebäude 44, D-66421 Homburg/Saar, [email protected] Prof. Dr. Volkmar Braun, Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Spemannstraße 35, D-72076 Tübingen, [email protected] Dr. Cornelia Welte, Radboud University Nijmegen, Heyendaalseweg 135, NL-6525 AJ Nijmegen, Niederlande, [email protected] Dr. Horst D. Lohrer, Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Anton-Günther-Straße 51, D-72488 Sigmaringen, [email protected] PD Dr. habil. Sabine Brantl, AG Bakteriengenetik, Universität Jena, Philosophenweg 12, D-07745 Jena, [email protected] Dr. Inga Hänelt, Institut für Biochemie, Universität Frankfurt a. M., Max-von-Laue-Straße 9, D-60438 Frankfurt a. M., [email protected] BIOspektrum | 01.16 | 22. Jahrgang
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