Tierärztliche Klinik Dr. Staudacher Trierer Str. 652 – 658, D – 52078 Aachen Tel. 0241/92866-0, Fax 0241/92866-47, eMail: [email protected] Sprechstunden: Mo., Di., Do., Fr.: 9 – 12 u. 15 – 19 Uhr, Mi.: 9 – 12 und 17 – 19 Uhr, Sa.: 11 – 12 Uhr Um Voranmeldung wird gebeten. Abdominale Aortenthrombose Signalement: Maine Coon-Katze, männlich, 9 Monate, 5,1 kg Vorbericht: Die Besitzer haben die Katze jammernd auf ihrer Terrasse gefunden. Sie schleppte die Hinterbeine hinter sich her. Der Fang war weit aufgerissen. Wenn die Katze nicht schrie, hechelte sie. Klinische Untersuchung: Das festliegende Tier hechelte und schrie pausenlos. Die Augen waren angstvoll aufgerissen, die Pupillen auch im hellen Untersuchungsraum maximal weit gestellt. Die Herfrequenz war hoch, einzelne Herzschläge waren auskultatorisch kaum abgrenzbar. Auf keiner Hintergliedmaße war ein Femoralispuls nachweisbar. Die Pfotenballen waren an den Stellen, an denen sie helle Haut trugen, hochgradig zyanotisch. Beide Gliedmaßen waren kalt. Sensibilität, Propriozeption und jede willentliche oder reflektorische Motorik der Hintergliedmaßen waren ausgefallen. Die Muskulatur war rigide, das Knie vollständig gesperrt. Der Schwanz wurde noch etwas bewegt, es bestand ein schwacher Afterschlussreflex. Ab dem zweiten Lendenwirbel löste schon vorsichtige Berührung eine heftige schmerzhafte Abwehrreaktion der Vordergliedmaßen aus. Weitergehende Befunde: Die hämatologische Untersuchung des Blutes war unauffällig. Zur Messung von LDH und CK wurde das Serum mit 2 Teilen physiologischer Kochsalzlösung verdünnt. Dennoch waren die Enzymwerte nicht messbar, weil die obere Messgrenze des photometrischen Tests überschritten war. Ausgedehnte Muskelgewebsnekrosen waren dadurch nachgewiesen. Röntgenuntersuchung Bei der radiologischen Untersuchung ergaben sich Anhaltspunkte für eine dilatative Kardiopathie. Diese könnte Anlass für eine Thrombose der abdominalen Aorta – vorzugsweise an der Aortenaufzweigung – gewesen sein. Allerdings bestand auch zwischen L5 und 7 eine deutlich Spondylose mit Einengung des Foramen intervertebrale. Echokardiografie, abdominale Ultraschalluntersuchung: Die weitergehenden Untersuchungen wurden in Sedation (Diazepam) durchgeführt, um die Leiden für das Tier erträglicher zu machen und eine Untersuchung ohne Abwehrbewegungen zu ermöglichen. In der Echokardiographie zeigte sich eine deutliche Verdickung von Septum und linker Kammerwand. Diese waren an der Herzbasis so stark zugebildet, dass subvalvulär ein enger Kanal entstand, der sicherlich ein Strömungshindernis darstellte. Insbesondere dürfte er die Qualität der laminaren Blutströmung beeinträchtigt haben. Die dadurch entstandenen Turbulenzen erhöhten die Gerinnungsneigung und begünstigten die Thrombenbildung. Im Bereich des Blasenpoles ließ sich sonografisch die pulsierende Aorta gut darstellen. Weiter caudal ging die Aorta als flüssigkeitsgefüllte und pulsierende Struktur verloren. Am Blasenhals konnten an der Position der Aa. femorales wieder kleine, flüssigkeitsgefüllte Strukturen identifiziert werden. Es war jedoch nicht die gewohnte Pulsation darstellbar. Diagnose: Aortenthrombose nach feliner Kardiomyopathie Therapie: Aufgrund der fehlenden Perfusion der Hintergliedmaßen mit ausgedehnten Muskelnekrosen wäre eine selbst schnelle Wiederherstellung der Blutversorgung nur mit einer zweifelhaften Prognose verbunden gewesen. Da in der Literatur weder erfolgreiche konservativ-thrombolytische Therapien z.B. mit Hilfe der in der Humanmedizin gängigen Enzyme zur Herzinfarktbehandlung noch praktikable operative Verfahren zur Entfernung des Thrombus beschrieben worden sind, war die Reperfusion nicht zu erreichen. Angesichts der erheblichen Schmerzen und Beschwerden wurde das Tier aus Tierschutzgründen euthanasiert. Haben Sie Fragen? Beschreiben Sie uns Ihr Problem. Schicken Sie uns dazu gerne ein Fax oder eine eMail, Befunde und Labordaten können sie beifügen. Wichtiger Hinweis für Tierhalter: Viele Erkrankungen beeinträchtigen Ihr Haustier schwer, mitunter sind sie lebensbedrohlich oder stellen Notfälle dar. Deshalb werden auch Sie im Interesse Ihres Haustieres Wert darauf legen, dass Aussagen zu speziellen Krankheitsfällen nur nach eingehender Untersuchung oder Rücksprache mit der behandelnden Tierärztin oder dem behandelnden Tierarzt gemacht werden. Wenn Sie uns deren/dessen Name, Anschrift und Telefonnummer mitteilen, nehmen wir gerne Kontakt dorthin auf. Diese Fallbeschreibung entspricht dem gegenwärtigen Stand von Wissenschaft und Technik. Eine Garantie für den Inhalt kann nicht übernommen werden. Jede Fallbeschreibung stellt nur die für die Beschreibung des vorliegenden Falles wichtigsten Diagnosen dar. Insbesondere können hier nicht beschriebene Symptome und Vorbehandlungen wichtige Hinweise auf das Vorliegen einer anderen Erkrankung aus der auch für Ihr Tier zu erstellenden Liste der Differentialdiagnosen darstellen. Deshalb sind Diagnosen und Behandlungsvorschläge stets durch den behandelnden Tierarzt auf ihre Richtigkeit und Anwendbarkeit im speziellen Fall zu überprüfen.
© Copyright 2024 ExpyDoc