Antonia Herzog

Abschlussbericht
DAAD RISE Auslandspraktikum 2015, Chitose, Japan
Antonia Herzog
Abbildung 1: Mashu-ko im Akan Nationalpark.
1. Allgemeines
Ich habe ein neunwöchiges Forschungspraktikum vom 01.08. bis 5.10.2015 in Japan
am „Chitose Institute of Science and Technologie“ (CIST) auf Hokkaido absolviert,
welches mir im Zuge des RISE-Programms vom DAAD ermöglicht wurde. Dadurch
habe ich sowohl für mein Studium als auch persönlich vieles gelernt und viele neue
Erfahrungen gesammelt, wovon ich hier berichten möchte.
1.1 Vorbereitung
Kurz nachdem ich die Zusage im März für ein Forschungspraktikum am CIST vom
DAAD erhalten hatte, habe ich mit der Planung meines Aufenthalts dort begonnen. Ich
musste allerdings nicht viel selbst organisieren. Mein Betreuer Professor Karthaus hat
mir einen Platz im Studentenwohnheim reserviert. Ein Visum brauchte ich nicht, da ich
nicht vor hatte länger als drei Monate in Japan zu bleiben. Einen gültigen Reisepass
hatte ich bereits und eine Auslandskrankenversicherung wurde mir vom DAAD gestellt.
Zur weiteren Vorbereitung habe ich einen einmonatigen Sprachkurs an einer
Volkshochschule gemacht, der mir einen Einblick in die japanische Sprache gegeben
hat und in Japan anfangs sehr hilfreich war.
1.2 Ankunft in Japan
Als ich in Japan angekommen bin, war ich von den vielen neuen Eindrücken sowohl
erschlagen als auch beeindruckt. Andere Schrift, anderes Essen, andere Lebensart,
andere Architektur…alles war irgendwie unterschiedlich von dem mir vertrauten.
Prof. Karthaus hat mich netterweise vom Flughafen CTS abgeholt und wir sind direkt
zum CIST gefahren, wo ich die anderen Mitglieder aus der Arbeitsgruppe
kennengelernt habe und mir alles gezeigt wurde.
Geld konnte ich meistens problemlos an den Geldautomaten im Supermarkt oder in
den Convenience Stores abheben. Im 7Eleven (ein Convenience Store) hat es immer
funktioniert.
1.2 Unterkunft
Gewohnt habe ich im Studentenwohnheim in Chitose. Der Bahnhof ist 15 Minuten
entfernt und es gibt Supermärkte und Shopping Möglichkeiten in der Nähe. Zur
Universität habe ich insgesamt ca. 40 Minuten benötigt. Vom Bahnhof fährt ein
kostenloser Shuttle Bus zum CIST.
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Mein Zimmer war schön und groß. Ich hatte eine eigene Toilette (japanische HitechToilette mit Sitzheizung und co.), Dusche/Badewanne und auch eine Kochzeile mit
Kühlschrank, Mikrowelle und Herd.
Der Wohnheimbesitzer sowie alle Angestellten waren immer sehr nett und hilfsbereit.
1.3 Essen
Im ersten Monat musste ich mich mit Essen selbst versorgen. Das stellte absolut kein
Problem dar, denn im Supermarkt gibt es z.B. sehr viel fertiges frisch zubereitetes
Essen für wenig Geld (ca. 3 €) wie Sushi, Yakitori, Reis mit Hühnchen und Kürbis.
Auch an der Uni gibt es einen kleinen Laden, wo man sich Ähnliches kaufen kann. Nur
als Vegetarier oder Veganer ist es ziemlich schwierig in Japan, da eigentlich in jeder
Mahlzeit Fleisch, Fisch oder andere Meerestierarten dabei sind. Ab dem zweiten
Monat, also zum Semesterstart in Japan, gab es dann auch Essen im Wohnheim
(Frühstück und Abendessen). Das Essen wird von einem Kochteam dort vorbereitet
und ist sehr gut. Das Frühstück ist anfangs vielleicht erstmal gewöhnungsbedürftig, da
es Reis, Suppe und Beilagen wie Fisch und gekochtes Gemüse gibt, aber nach einer
Weile wollte ich es nicht mehr missen. Das Abendessen war immer sehr gut und
abwechslungsreich. Allgemein hat mir das Essen in Japan sehr gut geschmeckt.
Lecker fand ich z.B. Udon und Ramen (verschiedene Arten von Nudelsuppen), Yakitori
(Fleischspieße) und Tako-yaki (Oktopusbällchen). Es ist gut, wenn man offen für
Neues ist. Oft weiß man nicht, was man letztendlich bekommt aufgrund mangelnder
Lesekenntnisse, aber am Ende wurde ich nie enttäuscht.
1.4 Freizeit
In meiner Freizeit haben die Japaner aus der Arbeitsgruppe und andere Japaner
einiges mit mir unternommen. Wir haben z.B. japanisches BBQ am Shikotsu (ein sehr
großer wunderschöner See) gemacht oder waren abends Karaoke singen. Außerdem
war in Chitose im September ein Festival, zu dem ich mir einen Yukata (ein
Sommerkimono) gekauft habe. Zum Glück haben mir ein paar Japaner beim Kauf und
beim Anziehen geholfen. Mit der Arbeitsgruppe waren wir öfters freitags abends Essen
und Trinken zu den unterschiedlichen Anlässen wie der Welcome Party, sodass ich
mich direkt sehr gut integriert gefühlt habe.
An den Wochenenden habe ich außerdem viele Ausflüge mit der anderen RISEStipendiatin unternommen, denn die Natur Hokkaidos ist wirklich schön. Man kann gut
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mit dem Zug fahren, allerdings wird es für längere Strecken ähnlich wie in Deutschland
auch schnell teuer. Einige Male war ich in Sapporo, der größten Stadt auf Hokkaido,
die eine halbe Stunde Zugfahrt entfernt liegt und die Züge fahren alle 15 Minuten.
Außerdem war ich einige Male im Shikotsko-Toya-Nationalpark, der schöne Seen und
Vulkane zum Besteigen bereithält. Der Park beginnt 30 km westlich von Chitose.
Auf keinen Fall sollte man sich ein Bad in einem Onsen (einer heißen Quelle) entgehen
lassen. Dadurch dass es überall auf Japan überall Vulkane gibt, gibt es sie auf ganz
Japan, allerdings meistens in etwas abgelegeneren Orten in den Nationalparks.
Um die Nationalparks auf Hokkaido zu erkunden, ist es praktisch ein Auto zu haben.
Man benötigt eine japanische Übersetzung seines Führerscheins zum Autofahren in
Japan. Diese kann man für ca. 20 Euro in Sapporo innerhalb weniger Stunden
bekommen. Ein Auto zu mieten ist zu zweit auch nicht sehr teuer und das Benzin ist
günstig. Die Highways muss man extra bezahlen, aber man kann sich einen Pass
holen für relativ weniger Geld.
1.5 Kultur und Sprache
Viele Japaner auf Hokkaido können nicht so gut Englisch sprechen. Trotzdem kam ich
eigentlich immer gut zurecht und die Japaner sind sehr nette hilfsbereite Menschen
und sehr geduldig. Die japanische Kultur hat mich sehr fasziniert. Die Menschen gehen
sehr höflich und respektvoll miteinander um. Alles ist sehr geordnet. So stellen sich
die Japaner z.B. in eine Schlange, wenn sie auf den Bus warten. Außerdem ist alles
sehr sauber und das obwohl es so gut wie keine öffentlichen Mülleimer gibt. Zudem
habe ich mich sehr sicher gefühlt und Diebstähle sind eine Rarität dort. Viele Japaner
sind auch interessiert an der westlichen Kultur und so kann es öfters mal passieren,
dass man von Japanern angesprochen, durch die Stadt geführt und anschließend zum
Tee oder Sake Trinken eingeladen wird.
1.6 Nach dem Praktikum
Nach meinem Praktikum hatte ich noch zwei Wochen Zeit zum Reisen in Japan. Diese
Möglichkeit sollte jeder unbedingt nutzen, denn Japan ist ein wunderschönes und
interessantes Reiseland. Ich bin von Chitose nach Osaka geflogen. Danach war ich
fast eine Woche in Kyoto und habe von dort viele Tagesausflüge gemacht wie z.B.
nach Hiroshima. Ich hatte den Japan-Rail-Pass in dieser Zeit und konnte somit mit fast
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jedem Zug fahren. Man muss ihn sich allerdings schon in Deutschland kaufen. Die
letzte Woche habe ich in Tokyo verbracht.
2. Mein Praktikum am CIST
Das „Chitose Institute Science of Technology“ (CIST) ist eine relative kleine private
junge Universität (ca. 1000 Studenten) und liegt sehr nahe am CTS-Flughafen. Das
Verhältnis der Studenten zu den Professoren sehr eng. Die Universität ist sehr gut
ausgestattet.
Mein Projekt befasste sich mit dem Thema „Herstellung phasenseparierter
Mikropartikel“.
In der ersten Phase des Projekts habe ich die Herstellung von Polymer Mikropartikeln
erlernt. Dafür habe ich ein Polymer in einem organischen Lösungsmittel gelöst und zu
einem gelösten Tensid in Wasser gegeben. Es bilden sich zwei Phasen, eine „Öl-und
Wasserphase“, aus. Durch Mischen dieser beiden Phasen bildet sich eine Öl-inWasser Emulsion. Das gelöste Polymer im organischen Lösungsmittel wird durch das
Tensid im Wasser stabilisiert. Nun wird ein Tropfen der Emulsion auf eine Glasplatte
getropft. Im Zuge der schnellen Verdunstung des organischen Lösungsmittels an der
Oberfläche der Emulsion, bildet das gelöste Polymer Mikropartikel aus.
In meinen Versuchen habe ich dabei mit verschiedenen Polymeren, Tensiden und
Lösungsmittel gearbeitet und deren Konzentration sowie die Temperatur variiert.
Ich habe außerdem zwei unterschiedliche Polymere (PMMA/PS) eingesetzt und durch
Phasenseparation
nach
der
gleichen
Herstellungsmethode
phasenseparierte
Mikropartikel erhalten. Durch Variation der Parameter wie Konzentration und
Temperatur konnte ich sowohl Janus- (zweigeteilte Partikel) als auch Core-Shell(Kern und Hülle bestehen aus unterschiedlichen Polymeren) Partikel herstellen.
Zur Analyse der Partikel habe ich das optische Mikroskop wie auch das
Rasterelektronenmikroskop (REM) benutzt.
Im Verlauf habe ich mich auf die Herstellung von PMMA-Mikropartikeln mit faltenartiger
Struktur
spezialisiert.
Dabei
habe
ich
PMMA-Partikel
hergestellt
und
ihre
Formveränderung durch den Elektronenstrahl vom REM beobachtet, verschiedene
Parameter beobachtet und mit andern Strukturen verglichen.
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Meine Ergebnisse konnte ich am Ende meines Praktikums in einem Poster-Vortrag auf
der „16th Chitose International Forum on Photonics Science & Technology“ (CIF 16)
präsentieren. Die Konferenz war sehr interessant für mich, da Professoren aus ganz
Japan angereist gekommen sind um ihr Forschungsgebiet vorzustellen. Außerdem
konnte ich viele neue Kontakte knüpfen.
3. Fazit
Die Zeit in Japan war eine super Erfahrung für mich. Japan hatte mich schon immer
interessiert und es gibt kaum eine bessere Möglichkeit ein Land kennenzulernen als
im Zuge eines solchen Praktikums. So konnte ich den Alltag in Japan selbst miterleben
und habe einen Einblick in die japanische Kultur bekommen, sodass ich jetzt vieles mit
einer neuen Sichtweise betrachte. Der Umgang der Menschen miteinander hat mich
sehr begeistert. Außerdem ist Hokkaido eine wunderschöne Insel auf der man viel
erkunden kann.
Das Praktikum hat mir einen guten Einblick in eine für mich bisher neue Welt der
Mikropartikel gegeben und ich habe viele neue Arbeitsmethoden erlernt, welche mir
auch für mein weiteres Studium und berufliche Entwicklung helfen werden. Auch die
neuen Kontakte mit den Kollegen aus der Arbeitsgruppe machen meine Zeit in Japan
sehr wertvoll. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Entscheidung getroffen habe nach
Japan zu gehen und kann es nur an nachfolgende Studenten weiterempfehlen.
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