Auslandssemester an der University of South Wales Corinna Spies September – Dezember 2015 5. Semester Gesundheitsmanagement/Business Management Ein Semester statt an der DHBW im Ausland zu verbringen – diesen Plan hatte ich seit meinem ersten Semester in Lörrach. In einer Informationsveranstaltung des International Office erfuhr ich von der University of South Wales (USW) und der Möglichkeit, dort ein Double Degree zu erhalten. Die DHBW kooperiert mit vielen Universitäten auf der ganzen Welt, doch dieses Angebot ist einzigartig. Nachdem man an der walisischen Universität das fünfte Semester verbracht hat, bekommt man dort – vorausgesetzt man besteht alle Prüfungen– den Bachelor (Hons) verliehen. Nach Rücksprache mit den Studiengangsleitern (Gesundheitsmanagement), meinem Unternehmen und natürlich Frau Goertz vom International Office stand fest, dass dieses Programm für mich in Frage kam. Nun mussten noch einige administrative Arbeiten erledigt werden – unter anderem benötigt man die Einverständniserklärung von Hochschule und Ausbildungsbetrieb und den Nachweis über ein Englisch-Niveau von mindestens B2. Ich verschickte meine Bewerbung und erhielt innerhalb weniger Wochen den positiven Bescheid – ich durfte nach Wales! Zeitgleich mit meiner Bewerbung für das Auslandssemester hatte ich mich um das BadenWürttemberg-Stipendium beworben. Und auch hier hatte ich Glück. Die Stiftung fördert jedes Jahr den Austausch zwischen Universitäten des Landes und der ganzen Welt. Neben einer finanziellen Unterstützung hat man Zugang zum Stiftungsnetzwerk und die Möglichkeit zu verschiedenen Anlässen interessante Persönlichkeiten zu treffen, sich auszutauschen und weiterzubilden. Die University of South Wales bietet verschiedene Kurse für Austauschstudenten an. Meine Entscheidung fiel auf den Studiengang Business Management, bei dem zwei der sieben Module frei wählbar sind. Neben Regional Development, Strategy & Change, Global Business und Leadership & Management entschied ich mich für International Strategic Marketing und New Venture Management & Entrepreneurship. Zum Double Degree gehört außerdem das Modul Working Based Learning. Hierfür muss unter anderem die Projektarbeit des vierten Semesters eingereicht werden – auf Englisch versteht sich. Eine reine Übersetzung ist jedoch nicht möglich – die Universität hat klare Vorgaben zu Umfang und Aufbau der Arbeit sowie einen eigenen Zitationsstil, den Harvard Referencing Style. Jeder, der ein Semester an der USW verbringt, wird ihn bald in- und auswendig können. Warum? Nun, die Prüfungen unterscheiden sich signifikant von denen in Lörrach. Statt am Ende des Semesters den Stoff nur in Klausuren 1: Snowdonia National Park, Wales abzufragen, werden hier sehr viele Hausarbeiten gefordert. Dieses System verlangt von einem, viel tiefer in die Thematik einzusteigen, als dies bei Prüfungen der Fall wäre, die rein auswendig Gelerntes abfragen. Um ein fundiertes Essay zu schreiben, muss man sich in die Fachliteratur einlesen, vergleichen und kritisieren – etwas, dass in Deutschland manchmal zu kurz kommt. Das Semester an der USW besteht natürlich nicht nur aus langen Abenden in der Bibliothek (die übrigens zeitweise 24 Stunden lang geöffnet hatte). Es bleibt 2: Rugby-Weltmeisterschaft in Cardiff auch genügend Zeit, das Land zu erkunden. Wales gehört neben England, Schottland und Nordirland zu Großbritannien – dennoch ist es zu einem gewissen Grad ein eigenständiges Land. Das wird nicht zuletzt daran deutlich, dass sämtliche (Straßen-)Schilder und alle Durchsagen an den Bahnhöfen zweisprachig sind: Englisch und Walisisch. Im Herbst fand in England die Rugby-Weltmeisterschaft statt. Einige Spiele wurden auch in walisischen Stadien ausgetragen, darunter auch das Millennium Stadium in Cardiff. Was für die Deutschen Fußball ist, ist für die Waliser Rugby, Fanmeilenatmosphäre inklusive (2). Wer einmal in Wales ist, sollte in jedem Fall mindestens einen Nationalpark besuchen (1). Die Landschaft um die Universität, die im kleinen Ort Treforest, nicht weit von Cardiff entfernt, liegt ist ebenfalls sehenswert (3). Die USW liegt an einem Hang, die Wohnheime im oberen Teil des Campus. Ich kann jedem nur empfehlen, das Angebot zu nutzen und auf den University Grounds zu wohnen. Zwar sind die Mieten dort vergleichsweise teuer, ihr müsst euch im Vorfeld aber um nichts kümmern – nur auf einen Platz in der Student Accommodation müsst ihr euch bewerben. Ihr lebt dann mit bis zu fünf anderen in einer WG und teilt euch eine Küche, ein Bad hat jeder selbst in seinem Zimmer. 3: Blick von der Universität ins Tal, links die Bibliothek Interkulturelle Kompetenz und Verständigung werden hier groß geschrieben. Meine Mitbewohner und ich stammten aus vier unterschiedlichen Nationen und auch die Vorlesungen und Tutorien werden von Studenten aus der ganzen Welt besucht. Neben Deutschen, Franzosen, Niederländern, Spaniern, Polen, Schweden, Norwegern und Iren studieren an der USW unter anderem auch Chinesen, Amerikaner, Kenianer, Italiener und Russen. Nicht selten wird deutlich, wie viel man von anderen lernen kann und wie unterschiedlich-ähnlich die Kulturen doch sind. Zum Abschluss noch ein paar nützliche Hinweise an alle, die mit dem Gedanken spielen, ebenfalls ein Semester an der USW zu verbringen: - - Flüge von Deutschland nach London sind meinst billiger als nach Cardiff. Nehmt von London aus den Bus, das Unternehmen Megabus bietet die Strecke London-Cardiff für einstellige Beträge an. Die USW hat einen Abholservice. Meldet euch hierfür an und lasst euch vom Flughafen oder Bahnhof in Cardiff direkt zur Universität bringen. Nehmt wenn möglich an der International Welcome Week teil. Hier könnt ihr schon vor Beginn des Semesters viele eurer Kommilitonen kennenlernen. Mein Aufenthalt an der University of South Wales war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich habe in kurzer Zeit viel Neues gelernt und gesehen und Freundschaften geschlossen, die hoffentlich noch sehr lange halten werden. Allen, die noch am Zweifeln sind, ob ein Auslandssemester das Richtige für sie ist, kann ich nur eines sagen: Auf geht’s! Traut euch! Ihr könnt nur gewinnen.
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