1 Intro 2 Vorbereitungen

Studierendenbericht – Auslandsstudium
Glyndwr University, Wrexham, Wales
WS 2015/16
Studiengang: Maschinenbau, Student: männlich
1 Intro
Das ein Teil meines Studiums im Ausland stattfindet war mir zu Beginn meines Studiums schon
bewusst. Ich bin Maschinenbaustudent im letzten Diplom-Studiengang. Ein wichtiges
Auswahlkriterium für die Suche nach einer passenden Partnerhochschule war, dass in der Gegend
überwiegend Englisch gesprochen wird. In die engere Auswahl zog ich also die USA und
Großbritannien. Entsprechend meinen Erwartungen wollte ich meine Englischkenntnisse verbessern
und so traf ich die Entscheidung für Wrexham in Wales, weil meiner Meinung nach in UK das
schönere Englisch gesprochen wird. Zudem hatte die Universität in Wales das interessantere
Spektrum an Wahlpflichtfächern für angehende Maschinenbau-Ingenieure zu bieten.
2 Vorbereitungen
Die Vorbereitungsphase begann für den Semesterbeginn im September bereits im Februar. Die
Bewerbung umfasste klare Vorgaben die eindeutig waren. Komplizierter war die Nachforschung ob
die angebotenen Kurse auch tatsächlich stattfinden würden. Ich habe viele E-Mails geschrieben um
das zu erfahren und um meine Fächer im Vorfeld bestimmen zu können. Der Antrag auf AuslandsBAföG wurde auch problemlos bewilligt.
2.1 Unterkunft
Nach der positiven Zusage der Partnerhochschule kümmerte ich mich um eine Bleibe in Wales. Die
Hochschule bietet Wohnheime an die direkt auf dem Campus integriert sind, allerdings hat dies
seinen Preis. Sie gehören zu teuersten Unterkünften, dafür hat jedes Appartement ein eignes Bad
und gekocht wird auf der Etagenküche. Es gibt genügend private Anbieter vor Ort die den Studenten
ganze Häuser zur Verfügung stellen. In einem Haus wird dann jeder Quadratmeter genutzt, in
meinem Haus waren wir zu fünft, alles ERASMUS Studenten. Um den Hausrat habe ich mich selbst
kümmern müssen, als ich eingezogen bin waren die Küchenregale leer. Studenten aus Deutschland
gelten aus Gründen der Ordentlichkeit und Sauberkeit als beliebte Bewerber habe ich erfahren. An
die maroden Zustände der privaten Unterkünfte sollte man sich aber schnell gewöhnen.
Wasserflecken an der Decke und Schimmel im Fensterbereich gehören dazu. Private Unterkünfte
werden auch vorwiegend von lokalen Studenten genutzt, ein weiterer Vorteil um viel Englisch zu
sprechen. Da kann es aber durchaus sein, dass auf dem Esstisch der Küche kein Platz für traditionell
walisische Mahlzeiten ist weil der mit Playstation, Xbox, Controllern vollgestellt ist.
In den Wohnheimen sind überwiegend Deutsche Studenten. Ob wohnen auf dem Campus oder in
einem privaten Haus das Internet bietet die nötigen Kontaktdaten um eine Bleibe zu finden,
allerdings habe ich auch Ablehnungen bekommen, weil ich lediglich für nur fünf Monate gesucht
habe. Die Mietpreise sind bei allen Unterkünften um ein Vielfaches teurer als in Kempten, fünf
Monate Wales kosteten so viel wie zwölf Monate Kempten.
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3 Semesterbeginn
Zu Beginn des Semesters wurden wir in der Großen Halle begrüßt, es stellte sich der Direktor und der
Fakultätsrad jeweils mit einer kleinen Begrüßungsrede vor. In der ersten Woche stand uns ein
aufredendes Programm zur Verfügung. Wir besuchten das ‘Royal Air Force Museum‘ in Costford und
das AIRBUS-Werk in Broughton. Das Werk von AIRBUS fand ich besonders spannend, riesige
Montagehallen und eine eigene Landebahn. In Broughton werden die Flugzeugflügel für die
gängigsten AIRBUS Typen gefertigt und anschließend mit der ‘Beluga‘ ins französische Toulouse
geflogen. Die Glyndwr University hat dort am Standort ein Laboratorium eingerichtet, wo
Absolventen für ihre Abschlussarbeit forschen können. Von allen wurden wir recht warmherzig
Empfangen und es wurde uns stets geholfen wenn wir Fragen hatten, besonders die Organisatoren
bemühten sich sehr.
Am Ende der Woche konnten wir uns dann Immatrikulieren, wir wurden sehr herzliche von dem
örtlichen ERSASMUS-Koordinator empfangen. Dort stellte sich auch heraus, dass unsere geleistete
Mühe im Vorfeld vergebens war. Nur wenige der Module die wir uns zuvor herausgesucht hatten
wurden tatsächlich gelesen während unseres Aufenthaltes. Das heißt, es mussten auch neue
Anrechnungsanträge geschrieben werden und weitere ERASMUS-Dokumente eingereicht werden.
Ein Fach welches ich wählen wollte ging über zwei Semester so konnte ich dies auch nicht
absolvieren. Diese Klarheit hätte ich mir schon vorher gewünscht. Der freundliche ERSASMUSKoordinator gab uns eine Liste und war uns bei der Suche nach neuen Fächern behilflich. Trotz
unserer zerstörten Erwartungen konnten wir uns zu einem Kompromiss entschließen und so
absolvieren wir in der zweiten Woche unsere ersten Vorlesungen an der Glyndwr University.
Schnell ist mir aufgefallen, dass in Wrexham sehr viele Deutsche Studenten sind die in Deutschland
gar keine Studenten waren. Sie waren Techniker mit abgeschlossener Ausbildung die von der
Bologna-Reform profitierten. Die Glyndwr University nimmt Deutsche Techniker auf und bietet ihnen
ein um die Hälfte verkürztes Bachelor-Studium an. Diese Möglichkeit nutzen clevere Techniker um
sich harte Studienjahre, für das Gleiche, an Deutschen Hochschulen zu sparen. Die Zubringerschulen
sind in ganz Deutschland verteilt. Das gesenkte akademische Niveau der Glyndwr University ebnet
den Weg sogar für ein künftiges Master-Studium das als Online-Kurs absolviert werden kann. Bei den
Vorkenntnissen der Studenten trennte sich allerdings die Spreu vom Weizen, im Gegensatz zu uns
zeigten die Kommilitonen starke Defizite in der Anwendung von Ingenieures technischen
Grundkenntnissen wie Differentialrechnung und Integration bei mathematischen Funktionen. So
wurden wir des Öfteren um Hilfe und Antwort gebeten um die Zusammenhänge zu erklären.
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Alltag an der University
Im Vereinigten Königreich beginnt der Unterricht an den Universitäten um 09:00 Uhr, so lässt sich
bequem ein typisch Britisches Frühstück einverleiben. Ich hatte Vorlesungen von Montag bis
Mittwoch und zum Teil nur bis Mittag. Das Modul ‘Aerodynamics and CFD‘ hat mir am besten
gefallen, die Glyndwr University hat eine eigene Fakultät für Luftfahrt und bietet entsprechende
weitere Module an. Ein Highlight in meinem Auslandssemester war das Praktikum in ‘Avionics‘. Die
Glyndwr University besitzt einen eignen Flugzeugsimulator der den Studenten zur Verfügung steht.
Nach intensiver Einweisung und dem geglückten Start hatte ich Gelegenheit unterschiedlichste
Flugmanöver selbstständig durchzuführen.
Die Vorlesungen verliefen ähnlich wie an der HS Kempten, zusätzlich gab es interessante
Praktikumsversuche die sehr aufschlussreich waren. Besonders in dem Modul ‘Measurement‘ hat mir
der hohe praktische Aspekt besonders gut gefallen. Dort haben wir zunächst messelektronische
Bauteile selbständig gebaut dann eine Messreihe aufgestellt und anschließend diese ausgewertet.
Zum Beispiel haben wir einen ‘Linearen Differentialtransformator‘ gebaut der zur Positionsbestimmung bei Werkzeugmaschinen verwendet wird.
Der Arbeitsaufwand unterhalb des Semesters war größer als an der HS Kempten. Zu Ende des
Semesters habe ich umfangreiche Fachdokumentationen über jedes behandelte Thema eingereicht,
die auch in der Benotung berücksichtigt wurden. Die schriftlichen Anforderungen des akademischen
Englischen waren zu Beginn schwierig, gerade bei den Quellenangaben wird von den Dozenten
penibel auf Korrektheit geachtet. Sehr gute Unterstützung dafür gab es in einem extra Modul, das ich
freiwillig absolviert hatte.
5 Studentenleben
In Wales feiert man gerne bis in die Morgenstunden, neben der Glyndwr Universität war das Rugby
Stadion. Nach einem Heimsieg des örtlichen Teams ging die gute Stimmung in die Pubs über.
Ansonsten biete Wrexham den Studenten nicht weniger als in Kempten geboten ist. Es gibt zwei
Discotheken und eine gemütliche Bar wie das ‘Künstler Cafe‘.
Das Sportliche Angebot der Glyndwr University ist super, es gibt alle gängigen Sportarten und ein
Fitnessstudio auf dem Gelände des Campusses. Dort befanden sich auch ein Hockyfeld, ein
Fußballfeld und eine Sporthalle. Gleich zu Beginn habe ich mich für das Volleyball Team gemeldet, es
gab auch die Möglichkeit an Punktspielen teilzunehmen.
Sehr einfach war die öffentliche Verkehrsanbindung nach Liverpool, der Gründungsort der Beatles.
Das ist auf jeden Fall eine Reise wert. Die Stadt ist im Gegensatz zu Chester moderner und bietet
schöne Hafenanlagen zum Verweilen. Chester ist eine sehr alte Stadt und besitzt neben der
Pferderennbahn auch eine intakte Stadtmauer. Innerhalb dieser Stadtmauer stehen sehr alte
Gebäude der alten Handelsstadt. Eine Busfahrt zur Metropole nach Manchester dauert zirka zwei
Stunden, dort gibt es eine große Fußgängerzone mit vielen Geschäften.
6 Reisen durch UK
Nachdem wir das Semester beendet hatten fuhren mir mit einem Mietwagen nach Schottland. Dieser
Teil der Insel bietet nochmal ganz andere Seiten. Die ‘Highlands‘ und die vielen Seen rund um Loch
Ness bieten viel Gelegenheit zum endspannen. Der Mythos um ‘Nessi‘ hat auch uns in seinen Bann
gezogen und so fuhren wir den 60 km langen See Loch Ness mit wachsamen Augen ab. Ein Angler gab
uns den Tipp, dass wir mehr Glück hätten ‘Nessi‘ zu sehen wenn wir viel von dem Schottischen
Whisky trinken würden, das haben wir natürlich ausprobiert.
Geschlafen haben wir teilweise in Hotels oder bei Gastgebern der Plattform Couchsurfing. Wir
reisten im Januar, deshalb war die Gegend rund um die ‘Highlands‘ auch weiß an gezuckert.
7 Fazit
Das Auslandssemester war ein besonderer Teil in meinem Studium und so werde ich ihn auch in
Erinnerung behalten. Trotz mancher Dinge die anders geplant waren habe ich eine super Zeit in
Wales verbracht. Ich würde wieder ein Auslandssemester in Großbritannien machen. Denn künftigen
Auslandsstudenten wünsche ich mehr Klarheit im Vorfeld für die Modulbelegung.