über Schnuderlumpen, Schneuzquadrate, Rotzfahnen und

Die Apotheke Ahlerstedt informiert:
..über Schnuderlumpen, Schneuzquadrate, Rotzfahnen
und Fazzolettlein …
Die Geschichte des Taschentuchs.
„hast Du mal ein Tempo?“ Diese Frage gehört zu unserer Alltagssprache und man wird
dem Fragenden daraufhin ein Zellstofftaschentuch reichen. Tempo-Taschentücher
gibt es seit dem 29. Januar 1929, als die Vereinigten Papierwerke Nürnberg sie zum
Patent anmeldeten: die ersten Papiertaschentücher aus reinem Zellstoff, der mit einer
dünnen Schicht Glycerin überzogen wurde. (Bereits 1894 hatte der Göppinger
Papierfabrikant G. Krum ein Patent auf seine Erfindung erhalten: ein sehr dünnes
Papier, das mit Glycerin getränkt wurde, um mehr Weichheit zu erzielen.) Die Marke
Tempo verbreitete sich so stark auf dem europäischen Markt, dass aus dem
Markenbegriff Tempo-Taschentuch eine Vokabel für Einwegtaschentücher wurde. Wie
es zu dieser Markenbezeichnung kam, ist nicht ganz geklärt. In der Firmengeschichte
wird überliefert, dass das Lebensgefühl der Menschen sich im Jahr 1929 in Begriffen
wie „Geschwindigkeit“ und „Schnelllebigkeit“ widerspiegelt, „Tempo“ sollte diesem
Ausdruck verleihen. Zellstofftaschentücher werden aus Cellulose hergestellt, die man
aus dem Holz von Fichten, Buchen, Pappeln und Kiefern, manchmal auch aus Stroh
gewinnt. Vier Lagen von Zellstoff werden für die Taschentuchproduktion
übereinandergelegt und am Rand durch einen speziellen Pressvorgang miteinander
verprägt. Dann wird das Taschentuch so gefaltet, dass man es mit einer Hand wieder
entfalten kann, und 10-Stück-weise in Folie verpackt, wobei heutzutage die
Verpackung sogar meist mit einem Klebestreifen zum Wiederverschließen
ausgestattet wird. In Deutschland werden jährlich etwa 39 Milliarden Taschentücher
verbraucht, und nicht nur zum Naseputzen bei Erkältung. Einwegtaschentücher sind
ja nun auch wirklich praktisch und vielseitig verwendbar, man kann mit ihnen den
Mund, die Finger (und auch andere Körperregionen) rasch und hygienisch säubern,
sich den Schweiß von der Stirn oder die Tränen aus den Augen wischen oder auch
zum Abschied damit winken. Bis zum Einwegtaschentuch war es ein langer Weg:
bereits vor Christi Geburt hatte man in China Taschentücher aus Hanffasern, im
antiken Rom gab es Taschentücher aus ägyptischem Leinen, diese benutzte man
jedoch nicht zum Naseputzen sondern als Schweißtücher oder Servietten. Seit dem
11. Jahrhundert spielten in Europa Taschentücher aus Stoff eine Rolle beim
„Minnedienst“ als heimliches Liebespfand. Im 15. Jahrhundert wurde das Taschentuch
zum Luxusartikel, die adlige Oberschicht nannte es „fazzoletto“ und benutze es als
modisches Accessoire, es wurde mit Parfum getränkt und mit einem Rand aus
gehäkelten Spitzen verziert. Ein Taschentuch zu verlieren, um den Angebeteten auf
sich aufmerksam zu machen, dieser Trick ist auch schon ziemlich alt…. Im 18.
Jahrhundert wurde es allmählich üblich, sich die Nase mit einem Taschentuch zu
schnäuzen (statt mit der Hand, wie vorher üblich), es war jedoch der vornehmen
Gesellschaft vorbehalten. Erst als im Rahmen der industriellen Revolution durch
Einfuhr preiswerter Baumwolle und mit Hilfe neuer Webstühle Stoffe zu niedrigeren
Preisen produziert werden konnten, wurden Taschentücher für jedermann
erschwinglich. Stofftaschentücher wurden bestickt, umhäkelt, man wickelte beim
Kirchgang Bibel und Gesangbuch darin ein. Noch zu Beginn der 60-iger Jahre des 20.
Jahrhunderts war es üblich dass man zur Konfirmation von den Paten ein Gesangbuch
mit Goldschnitt und ein Taschentuch mit Häkelspitze bekam, in das ein
Maiglöckchenstrauß eingewickelt wurde, und ein Pfadfinder hatte selbstverständlich
in seiner „Allzeit-Bereit-Tasche“ außer den 2 Groschen zum Telefonieren ein frisch
gebügeltes Stofftaschentusch dabei – für alle Fälle. Was sind wir heute froh, dass wir
diese nicht mehr bügeln müssen! Die Erfindung der Einwegtaschentücher stellt für die
Hygiene bei Erkältungen schon einen enormen Fortschritt dar, -- wenn wir sie nicht
irgendwo herumliegen lassen, sondern sie sofort nach Gebrauch in einen
geschlossenen (!) Mülleimer werfen. In Ihrer Apotheke Ahlerstedt gibt es übrigens im
Februar ein kleines Päckchen kostenlos für Sie! (solange Vorrat reicht)