Wie die Superreichen ihr Geld anlegen

Handelsblatt.com vom 14.05.2015
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Köhler, Peter
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Finanzen / Anlagestrategie / Trends
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Aktien, Immobilien, Anleihen, Cash
Wie die Superreichen ihr Geld anlegen
Verschwiegen, kaum beaufsichtigt und höchst erfolgreich: Die Family Offices der SuperReichen sind die Königsklasse der Geldanlage. Eine Studie lüftet die gut gehüteten
Geldanlage-Geheimnisse der illustren Kundschaft.
Erstveröffentlichung 14.05.2015
11:36:54
Seit Generationen gibt es vor allem ein
Motto, dem sich die wirklich reichen
Familien und Dynastien über Krisen und
Kriege hinweg verpflichtet fühlen: Das
Vermögen muss vermehrt aber vor
allem erhalten werden - unter allen
Umständen. Herzstück der modernen
Vermögensverwaltung sind dabei die
Family Offices. Hier werden die langfristigen Strategien ausgebrütet. Die Mindestanlagen liegen bei etwa 100 Millionen Euro.
Normalerweise lassen sich die Finanzprofis der Family Offices nicht in die
Karten schauen. Jetzt gibt erstmals eine
Studie des Bayerischen Finanz Zentrums (BFZ) und der Complementa
Investment-Controlling AG einen Blick
hinter die Kulissen frei.
Die erste wichtige Erkenntnis: den Reichen wird der Boom an den Aktien- und
Anleihemärkten langsam unheimlich,
sie treten auf die Bremse. 73 Prozent der
'Single Family Offices', also jener Vermögensverwaltungen, die nur für eine
einzige Adresse tätig sind, schätzen sich
mittlerweile als 'risikoneutral' ein, fast
ein Viertel sogar als 'risikoavers'. Nur
vier Prozent bezeichnen sich in der
Umfrage als 'risikofreudig'.
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr
waren es noch 22 Prozent. 'Wenn man
das als Frühindikator sehen will, dann
lohnt es sich vielleicht, langsam über
eine Absicherungsstrategie nachzudenken', sagt Prof. Wolfgang Gerke, CoAutor der Studie.
Das Wachstum der Family Offices ist
weltweit ungebremst, weil die Zahl der
Millionäre und Milliardäre ständig
zunimmt. So können in Europa die Vermögen der Erbengeneration in einer im
historischen Vergleich langen Phase
ohne Kriege immer weiter wachsen.
Zudem gibt es eine steigende Zahl von
prosperierenden Mittelständlern, die in
immer höhere Vermögensklassen aufsteigen. Und schließlich sind da noch
Jungunternehmer und Internetpioniere,
die durch IPOs und Firmenverkäufe zu
Reichtum gekommen sind. Bei der
Standortwahl für die Vermögensverwaltung steht bei den befragten Family
Offices die Schweiz an der Spitze,
gefolgt von Deutschland.
Vor diesem unternehmerischem Hintergrund vieler Superreicher ist die zweite
wichtige Erkenntnis zu sehen: Das neue,
beherrschende Thema bei den Family
Offices ist Private Equity. Hier erwerben spezialisierte Beteiligungsgesellschaften Anteile an Unternehmen. Dann
versuchen sie mit verschiedenen Strategien deren Marktwert zu steigern und
sie einige Jahre später wieder zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Die
eingegangene Beteiligung wird davor
nicht an geregelten Märkten gehandelt.
20 Prozent der befragten 92 exklusiven
Vermögensverwalter wollen hier mehr
Geld investieren, einen höheren Aktienanteil streben dagegen nur 18 Prozent
an.
Die diskreten Investmentpläne des Geldanlage-Adels
'Wenn es im Moment eine Mode gibt,
dann ist es Private Equity. Man will
diese Assetklasse viel stärker bearbeiten. Hinzu kommt, dass viele Familien
ihr eigenes Vermögen durch Unternehmensbeteiligungen erworben haben',
meint Prof. Gerke.
Direktanlagen in Private Equity sind für
Normalverdiener so gut wie unmöglich.
Üblicherweise braucht man mindestens
zweistellige Millionenbeträge, um in
großem Stil investieren zu können.
Dafür winken hier nach wie vor Renditen, die zwischen mindestens zehn bis
zu 30 Prozent reichen. Zwar sind Privat-
anleger in den vergangenen Monaten
auch am Aktienmarkt gut gefahren,
allerdings fallen die Schwankungen bei
Private Equity geringer aus. Dafür sind
die investierten Mittel im Gegensatz zu
den täglich handelbaren Aktien im
Durchschnitt rund sieben Jahre gebunden. Weil Family Offices aber einen
langen Atem haben, ist das kein Problem.
Beim Aufspüren von Beteiligungen an
Unternehmen nutzen die Family Offices vor allem ihre persönlichen Kontakte, weiß Heinz B. Rothacher, Vorstandschef der Complementa Investment-Controlling AG aus der Schweiz.
79 Prozent geben an, dass das eigene
Netzwerk die entscheidende Rolle spielt
und 27 Prozent gehen davon aus, das die
Bedeutung der Assetklasse zunehmen
wird.
Das deckt sich auch mit der Einschätzung eines Investmentbankers: 'Aktien
sind gut, aber Unternehmensbeteiligungen sind das ganz große Ding in den
kommenden Jahren. Das werden in
erster Linie Mittelständler sein, die
wachsen wollen. Aber auch Start-ups
werden durchleuchtet, ob es sich lohnt,
bei ihnen einzusteigen.'
Unterm Strich zeigt die Studie damit
also auch, dass sich die Gesellschaft in
finanzieller Hinsicht weiter spalten
wird: Einerseits sind durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank
die Besitzer der vielfach beliebten Sparbücher und Festverzinslichen auf jeden
Fall die Verlierer. Andererseits stocken
Family Offices derzeit die lukrativen,
aber für Normalbürger kaum erhältlichen Private-Equity-Beteiligungen auf.
Gleichzeitig sind Rohstoffe und Anleihen, beziehungsweise festverzinsliche
Papiere, bei den Reichen und Superreichen weit abgeschlagen, wenn es um
Pläne für eine höhere Allokation geht.
'Die Reichen werden auch deshalb fessionell verwaltet werden', erläutert
immer reicher, weil ihre Vermögen pro- Prof. Gerke.
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Wer sein Geld profitabel anlegt, kann den Urlaub in vollen Zügen genießen. Foto: Getty Images
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