Medienmitteilung Family Offices bleiben vorsichtig Zürich, 7. Mai 2015. Das Bayerische Finanz Zentrum (BFZ) e.V. hat gemeinsam mit der Complementa Investment-Controlling AG und mit Unterstützung der Studiensponsoren iShares by BlackRock, Jupiter Asset Management, KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Mirabaud Asset Management das Leistungsspektrum, das Anlageverhalten und die Anlagestrategie von Family Offices analysiert. Gerade im Umfeld extrem niedriger Zinsen gestaltet es sich als enorm anspruchsvoll, neue Renditequellen zu erschliessen. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf dem Umgang mit Club Deals, Co- und Direct-Investments sowie Private Equity als Investitionsform. Die von den Herausgebern zum vierten Mal durchgeführte Studie fokussiert auf den deutschsprachigen Family-Office-Markt in Europa. Insgesamt liegen die mittelfristigen Renditeerwartungen für 2015 wie im Vorjahresrahmen zwischen null und fünf Prozent. Die Anlageklasse Aktien soll ausgebaut werden und Investitionen in nicht börsenkotierte Unternehmen werden vermehrt als Anlagelösung gewählt. Das Wachstum von Family Offices weltweit ist nach wie vor ungebremst und die Verschwiegenheit dieser Markteilnehmer hoch. Family Offices agieren rein aus der Perspektive der Vermögensinhaber, konzentrieren sich ausschliesslich auf deren individuelle Anlagewünsche und unterliegen dabei nicht denselben regulatorischen Vorschriften wie Pensionskassen und Stiftungen. An der aktuellen Studie haben 92 Family Offices teilgenommen, bisher die höchste Anzahl Teilnehmer bei der betreffenden Studie. Gut 30 % der Teilnehmenden sind Single Family Offices und knapp 70 % Multi Family Offices. Letztere Gruppe lässt sich wiederum nach Anzahl der betreuten Familien ordnen: 28 % betreuen mehr als zehn Familien, knapp 20 % sechs bis zehn Familien und rund 22 % zwei bis fünf Familien. Geordnet nach den verwalteten Vermögen ergibt sich folgende Verteilung: 12 % betreuen Vermögen unter 100 Mio. Euro, 24 % zwischen 100 und 300 Mio. Euro, 36 % zwischen 300 und 1.000 Mio. Euro und 27 % betreuen Vermögen über einer Milliarde Euro. Abbildung 1.1: Struktur der teilnehmenden Family Offices nach Anzahl betreuter Familien und 1.2: Umfang betreuter Vermögen, aktuelle Studie 2015, Seite 8 Das Spektrum der angebotenen Dienstleistungen ist breit: Schwerpunkte bilden die Vermögensverwaltung inklusive Immobilien, die Asset-Allocation-Beratung, die Auswahl von Asset Managern sowie das Reporting und Investment-Controlling. Bei den Single Family Offices steht an erster Stelle der offerierten Leistungen die Vermögensverwaltung mit 86 %, bei den Multi Family Offices werden Vermögensverwaltung und Asset-Allocation-Beratung mit 75 % gleich stark gewichtet, gefolgt vom Reporting/Investment Controlling mit 69 % und der Managerauswahl mit 67 %. Goldenes Dreieck Schweiz, Deutschland und Frankreich Befragt nach der Herkunft der Vermögensinhaber ergibt sich für die Studie eine breite Streuung. Die Eigentümer der Multi Family Offices sind weltweit zuhause, die Single Family Offices geben als Herkunftsort mehrheitlich europäische Länder an, vor allem Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Bei der Standortwahl für die Vermögensverwaltung steht bei den befragten Family Offices die Schweiz an der Spitze, gefolgt von Deutschland. Die Familien haben ihre Vermögen in verschiedenen Branchen erwirtschaftet: In der Industrie mit rund 55 %, gefolgt vom Handel mit 36 % und dem Finanzbereich mit 34 %. Fast die Hälfte der Vermögensinhaber hat das Vermögen zumindest in Teilen geerbt. Eher konservative Anlagestrategie und geringe Risikobereitschaft Befragt nach der Risikobereitschaft der Vermögensinhaber ergab sich 2015 bei den Single Family Offices folgende Verteilung auf drei Kategorien: 23 % der Vermögensinhaber werden als risikoavers eingeschätzt, 73 % als risikoneutral und 4 % als risikofreudig. Im Mehrjahresvergleich zeigt sich, dass die Risikofreude von 39 % in 2010 auf 22 % in 2014 und jetzt auf vier % zurückgegangen ist. Abbildung 2.4: Risikoeinstellungen von Single Family Offices, Studie 2015, S. 17 Bei der Anlagestrategie stellt wieder Kapitalerhalt das oberste Ziel (67 %) dar, gefolgt vom Wunsch nach konstantem Cashflow (22 %). Unterschiede zeigen sich bei der Nutzung der Anlageklassen. Risikoaverse und risikoneutrale Vermögensinhaber tätigen kaum Investitionen in Emerging Markets oder Hedge Funds. Passive Anlagen sind beliebt, 69 % der 85 Teilnehmer setzen passive Anlagen ein, am häufigsten in den Anlagekategorien Aktien und Renten (92 % resp. 48 %). Prof. Dr. Bernd Grottel, Partner, KPMG, erläutert: „Family Offices verstehen sich als Treuhänder der Familien. Sie tragen zum Vermögenserhalt über Generationen bei. So überrascht nicht, dass nur 4 Prozent der Single Family Offices sich als risikofreudig bezeichnen. Damit Familien mit ihren Family Offices auch die gesteckten Ziele erreichen, müssen rechtliche und steuerliche Fragen immer berücksichtigt werden.“ Heinz B. Rothacher, CEO Complementa, ergänzt: „Als Experten interessiert uns die Frage betreffend dem unabhängigen Reporting und Controlling. Knapp 78 % nutzen ein unabhängiges PerformanceReporting zur Messung ihres Anlageerfolgs, rund 44 % lassen es von externen Spezialisten erstellen, 64% verwenden Spezialsoftware im eigenen Haus und überraschend viele arbeiten ausschliesslich mit Excel (46%). Die Bedeutung von Private Equity bei nicht börsenkotierten Unternehmen „Family Offices nutzen ihre Unabhängigkeit und können dank ihrer hohen Expertise und Erfahrung im Anlagegeschäft ihre Asset Allocation flexibel auf die sich kontinuierlich verändernde Marktsituation ausrichten, um Anlagespielräume optimal auszuschöpfen. Beliebte Formen sind Club Deals, CoInvestments und Direct Investments.“ erklärt Prof. Wolfgang Gerke, Co-Autor. Für viele Family Offices stellen Investitionen in nicht börsenkotierte Unternehmen ein wichtiges Anlagethema dar. Drei Viertel der Single Family Offices und über die Hälfte der Multi Family Offices betrachten derartige Investitionen als wichtig. Die Perspektiven der Investoren sind dabei mittel- bis langfristig, das heisst, die Haltedauer liegt bei sieben Jahren. Auf die Frage, wie solche Investment-Opportunitäten gefunden werden, geben 79 % an, dass hier das eigene Netzwerk von entscheidender Bedeutung ist, Berater und Banken spielen eine deutlich kleinere Rolle. Die Renditeerwartungen an Direktbeteiligungen sind mit zehn bis 20 % vielfach hoch und 27 % gehen davon aus, dass die Bedeutung dieser Anlageklasse zunehmen wird. Dabei sind Start-Up-Unternehmen und Turn-AroundKandidaten nur bedingt auf dem Radar der Family Offices, vielmehr werden Wachstumsunternehmen und bereits am Markt etablierte Unternehmen oft als Zielobjekte betrachtet. Über die Studie Das Bayerische Finanz Zentrum (BFZ) e.V. und die Complementa Investment-Controlling AG haben bereits in den Jahren 2009, 2010 und 2014 mit verschiedenen Partnern Studien zu Family Offices durchgeführt und veröffentlicht. Grundlage der vorliegenden Studie bildet eine Befragung von insgesamt 92 Family Offices anhand eines strukturierten Fragebogens im Zeitraum zwischen November 2014 und Februar 2015. Die Studie besitzt primär explorativ-empirischen Charakter und fokussiert auf den deutschsprachigen Family-Office-Markt in Europa. Durchgeführt wurde die Studie von den beiden Herausgebern, das Bayerische Finanz Zentrum (BFZ) e.V. und die Complementa Investment-Controlling AG, mit Unterstützung der Studiensponsoren iShares by BlackRock, Jupiter Asset Management, KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Mirabaud Asset Management. Bayerisches Finanz Zentrum (BFZ) e.V. Das Bayerische Finanz Zentrum (BFZ) e.V. widmet sich als unabhängige und neutrale Plattform des Clusters Finanzdienstleistungen in Bayern über vielfältige Aktivitäten dem Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis in relevanten Themen der Finanz- und Versicherungswirtschaft und -wissenschaft. Complementa Investment-Controlling AG Die Complementa Investment-Controlling AG ist ein Schweizer Unternehmen, das grosse institutionelle und private Investoren in der Aufgabe der finanziellen Führung seit über 30 Jahren fachkundig unterstützt, indem sie als unabhängiger Partner auf Risiken in Anlagen aufmerksam macht und dabei ausschliesslich die Interessen der Investoren vertritt. Das 1984 in St. Gallen gegründete Unternehmen mit Niederlassungen in Zürich, Frankfurt und Vaduz beschäftigt derzeit 130 Mitarbeiter und offeriert Dienstleistungen in den Gebieten Performance-Reporting und -Messung, Investment-Controlling und -Consulting sowie Wertschriften- und Finanzbuchhaltung. Kontakte Complementa Investment-Controlling AG Frau Julija Stojanova Beethovenstrasse 19 8002 Zürich Tel. +41 44 368 30 84 [email protected] Bayerisches Finanz Zentrum e.V. Herr Dr. Felix Breuer, Geschäftsführer Projektleiter & Studienautor Von-der-Tann-Straße 13 80539 München Tel. +49 (0)89 27 37 01 38 0 [email protected]
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