„Es wird zur Konsolidierungswelle unter Family Offices kommen“

Thomas Segura und Markus Jesberger im Gespräch
„Es wird zur Konsolidierungswelle unter Family Offices kommen“
Zuletzt wurden einige Family Offices gegründet, unter anderem die Segura & Jesberger GmbH in Frankfurt.
Wie es den namensgebenden Gründern in den ersten Wochen ergangen ist und wofür man stehen will,
erklären Thomas Segura und Markus Jesberger im Gespräch.
private banking magazin: Das Family Office Segura & Jesberger gibt es seit rund drei Monaten.
Wie war seitdem ihre Arbeitsbelastung?
Markus Jesberger: Die Gründungsphase war eine echte Herausforderung. Wir haben sieben Tage die
Woche keine Stunden gezählt. Dank der Leistung unseres Teams haben wir unser Ziel der schnellen
Lieferfähigkeit für unsere Mandanten erreicht.
Hat sich die Arbeit gelohnt?
Thomas Segura: Ja, auf jeden Fall. Mit rund einer Milliarde Assets under Administration in drei
Monaten ist uns ein Sprung aus dem Startblock direkt in die Top-Liga der unabhängigen Multi Family
Office gelungen. 20 Mandate, davon 18 Unternehmerfamilien aus dem deutschsprachigen Raum und
zwei institutionelle Kunden, haben uns diesen Schritt in die Unabhängigkeit ermöglicht. Auch viele
Vermögensverwalter und Banken haben uns dabei sehr geholfen und die notwendigen Informationen
schnell und automatisiert zur Verfügung gestellt.
Das hört sich nach einem Bilderbuchstart an. Wie sieht es mit den Kapazitäten aus? Immerhin
sind Sie lediglich als Zweiergespann mit zwei Assistentinnen gestartet.
Segura: Auf der einen Seite wollen wir dem Geschäftserfolg mit weiteren Einstellungen Rechnung
tragen. Auf der anderen Seite sind wir in der heutigen Aufstellung dank unserer modernen IT in Bezug
auf Schnelligkeit, Auswertungstiefe und Reporting-Qualität, deutlich vor dem Wettbewerbsumfeld
positioniert.
Jesberger: Zudem verstärken wir zum 1. Oktober 2016 unser Team um die Mathematikerin Anja
Werner, die zuvor 15 Jahre bei unserem früheren Arbeitgeber, der BHF-Bank tätig war. Im nächsten
Schritt wollen wir das Dienstleistungsspektrum im Real-Estate-Bereich verbreitern.
Derzeit diskutiert die Branche, ob Family Office eine eigene Vermögensverwaltung betreiben
sollten oder nicht. Wo stehen Sie da?
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Segura: Wer ein Family Office betreibt und Anlageentscheidungen trifft, gerät in einen
Interessenkonflikt, der nicht aufzulösen ist. Eine objektive und unvoreingenommene Beurteilung der
eigenen Managementleistung ist nicht möglich.
Dazu ein Beispiel: In einem gerade gewonnenen Mandat übernahm bisher eine Adresse sowohl die
Rolle des Family Offices als auch jene des Verwalters. Drei externe Verwaltungsmandate zeigten gute
Ergebnisse. Ein Mandat, Sie ahnen welches, lag im laufenden Jahr 1.000 Basispunkte hinter der
Benchmark. Anstelle der gebotenen kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Managementleitung
fokussierte sich das Family Office auf einen Rating-Verstoß eines externen Anbieters. In solchen
Konstellationen verlieren Mandaten das Vertrauen. Viele sehr vermögende Familien, mit denen wir
sprechen, berichten von vergleichbaren Situationen.
Auf welchen Dienstleistungen liegt der Schwerpunkt Ihres Family Offices?
Jesberger: Wir konzentrieren uns auf die Strukturierung, Organisation und das Controlling großer
Familienvermögen und anderer semi-institutioneller Strukturen. Der bewusste Verzicht auf die operative
Vermögensanlage ist Segen und Verpflichtung zu gleich. Unsere Kunden schätzen die streng
interessenkonfliktfreie Aufstellung und erwarten eine Steuerung und Begleitung „wie wenn es unser
Eigenes wäre“. Wir wollen unsere Marktposition als echtes Pure-Family-Office ausbauen. In dieser
Nische mit hoher Nachfrage in einem konsolidierenden Umfeld fühlen wir uns außerordentlich wohl.
Ein Family Office mit Vermögensverwaltung hat durch letztere ganz andere
Einnahmemöglichkeiten. Wann planen Sie profitabel zu sein?
Segura: Damit haben Sie natürlich Recht. Wir verzichten auf den schnellen Euro zugunsten unserer
Glaubwürdigkeit und schaffen damit die Voraussetzung dafür, dass sich unsere Mandanten langfristig
an uns binden. Unser Erfolg zeigt sich in der bereits erreichten Profitabilität.
Derzeit entstehen einige Family Offices, während sich Banken aus dem Geschäft eher
zurückziehen als zu investieren. Wie sehen sie diesen Trend?
Segura: Die Finanzbrache insgesamt ist von einer massiven Konsolidierungswelle getroffen. Wenn die
Ware keinen Preis mehr hat, darbt der Händler dahin. Banken sind Geldhändler, der Preis des Geldes
ist der Zins, das aktuelle Preisniveau kennen Sie.
Einige Institute beginnen sich darauf einzustellen, regelmäßige Meldungen zu Personalabbau und
Niederlassungsschließungen zeigen den Versuch die Kosten zu reduzieren. Die Bestrebungen die
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Einnahmenseite zu optimieren führt bei den Kunden banknaher und vermeintlich unabhängiger
Family-Office-Anbieter zur bewussten Wahrnehmung des Interessenkonflikts. Mittelfristig wird dies zu
einer fortgesetzten Konsolidierung bei den Family Offices führen.
Auf welche Aufgaben werden Sie sich in den kommenden Monaten konzentrieren?
Jesberger: Wir haben in den ersten Monaten einige Themen zurückgestellt. Wer uns sucht, findet
keine vollendete Homepage, keine Marketing-Broschüre und keine Pressemappe. Unser Ziel ist es,
unsere Marktposition als echtes Pure-Family-Office stabil, konzentriert und langfristig ausbauen –
darum geht es.
Was hat es mit den Bildern in ihren Büros auf sich, auf denen verschiedene Augen zu sehen
sind?
Segura: Wir haben uns von einer jungen, sehr begabten Künstlerin eine Serie von Bleistiftportraits
zeichnen lassen. Insgesamt 14 Augen begegnen uns täglich vielfach auf den Fluren in unserem Büro.
Skizziert sind die erfolgreichsten Investoren, waghalsige Spekulanten, marktprägende Notenbanker und
politische Taktgebern der Kapitalmärkte. Eins der Exponate stellt beispielsweise das Auge von George
Sorros dar. Dessen und alle anderen Blicke sollen uns jeden Tag an unsere Verpflichtung erinnern: Sei
wachsam und lass Dich nicht von schönen Augen täuschen. Im Übrigen ist in diesen Tagen ein
weiteres Bild hinzugekommen, nämlich das von dem britischen Premier David Cameron.
Über die Interviewten:
Thomas Segura ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Multi Family Office Segura und
Jesberger GmbH. Zuvor war er rund 17 Jahre für die BHF-Bank tätig, zuletzt als Mitglied im Executive
Committee Private Banking. Zudem war der Bankbetriebswirt Geschäftsführer der
Family-Office-Tochter der BHF-Bank.
Markus Jesberger ist ebenfalls Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Multi Family Office
Segura und Jesberger GmbH. Wie Segura war er zuvor (seit 2007) für die BHF-Bank tätig. Bei der
Family-Office-Tochter der BHF-Bank rückte er nach einer fünfjährigen Zeit als Prokurist 2012 in die
Geschäftsleitung auf. Zudem fungierte er als Verwaltungsratsmitglied zweier ausländischer
Family-Office-Gesellschaften.
Dieser Artikel erschien am 14.07.2016 unter folgendem Link:
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