ARCHIV DES ÖFFENTLICHEN RECHTS

ARCHIV DES ÖFFENTLICHEN RECHTS (AÖR) - ab 1933: in Verbindung mit Albrecht
Mendelssohn Bartholdy und Rudolf Smend herausgegeben von Johannes Heckel, Otto Koellreutter und Heinrich Triepel. Herausgegeber Band 121 (1996): Peter Badura, Peter Lerche
und Gerhard Robbers. Bände 1-121 Tübingen, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1885-1996. 8vo. Jeder
Band durchschnittlich ca. 700 Seiten. Leinen
6.500,--
Zu Beginn der 80er Jahre im ausgehenden 19. Jahrhundert erlebte das Fach „Öffentliches Recht“ die
entscheidenden Impulse. An den preußischen Universitäten etablierte sich seit 1881 das Verwaltungsrecht als
eigenständiges Fach auf dem Lehrplan. Im Staatsrecht
erschien seit 1876 das epochale Werk von Paul Laband
„Staatsrecht des Deutschen Reiches“, dessen letzter
Band 1882 erschien. Die Bedeutung dieses opus magnum ist sowohl inhaltlich wie methodisch begründet.
Rudolf Smend
Das Vorhandensein einer Reichsverfassung führt zur
alleinigen Grundlage der Wissenschaft vom Staatsrecht. Es gilt
nunmehr das Vorhandene zu analysieren, die Rechtsinstitute zu konstruieren, insgesamt eine Dogmatik des Staatsrechts zu
Georg Jellinek
schaffen. Die historischen, ökonomischen, politischen
und philosophischen Bezüge werden aus dem Staatsrecht verbannt
und dorthin geschoben, wohin sie dem Inhalte nach gehören. Diese
wissenschaftliche juristische Behandlung des gesamten Staatsrecht
zeichnet den Neubeginn aus und führt zu einem eigenständigen juristischen Fach.
1885 gründeten Paul Laband, seit 1872 Professor der
Rechte an der Universität Strassburg, und Felix Stoerk,
Professor der Rechte in Greifswald, das Archiv für Öffentliches Recht, deren erster Band 1886 erschien.
Im ersten Band erschienen Aufsätze von Laband (Zur
Lehre vom Budgetrecht), Gneist, Stoerk, Arndt, Perels
und Geffcken. Der erste Band beginnt jedoch mit einer
großen Abhandlung von 100 Seiten von F. von Martitz, Ordinarius
Rudolf von Gneist
für öffentliches Recht an der Universität Tübingen: „Das Internationale System zur Unterdrückung des Afrikanischen Sklavenhandels in seinem
heutigen Bestande“. Darin wird neben den internationalen Vereinbarungen zum Verbot des Sklavenhandels auch die ökonomische, wirtschaftliche und rechtliche Position Afrikas beschrieben,
die an Aktualität kaum eingebüßt hat.
Im Vorwort präzisieren die Herausgeber die Position,
die Laband bereits seinem großen Werk zugrunde gelegt hat. Der Kreis des Öffentlichen Rechts ist bestimmt
durch die Fächer Staatsrecht, Verwaltungsrecht und
Völkerrecht in Theorie, Gesetzgebung und Kritik. Damit
soll nicht der Einfluss, den die sogenannten Staatswissenschaften auf die Entwicklung des Öffentlichen Rechts
genommen haben, bestritten werden. Im System des Öffentlichen Rechts wird aber die Nationalökonomie und
Robert Piloty
Wirtschaftspolitik, Finanzwissenschaft und Statistik herausgefiltert, um sie als eigenständige wissenschaftliche Fächer zu
etablieren. Felix Stoerk hatte bis zu seinem Tode 1908 die alleinige
Otto Koellreutter
Redaktion inne. 1899 wurden Otto Mayer, 1908 Georg Jellinek und
Robert Piloty in das Herausgebergremium aufgenommen. Das Archiv entwickelte
sich schnell zur führenden wissenschaftlichen Zeitschrift des öffentlichen Rechts.
Der Schwerpunkt lag auf dem Reichsstaatsrecht, das Verwaltungsrecht und das ausländische Recht und das Völkerrecht nahmen aber auch einen relativ großen Raum
ein.
Paul Laband:
1838: geboren am 24. Mai in Breslau als Sohn eines
Arztes
1858: Beginn des Rechtsstudiums in Breslau, Heidelberg und Berlin, dort Promotion
1861: Privatdozent in Heidelberg
1864: Tätigkeit als außerordentlicher Professor in
Königsberg
1866: dort Ernennung zum Ordinarius, Publikationen zivilrechtlichen und rechtshistorischen
Inhalts
1870: Publikation der Schrift „Das Budget“, sein
staatsrechtliches Erstlingswerk
1872: Annahme eines Rufes nach Straßburg, dort
ausschließliche Beschäftigung mit staatsrechtlichen Themen
1876 (-1882): erstes Erscheinen seines Hauptwerkes „Das Staatsrecht des Deutschen
Reiches“, Begründung der Wissenschaft vom Reichsstaatsrecht
1879: Mitglied des Staatsrates von Elsaß-Lothringen
1880: Rektor der Universität zu Straßburg
1908: Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat
1911: Mitglied der Ersten Kammer von Elsaß-Lothringen
1918: gestorben am 23. März in Straßburg
Aufbau des Archivs:
1. Aufsätze
2. Quellen und Entscheidungen
3. Literatur A: Referate - B. Anzeigen
NDB XIII, 362f. (M. Friedrich); Stintzing-Landsberg III,2/833, 899, 977f. (Noten: 349. 378);
W. Wilhelm, Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert. Die Herkunft der Methode
Paul Labands aus der Privatrechtswissenschaft. Frankfurt am Main 1958; Kleinheyer-Schröder, 4.A. 1996. S. 238-242 mit vielen weiteren Literaturhinweisen.
VICO
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