25 Verfassungsbeschwerde

Vorlesung Staatsrecht II
Prof. Dr. Dr. Durner LL.M.
Gliederung
A. Allgemeine Grundrechtslehren
B. Einzelne Grundrechte
I. Die Gewährleistung der Menschenwürde (Art. 1 Abs . 1 GG)
II. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2 Abs. 1 GG) als
allgemeine Handlungsfreiheit
III. Allgemeine Freiheitsrechte
IV. Gleichheitsrechte
V. Grundrechte zur Gewährleistung geistiger Freiheit und
Kommunikation
VI. Wirtschaftliche Grundrechte
VII. Grundrechte im Bereich von Ehe und Familie, Kindererziehung
und Schule
VIII. Grundrechte mit internationalem Bezug
IX. Grundrechte mit Rechtsschutzfunktion
C. Grundrechtsschutz im Verfahren der Verfassungsbeschwerde
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I.
Allgemeiner Charakter der
Verfassungsbeschwerde
• Verfahren zur prozessualen Durchsetzung der
Grundrechte und grundrechtsgleichen Rechte
des Einzelnen
• Besonderes Rechtsschutzmittel
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II. Zulässigkeit der
Verfassungsbeschwerde
1.
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3.
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7.
8.
9.
10.
Ordnungsgemäßer Antrag
Beteiligtenfähigkeit
Prozessfähigkeit
Beschwerdegegenstand (Akt d. öffentlichen Gewalt)
Beschwerdebefugnis
Erschöpfung des Rechtsweges und Subsidiarität
Beschwerdefrist
Einwand der Rechtskraft
Einwand der Gesetzeskraft
Allgemeines Rechtsschutzbedürfnis
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1. Ordnungsgemäßer Antrag
§§ 23 I, 92 BVerfGG
Ein ordnungsgemäßer Antrag ist
• schriftlich und begründet
• mit der Bezeichnung des Rechts, das verletzt
sein soll
• sowie der Handlung oder Unterlassung des
Organs oder der Behörde, durch die der
Beschwerdeführer sich verletzt fühlt.
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2. Beteiligtenfähigkeit
§ 90 I BVerfGG
• „Jedermann“ ⇒ Ist der Beschwerdeführer
überhaupt grundrechtsfähig?
• Probleme:
- Organe und juristische Personen des
öffentlichen Rechts
- ausländische juristische Personen
(vgl. Art. 18 AEUV)
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3. Prozessfähigkeit
• Weder im GG noch im BVerfGG geregelt
• Fähigkeit, Prozesshandlungen selbst oder durch
selbst bestimmte Bevollmächtigte vornehmen zu
können.
• Richtet sich bei Minderjährigen danach, ob der
Minderjährige von der Rechtsordnung als reif
angesehen wird, das Grundrecht eigenverantwortlich auszuüben (vgl. z.B. § 5 RelKErzG).
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4. Beschwerdegegenstand
(Akt der öffentlichen Gewalt)
§ 90 I BVerfGG
• Rechtssatz-VfB:
Norm (anders als bei Art. 100 I GG auch untergesetzliche Normen)
• Urteils-VfB:
Urteil (ggf. samt angegriffenem Exekutivakt)
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5. Beschwerdebefugnis
a) Möglichkeit der Verletzung von Grundrechten
oder grundrechtsgleichen Rechten
b) Betroffenheit des Beschwerdeführers
- selbst
- gegenwärtig
- unmittelbar
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6. Erschöpfung des
Rechtsweges und Subsidiarität
a) Rechtswegerschöpfung, § 90 II 1 BVerfGG
⇒ Ausschöpfung aller Rechtsschutzmöglichkeiten
vor den Fachgerichten
b) Keine Subsidiarität
⇒ Ausschöpfung aller Möglichkeiten, gerichtlichen
Rechtsschutz mittelbar oder außergerichtlichen
Rechtsschutz zu erhalten
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7. Beschwerdefrist
§ 93 BVerfGG
• Rechtssatz-VfB:
1 Jahr; § 93 III BVerfGG
• Urteils-VfB:
1 Monat; § 93 I, II BVerfGG
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8. Einwand der Rechtskraft
• Vgl. § 41 BVerfGG
• Entscheidungen des BVerfG erwachsen in
materieller Rechtskraft
⇒ über dasselbe Begehren desselben
Beschwerdeführers darf bei gleicher Sachund Rechtslage nicht erneut entschieden
werden
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9. Einwand der Gesetzeskraft
• § 31 II 2 BVerfGG
⇒ VfB gegen eine Norm, die das BVerfG als
mit dem GG vereinbar erklärt hat, ist dann
wegen entgegenstehender Gesetzeskraft
unzulässig.
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10. Allgemeines
Rechtsschutzbedürfnis
Zu verneinen, wenn
• das Rechtsschutzziel einfacher erreichbar
oder
• keinerlei Vorteil des Beschwerdeführers
bei positiver Entscheidung des Gerichts
ersichtlich ist.
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III. Begründetheit der
Verfassungsbeschwerde
1. Maßstab der Grundrechtsverletzung
• Grundrechte und grundrechtsgleiche
Rechte (Art. 93 Abs. 1 Nr.4a)
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2. Grundrechtsverletzung durch
Verstoß gegen sonstiges
(objektives) Verfassungsrecht
• Eingriffe sind nur gerechtfertigt, soweit sie mit
der Verfassung insgesamt übereinstimmen
⇒Es darf kein Verstoß gegen verfassungsrechtliche
Grundsätze,
Kompetenzund
Verfahrensvorschriften vorliegen.
• Doppelfunktion der VfB
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3. Beschränkung auf die Verletzung
spezifischen Verfassungsrechts bei
Urteilsverfassungsbeschwerden
• BVerfG ist keine „Superrevisionsinstanz“, d.h. es
prüft nicht die Vereinbarkeit der Entscheidung
mit einfachem Recht
⇒Wurde bei Auslegung und Anwendung des
einfachen Rechts der Einfluss der Grundrechte
grundlegend verkannt?
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