28 I WALD BLW 8 I 26. 2. 2016 Der Stamm unter Spannung auf der Druckseite. Bevor man also bei gespanntem Holz den Trennschnitt ansetzt, sollten die Spannungsverhältnisse geklärt sein. Beim Aufarbeiten gefällter Bäume treten oft „spannende“ Situationen auf W em ist das noch nicht passiert: Beim Trennschnitt klemmt das Motorsägenschwert im Schnitt fest. Dies ist zwar ärgerlich, aber harmlos, was die Unfallgefahr angeht. Der Schnitt wurde zu weit in die Druckzone des Stammes geführt und die Falle ist zugeschnappt. Handelt es sich um Bäume, die gefällt wurden oder die der Sturm Die Spannung Schritt für Schritt abbauen Die Spannungsverhältnisse klären geworfen hat, und steht der liegende Stamm unter starker Spannung, dann bleibt es jedoch oft nicht bei einem harmlosen „Schwertzwicker“. Die frei werdenden Kräfte führen im ungünstigsten Fall zu schwersten oder gar tödlichen Verletzungen. Allerdings gibt es Regeln und Arbeitstechniken, die diese Gefahr bannen. Man muss sie nur konsequent anwenden. 1. Spannungsverhältnisse beurteilen: Wie ist der Stamm gespannt und wo sind Druck- und Zugseite? 2. Standplatz wählen: Bei seitlicher Spannung steht der Motorsägenführer immer auf der Druckseite, bei Spannung nach oben oder unten gibt es grundsätzlich keine Einschränkungen. Ein gespannter Stamm weist immer eine Druck- und eine Zugseite auf. Die Spannung entlädt sich beim Trennschnitt in Richtung der Zugseite. Das ist die gefährliche Seite. Bei seitlich gespanntem Holz ist deshalb der sichere Standplatz grundsätzlich Stamm nach unten gebogen: Stamm nach oben gebogen: D D Druckseite befindet sich oben, dort werden die Holzfasern gestaucht. Die Zugseite ist unten, dort werden die Holzfasern gedehnt. ●● Der ●● Der Druckseite 1 2 Stammdurchmesser ist größer als die Schwertlänge QUELLE: BAYERISCHE WALDBAUERNSCHULE Stammdurchmesser ist kleiner als die Schwertlänge Zugseite 1 Entlastungsschnitt in die Druckseite (Stammoberseite). Achtung: Klemmgefahr! Nicht zu weit in die Druckseite schneiden. 2 Trennschnitt von der Zugseite mit Vollgas und ausgestreckten Armen. er Stamm liegt über einem Geländebuckel oder mit der Stammmitte auf einem anderen Stamm (Stock). Dabei hat er eine Bogenspannung nach oben. In dieser Situation ist die Zugseite oben und die Druckseite unten. ●● Der ●● Der Stammdurchmesser ist kleiner als die Schwertlänge Druckseite Zugseite 2 2 1 3 Zugseite 1 Druckseite 1 Schmälerungsschnitt, damit die Schwertlänge für die weiteren Schnitte reicht 2 Seitenwechsel, dann Entlastungsschnitt in die Druckseite (Stammoberseite). Achtung: Klemmgefahr! 3 Trennschnitt von der Zugseite mit Vollgas und ausgestreckten Armen. er Stamm hat im Fallen an stehenden Bäumen eingefädelt. Dadurch hat er eine Seitenspannung. Vorsicht bei krummen Stammdurchmesser ist kleiner als die Schwertlänge. Zugseite 2 1 Druckseite Die Schnittführungen bleiben grundsätzlich gleich, jedoch müssen alle Schnitte von der Druckseite geführt werden. Niemals auf der Zugseite stehen! Bei dieser gefährlichen Situation sind schon bei schwächeren Stämmen Schmälerungsschnitte sinnvoll! 3 1 2 Druckseite 1 Entlastungsschnitt in die Druckseite (Stammunterseite). Achtung: Klemmgefahr! Nicht zu weit in die Druckseite schneiden. 2 Trennschnitt von der Zugseite mit Vollgas und ausgestreckten Armen. men gibt es zwischendurch keinen Seitenwechsel. In diesem Fall werden alle Schnitte von der Druckseite her ausgeführt. Wenn der Stamm nicht schwach genug ist, zuerst drei Schmälerungsschnitte, der erste senkrecht und die zwei folgenden waagrecht. Wenn beim vierten Schnitt das verbliebene Halteband durchtrennt wird, entlädt sich die Spannung in Richtung Zugseite. ●● Der QUELLE: BAYERISCHE WALDBAUERNSCHULE ●● Der Stämmen: Sie werden seitlich gespannt unter Umständen gerade, und die Gefahr wird leicht übersehen. Bei seitlich gebogenen Stäm- Zugseite 1 Schmälerungsschnitt, damit die Schwertlänge für die weiteren Schnitte reicht 2 Seitenwechsel, dann Entlastungsschnitt in die Druckseite (Stammunterseite). Achtung: Klemmgefahr! 3 Trennschnitt von der Zugseite mit Vollgas und ausgestreckten Armen. Seitlich gebogene Stämme: D Stammdurchmesser ist größer als die Schwertlänge QUELLE: BAYERISCHE WALDBAUERNSCHULE er Stamm liegt über einer Geländemulde oder mit dem Stammende auf einem anderen Stamm. Er ist nach unten durchgebogen. Die Stammdurchmesser ist größer als die Schwertlänge Zugseite 4 2 3 1 Druckseite Grundsatz: Der Standplatz ist immer die Druckseite! 1 Entlastungsschnitt auf der Druckseite. 2 Stammunterseite mit Stechschnitt schmälern. 3 Schmälerungsschnitt von der Stammoberseite. 4 Halteband (hält die Zugspannung) mit Vollgas und 180 Grad längs gedrehter Motorsäge durchtrennen. Diese Haltung verhindert ein Wegschleudern der Säge. WALD I 29 BLW 8 I 26. 2. 2016 3. Schnittfolge einhalten: Der erste Schnitt (Entlastungsschnitt) wird immer in die Druckseite geführt. Vorsicht: Klemmgefahr, nicht zu weit in die Druckseite schneiden! Der zweite Schnitt ist der Trennschnitt in die Zugseite mit ausgestreckten Armen und Vollgas. Vorgehen wenn das Schwert zu kurz ist Grundsätzlich wird vor den Entlastungs- und den Trennschnitt ein Schmälerungsschnitt vorgeschaltet, damit der Trenndurchmesser verringert wird. Bei nach oben oder unten gebogenen Stämmen wird dieser Schmälerungsschnitt senkrecht geführt, es wird die Seite gewechselt und anschließend Entlastungsund Trennschnitt durchgeführt. Bei seitlich gebogenen Bäumen gibt es FOTO: THOMAS FOTTNER zwischendurch keinen Seitenwechsel. Alle Schnitte werden von der Druckseite aus geführt. Zunächst drei Schmälerungsschnitte, der erste senkrecht und die beiden folgenden waagrecht. Der vierte Schnitt durchtrennt dann das verbliebene Halteband, sodass sich die Spannung in Richtung Zugseite entladen kann. Dabei wird die Motorsäge 180 Grad um die Längsachse gedreht, sodass dieser letzte Schnitt mit auslaufender Kette geführt wird. Das mindert die Gefahr, dass die Säge weggeschleudert wird. In den Motorsägenkursen an der Bayerischen Waldbauernschule hat das Thema „Holz unter Spannung“ einen festen Platz in den Lehrplänen. Zusätzlich besteht hier die Möglichkeit, die beschriebenen Schnitte an einem Spannungssimulator zu üben. Thomas Fottner Am Spannungssimulator besteht die Möglichkeit, die Aufarbeitung mit unterschiedlichen Spannungsverhältnissen im Stamm zu üben. Waldbauernschule Kelheim/Goldberg FOTO: HANNES LEMME, LWF Borkenkäfer – Alles muss raus! Die Jungkäfer überwintern ausflugbereit unter der Baumrinde. Um die Gefahr zu mindern, gilt es, rasch jeden befallenen Baum aus dem Wald zu schaffen. A Borkenkäfer monitoring H inweis zum landesweiten Borkenkäfermonitoring der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft: Das Borkenkäfermonitoring startet wie in den Vorjahren am 1. April. Die Karten zur Gefährdungseinschätzung für Buchdrucker und Kupferstecher im Internet werden erst ab diesem Zeitpunkt aktualisiert. Die derzeit sichtbare Einfärbung gibt keinen Hinweis auf die aktuelle Gefährdungssituation. Beide Effekte haben allerdings auf die aktuell hohen Populationsdichten nur geringe Auswirkungen und FOTO: RALF PETERCORD, LWF ufgrund der Sturmschäden und der starken Trockenheit im vergangenen Jahr konnten die Fichtenborkenkäfer über den Sommer hohe Populationsdichten aufbauen. In weiten Teilen des Landes kam es sowohl beim Buchdrucker als auch beim kleineren Kupferstecher zur Anlage einer dritten Generation, die sich bei milden Herbsttemperaturen jeweils vollständig entwickeln konnte. Damit überwintern beide Arten als ausflugbereite Jungkäfer. Die überwiegend warmen Temperaturen im Winter 2015/2016 sind für die Borkenkäfer grundsätzlich ungünstig, da diese bei Temperaturen über 0 °C nicht in Kältestarre fallen und vermehrt Energiereserven aufbrauchen. Auch vermehren sich Pilze bei der milden Witterung besonders gut. Sie können die Käfer befallen und zum Absterben bringen. Konsequente Aufarbeitung befallener Bäume einschließlich Kronenrestholz und Astmaterial ist wichtig, um die Gefahr zu mindern. können die Borkenkäfergefahr nicht nennenswert reduzieren. Eine Besonderheit in der derzeitigen Situation stellt der hohe Anteil von Bäumen mit Kupferstecherbefall dar. Der Kupferstecher ist wie der Buchdrucker zu Massenvermehrungen fähig, befällt aber gezielt Bäume mit Vorschädigung, wie sie durch Trockenheit, Sturm oder Schneebruch verursacht wird. Er profitierte daher in besonderer Weise von der Abwehrschwäche der Fichte infolge der Trockenheit im letzten Sommer und konnte sich auch außerhalb der Sturmschadensgebiete in vielen Beständen noch vor dem Buchdrucker etablieren. Die Gefahr, die vom Kupferstecher ausgeht, wird leicht unterschätzt. So werden verfärbte Fichtenkronen oder abgestorbene Kronenteile häufig mit Trockenschäden verwechselt. Um die Gefahr vom Buchdruckerund Kupferstecherbefall zu mindern, müssen Waldbesitzer in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin konsequent jeden befallenen Baum einschlagen und möglichst rasch, spätestens bis zum Beginn der Schwärmzeit, aus dem Wald entfernen. Da die Jungkäfer in der Rinde überwintern, muss auch diese unschädlich gemacht werden. Darüber hinaus ist es wichtig, den Käfern durch Hacken oder Verbrennen des anfallenden Kronen- und Astmaterials Brutraum zu entziehen. Bei maschineller Holzernte werden aus Bodenschutzgründen auf den Rückegassen in der Regel Reisigmatten aus Kronenmaterial ausgelegt. Da der Kupferstecher diese teilweise sogar über lange Zeit als Brutraum nutzen kann, müssen auch diese regelmäßig kontrolliert Kupferstecherbefall erkennt man an der von oben nach unten verlaufenden, rotbraunen Verfärbung der Krone. werden. Bei festgestelltem Befall ist das in die Rückegassen eingebrachte Kronenmaterial zu mulchen. Weitere Informationen zu den Fichtenborkenkäfern gibt es im Borkenkäferinfoportal unter www.borkenkaefer.org. Ralf Petercord LWF, Freising Blickpunkt Waldschutz M it dem Newsletter „Blickpunkt Waldschutz“ informiert die Abteilung Waldschutz der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) mehrmals im Jahr Forstpraktiker, Waldbesitzer oder interessierte Bürger kurz und präzise über alle waldschutzrelevanten Themen. Vom Borkenkäfer über die Kleinsäuger bis hin zu Quarantäne-Schadorganismen. Zu beziehen ist dieser kostenlose Newsletter mittels E-Mail unter der Service-Seite der LWF www.lwf.bayern.de/service/publikationen/016097/index. php. Cornelia Triebenbacher LWF, Freising
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