Wie man Diophantische Gleichungen löst Anna-Maria Chiavetta Seminar 28. Oktober 2013 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung in das Thema 2. Lösbarkeit Diophantischer Gleichungen - Beispielgleichung 3. Ein anderer Blickwinkel - Höhenfunktion 4. Nadeln im Heuhaufen 5. Schlussfolgerung 1. Diophantische Gleichungen F(x1,x2,...,xn) = 0 F ist ein Polynom mit ganzzahligen Koeffizienten. Die Lösungen sind ausℤoder ℚ, je nach Bedarf. Benannt nach Diophantos von Alexandria Beispiele • x³+y³+z³ = 29 • x³+y³+z³ = 30 • • • • • (x,y,z)=(3,1,1) (x,y,z)=(4,-3,-2) x =2220422932 y =-2218888517 z =-283059965 • x³+y³+z³ = 31 • x³+y³+z³ = 33 • • • • Unbekannt Keine Lösung a³≡ -1;0;1 mod 9 => Summe aus 3 Kubikzahlen ist ≢ 4;5 mod 9 2. Lösbarkeit Diophantischer Gleichungen • David Hilberts 10. Problem: Entscheidung der Lösbarkeit einer Diophantischen Gleichung • Er versuchte eine Methode zu finden, um nach endlich vielen Operationen eine Entscheidung treffen zu können. • (Er sucht einem Algorithmus) Kann man die Lösbarkeit zeigen? • Der Beweis zu zeigen, dass es solch ein Algorithmus gibt, ist einfach: • Algorithmus finden und aufschreiben! • Zu zeigen,dass es keinen Algorithmus gibt ist ein Problem: • Alle möglichen Algorithmen betrachten und zeigen, dass keiner das Problem löst. Theorem 1 (Davis, Putnam, Robinson, Matiyasevich) Die Lösbarkeit Diophantischer Gleichungen ist unentscheidbar • Die Lösbarkeit kann immer gezeigt werden beim Durchsuchen abzählbar vieler Möglichkeiten • Probleme treten auf wenn, - Keine Lösung existiert. - Endlich viele Lösungen existieren und alle Lösungen gefunden werden sollen. Sollen wir jetzt aufgeben? • Nein! • Wir wollen versuchen Algorithmen zu finden, für bestimmte Arten von Gleichungen. (z.B.: für Polynome in 2 Variablen) Das Pascalsche Dreick Beispielgleichung • Wir suchen eine ganzzahlige Lösung für: (1) • Nebenbedingungen: 1 < k ≤ y/2, 1 < l ≤ x/2 und k < l Lösungen F steht für die Fibonacci-Zahlen (F0=0, F1=1, Fn+2=Fn+1 + Fn) • Gleichung (1) hängt nicht in polynomialer Weise von k und l ab, deshalb ist sie nach unserer Definition keine Diophantische Gleichung. • Wir nehmen k und l konstant, (k,l) ∊ {(2,3),(2,4),(2,6),(2,8),(3,4),(3,6),(4,6)} (sind schon vollständig gelöst) • Noch ungelöst ist der Fall (k,l) = (2,5) oder 60y(y-1) = x(x-1)(x-2)(x-3)(x-4) (2) Lösungen suchen: • x = 0,1,2,3,4,5,6,7,15 und 19 • Sind dies nun alle Lösungen? • Wenn ja, wie können wir das Beweisen? • Nun müssen wir überlegen was über die Lösungensmengen solcher Gleichungen bekannt ist. • 1929 bewies Carl Ludwig Siegel hierfür, das erst wichtige Ergebnis. Theorem 2 (Siegel) Sei F ein irreduzibles Polynom in 2 Variablen x und y mit ganzzahligen Koeffizienten. Wenn die Lösungen von F(x,y)=0 nicht rational parametrisiert werden können, dann hat F(x,y)=0 nur endlich viele ganzzahlige Lösungen. • Rationale Parametrisierung: • Ist ein Paar f(t), g(t) rationaler Funktionen nicht beide Konstant, s.d. F(f(t),g(t))=0 ist. • Dies kann algorithmisch geprüft werden. • Theorem 2 und sein Beweis sind ineffizient, da es keine Schranke für die Größe der Lösungen gibt. ( bis 1960) • Alan Baker entwickelt die „Linearformen in Logarithmen“! • => für (2) gilt • |x| < 10^10^10^10^600 (3) • (Obere Schranke) => endliches Problem • Wir wollen nun die vollständige Liste der Lösungen • Druch Verbesserungen und Verfeinerungen wurde die Schranke reduziert auf: • |x| < 10^10^600 (4) 3. Ein anderer Blickwinkel • Eine geometrische Interpretation • F(x,y)=0 ist eine Teilmenge der Ebene, die aus den Punkten besteht, deren Koordinanten die Gleichung erfüllen. • F ist ein Polynom • => Die Lösungsmenge ist eine ebene algebraische Kurve • C(ℤ) ist die Menge der ganzzahligen Punkte auf der Kurve C Kurve C in R² Wir sind nur an den ganzzahligen Punkten auf C interessiert. Die algebraische Geometrie sagt uns: • C kann in ein anderes Objekt J eingebettet werden, wobei J eine Fläche darstellt. • Dies nennt man die Jacobi-Varietät • Eigenschaften von J: • J ist eine Gruppe • Die Menge J(ℤ) ist eine abelsche Gruppe Theorem 3 (Weil) Wenn J die Jacobi-Varietät einer Kurve ist, dann ist die abelsche Gruppe J(ℤ) endlich erzeugt. • D.h. wir wollen eine explizite Beschreibung der Gruppe durch Erzeuger und Relationen finden. Wozu? • Um die Elemente von J(ℤ), welche im Bild von C liegen in den Griff zu bekommen. • Explizites Erzeugendensystem algorithmisch bestimmen • => es können alle ganzzahligen Lösungen gefunden werden. • Allerdings ist unbekannt ob dies immer möglich ist. Zu unserer Beispielgleichung • Es ist möglich: • J(ℤ) ist eine freie abelsche Gruppe vom Rang 6: • J(ℤ)=ℤP1+ℤP2+ℤP3+ℤP4+ℤP5+ℤP6 (5) mit bekannten P1,...,P6 ∊ J(ℤ) • Sei i : C à J eine Einbettung von C in J • J ist ein hoch dimensionaler Raum • Die ganzzahligen Punkte darauf sind durch eine Anzahl von Koordinaten gegeben. => Höhenfunktion Eigenschaften: h: J(ℤ) à ℝ≥0 • h(i(x,y)) ≈ log |x|, für (x,y) ∊ C(ℤ) (6) • (Zeigt das Verhalten der Punkte auf der Kurve) • h(n1P1+n2P2+n3P3+n4P4+n5P5+n6P6) ≈ n1²+n2²+n3²+n4²+n5²+n6² (7) • (Zeigt die Verträglichkeit mit der Gruppenstruktur auf J) • => h ist eine positiv definite quadratische Form auf J(ℤ) bis auf einen beschränkten Fehler. • Wir kombinieren nun die Ausage (4) mit (6) u. (7) Lemma 1 Wenn (x,y) ∊ C(ℤ) ist, dann haben wir i(x,y) = n1P1+n2P2+n3P3+n4P4+n5P5+n6P6 mit nj ∊ℤ, welche |nj| <10^300 erfüllt. • Die gegebene Schranke ist nicht genau. • Durch die Gruppenstruktur kann die Schranke von 10^10^600 auf 10^1800 verkleinert werden. • => diese Zahlen kann nun ein Computer dastellen. 4. Nadeln im Heuhaufen • H={(n1+n2+n3+n4+n5+n6) ∊ℤ⁶: |nj| < 10^300} • 10^1800 Halme und eine kleine Anzahl an Nadeln • Wir wollen Bedingungen an die Position der Nadeln stellen, um einen großen Teil des Heuhaufens auszuschließen. • An dieser Stelle benutzen wir, dass die Gruppenstruktur auf J geometrisch definiert ist. • Die Objekte C, J und i sind über ℤ definiert. • Ihre Gleichungen modulo p betrachten, wobei p eine Primzahl ist. • Körperℤ/pℤ bezeichen wir als Fp • C(Fp) und J(Fp) sind die Mengen der Punkte die die Gleichungen mod p erfüllen. • Dann ist J(Fp) bis auf endlich viel p wieder abelsch und sie enthält das Bild i(C(Fp)) auf C(Fp) • Gruppe J(Fp) endlich => Menge C(Fp) endlich • Die senkrechten Abbildungen erhält man durch reduzieren der Koordinaten mod p • Die geometrische Natur der Gruppenstruktur implizert, dass die rechte senkrechte Abbildung ein Gruppenhomomorphismus ist. • αp ist ein Gruppenhomomorphismus, welcher durch das Bild der Erzeuger P1...P6 von J(ℤ) festgelegt ist. Lemma 2 Seien (x,y) ∊ C(ℤ) und n1,n2,n3,n4,n5,n6 ∊ℤ mit i(x,y) = n1P1+n2P2+n3P3+n4P4+n5P5+n6P6 Dann ist αp(n1,n2,n3,n4,n5,n6) ∊ ip(C(Fp)) • Die Teilmenge ʎp=αp^-1 (ip(C(Fp))) ∊ℤ⁶ ist eine Vereinigung von #C(Fp) Nebenklassen einer Untergruppe vom Index #J(Fp) inℤ⁶. • # C(Fp) ≈ p und #J(Fp) ≈ p² • => H ∩ ʎp hat nur 1/p mal so viele Elemente, wie H. • Nun kombinieren wir die Einschränkungen vieler Primzahlen. • Wir nennen S eine große, endliche Menge von Primzahlen und setzen, • ʎs = ∩ ʎp mit p ∊ S und erhalten i(C(ℤ)) ⊂ ʎs∩H. • Je größer wir nun S wählen, umso kleiner wird ʎs∩H . • Wir haben eine Reduktion der Heuhaufengröße erreicht und jetzt ist ein Computer in der Lage uns ein Ergebnis zu liefern. 5. Schlussfolgerung (Bugeaud, Mignotte, Siksek,Stoll, Tengely) • Seien x,y ganze Zahlen, die die Gleichung erfüllen. Dann ist x ∊ {0,1,2,3,4,5,6,7,15,19} Vielen Dank Quellenangabe: - Einladung in die Mathematik (2013) ISBN 978-3-642-25798-8 - http://www.lachmeister.de/lustige_bilder/images/lustigesbild_nadel-im-heuhaufen.jpg
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