Wissen» aus 20Minuten

18
Wissen
FREITAG, 2. OKTOBER 2015 / 20MINUTEN.CH
Saubere Energie ist
billiger als gedacht
LAUSANNE. Die Umstellung auf
erneuerbare Energien wird teuer,
denken viele. Klarheit bringen nun
neue Berechnungen.
Jahr 2050 miteinander verglichen: eines,
das im Wesentlichen auf erneuerbaren
Energien beruht, ein «Wie gehabt»-Szenario, und eines mit neuen Atomkraftwerken.
«Oft wird im Zusammenhang mit der Energiewende nur über den Strom gesprochen»,
Geht es um die geplante Energiewende, sagt François Vuille von der ETH Lausanne.
streiten sich Politiker von links bis rechts «Das ergibt jedoch kein vollständiges Bild.»
– meist um die Kosten. Skeptiker warnen, In ihrem Programm haben die Forscher deserneuerbare Quellen seien nicht rentabel halb den gesamten Energiebedarf der
und würden die EnergieSchweiz berücksichtigt.
versorgung verteuern. Zu
Also neben dem Strom
«Man
darf
nicht
nur
den
unrecht, wie ein neues
auch die Energie für HeiStrom berücksichtigen, zung und Verkehr.
Computerprogramm der
ETH Lausanne nun
Doch wie verlässlich ist
sondern auch Heizung
zeigt: Eine Versorgung,
das Programm? «Um solund Verkehr.»
die auf erneuerbaren
che Szenarien zu berechFrançois Vuille
Energien und Energienen, muss man immer geLeiter des Zentrums für Energie an der
effizienz beruht, wäre
wisse Annahmen treffen»,
ETH Lausanne.
nicht teurer als eine Versagt
Energieforscher
sorgung aus fossilen
François Vuille. Etwa bei
Brennstoffen und Atomenergie. Denn die der Entwicklung der Preise für erneuerbare
Investitionen in erneuerbare Energien Technologien. «Wichtig ist, alles transpawürden dadurch ausgeglichen, dass künf- rent zu machen.» Deshalb steht der Enertig weniger Erdöl und Treibstoff importiert gierechner auf der Online-Plattform Enerwerden muss.
gyscope.ch allen Interessierten zur VerfüZu diesem Schluss kamen die Lausanner gung. SANTINA RUSSO
Forscher, indem sie drei Szenarien für das Energyscope.ch
Gummibärchen
Im Jahr 1922 führt Hans Riegel in
Bonn zusammen mit seiner Frau
eine kleine Süsswarenfirma, die er
– abgeleitet von seinem Namen
und Wohnort – Haribo nennt. Er
stellt das Naschzeug her, seine
Frau fährt es mit dem Fahrrad aus.
Um etwas Neues auszuprobieren,
giesst Riegel Weingummi-Masse
in eine Bärenform. Dies in Anlehnung an die dressierten
Tanzbären, die zur damaligen Zeit
eine beliebte Unterhaltung auf
Jahrmärkten waren. Das Gummibärchen ist geboren – und macht
heute noch Kinder und Erwachsene froh. SCI
Produced by
Scitec-Media GmbH
Agentur für Wissenschaftskommunikation
Leitung: Beat Glogger
[email protected], www.scitec-media.ch
www.twitter.com/Wissen20Min
Begehrte Schätze der Erde
E. Chaline, «50 Erdschätze,
die unsere Welt veränderten»,
Haupt Verlag, 223 Seiten,
35.90 Franken.
Dass Asbest häufig
Lungenkrebs verursacht, weiss
man mittlerweile. Doch bis ins
19. Jahrhundert wurden noch
Pfeifen und Zigaretten mit Asbestfilter hergestellt und geraucht. Davon berichtet das
Buch «50 Erdschätze, die unsere Welt veränderten». Neben der
Asbestgeschichte erzählt es
noch 49 andere Storys von Materialien, welche auf die Menschen einen grossen Einfluss
hatten. Wie etwa Phosphor, der
mithalf, das Feuer in Streichholzform zu zähmen und später
in Form von Düngemitteln die
Landwirtschaft vorantrieb.
Das Sachbuch lädt ein zum
Schmökern, Blättern und Staunen. Mit locker erzählten Anekdoten und eindrücklichen Bildern entführt es den Leser in die
spannende Welt der Rohstoffe.
Man erfährt dabei viel Überraschendes – beispielsweise, dass
das heutige Allerweltsmetall
Aluminium früher einmal wertvoller war als Gold. DVW
Diese
ZÜRICH. Sie trotzt
Mückenschwärmen, Morast
und Extremtemperaturen:
Gabriela Schaepman-Strub
forscht in der sibirischen
Tundra.
SACHBUCH.
NAT.ARCH.UK
ERFINDUNG
Grüne Energie ist teuer – dieses Vorurteil haben viele Schweizer. Doch die Kosten
Gefährliche Werbung: Asbest wurde früher sogar in Pfeifen geraucht.
Wettbewerb
«Wissen in 20 Minuten» verlost
fünf Exemplare des Buches. Wer
mehr über die Schätze des Planeten erfahren möchte, sendet ein
E-Mail mit Name, Adresse und
dem Betreff ERDSCHATZ an win@
scitec-media.ch. Einsendeschluss
ist Dienstag, der 6. Oktober.
Mitten im militärischen Sperrgebiet liegt der Arbeitsort der
Umweltwissenschaftlerin Gabriela Schaepman-Strub. Auf einer einsamen Forschungsstation in der sibirischen Tundra untersucht sie während mehrerer
Wochen im Jahr die dortige Vegetation. Und dies unter widrigsten Bedingungen: Im Winter
herrschen Temperaturen von
bis zu minus 50 Grad Celsius, im
Sommer wird es bis zu 30 Grad
heiss. «Taut der Boden dann
auf, versinkt man plötzlich
knietief im Morast», erzählt
Schaepman-Strub. Zudem ist
die Tundra voller Mückenschwärme, gegen die man sich
nur mit Hüten und Moskitonetzen schützen kann. Dennoch
geniesst die Forscherin ihre
Aufenthalte in Sibirien. Auch
ihre beiden Kinder hat sie schon
FREITAG, 2. OKTOBER 2015
Wissen
&
INITIATED BY
Beim Spenden wird
man zum Mitläufer
CHUR. Ob
19
Agenda
man die 20-Minuten-Titelseite kaufen oder ein Restaurant eröffnen
will: Die Finanzierung von Projekten
mittels Crowdfunding liegt im Trend.
Wie sich die Geldgeber auf Crowdfunding-Plattformen verhalten, haben
nun Forscher der Fachhochschule
HTW Chur untersucht. Resultat: Spender folgen einer Art Herdentrieb. Sie
greifen eher für ein Projekt in die Tasche, wenn schon andere dafür gespendet haben. Dies begründen die
Forscher damit, dass es schwer zu beurteilen ist, welches Projekt die Förderung am meisten verdient. Haben aber
andere bereits gespendet, vermittelt
das ein Gefühl der Sicherheit. SCI
Out of Space
ZÜRICH. Selbst ein bisschen Son-
nenforschung betreiben, einen
Astronauten kennenlernen oder
Originalausrüstung aus der
Raumfahrt begutachten: Das
können Weltraumfans anlässlich
der Space Days. SCI
schiedenen Lauten miteinander.
Einen Einblick in das Leben der
flinken Wüstenbewohner gibt
eine Biologin, die von ihren eigenen Forschungen in Afrika berichtet. SCI
Sa, 3.10., 11–17 Uhr, Uni Irchel,
Winterthurerstrasse 190, Zürich.
Flauschig und gesellig
CHUR. Erdmännchen sind nicht
nur süss, sondern auch sozial: In
Kolonien teilen sie sich die Arbeit
auf und kommunizieren mit ver-
Mi, 7.10., 12.30–13.30 Uhr, Saal
Brandis, Masanserstrasse 31, Chur.
Unlimitierte Flugzeit für Drohnen
FREIBURG. Sie machen spektakuläre
sind vergleichbar mit Atom- und fossiler Energie. KEYSTONE
Luftaufnahmen, überwachen Katastrophengebiete oder übernehmen Transporte: Die Einsatzmöglichkeiten von Drohnen sind
schier unbegrenzt. Doch die unbemannten Fluggeräte haben ein
Problem – ihre Flugzeit ist auf
etwa eine halbe Stunde begrenzt.
Danach ist der Akku leer und muss
von Hand ausgetauscht werden.
Das Problem lösen wollen nun
zwei Studenten der Hochschule
für Technik und Architektur in
Freiburg. Sie entwickelten eine
neuartige Akkuwechselstation.
Diese empfängt Flugdaten der
Drohne und ruft sie zur Station zurück, sobald der Akku zu schwach
wird. Ein maschinell gesteuerter
Arm ersetzt den leeren Akku durch
einen vollen. Anschliessend kann
die Drohne weiterfliegen.
Das neue System ist bei verschiedenen Modellen einsetzbar – dank
eines Batteriehalters, der unten an
der Drohne befestigt wird. Erste
Tests verliefen erfolgreich. Nun
wollen die Entwickler ihre Idee auf
den Markt bringen und sind dazu
mit verschiedenen Schweizer Firmen im Gespräch.
SILVIA VONLANTHEN FASEL
mitgenommen. «Die fanden das
toll und haben sogar bei den
Messungen geholfen», erzählt
sie.
Ein Ziel dieser Messungen ist
es, herauszufinden, wie bestimmte Pflanzenarten das
Auftauen des PermafrostBodens beeinflussen. So beschleunigen manche Sträucher
den Vorgang, weil ihre Äste
Sonnenstrahlung absorbieren
und in den Boden leiten. Gräser hingegen verzögern das
Auftauen. «Solche Abläufe zu
verstehen, ist wichtig», sagt
Schaepman-Strub. Denn im sibirischen Boden sind Unmengen von Kohlenstoff gespeichert. Taut der Boden durch
die Klimaerwärmung weiter
auf, würde der Kohlenstoff in
Form von Treibhausgasen wie
Methan und CO2 freigesetzt.
«Das würde das Klima noch
weiter aufheizen», sagt die
Umweltwissenschaftlerin. Um
diesen Veränderungen weiter
auf den Grund zu gehen, wird
Schaepman-Strub auch im
nächsten Sommer wieder nach
Sibirien reisen. SANTINA RUSSO
UNI ZÜRICH
Frau forscht am Ende der Welt
Gabriela Schaepman-Strub in Sibirien: Im Sommer trotzen sie und ihr Sohn Mückenschwärmen, im Winter muss sie sich gegen die Kälte schützen.