Mittwoch, 11. März 2015 - Lebensraum Lenzburg

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AARGAUER ZEITUNG
www.aargauerzeitung.ch
MITTWOCH, 11. MÄRZ 2015
AARAU
AARGAUER TAGBLATT AARAU, WYNENTAL-SUHRENTAL, LENZBURG-SEETAL
Grenzen kümmern Gemeinden wenig
Region Das Bundesamt für Statistik hat Agglomerationen neu definiert – doch Gemeinden arbeiten grossräumiger
VON SABINE KUSTER
FullReuenthal
Agglomerationen im Redaktionsgebiet
Wo gehören wir dazu? Bei dieser Frage
könnten sie ratlos werden, die Gemeinden in unserer Region. Oder zumindest
verwirrt. Denn Grenzen und Gruppierungen gibt es einige.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat
seine Grenzen bezüglich Agglomerationen neu gezogen. Seit Anfang Jahr werden diese neu definiert. Während früher als Agglomeration einfach ein zusammenhängendes Gebiet mit mindestens 20 000 Einwohnern bezeichnet
wurde, geschieht die Einteilung nun detaillierter: Sie basiert auf der Dichte, die
sich aus der Summe von Einwohnern,
Beschäftigten und Logiernächten ergibt.
Die neue Einteilung macht Sinn, weil
sich die Agglomerationen durch Bevölkerungswachstum und verbesserte Verkehrsinfrastruktur in den letzten Jahren stark verändert hat. So zählen weniger Gemeinden zum Kern Aarau, unter anderem weil Schönenwerd nun als
eigene Kerngemeinde ausserhalb der
Agglomeration gilt.
Schwaderloch
Wallbach
Möhlin
Rheinfelden
Zeiningen
Olsberg
Magden
Mumpf
Zuzgen
Stein
Leuggern
Meauertal
Kaisten
Mönthal
Hellikon
Frick
Würenlingen
Villigen
Oeschgen
Gipf-Oberfrick
Rüfenach
Bözberg
Ueken
Siglistorf
Endingen
Riniken
Schneisingen
Untersiggenthal
Effingen
Bözen
KaiserRekingen
stuhl
Melli- Rümikon
kon
Fisibach
Baldingen
WisliBöbikon kofen
Lengnau
Remigen
Elfingen
Hornussen
Tegerfelden
Döingen
Mandach
Gansingen
Schupfart
Wegensteen
Böstein
Laufenburg
Eiken
Ober- Münchwilen
mumpf
Klingnau
Leibstadt
Bad Zurzach
Badsäckingen–
Stein
Sisseln
Kaiseraugst
Döingen–
Böstein
Koblenz Rietheim
Brugg
Turgi
Freienwil
OberEhrendingen
siggenthal
Baden–Brugg
Ennetbaden
Gebenstorf
Villnachern
Windisch
Baden
Herznach
Zeihen
Weingen
Habsburg
Birmenstorf
Wölflinswil
Hausen
Agglomerationskerngemeinde
Mülligen
NeuenDensbüren
Schinznach -Bad
(Nebenkern)
hof
Würenlos
Lupfig
Scherz
Fislisbach
Oberhof
B
Birrhard
Agglomerationsgürtelgemeinde
Thalheim
HolderBirr
Killwangen
Mellingen
OberVeltheim bank
SpreitenKüigen
rohrdorf
Brunegg
WohlenMörikenMehrfach orientierte Gemeinde
bach
Erlinsbach
Niederschwil
Biberstein Auenstein
Wildegg
AG
RemetschNiederOthmar-Mägenwil
Erlinsbach
Steen wil
Rupperswil lenz
Kerngemeinde ausserhalb
singen
SO
Hägg- Tägerig
Bellikon
Agglomeration
lingen
BergAarau Buchs
Künten
Ländliche Gemeinde ohne
Lenzburg
dietikon
HunzenNiederwil
EppenbergHendschiken
städtischen Charakter
schwil
Doikon
Staufen
Niedergösgen Wöschnau
Eggenwil
Suhr
RudolfSchafisAmmerswil
Fischbachgefeet Veränderung nach
Widen steen
Unterentfelden
heim
Göslikon
Wohlen
neuer Definition
DintiBerikon
Bremgarten
Egliswil kon
Gretzenbach Oberentfelden
Gränichen
Seon
Zufikon
Villmergen
Planungsverbände:
Oberwil
Islisberg
Region Aarau
Kölliken
Waltenschwil
Muhen
Seengen
UnterTeufenHallwil
AarLebensraum Lenzburg Seetal
Büikon
lunkhofen
thal
Bünzen
burg
Holzi- Hirs
DürrenArni
chth
Uezwil
aargauSüd Impuls
Safenwil
Roen- Oberlunkken
äsch
al
Boniswil
Besen- schwil
Unterkulm
Sarmenstorf
Suhrental
hofen
Oringen
büren
Uerkheim
Schöland
MeisterKallern
Leutwil
Oberkulm
schwanden
Jonen
Rothrist
Sch
Boswil
Aristau
los
Bewil
Bo
sru
Zetzwil
Birrwil
ed
e
Fahrnw
Zofingen
wangen
StaffelKirchil
bach
leerau
Leimbach
Muri
VordemGontenBeinwil
Wiliberg
Mooswald
MerenBuwil
Aelwil leerau
schwil
schwand
Reinach
Winau
Agglomerationskerngemeinde
(Hauptkern)
Aarau
Planungsverbände sind wichtiger
Die Gemeindeammänner der Region
lässt die neue Karte dennoch kalt.
«Spielt für uns keine Rolle», lauten die
Antworten in acht angefragten Gemeinden einhellig. Dabei hat schon die Bedeutung der Bezirksgrenzen mancherorts abgenommen. Die Gemeinden unserer Region sind anders vernetzt, innerhalb der selbst geschaffenen Regionalplanungsverbände wie jenem der
Region Aarau (PRA), des Lebensraums
Lenzburg Seetal, aargauSüd Impuls
und Suhrental. Das ist, was für sie
zählt, so arbeiten sie zusammen.
Dabei verblasst in der Region Aarau
sogar die Grenze zum Kanton Solothurn. Erlinsbach SO ist sowohl im PRA
Lenzburg
Zürich
Schönenwerd
Wohlen
lnge
Strech
ba
ied
hm d
Sc rue
Brinau
Murgenthal
Reitnau
«Der Status einer mehrfach
orientierten Gemeinde
passt für uns.»
Reinach
MenziBurg ken
Geltwil
Mühlau
Beinwil
Auw
QUELLE: BFS / GRAFIK: NCH/GSA
Olten–Zofingen
Roland Huggler Vize-Ammann Schafisheim
wie auch im Verein AareLand und Olten-Gösgen-Gäu. «Wir können überall
unsere Meinung einbringen und haben
damit gute Erfahrungen gemacht», sagt
Gemeindepräsident Markus von Arx.
Die Kantonsgrenzen seien zwar noch
spürbar, aber die Verkehrsströme
machten davor nicht halt. Deshalb findet er, auch Schönenwerd und Gretzenbach sollten wie bis anhin zur Agglomeration Aarau zählen. «Aarau gilt für
viele Schönenwerder als ‹ihre› Stadt»,
sagt denn auch Gemeindepräsident Peter Hodel in Schönenwerd.
Für Hirschthal stimmts
Stimmig findet man die neue Einteilung in Hirschthal. Die Gemeinde zählt
zusammen mit Schöftland nicht mehr
zur Kerngemeinde Aarau. «Wir sind in
der Mitte», sagt Gemeindeschreiber
INSERAT
SCHWEIZ
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Agglomerationen und ihre
Einwohnerzahl
1. Zürich
2. Genf
3. Basel
4. Bern
5. Lausanne
6. Luzern
7. St. Gallen
8. Lugano
9. Winterthur
10. Zug
11. Baden-Brugg
14. Olten-Zofingen
20. Aarau
47. Lenzburg
1 280 900
552 300
552 300
398 900
389 600
220 700
162 800
145 600
133 700
121 300
105 600
95 000
74 200
18 800
Hansjörg Baumberger, «und in vielen
Dingen sowohl nach Schöftland als
auch nach Aarau orientiert. Hirschthal
weiss die Lage zwischen Stadt und
Land zu nutzen und wirbt für sich als
«zentrumsnahe Gemeinde in ländlicher
Idylle». Die Gemeinde Schöftland ihrerseits versteht sich ohnehin selbst als
Zentrumsgemeinde – die Abkoppelung
von Aarau durchs BFS passt dazu.
Wohl haben die Statistiker nichts
vom Streit um die Zuteilung der Schüler in den Lottengemeinden gewusst.
Dass Rupperswil, Hunzenschwil und
Schafisheim neu nicht mehr zur Agglomerationsgemeinde Lenzburg gehören,
hat sich über andere statistische Daten
ergeben, aber es stimmt auch hier.
«Der Status einer mehrfach orientierten Gemeinde passt für uns», sagt der
Schafisheimer Vize-Ammann Roland
Huggler. «Wir sind aber eindeutig mehr
auf Lenzburg als Aarau bezogen und
fühlen uns dem Seetal zugehörig.» Silvana Richner, Gemeindeammann in
Hunzenschwil, geht mit Huggler einig.
Sins
Abtwil
Oberrüti
Dietwil
Schulverbände am wichtigsten
Dafür gehört nun Holderbank dazu.
«Es stimmt, dass wir nach Süden orientiert sind», sagt Gemeindeammann
Herbert Anderegg. «Wenn wir nicht in
Wildegg in die Migros gehen, dann in
Lenzburg.» Einkaufen ist das eine – wo
die Kinder in die Schule gehen, ist aber
oft der erste Schritt zur Zusammenarbeit, wichtiger noch als Feuerwehr-Kooperationen oder Spitex-Verbände. Auf
mögliche Fusionen hat die BFS-Karte
keinen Einfluss, sagen die angefragten
Gemeindeammänner. Die Annäherung
findet über Kreisschulen statt.
Das Bundesamt für Statistik listet
schweizweit 49 Agglomerationen auf.
Dass die Grenzen der Zusammenarbeit
oft anders verlaufen, stört das BFS
nicht. «Die neue Definition der Agglomerationen wurde primär zu statistischen Zwecken eingeführt», sagt Sektionschefin Anne-Marei Mayerat. «Eine
Verwendung dieser Definition für politische oder administrative Zwecke obliegt den politischen Ämtern oder Behörden.» Es gehe darum, die Realität
nach objektiven Kriterien abzubilden.