Den Zuflug von Blattläusen überwachen

24
Pflanze
BAUERNBLATT l 2. Mai 2015 ■
Viruskrankheiten in Pflanzkartoffeln
Den Zuflug von Blattläusen überwachen
Bei Pflanzkartoffeln kommt es
immer wieder zu Abstufungen
oder Aberkennungen von einzelnen Partien aufgrund einer zu
hoher Virusbelastung. Als wirtschaftlich bedeutendste Viruskrankheiten im Kartoffelanbau
gelten dabei das Kartoffelvirus Y
(PVY) und das Kartoffelblattrollvirus (PLRV), die ebenso wie viele
andere Virosen von Blattläusen
übertragen werden. In Pflanzkartoffeln ist die Überwachung des
Zuflugs von virusübertragenden
Blattlausarten deshalb besonders wichtig. Andere Schadinsekten wie Kartoffelkäfer oder die
Larven von Schnellkäfern (Drahtwürmer) und Schmetterlingen
(Raupen) sind im schleswig-holsteinischen Kartoffelanbau von
untergeordneter Bedeutung.
Um den folgenschweren Virusbefall in Pflanzkartoffelbeständen
einzugrenzen, sollten unbedingt
die unten beschriebenen vorbeugenden pflanzenbaulichen Maß-
nahmen genutzt werden. Sind darüber hinaus direkte Bekämpfungsmaßnahmen mit Insektiziden gegen Blattläuse als Virusvektoren erforderlich, sollten sich diese am aktuellen örtlichen Befallsgeschehen
orientieren. Zusätzlich sollten die
Wirkweise der verfügbaren Insektizide berücksichtigt, Maßnahmen
zur Resistenzvermeidung ergriffen
und unbedingt der Bienenschutz
beachtet werden.
Die Pfirsichblattlaus
als Virusvektor
Die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) ist der weltweit bedeutendste Vektor für diverse
Pflanzenviren. Nach der Darstellung ihrer Lebensweise werden im
Folgenden die Übertragungswege
der beiden wichtigsten Kartoffelvirusarten erläutert.
Wie viele andere Blattlausarten
auch, überwintert die Grüne Pfirsichblattlaus im Eistadium an einem holzigen Winterwirt, überwiegend an
Das rechtzeitige Aufstellen von Gelbschalen zur Überwachung des Zuflugs
von Blattläusen ist in Pflanzkartoffeln besonders wichtig. Zur Vermeidung
von Fehlfängen mit Hummeln oder Bienen müssen die aufgestellten Gelbschalen mit einem Gitternetz versehen sein.
Fotos: Dr. Gert Petersen
Pfirsichbäumen. Aus den Eiern
schlüpfen ab Mitte März die sogenannten Stammmütter, die nach
dem Erreichen des Erwachsenensta-
rungssituation im Sommer erneut
Geflügelte entwickeln. Durch diese
erfolgt während des Sommerflugs
im Juli eine weitere Ausbreitung.
Im Spätsommer/Herbst
suchen die Blattläuse
dann wieder ihre Winterwirte für die Eiablage auf.
Übertragung des
Kartoffelvirus Y
Wenn eine im Frühjahr vom Winterwirt
kommende Blattlaus
eine vom Y-Virus (PVY)
KartoffelDie Haferblattlaus überwintert an Traubenkirschen befallene
und fliegt im Frühjahr zur Vermehrung in die Ge- pflanze aufsucht, ertreidebestände. Auf der Suche nach geeigneten folgt eine VirusaufWirtspflanzen kann diese Art auch in Pflanzkartof- nahme bereits bei eifelbeständen landen und dort durch Probestiche nem kurzen Probedas Y-Virus verbreiten.
saugen. Dabei bleiben
die in den oberflächdiums auf dem Winterwirt jeweils lichen Pflanzenzellen befindlichen
etwa ein Dutzend Nachkommen Y-Viruspartikel an der Wand des
absetzen. Aus diesen entwickeln sich Nahrungskanals haften. Landet eiin mehreren Generationen in rein ne virenbeladene Blattlaus anweiblicher Fortpflanzung größere schließend auf einer gesunden
Kolonien, die an den Knospen und Kartoffelpflanze, werden die VirusBlüten der Wirtspflanze saugen. Mit partikel beim dortigen Probesauzunehmender Erwärmung entwi- gen mit dem Speichel auf diese
ckeln sich dabei immer mehr geflü- übertragen. Da die Y-Viruspartikel
gelte Weibchen, die bei höheren nur wenige Stunden an den StechTemperaturen ab Mai den Winter- borsten überdauern können, ist die
wirt verlassen, um neue Nahrungs- Blattlaus auch nur kurze Zeit infekquellen zu erschließen. Dabei kön- tiös. Daher wird diese Übertranen sie, von Luftströmungen getra- gungsform beim PVY als nichtpergen, auf der Suche nach geeigneten sistent bezeichnet. Aufgrund dieser
Sommerwirten sehr weite Entfer- Übertragungsform kommen für einungen zurücklegen. Nach der Lan- ne Übertragung des Kartoffelvirus
dung auf vermeintlichen Wirtspflan- Y nicht nur solche Blattlausarten
zen prüfen die Geflügelten deren infrage, die sich wirklich auf KarEignung durch erste Anstiche. Ist toffelpflanzen vermehren, sondern
dieses Probesaugen erfolglos, fliegt auch solche Arten, die auf der
die Blattlaus nach kurzer Zeit weiter. Suche nach Sommerwirten eher zuLanden die Geflügelten auf einer fällig auf Kartoffelpflanzen treffen
Kartoffelpflanze, wird diese als ge- und dort das Virus durch Probeeigneter Sommerwirt erkannt. Die anstiche an mehreren Pflanzen im
Blattläuse wechseln auf die Blatt- Bestand verbreiten. Dazu zählen
unterseite, beginnen, dort zu sau- beispielsweise die Haferblattlaus
gen, und produzieren ungeflügelte (Rhopalosiphum padi), die Große
Nachkommen. Über mehrere Gene- Getreideblattlaus (Sitobion avenae),
rationen werden nun größere Popu- die Schwarze Bohnenlaus (Aphis
lationen aufgebaut, bis sich auf- fabae) oder die Erbsenblattlaus
grund einer verschlechterten Nah- (Acyrthosiphon pisum).
■ BAUERNBLATT l 2. Mai 2015
Einmal infizierte Blattläuse bleiben räumig voneinander getrennt werihr Leben lang Virusvektoren, da- den. Die richtigen pflanzenbauliher wird diese Übertragungsform chen Entscheidungen reduzieren
das Risiko einer Virusbelastung in
Das Kartoffelblattrollvirus (PLRV) als persistent bezeichnet.
den Pflanzkartoffelbeständen erzirkuliert im Gegensatz zum Y-Virus
in den Leitungsbahnen der Kartof- Vorbeugende Maßnahmen heblich.
felpflanzen. Zur Aufnahme dieses
gegen Virusbefall
Virus reichen daher Probeanstiche
● Verwendetes Pflanzgut: Bereits
nicht aus, sondern der eigentliche
Für den Anbau von Pflanzkartof- die Auswahl des Pflanzguts stellt
Saugvorgang zur Nahrungsaufnah- feln zur Vermehrung bieten soge- die ersten Weichen für die Produkme ist erforderlich. Für die Übertra- nannte Gesundlagen in Meeres- tion virusfreier Kartoffelpflanzen.
gung des PLRV kommen daher nur nähe, wie zum Beispiel in Dithmar- Da die in der Pflanzkartoffel vordie Kartoffelpflanzen besiedeln- schen, besonders günsden Blattlausarten infrage. Dazu tige Voraussetzungen:
zählen neben der Grünen Pfirsich- Viel
Luftbewegung
blattlaus die Kreuzdornlaus (Aphis und relativ niedrige
nasturtii), die Faulbaumlaus (Aphis Durchschnittstempefrangulae), die Gestreifte Kartoffel- raturen lassen es selblattlaus (Macrosiphum euphorbi- tener zu einem releae) und die Gefleckte Kartoffel- vanten Blattlausbefall
blattlaus (Aulacorthum solani). Das kommen. Die AnbauKartoffelblattrollvirus gelangt nach flächen von Pflanzkarder Aufnahme über den Verdau- toffelvermehrung und
ungstrakt in die Körperflüssigkeit Konsumpflanzenander Blattlaus und erreicht erst nach bau müssen aufgrund
etwa zwei Tagen die Speicheldrü- der unterschiedlichen Die jungen Blattlauslarven sind auf den Kartoffelsen. Bei einem erneuten Saugvor- Toleranz gegenüber blättern gut getarnt und nur schwer zu entdecken.
gang kann es von dort auf eine an- Kartoffelviren und ih- Nur bei starker Vergrößerung ist diese Larve der
dere Pflanze übertragen werden. ren Überträgern groß- Gefleckten Kartoffelblattlaus zu erkennen.
Übertragung des
Kartoffelblattrollvirus
Pflanze
handenen Viren sich auf die entwickelnden Tochterknollen übertragen können, ist möglichst gesundes
Pflanzgut zu verwenden. Vom eigenen Nachbau wird im Pflanzkartoffelanbau dringend abgeraten.
Nur die Verwendung von Basisoder Z-Pflanzgut gewährleistet im
Vorfeld eine geringe Virusbelastung.
● Sortenwahl: Vorbeugend eindämmend auf den Virusbefall wirkt
der Anbau von weniger virusanfälligen oder sogar -resistenten Sorten, die allerdings im Markt nicht
immer verfügbar sind.
● Schaffung guter Entwicklungsbedingungen: Durch Vorkeimen
und eine möglichst frühe Pflanzung werden ein schneller Bestandsaufbau sowie eine frühzeitige Altersresistenz der Kartoffelpflanzen gegenüber Viren erreicht.
● Unkrautbekämpfung: Die Beseitigung von Unkräutern in Kartoffelschlägen verringert nicht nur die
25
0,08
0,1
0,3
0,035
0,15
0,25
0,125
4A
x
x
x2
x
Blattläuse als
Virusvektoren
x
x
x2
x
x
x
x
x
x
saug. Insekten
x
x
x
x
x
beiß. Insekten
Indikationen
Kartoffelkäfer
x
x
x
x
x
x
x
x
max. Anwendung
in der Indikation
2x
2x
2x
5x
je 2x
2x
5x
2x
2x
2x
5x
2x
F
14
7
14
7
B4
B4
B1
B2
NN410*
B 4/
B 4/
NN410*
14
7
1x
2x
2x
5x
B1
F
2x
je 2x
1x
2x
14 B 4/NN410*
2x
B1
B2
B 4/
NN410*
F
F
14
7
B2
14
F
14
14
B2
B2
B 4/
NN410*
B 4/
NN410*
B 4/
NN410*
4x
2x
1x
2x
2x
2x
1x
28
7
7
max. Anwendung
in der Kultur bzw.
je Jahr
Wartezeit in
Tagen
1x
1x
1x
Bienenschutz
je 2x
4x
je 2x
2x
je 2x
1x
2x
2x
2x
je 2x
1x
1x
1x
1x
10
x
x
x
-
x
5
5
-
-
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
5
102
108
102
102
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
5
x
5
5
x
5
x
5
5
5
5
5
109
x
x
x
WW 7091
WW7091/720/750, Pflanzkart.
WW7091/720/750, Pflanzkart.
WW 7091
WW7091
WW7091/720/750, Pflanzkart.
WW7091
WW7091/720/750, Pflanzkart.
WW 7091
WW 7091
NW800, WW 7091, ES 21-47
WW 7091
Stand: April 2015
-
-
-
-
-
-
-
-
WW764
WW720/764, Pflanzkartoffeln
WW720/750, Pflanzkartoffeln
WW 7091
WW7091/720/750, Pflanzkart.
WW7091
WW7091/720/750, Pflanzkart.
NW 701 (10 m)
WW 709, NG 321
NW 701 (10 m) WW 709/720/750, NG 321, Pflanzkart.
-
-
-
108
108
5
5
5
5
10
10
NW 706 (20 m)
-
-
NW 705 (5 m)
103
108
108
103
102
102
5
5
5
5
10
5
10
5
5
5
20
10
20
10
10
10
nz.
15
Abstand zu
Saumbiotopen
(NT-Auflagen)
5
20
nz.
nz.
nz.
20
15
nz.
nz.
Abstand in m zu
Oberflächengewässern
Stan- Abdriftminderung
dard 50 % 75 % 90 %
Bemerkungen/
sonstige Auflagen
(Auflagen/fett =
bußgeldbewehrt)
-
-
x1
x2
x1
x2
-
x2
-
x2
x2
-
x2
x2
x2
x2
-
Wiederbetretungsauflage
30.4.15
31.12.25
31.10.15
31.12.22
30.6.15
31.12.16
31.12.19
31.12.16
31.12.18
31.12.22
31.12.15
31.12.16
31.12.22
31.12.23
28.2.16
31.12.24
31.12.15
5
0,05
x
2x
2x
14
B1
5
5
5
x
102
Schlüpfen der 1. Larven, ES 19-91
x2
31.12.17
Zulassung nach Art. 53 VO (EG) Nr. 1107/2009
1.2. - 1.6.2015 (120 Tage)
80 t (zirka 8.000 ha) bundesweit
Ködergranulat, beim Legen
F
B3
2B
10,0
nur
1x
Drahtwurm
1x
in jedem Fall mind. 10 m
Bandapplikation in die
bis
(NW 600)
nur bei Starkbefall und Warndienstaufruf
Pflanzfurche mit sofortiger,
1.6.15
vollständiger
Überdeckung
** Anwendungsbestimmungen beachten, vorher unbedingt amtliche Beratung einholen !!
x = keine Anwendung in oder unmittelbar an oberirdischen Gewässern oder Küstengewässern.
nz. = nicht zugelassen
In Schleswig-Holstein ist die neue Länderregelung nach § 38a Landeswassergesetz zu beachten! Es gilt der länderspezifische Mindestabstand von 1 m.
2
ausgen. Gemeine Kreuzdornblattlaus, Faulbaumblattlaus
Die Indikationen „beißende bzw. saugende Insekten“ beinhalten den Kartoffelkäfer bzw. Blattläuse.
Wiederbetretungsauflagen: x1 = SF 1891 x2 = SF245-01
* NN 410 = Das Mittel wird als schädigend für Populationen für Bestäuberinsekten eingestuft. Anwendungen des Mittels in die Blüte sollten vermieden werden oder insbesondere zum Schutz von Wildbienen in den Abendstunden erfolgen.
Diese Tabelle ersetzt nicht die genaue Beachtung der Gebrauchsanleitung!
0,25
22 B
0,2
0,3
0,06
9B
Triazinone (systemische Wirkung)
Pymetrozin 500
Plenum 50 WG
0,16
28
9C
Pyridincarboxamide (systemische Wirkung)
Flonicamid 500
Teppeki
Anthranildiamide (Fraßwirkung)
Chlorantraniliprole 200
Coragen
Semicarbazone (Fraßwirkung)
Metaflumizone 240
Alverde
Spinosyne (Kontakt- und Fraßwirkung)
SpinTor
Spinosad 480
Phenylpyrazole (Kontakt- und Fraßwirkung)
Goldor Bait**
Fipronil 5
1A
4A
Acetamiprid 200
Mospilan SG
Carbamate (Kontaktwirkung)
Pirimicarb 500
Pirimor Granulat
4A
4A
Thiacloprid 240
Clothianidin 500
Biscaya
Dantop
0,3
0,45/0,4/0,35/
0,35/0,35
x
0,15
0,15
3
3
x
x
0,3
3
Esfenvalerat 50
Sumicidin Alpha EC
lambda-Cyhalothrin 50
Shock Down
lambda-Cyhalothrin 50
Trafo WG/
Lambda WG
Neonicotinoide (systemische Wirkung)
Thiamethoxam 250
Actara
x
0,075
3
lambda-Cyhalothrin 100
Karate Zeon
x
0,15
3
Irac-WirkortGruppe
0,3
0,05
0,065
max. zugelass.
Aufwandmenge
in l bzw. kg/ha
3
3
3
Wirkstoffe und -gehalte
in g/ml pro l/kg
Blattläuse
Pyrethroide (Kontakt- und Fraßwirkung)
Bulldock
beta-Cyfluthrin 25
Decis forte
Deltamethrin 100
alpha-Cypermethrin 100
Fastac SC Super
Contact/Iro
lambda-Cyhalothrin 50
Kaiso Sorbie
Präparate
(Auswahl)
Zulassungsende
Tabelle: Insektizide in Kartoffeln – Auflagen
Randstreifen in
m bei > 2 %
Hangneigung
26
Pflanze
■ BAUERNBLATT l 2. Mai 2015
Erläuterungen zur Tabelle Insektizide Kartoffeln – Auflagen:
Bußgeldbewehrte Auflagen:
rot/fett
NG321 Die maximale Aufwandmenge von 150 g Wirkstoff pro
Hektar und Jahr darf – auch in
Kombination mit anderen diesen
Wirkstoff enthaltenden Pflanzenschutzmitteln – nicht überschritten
werden.
NT102 Die Anwendung des Mittels muss in einer Breite von mindestens 20 m zu angrenzenden
Flächen (ausgenommen landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen, Straßen, Wege und
Plätze) mit einem verlustmindernden Gerät erfolgen, das in das Verzeichnis „Verlustmindernde Geräte“ vom 14. Oktober 1993 (Bundesanzeiger Nummer 205, S. 9780)
in der jeweils geltenden Fassung
mindestens in die Abdriftminderungsklasse 75 % eingetragen ist.
Bei der Anwendung des Mittels
ist der Einsatz verlustmindernder
Technik nicht erforderlich, wenn
die Anwendung mit tragbaren
Pflanzenschutzgeräten
erfolgt
oder angrenzende Flächen (zum
Beispiel Feldraine, Hecken, Gehölzinseln) weniger als 3 m breit
sind oder die Anwendung des Mittels in einem Gebiet erfolgt, das
von der Biologischen Bundesanstalt im „Verzeichnis der regionalisierten Kleinstrukturanteile“ vom
7. Februar 2002 (Bundesanzeiger
Nummer 70a vom 13. April 2002)
in der jeweils geltenden Fassung
als Agrarlandschaft mit einem ausreichenden Anteil an Kleinstrukturen ausgewiesen worden ist.
NT103 ... mindestens in die Abdriftminderungsklasse 90 % ...
(siehe Text NT 102).
NT108 Bei der Anwendung des
Mittels muss ein Abstand von mindestens 5 m zu angrenzenden Flächen (ausgenommen landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen, Straßen, Wege
und Plätze) eingehalten werden.
Zusätzlich muss die Anwendung in
einer darauffolgenden Breite von
mindestens 20 m mit einem verlustmindernden Gerät erfolgen, das in
das Verzeichnis „Verlustmindernde
Geräte“ vom 14. Oktober 1993
(Bundesanzeiger Nummer. 205,
S. 9780) in der jeweils geltenden
Fassung mindestens in die Abdriftminderungsklasse 75 % eingetra-
gen ist. Bei der Anwendung des
Mittels ist weder der Einsatz verlustmindernder Technik noch die
Einhaltung eines Abstandes von
mindestens 5 m erforderlich, wenn
die Anwendung mit tragbaren
Pflanzenschutzgeräten
erfolgt
oder angrenzende Flächen (zum
Beispiel Feldraine, Hecken, Gehölzinseln) weniger als 3 m breit
sind. Bei der Anwendung des Mittels ist ferner die Einhaltung eines
Abstandes von mindestens 5 m
nicht erforderlich, wenn die Anwendung des Mittels in einem Gebiet erfolgt, das von der Biologischen Bundesanstalt im „Verzeichnis der regionalisierten Kleinstrukturanteile“ vom 7. Februar 2002
(Bundesanzeiger Nummer 70a
vom 13. April 2002) in der jeweils
geltenden Fassung, als Agrarlandschaft mit einem ausreichenden
Anteil an Kleinstrukturen ausgewiesen worden ist oder angrenzende Flächen (zum Beispiel Feldraine, Hecken, Gehölzinseln) nachweislich auf landwirtschaftlich
oder gärtnerisch genutzten Flächen angelegt worden sind.
NW800 Keine Anwendung auf gedränten Flächen zwischen dem
1. November und dem 15. März.
WW709 Bei wiederholten Anwendungen des Mittels oder von Mitteln derselben Wirkstoffgruppe
können Wirkungsminderungen
eintreten oder eingetreten sein.
Um Resistenzbildungen vorzubeugen, das Mittel möglichst im
Wechsel mit Mitteln aus anderen
Wirkstoffgruppen verwenden.
WW7091 Bei wiederholten Anwendungen des Mittels oder von
Mitteln derselben Wirkstoffgruppe oder solcher mit Kreuzresistenz
können Wirkungsminderungen
eintreten oder eingetreten sein.
Um Resistenzbildungen vorzubeugen, das Mittel möglichst im
Wechsel mit Mitteln anderer Wirkstoffgruppen ohne Kreuzresistenz
verwenden. Im Zweifel einen Beratungsdienst hinzuziehen.
WW720 Die Übertragung des Y-Virus wird nicht immer in hinreichendem Maße verhindert.
NT109 ... mindestens in die Ab- WW750 Die maximale Anzahl der
driftminderungsklasse 90 % ...
Anwendungen ist aus wirkstoff(siehe Text NT 108).
spezifischen Gründen eingeschränkt. Ausreichende BekämpNW701 Zwischen behandelten Flä- fung ist damit nicht in allen Fällen
chen mit einer Hangneigung von zu erwarten. Gegebenenfalls desüber 2 % und Oberflächengewäs- halb anschließend oder im Wechsern – ausgenommen nur gelegent- sel Mittel mit anderen Wirkstoffen
lich Wasser führender aber ein- verwenden.
schließlich periodisch Wasser führender – muss ein mit einer ge- WW764 Um Resistenzbildungen
schlossenen Pflanzendecke be- vorzubeugen, das Mittel im Wechwachsener Randstreifen vorhanden sel mit anderen Mitteln aus andesein. Dessen Schutzfunktion darf ren Wirkstoffgruppen verwenden.
durch den Einsatz von Arbeitsgeräten nicht beeinträchtigt werden. Er SF1891 Das Wiederbetreten der
muss eine Mindestbreite von 10 m behandelten Flächen/Kulturen
haben. Dieser Randstreifen ist nicht ist am Tage der Applikation nur
erforderlich, wenn: – ausreichende mit der persönlichen SchutzausAuffangsysteme für das abge- rüstung möglich, die für das Ausschwemmte Wasser beziehungs- bringen des Mittels vorgegeben
weise den abgeschwemmten Bo- ist. Nachfolgearbeiten auf/in beden vorhanden sind, die nicht in ein handelten Flächen/Kulturen dürOberflächengewässer münden be- fen grundsätzlich erst 24 Stunziehungsweise mit der Kanalisation den nach der Ausbringung des
verbunden sind oder – die Anwen- Mittels durchgeführt werden. Indung im Mulch- oder Direktsaatver- nerhalb 48 Stunden sind dabei
der Schutzanzug gegen Pflanfahren erfolgt.
zenschutzmittel und Universal(PflanzenNW705 ... Randstreifen muss eine Schutzhandschuhe
Mindestbreite von 5 m haben ... schutz) zu tragen.
(siehe Text NW 701).
NW706 ... Randstreifen muss eine SF245-01 Behandelte Flächen/KulMindestbreite von 20 m haben ... turen erst nach dem Abtrocknen
des Spritzbelages wieder betreten.
(siehe Text NW 701).
Konkurrenz der Unkräuter gegenüber der Kulturpflanze, sondern
mindert auch die Übertragungsgefahr von verschiedenen Viren, da
viele typische Ackerunkräuter eine
Infektionsquelle zum Beispiel für
das Y-Virus darstellen. Gleichzeitig
reduziert die Unkrautbekämpfung
die Gefahr von Bienenschäden erheblich, da insbesondere kleine,
unscheinbare Blütenstände wie
beim Windenknöterich leicht übersehen werden.
● Düngung: Die Stickstoffversorgung sollte nicht zu hoch gewählt
werden. Je höher sie ist, desto attraktiver sind die Kartoffelpflanzen
für Blattläuse. Auch werden der
Wiederaustrieb abgetöteter Bestände gefördert und die Ausbildung von Virussymptomen kaschiert.
● Selektion: Offensichtlich viruskranke Pflanzen müssen möglichst
frühzeitig selektiert und aus dem
Bestand entfernt werden, da von
ihnen eine unmittelbare Infektionsgefahr für die benachbarten
Kartoffelpflanzen ausgeht.
In Konsum- und Wirtschaftskartoffeln
können Blattlausräuber wie diese
Marienkäferlarve dazu beitragen,
einen wirtschaftlichen Schaden zu
verhindern.
Der
Insektizideinsatz
In Pflanzkartoffelvermehrungen
sollte unmittelbar nach dem Beginn des Blattlauszuflugs mit der
Vektorenbekämpfung begonnen
werden. Der Zeitpunkt hierfür lässt
sich am sichersten durch Gelbschalen- und Bestandeskontrollen in
den eigenen Beständen bestimmen. Diese sollten auch die Grundlage für Entscheidungen über weitere Behandlungen sein. Grundsätzlich hilfreich ist dabei der kürzlich auch in Schleswig-Holstein eingerichtete
Blattlauswarndienst,
über den gegebenenfalls ein Aufruf zum Beginn der Vektorenbe-
27
28
Pflanze
kämpfung in Pflanzkartoffeln erfolgt. Dieser beruht auf Beobachtungen der relevanten Blattlausarten bereits auf den Winterwirten,
Gelbschalenfängen und frühen
Feldkontrollen. Darüber hinaus
fließen auch Ergebnisse von Saugfallenfängen aus anderen Bundesländern mit ein.
Es sollte stets auf die Wahl eines
für den jeweiligen Zweck geeigneten Mittels geachtet werden, wobei der Bienenschutz sowie aus
Gründen der Resistenzvermeidung
ein Wirkstoffwechsel wichtig sind.
Insektizide sollten unter möglichst
optimalen Anwendungsbedingungen eingesetzt werden, das heißt
eher in den Abendstunden bei
nicht zu hohen Temperaturen. Dabei müssen die Bestände trocken
sein. Auch dass der Spritzbelag
antrocknet, muss gewährleistet
sein. Insektizide wie auch Fungizide müssen mit hohen Wasseraufwandmengen ausgebracht werden, um die Blätter gleichmäßig zu
benetzen und den Wirkstoff an die
Pflanzen zu bringen. Auch wenn es
schwerfällt, sollten die Wassermengen mindestens bei 400 l/ha liegen.
Bei Pflanzkartoffelvermehrungen
sind zur Verringerung der Übertragungspotenzials mit dem Kartoffelvirus Y angrenzende Konsumkartoffelflächen oder Getreideflächen mit Blattlausbefall zu behandeln. Rechtzeitig das Kraut mit Herbiziden abzutöten, unterbindet die
eventuelle Virusverlagerung in die
Knollen und verhindert Wiederaustrieb.
Abwehr zufliegender
Virusvektoren
Im Hinblick auf die frühe Vektorenbekämpfung in Pflanzkartoffeln stellt die oben beschriebene
Übertragungsform des Kartoffelvirus Y eine besondere Herausforderung dar. Die Mittel müssen so
schnell und sicher wirken, dass sich
die von den Winterwirten zufliegenden Blattläuse nicht ansiedeln
können beziehungsweise keine Gelegenheit mehr zur Virusübertragung von bereits über das Pflanzgut infizierten Kartoffeln auf andere Pflanzen bekommen. Zu diesem
Zweck werden in erster Linie Mittel
aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide eingesetzt, die mit ihrer
Fraß- und Kontaktwirkung auch
bei noch recht niedrigen Temperaturen wirksam sind. Allerdings
ist der Einsatz dieser Präparate umstritten: Einerseits wird ihnen eine
abschreckende Wirkung gegenüber zufliegenden Blattläusen nach-
BAUERNBLATT l 2. Mai 2015 ■
gesagt, andererseits gibt es Berichte über eine Zunahme von Probestichen nach einer Pyrethroid-Anwendung. Zugelassen sind zur Vektorenbekämpfung unter den Pyrethroiden aktuell Sumicidin Alpha
EC (Wirkstoff: Esfenvalerat) und
Karate Zeon, Kaiso Sorbie, Trafo
WG, Lambda WG (Wirkstoff jeweils
lambda-Cyhalothrin).
Bekämpfung bereits
angesiedelter Vektoren
Um bereits angesiedelte und
auch tiefer sitzende Läuse in Pflanzkartoffelbeständen zu bekämpfen,
stehen die systemischen Mittel Plenum 50 WG (Pymetrozin), Teppeki
(Flonicamid), Actara (Thiamethoxam), Dantop (Clothianidin) und
Pirimor Granulat zur Verfügung.
Ab Temperaturen von über 20 ºC
sollten nur solche Präparate und
keine Pyrethroide mehr eingesetzt
werden. Bei Temperaturen von
über 25 ºC ist allerdings auch bei
den systemisch wirkenden Insektiziden mit Wirkungsschwächen zu
rechnen. Pirimor verfügt aufgrund
seiner Dampfphase über eine gute
Tiefenwirkung, hat aber Schwächen gegen die Kreuzdorn- und
Faulbaumlaus. Gleichzeitig auftretende Kartoffelkäfer werden durch
eine Behandlung mit den Insektiziden aus der Wirkstoffgruppe der
Neonicotinoide, Actara oder Dantop, mit erfasst.
In Speise- und Wirtschaftskartoffeln kann mit einem Insektizideinsatz grundsätzlich gewartet werden, bis die Schadschwelle von 500
Blattläusen auf 100 Fiederblättern
erreicht ist. Einen Überblick über
die Einsatzmöglichkeiten der aktuell in Kartoffeln zugelassenen Insektizide mit den jeweiligen Anwendungsbestimmungen und Auflagen bietet die Tabelle.
Das
Resistenzmanagement
Der Fachausschuss Pflanzenschutzmittelresistenz – Insektizide
und Akarizide hat die Strategie
zur Verringerung eines Resistenzrisikos von Blattläusen und Kartoffelkäfern in Kartoffeln gegen
Neonicotinoide für das Jahr 2015
kürzlich aktualisiert. In SchleswigHolstein steht im Kartoffelanbau
die Bekämpfung von Blattläusen
im Vordergrund, da Kartoffelkäfer hier nur selten in bekämpfungswürdiger Stärke auftreten.
Für das Jahr 2015 stehen zur Blattlausbekämpfung wieder Mittel
aus fünf Wirkstoffgruppen zur
Verfügung, sodass die Situation
im Hinblick auf ein nachhaltiges
Resistenzmanagement als relativ
entspannt angesehen werden
kann. Um der Gefahr einer Resistenzentwicklung
insbesondere
bei den neueren Präparaten vorzubeugen, ist bei mehrmaligen
Insektizideinsätzen unbedingt ein
konsequenter Wirkstoffgruppenwechsel erforderlich. Dies ist in
Schleswig-Holstein
besonders
wichtig, da hier bei Sensitivitätsuntersuchungen bereits im Jahr
2010 bei mehreren Kartoffelblattlaus-Populationen Minderwirkungen von Pyrethroiden festgestellt
wurden. Die Antiresistenzstrategie unterscheidet hinsichtlich der
Anwendungsintensität zwischen
dem Kartoffelanbau ohne Pflanzkartoffelproduktion
(maximal
zwei bis drei Anwendungen pro
Jahr, je nach Situation häufig auch
keine oder nur eine Anwendung
je Jahr) und dem Pflanzkartoffelanbau (oft mehr als fünf Anwendungen pro Jahr). Bei mehrmaliger Anwendung von Neonicotinoiden wird grundsätzlich immer
empfohlen, eine Zwischenanwendung mit einem Präparat aus einer anderen Wirkstoffgruppe vorzunehmen und dabei die gegebenenfalls erfolgte Saatgutbehandlung mit einzubeziehen. Es sind
auch hier immer die jeweiligen
Indikationen und Bienenschutzbestimmungen zu beachten.
Bienenschutz hat
Vorrang
Generell gelten blühende Kartoffelbestände zwar nicht als Blütenpflanzen, die von Bienen angeflogen werden. Es kann aber zu
Die hübschen Kartoffelblüten werden zwar nicht von Bienen beflogen, aber Situationen kommen, in denen
bei einem starken Blattlausbefall werden Bienen durch den Honigtau in die sich Bienen doch in KartoffelbeBestände gelockt. Beim Einsatz von Insektiziden steht der Bienenschutz daher ständen aufhalten. Diese Gefahr
besteht immer, wenn blühende
auch im Kartoffelanbau an erster Stelle.
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■ BAUERNBLATT l 2. Mai 2015
Unkräuter in den Kartoffeln
wachsen oder wenn Blattläuse
größere Mengen Honigtau produzieren. Ab einem Befall mit 300
Blattläusen pro 100 Fiederblättern ist mit verstärkter Honigtaubildung und vermehrtem Bienenflug zu rechnen. Darüber hinaus
halten sich Bienen auch dann in
Kartoffelbeständen auf, wenn es
kaum Alternativen für sie gibt.
Bienenschutzauflagen: Mit B1
gekennzeichnete Insektizide gelten als bienengefährlich. Sie dürfen grundsätzlich nicht eingesetzt
werden, wenn Bienen die Bestände befliegen könnten. Insektizide
tion wöchentlich eingeschätzt.
Auch werden Hinweise zu Bekämpfungsmaßnahmen gegeben. Das
Abonnement des Blattlauswarndienstes (nur per E-Mail) ist weiterhin kostenfrei. Interessenten
werden gebeten, sich mit dem
Autor oder mit Susanne Höhnl
([email protected]) in Verbindung
zu setzen.
InsektizidresistenzMonitoring Kartoffelkäfer
Seit einigen Jahren führt die in
Kassel ansässige Zentralstelle der
Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen im Pflanzenschutz (Zepp) ein
bundesweites Insektizidresistenz-Monitoring beim Kartoffelkäfer durch, welches auch 2015 fortgeführt wird. Im Rahmen dieses Monitorings bittet die Zepp
im Falle eines festgestellten Befalls um
Zusendung von Kartoffelkäfer-Eigelegen.
Die Resistenz-Untersuchungen werden
dann mit den aus den
Ein Befall mit Kartoffelkäferlarven ist deutlich leich- Eiern schlüpfenden
Larven durchgeführt.
ter zu erkennen als Blattlausbefall.
Der Schwerpunkt des
mit der Einstufung B2 gelten zwar Monitorings liegt auf den Pyreauch als bienengefährlich, dürfen throiden. Falls es einen konkreten
aber nach dem täglichen Bienen- Verdacht auf Minderwirkungen
flug bis 23 Uhr eingesetzt werden. bei anderen Wirkstoffklassen gibt,
Als nicht bienengefährlich (B4) können auch diese untersucht wereingestufte Mittel unterliegen im den.
Soloeinsatz keiner Anwendungsbeschränkung. In Tankmischung
mit einem Azolfungizid verändert
sich aber bei mehreren B4-Mitteln
Zur Eindämmung des Befalls
die Einstufung in B2. Allerdings
mit den beiden wichtigsten
sollten auch mit B4 gekennzeichViruskrankheiten in Pflanznete Pyrethroide bei blühenden
kartoffelbeständen, PVY und
Pflanzen zum Schutz von WildPLRV, sind unbedingt die
bienen unbedingt nur in den
verfügbaren vorbeugenden
Abendstunden eingesetzt werpflanzenbaulichen Maßnahden (NN410). Bienenschäden sind
men zu nutzen. Sofern darauch im Interesse der Landwirtüber hinaus Insektizideinsätschaft grundsätzlich zu vermeize gegen Blattläuse als Virusden.
vektoren erforderlich sind,
sollten diese gezielt nach aktueller örtlicher Befallslage
Der
und unter Berücksichtigung
Blattlauswarndienst
der Resistenzsituation erfolgen. In jedem Fall muss unDer vor einigen Jahren eingerichbedingt der Bienenschutz betete Blattlauswarndienst wird als
achtet werden.
Service für schleswig-holsteinische
Kartoffelanbauer auch 2015 angeboten. Basierend auf der AuswerDr. Gert Petersen
tung von Gelbschalenfängen und
Landwirtschaftskammer
Fiederblattzählungen von mehreTel.: 0 43 31-94 53-387
ren Kartoffelbeständen in [email protected]
wig-Holstein wird die Befallssitua-
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