Wir haben gelernt, spontan reagieren zu können

BERGSTRASSE−NECKAR
Nr. 9 / Rhein-Neckar-Zeitung
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VHS. 17.30 bis 18.30 Uhr geöffnet. 19.30
bis 21 Uhr Vortrag. Syrien-Irak: Tonbildschau in Überblendtechnik (3 Euro),
VHS-Haus, Vortragssaal.
Feuerwehr. 18 Uhr Hauptversammlung
Jugendfeuerwehr Schriesheim.
DRK Schriesheim. 17 Uhr Jugendtreffen, ab 6 Jahren.
Katholische Kirchengemeinde Schriesheim. 16.30 Uhr WEG-Gottesdienst der
Kommunionkinder. 18 Uhr Eucharistiefeier.
Evangelische Kirchengemeinde Schriesheim. 7.45 Uhr Grundschülergottesdienst, GHKi. 9.15 Uhr Krabbelgruppe (0
bis 3 Jahre), GHKu. 9.30 Uhr Miniclub (0
bis 3 Jahre), GHKi. 17.30 Uhr Gebetsgemeinschaft, Turmzimmer altes Gemeindehaus. 18.30 Uhr „Ladies Club“ –
der Mädelshauskreis (14 bis 18 Jahre) bei
Esther Hahn, In der Schanz 3. 19.30 Uhr
Allianzgebet „Willkommen zu Hause“,
GHKi. 20 Uhr Kirchenchorprobe, Begegnungszentrum „mittendrin“.
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Begegnungszentrum & Café „mittendrin“. 9.30 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis
18 Uhr geöffnet.
Evangelische Johannesgemeinde Altenbach. 8.30 bis 9.30 Uhr Offene Sprechzeit, Gemeindebüro. 16 Uhr Konfirmandenunterricht, Schriesheim, Kirchstraße. 19.30 Uhr Allianzgebetsabend,
Schriesheim Ost, Kirchstraße.
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde. 15
Uhr Gemeinschaftskreis.
NOTDIENSTE
Apothekennotdienst. Nachmittags: Sonnen-Apotheke, Hof-Apotheke. Nachts:
Caspari-Apotheke, Wilhelmsfeld, Kirchstraße 4, Telefon: 0 62 20 / 428.
anzi
Stadtarchiv jetzt
bei Facebook
„Jüngeres Publikum erreichen“
Schriesheim. (sk) „Man kann ein deutlich
jüngeres Publikum erreichen“, sagt Dirk
Hecht. Das ist einer der Gründe, weshalb
man das Schriesheimer Stadtarchiv nun im
sozialen Netzwerk „Facebook“ findet.
Dass man damit Menschen in der ganzen
Welt erreichen kann, ist für den Stadtarchivar ebenfalls reizvoll. Bei archäologischen Funden „gucken von vorne herein
1000 Leute drauf“, ist er sicher. Und vielleicht könnte einer dabei sein, dem etwas
auffällt, das anderen zuvor entgangen ist.
Apropos Archäologie: Im „Facebook“Auftritt ist ein Schulprojekt zum Thema
dokumentiert, es gibt eine Lese-Empfehlung und Muster alter Verkehrsschilder.
Außerdem kann man sich Straßen-Ansichten aus der Zeit um die Jahrhundertwende ansehen; ein Bild um 1910 zeigt die
heutige RNZ-Geschäftsstelle in der Bismarckstraße. Das Haus hat dunkel abgesetzte Verzierungen und erst wenige Nachbargebäude. Offenbar gab es im Erdgeschoss einen Laden, jedenfalls weist ein altertümliches Schild auf das Warenangebot hin: „Cigarren“. Von fern sieht man
Spaziergänger auf der Kopfsteinpflasterstraße, etwas einsam steht im Vordergrund des Fotos eine Straßenlaterne, und
das Grundstück auf der anderen Seite der
Kreuzung ist noch nicht bebaut – hier stehen Obstbäume.
Ein anderes Foto aus jüngerer Zeit erinnert daran, dass im Historischen Rathaus einmal ein Kindergarten untergebracht war; daneben findet man einen Bericht über die Jahrbuch-Vorstellung und
den RNZ-Artikel über den Fund alter Epitaphe in der evangelischen Stadtkirche. Die
ersten Kommentare der Leser befassen sich
mit den alten Straßenansichten. Sie rätseln, was sich in ihrer Nachbarschaft befand.PassenderscheinthierderZusatz,den
Hecht für den „Facebook“-Auftritt gewählt hat: „Stadtarchiv Schriesheim – Ort
der Geschichte“.
3
Die Menschen
auffangen
LOKALREDAKTION SCHRIESHEIM
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E-Mail:
Mittwoch, 13. Januar 2016
Flüchtlingshilfe
und Stadt informierten
Dieses ehemalige Gewerbeobjekt mit Lagerhalle und Werkstatt in der Carl-Benz-Straße soll heute vom Rhein-Neckar-Kreis mit rund 60 Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und aus Gambia belegt werden, darunter eine siebenköpfige Familie und Paare. Fotos: Kreutzer (oben)/Dorn
„Wir haben gelernt,
spontan reagieren zu können“
Fadime Tuncer über die heutige Belegung der Carl-Benz-Straße 23 mit etwa 60 Flüchtlingen
Schriesheim.
(cab)
Fadime Tuncer koordiniert
in
der
Schriesheimer
Flüchtlingshilfe die
ehrenamtliche Unterstützung. Die RNZ
sprach mit ihr über
die
am
heutigen
Mittwoch erwartete
Unterbringung von
rund 60 Flüchtlingen im ehemaligen Gewerbebetrieb in der Carl-Benz-Straße 23.
> Frau Tuncer, hat das Landratsamt die
Schriesheimer Flüchtlingshilfe schon
um Unterstützung gebeten?
Nicht direkt um Unterstützung gebeten,
aber wir wurden von den Sozialarbeitern über das Kommen der neuen Personen informiert. Bürgermeister Höfer
hat sich sogar persönlich bei mir gemeldet.
> Wie werden Sie und Ihre Mitstreiter ab
Mittwoch konkret helfen können?
Wir werden die Neuankömmlinge erst
einmal ankommen und in Ruhe ihre neue
Unterkunft beziehen lassen. Und dann, je
nach Lage und Situation, entscheiden. Es
wird eine Erstversorgung mit Essen und
Willkommenspaketen
geben,
einem
Stadtplan und einer Übersicht mit den
ortsansässigen Ärzten. Die Einkaufsmöglichkeiten sind ja direkt vor der Tür.
Ein kurzer Rundgang wäre auch möglich
– je nach dem, wann sie ankommen.
> Ist die Situation für Sie und die Flüchtlingshilfe heute vergleichbar mit der
Ankunft der Syrer im Kleinen Mönch im
September vor zwei Jahren oder gibt es
da Unterschiede?
Sie ist nicht ganz vergleichbar. Heute
kommen mehr als doppelt so viele, aber
wir haben nun einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung und viele, viele Unterstützerinnen und Unterstützer.
> Sind im Kleinen Mönch eigentlich noch
immer die gleichen Familien untergebracht, die damals nach Schriesheim
kamen?
Ja, an der Belegung hat sich nichts geändert. Die Familien hatten zwar ihre
Anhörung letztes Jahr im November,
warten seitdem aber immer noch auf ihre Anerkennung. Vorher können sie leider die Gemeinschaftsunterkunft nicht
verlassen und sich eine Wohnung suchen.
> Konnten Sie sich die Unterkunft in der
Carl-Benz-Straße im Vorfeld anschauen, um Erkenntnisse zu gewinnen, für welche Hilfe es gleich am Anfang Bedarf gibt, etwa für Sachspenden?
Nein, leider nicht. Aber wir haben auch
gelernt, spontan reagieren zu können.
Daher bin ich da etwas entspannt.
> Fürchten Sie vor dem Hintergrund der
Geschehnisse an Silvester in Köln und
anderen Städten, dass in Schriesheim
die Bereitschaft zur Hilfe nachlässt oder
es gar zu offener Ablehnung der
Flüchtlinge kommt?
Wir dürfen uns nicht von diesen Ängsten
treiben lassen und stigmatisieren. Die Ereignisse bestätigen aber, wie wichtig Integration ist, und dass wir patriarchalische Strukturen nicht dulden. Das müssen wir den Personen klar machen, die zu
uns kommen, ohne Wenn und Aber. Da
gehe ich auch keine Kompromisse ein.
Heute beginnt der Vorverkauf
Schriesheim. (cab) Die Nachfrage ist so groß,
dass die RNZ schon jetzt mit dem Vorverkauf beginnt: Ab dem heutigen Mittwoch kann
man sich in der Schriesheimer RNZ-Geschäftsstelle, Bismarckstraße 30, seine Plätze für die dritte RNZ-Riesenradweinprobe auf
dem Mathaisemarkt sichern. Am Donnerstag, 10. März, um 17 Uhr lädt die Rhein-Neckar-Zeitung gemeinsam mit dem Schaustellerbetrieb Göbel und der Schriesheimer
Winzergenossenschaft wieder ins Riesenrad
„Juwel“ auf dem Rummelplatz ein, um in luftiger Höhe vier gute Tropfen der hiesigen Winzer zu genießen. Dazu werden wie in den beiden Vorjahren leckere Weinknorzen gereicht.
Eine süße Überraschung wird es begleitend
zum letzten Wein geben: Konditormeisterin
Katja Pieper aus dem „Café Linde“ in der Talstraße 28 wird exklusiv für die RNZ-Riesenradweinprobe eine Praline kreieren. Jeder
Gast bekommt eine der süßen Verführungen
geschenkt. Die Teilnahme an der Riesenradweinprobe kostet 15 Euro pro Person. Darin sind die vier Weine sowie die Fahrt im „Juwel“ enthalten. Die Teilnehmerzahl ist auf
180 Personen begrenzt. Für das Wetter übernimmt die RNZ auch in diesem Jahr natürlich keine Gewähr – doch nach den guten Erfahrungen in den vergangenen Jahren mit
Sonnenuntergang und klarem Himmel sollte
unvergesslichen Stunden erneut nichts im
Wege stehen. Foto: Kreutzer
> Der Bauausschuss wollte seinerzeit
darauf bestehen, dass 25 Personen in der
Carl-Benz-Straße 23 untergebracht
werden. Bürgermeister Höfer beharrte
auf 50 Personen, weil der Kreis deren
Unterbringung „beantragt“ hatte. Nun
sollen 60, gar bis zu 80 Flüchtlinge hier
untergebracht werden. Zu viele an dieser Stelle im Gewerbegebiet?
Hier stehen sich Wunsch und Wirklichkeit gegenüber. Wenn ich betrachte, wie
viele Flüchtlinge die umliegenden Gemeinden bereits aufgenommen haben, so
mag ich nicht über viel oder wenig oder
angemessen reden. Es fliehen täglich
Tausende von Menschen, die sich eine
neue Zukunft suchen. Wir sollten uns
mehr Gedanken machen, warum sie fliehen und wie geholfen werden kann. Darauf sollten wir unsere zukünftige Energie verwenden.
> Halten Sie den Standort im Gewerbegebiet aus Sicht der Flüchtlingshilfe für
geeignet?
Ja, er ist in der Nähe der Einkaufsmöglichkeiten, am Öffentlichen Personennahverkehr und nicht weit zur Altstadt.
Und es gibt Nachbarn.
> Wie können hilfsbereite Bürger Ihre
Arbeit unterstützen?
Auf unserer Homepage flüchtlingshilfeschriesheim.de kann sich jeder und jede
über unsere Arbeit informieren. Dort findet man auch aktuelle Hilfsaufrufe. Man
kann sich auch persönlich an mich wenden, und wir überlegen dann gemeinsam,
wie sich die Person einbringen und helfen kann. Viele melden sich aber auch mit
direkten Angeboten und Sachspenden.
Schriesheim. (cab) „Jetzt kommt die Welt
zu uns“, sagt Bürgermeister Hansjörg Höfer und bezieht sich auf die etwa 60 Flüchtlinge, die der Rhein-Neckar-Kreis am heutigen Mittwoch in der Carl-Benz-Straße 23
unterbringen möchte. Im Laufe des Tages
würden sie erwartet, „eine genaue Uhrzeit
ist uns nicht bekannt“, so Höfer. Gemeinsam mit Fadime Tuncer von der
Schriesheimer Flüchtlingshilfe informiert
er gestern über die heutige Belegung der
ehemaligen Lagerhalle samt Werkstatt im
Gewerbegebiet.
Höfer betont, dass 60 Personen an dieser Stelle verträglich seien, zumal das
Landratsamt auf die Wünsche der Stadt
eingegangen sei: „Es kommen keine Einzelpersonen.“ Dass der Kreis in der CarlBenz-Straße zunächst nur 50 Flüchtlinge
unterbringen wollte, jetzt aber die Option
für bis zu 80 Plätze in den Raum stellt, sei
ein Zeichen der Überforderung der Behörde, so Höfer. Wie viele Kinder unter den
Flüchtlingen sein werden, kann der Bürgermeister nicht sagen. Er unterstreicht jedoch, dass die Stadt nicht vom ersten Tag
an zum Beispiel für Plätze in den Schulen
sorgen müsse. Sprachkurse, die Erwachsene von montags bis freitags besuchen
können, seien aber vorbereitet, so Tuncer.
Integrationsbeauftragte kommt
Auf den guten Erfahrungen, die sie mit
den syrischen Familien im Kleinen Mönch
gemacht hat, will die Flüchtlingshilfe auch
in der neuen Unterkunft aufbauen: „Wir
wollen hier die gleichen Strukturen schaffen, die Menschen auffangen und ihnen
zeigen, dass sie willkommen sind“, so Tuncer. Sie kann auf 30 bis 40 ehrenamtliche
Unterstützer zurückgreifen. Zudem verfügt sie über eine Liste weiterer Hilfsbereiter. Darüber hinaus wird ab 1. März bei
der Stadt eine Integrationsbeauftragte
eingestellt. Sie heißt Isabel Herschel, ist 24
Jahre alt und absolviert die Hochschule für
öffentliche Verwaltung und Finanzen in
Ludwigsburg. Im Schriesheimer Rathaus
hat bereits sie ein Praxissemester hinter
sich: „Wir kennen sie also“, sagt Höfer.
Herschel wird eine unbefristete Ganztagsstelle erhalten, die dem Ordnungsamt
zugeordnet ist und die vom Land mit
105 000 Euro für drei Jahre gefördert wird.
Ihr Arbeitsprofil werde noch erstellt, so
Höfer. Dabei werde man auch auf die Erfahrungen der Stadt Weinheim zurückgreifen. Tuncer ist froh, dass das Rathaus
und die Flüchtlingshilfe nun gemeinsam
Verantwortung übernehmen. Zudem seien
die Sprachbarrieren zu den neuen Flüchtlingen nicht mehr unüberwindbar, seit man
Dolmetscher gefunden habe: „Wir haben
viel Potenzial in der Stadt“, so Tuncer.
Vor diesem Hintergrund informiert
Höfer darüber, dass rund sieben Prozent
aller Mitbürger in Schriesheim einen Migrationshintergrund hätten. Die Flüchtlinge würden das Bild in der Stadt in den
nächsten Jahren verändern: „Das war damals nach dem Kosovo-Krieg genauso. Ich
habe da gar keine Bedenken“. Zudem habe es einer Gesellschaft immer gut getan,
wenn sie von Menschen anderer Kulturkreise bereichert wurde. Ende der Woche
will Höfer die Ankömmlinge besuchen, sich
vorher aber mit Tuncer abstimmen.