GZA/PP 8048 Zürich 81. Jahrgang Donnerstag, 21. Januar 2016 Nr. 3 Erscheint 1-mal wöchentlich, am Donnerstag Herausgeber: Lokalinfo AG, Buckhauserstrasse 11, 8048 Zürich Verlag Tel. 044 913 53 33, Fax 044 910 87 72 www.lokalinfo.ch «Der kritische Punkt ist erreicht» «Tag der Bildung» in Hottingen: Überfüllte Zimmer, engagierte Lehrer und 800 000 Franken weniger pro Jahr. Jan Bolliger Ein eisiger Wind blies vor acht Tagen durch die Gänge der Kantonsschule Hottingen (KSH). Es war der steife Wind der Sparmassnahmen, die der Kanton den Mittelschulen auflegen will. Wenn es nach den Plänen der Regierung geht, soll die KSH jährlich 800 000 Franken sparen. Was das bedeuten könnte, demonstrierte die Schule am Tag der Bildung im – durchaus plakativen – Experiment Sparschule. Volle Zimmer und Überstunden Das Biologiezimmer ist rappelvoll. Konzipiert ist es für 24 Jugendliche. Heute verfolgen 29 Augenpaare das pumpende Herz an der Leinwand. Blut rein, Blut raus. Bluten wird auch die Bildungsqualität, wenn die Massnahmen so umgesetzt werden müssen, da ist sich Stephan Amstutz sicher. Er ist seit 15 Jahren Lehrer für Wirtschaft, Recht und Informatik und an diesem Morgen der Medienverantwortliche der Schule. Ein Amt, das er sich sehr zu Herzen nimmt. Es ist nicht die erste Sparrunde, die er erlebt. «Aber dieses Mal ist der kritische Punkt erreicht», so Amstutz. Bis jetzt hätten Kürzungen von den Lehrern aufgefangen werden können, Überfülltes Schulzimmer am «Tag der Bildung»: Blutet unser Bildungssystem aus? ohne dass der Unterricht direkt betroffen gewesen sei. Die Überstunden – laut einer Studie von 2009 durchschnittlich 122 Stunden pro Lehrperson und Jahr – wären mehr und mehr geworden, doch sei man bereit gewesen, das auf sich zu nehmen, so Amstutz: «Noch mehr ins Fleisch zu schneiden, täte weh.» Vorsichtig öffnet die Klinge das Schweineherz auf dem Lehrerpult. Die Schüler stehen dicht gedrängt und versuchen, einen Blick auf Aorta und Herzkammer zu erhaschen. Einer muss auf dem Tisch knien, um über die Schultern seiner Kollegen zu schauen. Es existieren zahlreiche Studien, die belegen, dass die Klassengrössen keinen Einfluss auf die Bildungsquali- tät haben. Amstutz kennt diese: «Natürlich kann man Fakten auch im Frontalunterricht beibringen, da spielt es keine grosse Rolle, ob sie vor 20 oder 30 Leuten stehen. Aber es ist auch unser Auftrag, unseren Schülerinnen und Schülern Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Teamfähigkeit und Verantwortung beizubringen.» Dafür brauche man jedoch die Möglichkeit, individuell auf Einzelne eingehen zu können. Und das sei mit zu grossen Klassen nicht machbar. Derweil haben alle Schülerinnen und Schüler eine Art Fernbedienung erhalten, mit der sie über an der Leinwand gestellte Aufgaben abstimmen. Nach Ablauf der Zeit wird angezeigt, auf welchen Geräten die Tag der Bildung Im Rahmen der Sparrunde des Kantons Zürich sollen die Mittelschulen 18 Millionen Franken sparen. Das entspricht 5 Prozent des Gesamtbudgets von 360 Millionen Franken. Das Budget soll nicht geschmälert werden, sondern wird nicht – wie ursprünglich geplant – erhöht. Da gleichzeitig die Anzahl Kantonsschüler steigt, stehen pro Kopf weniger Mittel zur Verfügung. Gemäss Finanzplanung sinkt die Summe um 200 Franken auf total 21 960 Franken im Jahr 2016. Um gegen diese Pläne zu protestieren, organisierten Kantonsschulen und andere Bildungsinstitutionen in Zürich den Tag der Bildung, an dem Podien und kreative Aktionen durchgeführt wurden. (jb.) Foto: Jan Bolliger richtige Antwort gewählt wurde. Die Apparate sehen nicht billig aus. Amstutz winkt ab: «Das ist ein Geschenk der Hochschule Rapperswil, wir würden uns das nie leisten.» Überhaupt werde sehr sparsam mit den Ressourcen umgegangen. Gewisse technische Geräte seien schon älter, doch überlege man sich immer zweimal, ob eine Neuanschaffung nötig sei und entscheide sich oft dagegen. «Wie eine Ölsardine» «Wie eine Ölsardine habe ich mich gefühlt», erzählt der 16-jährige Nemarja. Das Konzentrieren sei ihm schwergefallen. Ähnlich tönt es bei den Lehrern. Egal, ob Natur- oder Geisteswissenschaften, unisono kla- gen sie über den hohen Lärmpegel. Es sei nicht möglich gewesen, dass alle Schüler zu Wort kommen. Wie die Lehrer unter solchen Bedingungen eine faire Mündlichnote geben sollen, ist ihnen ein Rätsel. Die Glocke läutet den Mittag und das Ende des Experiments Sparschule ein. Bei den Organisatoren ist man sichtlich zufrieden. Das Medieninteresse war überwältigend, und auch aus der Bildungsdirektion kommen bereits andere Töne. Wurden im Voraus Rektoren zurückgepfiffen, die offensiv für ihre Anliegen warben, heisst es jetzt, man wolle eng mit den Schulen zusammenarbeiten. Das Ziel sei eine Umsetzung der Sparauflagen, mit der alle leben können. Dumping Detroit Duell Am Abstimmungswochenende vom 28. Februar kommt die Lohndumping-Initiative an die Urne. Die Vorlage ist umstritten. Just im Abstimmungskampf publiziert eine Wirtschaftsjournalistin ihr Buch zum Thema. Eine Analyse. Seite 7 Die erste grosse Automesse im Jahr findet in Motor-Town, kurz Motown, statt: Die North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit glänzt mit zahlreichen extravaganten Studien und Weltpremieren. Seite 8 In der Roten Fabrik haben sich am 75. Poetry Slam redegewandte Zeitgenossen mit Worten und Reimen duelliert. Die Teilnehmer schenkten sich nichts – zur Freude des Publikums. Zu gewinnen gab es eine Flasche Whisky. Seite 12 2 Stadt Zürich Nr. 3 21. Januar 2016 AKTUELL Architekturpreis: Projekte bis 11. März einreichen Der Architekturpreis 2016 ist dem Thema Massstäblichkeit gewidmet. Ob bei der Gestaltung eines Baumhauses oder bei der Entwicklung ganzer Stadtquartiere: Die Suche nach den angemessenen Grössenverhältnissen eines Bauwerks prägt desen architektonische Erscheinung entscheidend mit. Unabhängig von Grösse, Funktion und Investitions- volumen von Bauten ist es die Massstäblichkeit, die bei der Gestaltung des Lebensraums gesellschaftspolitische Fragestellungen aufwirft und beantwortet. Doch welches ist das richtige Mass, das Räume entstehen lässt, in denen sich Menschen wohlfühlen? Mit der Auszeichnung werden Bauherrschaften sowie Architektinnen und Architekten bedacht, die sich in vorbildlicher Weise für die Realisierung qualitätsvoller Architektur engagieren. Vorschläge können bis zum 11. März eingereicht werden. Die Preisübergabe findet am 28. Juni im Toni-Areal statt. (pd.) www.architekturpreis.ch Abwechslungsreiche Ferien In den Sportferien bieten soziokulturelle Einrichtungen in der Stadt Zürich zahlreiche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche an. Einen Trickfilm nach eigenen Ideen drehen, kulinarisch um die Welt reisen, in der Hexenküche Salben mixen, mit Eseln und Lamas spazieren gehen, sich spielerisch mit Kunst auseinandersetzen – das und vieles mehr können Kinder und Jugendliche in den Ferienangeboten der Gemeinschaftszentren und weiterer Einrichtungen in der Stadt Zürich während der Sportferien vom 15. bis 26. Februar. Einige Beispiele sind: Im Quartiertreff Enge können Interessierte im Vor vollen Rängen nahm die SVP Zürich ihre jährliche Standortbestimmung im Albisgütli vor. Wintercamp werken, spielen, basteln und kochen. Im GZ Leimbach können Teilnehmer ihre eigenen Figuren wie Sockenmonster, wilde Kerle, Kartonroboter und Fabelwesen erfinden. Im GZ Heuried sorgt die Hexenküche für Erlebnisse. Im Quartiertreff Hirslanden stehen klingende Farben, getanzte Bilder und Geschichtenskulpturen im Mittelpunkt und im GZ Witikon steht eine Reise um die Welt. Im GZ Loogarten lautet das Motto «Mein Planet – Achtung Action – Trickfilm». Im GZ Affoltern dürfen beim Kochen und Werken auch «Fehler» gemacht werden. In der Kinderferienwoche im GZ Hirzenbach können sich Kinder sportlich betätigen oder basteln. (pd.) Anmeldung direkt beim GZ. Visuell und akustisch wie damals im Cavern Club: Cavern Beatles. F.: zvg. Wie im Liverpool der 60er-Jahre «The Cavern Beatles» zeigen demnächst in Zürich eine Beatles-Tribute-Show der Spitzenklasse. Am 9. Februar 1961 hatten die Beatles, im mittlerweile legendären Cavern Club in der Mathew Street in Liverpool, den ersten ihrer 292 Auftritte. Als Botschafter des «berühmtesten Clubs der Welt» starteten The Cavern Beatles 2012 in einer neuen Formation mit ihrem Projekt: Sie wollen die Musik, die drei Generationen beeinflusst hat, zurück auf die Bühne bringen. Die Band-Mitglieder, sowohl talentierte Musiker als auch herausragende Sänger, sind ausserordentlich engagierte Beatles-Fans mit der Absicht, den beispiellosen Standard und den individuellen Charakter der Beatles erneut aufleben zu lassen. Sieht man alle Musiker zusammen auf der Bühne, ist die Ähnlichkeit zum Original verblüffend. Als Musiker haben sie die Songs der Beatles bis ins Am Wochenende fand die Albisgüetli-Tagung der SVP statt. Dabei war alles von Rang und Namen der Partei sowie drei Bundesräte. Fabio Lüdi Letzten Freitag versammelte sich die SVP Zürich auf dem Albisgütli zu ihrer jährlichen Parteiversammlung, dem nach eigenen Worten «bedeutendsten politischen Anlass der Schweiz». Das Who is Who der Volkspartei gab sich dabei die Klinke in die Hand und neben Doyen Christoph Blocher hielten der Parteipräsident der Zürcher SVP, Alfred Heer, sowie Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (FDP) Ansprachen. Letzterer wurde für seinen «Mut», die Einladung ins Albisgütli anzunehmen, von Blocher gelobt, da dies nicht selbstverständlich sei. Neben bekannten Parteivertretern waren auch rund 1300 Anhänger und Sympathisanten der SVP anwesend, aus feuerpolizeilichen Gründen fast 200 weniger, als ursprünglich vorgesehen. Gesprächsthema Nummer eins unter den Gästen war, dem Anlass entsprechend, die Durchsetzungsinitiative, deretwegen der Bundespräsident bei seiner Rede auch Pfiffe aus dem Publikum erntete. Blocher und Noch-Parteipräsident Brunner genossen den Abend. kleinste Detail erforscht, um vom Akkordgriff bis hin zu jedem Drumfill die Musik so authentisch wie möglich zu spielen. Von Kritikern wird zudem oft ihr stimmliches Können gelobt. Ausgehend von einem umfangreichen Repertoire an Hits und AlbumTracks, performen The Cavern Beatles die ganze zweistündige Show live, ohne jegliche Verwendung von Playbacks. (pd./mai.) Dienstag, 2. Februar, 19.30 Uhr, Theater Spirgarten, Lindenplatz 5, 8048 Zürich. SVP-Parteipräsident in spe, Albert Rösti, gab sich ebenfalls die Ehre. Die Rede des Bundespräsidenten fand keinen Anklang unter den Gästen. ANZEIGEN Wettbewerb Lokalinfo verlost 3x 2 Tickets für The Cavern Beatles am 2. Februar im Theater Spirgarten. Wer dabei sein will, schickt bis 25. Januar ein Mail mit Betreffzeile «Beatles» und vollständigem Absender an: [email protected] oder eine Postkarte an: Lokalinfo AG Wettbewerb «Beatles» Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich Fotos: Fabio Lüdi Die Volkspartei unter sich KLEINANZEIGEN Die Stiftung für die Auszeichnung guter Bauten im Kanton Zürich schreibt zum 5. Mal den Architekturpreis aus. Kleinanzeigen kosten pro Doppelzeile Fr. 20.-. Chiffrezuschlag Fr. 5.- Bargeld beilegen und mit dem Coupon einsenden an: Lokalinfo AG, «Kleinanzeigen», Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich. Diese Inserate sind nur für private Anbieter. Aufträge, die bis Freitag, 10.00 Uhr, bei uns eintreffen, erscheinen in der nächsten Ausgabe. Den Text bitte in Blockschrift ausfüllen (pro Feld 1 Buchstabe, Satzzeichen oder Wortzwischenraum). ❏ Freizeit/Ferien ❏ Unterricht/Kurse ❏ Fitness/Gesundheit ❏ Musik/Unterhaltung ❏ Diverses ❏ Fahrzeuge Name/Vorname: Strasse: PLZ/Ort: Telefon: ❏ Wohnungen ❏ Möbel/Antiquitäten Züriberg AKTUELL Nr. 3 21. Januar 2016 3 AUF EIN WORT IN KÜRZE Mehr als Dada Mit 290 000 Eintritten weist das Kunsthaus Zürich für das abgelaufene Jahr solide Besucherzahlen aus. 2016 stehen Ausstellungen der zeitgenössischen Kunst und historische Positionen auf dem Programm, darunter Beiträge zum 100-jährigen Geburtstag der Dada-Bewegung. Pipilotti Rist, Francis Picabia und Alberto Giacometti sind die im grossen Ausstellungssaal inszenierten Höhepunkte. Andreas Minor «Polizei stürmt Bar» titelte die «NZZ» am Montag. Ja, hatten die Gesetzeshüter derart Durst? Nein, sie machten ihren Job: 34 Linksaktivisten hatten am Samstag die «Kon-Tiki»-Bar und die angrenzende «Züri»-Bar besetzt. Dort wollten sie Anti-WEF-Events ver- «Polizei stürmt Bar» Budget verpasst Die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft blickt auf ein gutes 2015 zurück. Im 2015 beförderte sie 1 727 485 Fahrgäste. Dies entspricht 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Bereich Schiffsvermietung und Traumschiffe erreicht das Unternehmen einen Umsatz von rund 1,69 Millionen Franken und verpasst damit das Budget um 12,9 Prozent. SBB ausgezeichnet Die SBB werden für die beiden Zürcher Entwicklungsprojekte Andreasturm und Baufeld D in der Europaallee sowie für PontRouge in Genf ausgezeichnet. Die Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft verleiht den Projekten anlässlich der Swissbau-Messe die höchste Auszeichnung. Amour en français: Geht es um die schönste Sache der Welt, ist im Theater Stok alles erlaubt. Bild: zvg. Bühnenreif: Das Theater um die Liebe Das Theaterstück «Amour … Toujours?» bringt die Liebe mit all ihren Facettenauf die Bühne im Theater Stok. Fabio Lüdi Die Liebe – wohl kein anderes Narrativ hat die Kunst und Kultur derart beeinflusst und geprägt. Ende Januar bringt nun eine internationale Theatertruppe mit Unterstützung des Französischen Theatervereins Coup de Théatre das Stück «Amour … Toujours?» auf die Bühne des Theaters Stok. Das Schauspiel nimmt sich allen Facetten der Liebe an: Liebe auf den ersten Blick, Liebe als Leidenschaft und als Routine, Liebe, die den Kopf verdreht und die Welt stillstehen lässt. «Das Stück ist allerdings nicht nur etwas für Verliebte», scherzt Emilie Parpette vom Ensemble. Es seien alle eingeladen, diese theatralische und musikalische Reise durch die Facet- ten der Liebe zu geniessen. Dazu muss man zwar nicht verliebt sein. Allerdings sind gute Französischkenntnisse unabdingbar, denn das Theaterstück wird passend zur Thematik nicht auf Deutsch, sondern in der Sprache der Liebe aufgeführt. «Amour … Toujours?» 27.–30. Januar um 20 Uhr und am Sonntag, 31. Januar, um 17 Uhr jeweils im Theater Stok, Hirschengraben 42, 8001 Zürich. Informationen und Buchungen unter [email protected] oder telefonisch unter 079 418 90 62. Eintritt 28 Franken, mit Ermässigung 25 Franken. anstalten, was wiederum dem Besitzer der Bar nicht gefiel. Wie sollte es auch? Die Besetzer hatten nicht einmal gefragt, sondern sich das fremde Eigentum einfach schnell zu Eigen gemacht. Da der Besitzer Anzeige erstattete, mussten die Stadtzürcher Gesetzeshüter eingreifen. Die 34 Aktivisten wurden verhaftet. Doch das war nicht das Ende der Episode. Am gleichen Abend versammelten sich prompt 70 Personen zu einer unbewilligten Demo, die wenig mit Solidaritätsbezeugungen, sondern mehr mit einem Saubannerzug zu tun hatte. Während sich die überraschten Polizeikräfte organisierten, zogen die Demonstranten durch die Langstrasse, besprayten Häuser und zündeten Böller. Die Polizei drängte die Demo zurück auf den Helvetiaplatz, wo sich die illegale Kundgebung auflöste. Verhaftungen habe es keine mehr gegeben. Fremde Häuser zu beschmutzen, ist scheinbar kein Delikt. Polizeieinsätze Letztes Wochenende wurden im Niederdorf zwei Bars von Linksautonomen besetzt. Später formierte sich aus Solidarität ein unbewilligter Demonstrationszug. Die Stadtpolizei Zürich war mit mehreren Einsatzkräften vor Ort. Die Jungfreisinnigen Stadt Zürich haben mittels eines offenen Briefs an Stadtrat Richard Wolff die Offenlegung der Kosten und einen Plan für die Überwälzung auf die 34 verhafteten Linksautonomen gefordert. Ferienangebote Einen Trickfilm nach eigenen Ideen drehen, kulinarisch um die Welt reisen, in der Hexenküche Salben mixen, mit Eseln und Lamas spazieren gehen, sich spielerisch mit Kunst auseinandersetzen – in den Sportferien bieten verschiedene soziokulturelle Einrichtungen in der Stadt Zürich für Kinder und Jugendliche ein abwechslungsreiches Programm an. Die Anmeldung ist unkompliziert, und die Teilnahmegebühren sind kostengünstig. AUS DEM GEMEINDERAT Ein Ringen um die beste Formulierung Die Geschäftsordnung des Gemeinderats sieht vor, dass Erlasse, die Gesetzescharakter haben, durch die Redaktionskommission auf ihre Verständlichkeit und sprachliche Korrektheit zu überprüfen sind. In der Redaktionskommission sind alle Fraktionen vertreten. Die Kommission hat somit eine sehr formalistische, die meisten im Gemeinderat würden wohl sagen eine spitzfindige und weniger eine politische Aufgabe. Wir befassen uns in der Kommission damit, ob die Marginalien (Randtitel) richtig gesetzt sind, ob die Kommas am korrekten Ort stehen, und ersetzen ein «beziehungsweise» durch ein «oder». Meistens sind die Korrekturen Kleinigkeiten und betreffen tatsächlich nur die sprachliche Korrektheit. Dabei gibt es aber viele Details zu beachten und auch zu regeln, damit die Erlasse der Stadt Zürich einheitlich sind. Weiter sollen die Erlasse klar, verständlich und trotzdem möglichst kurz und prägnant sein. Möglichst wenig ändern Misshandlungen Die Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Kinderspitals Zürich hat im Jahr 2015 etwas weniger Kindsmisshandlungsfälle bearbeitet als im Vorjahr (419 statt 450 Fälle). Es sind jedoch vor allem die Fälle mit Verdacht auf Misshandlung zurückgegangen, die Anzahl der Fälle von sicheren Misshandlungen ist fast gleichgeblieben. Bei 75 Prozent der Fälle lag sicher eine Misshandlung vor. LESERBRIEF Um dieses Ziel zu erreichen, erliess der Stadtrat letztes Jahr eigene Richtlinien der Rechtsetzung. Diese entstanden unter anderem in enger Zusammenarbeit mit der Redaktionskommission. Das ist sinnvoll, damit die Weisungen, die im Gemeinderat behandelt werden, bereits die gewünschte Form haben und die Kommission möglichst wenig ändern muss. Es macht aber auch einen Unterschied, ob es sich um einen neuen Erlass, eine Totalrevision oder eine Teilrevision eines Erlasses handelt. Bei den ersten beiden Formen kön- haltlichen Änderungen vornimmt, sondern nur die Verständlichkeit und sprachliche Korrektheit sicherstellt, nehmen an den Sitzungen jeweils Vertreter derjenigen Kommission, in der die Weisung vorberaten wurde, sowie derjenigen Verwaltungsabteilung, die die Weisung erarbeitete, teil. Diese erklären dann, was mit der Aussage gemeint ist, sodass die Redaktionskommission die passende Formulierung suchen kann. Das ist nicht immer ganz einfach. Kurz, knapp, klar Klarheit schaffen Oft ist es schwierig, das passende Wort zu finden und die Aussage korrekt, vollständig und doch kurz und knapp zu halten. Beim vorgenannten Beispiel endete dies darin, dass das Hochbaudepartement nun die Leitung und Koordination des baurechtlichen Bewilligungsverfahrens, die Durchführung von baurechtlichen Kontrolltätigkeiten und die Überprüfung der Einhaltung von sicherheitstechnischen Bestimmungen für Aufzüge, Fahrtreppen und ähnlichen Einrichtungen umfasst. Derzeit behandelt die Kommission die Änderung der Gemeindeordnung und den Erlass der Statuten zur Errichtung einer öffentlich-rechtlichen Kongresshaus-Stiftung Zürich. Karin Weyermann, Gemeinderätin CVP 7 und 8 Diskussionen gibt es immer dann, wenn die Bedeutung eines Satzes oder eines Worts unklar ist. So hiess es in einer Weisung, das Hochbaudepartement umfasse baurechtliche Entscheide und Baukontrollen. Damit die Redaktionskommission keine in- In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Volksvertreter aus den Kreisen 7 und 8 wöchentlich im «Züriberg» einen Beitrag. Alle im Stadtparlament vertretenen Parteien bekommen hierzu regelmässig Gelegenheit. «Oft ist es schwierig, das passende Wort zu finden und die Aussage korrekt, vollständig und doch kurz und knapp zu halten» nen die Richtlinien umgesetzt werden, bei der Teilrevision muss die bestehende Form jeweils ebenfalls berücksichtigt werden. Dies gilt zum Beispiel bei der Art der Aufzählung. Zum grossen Wurf «Hochschulquartier» Zum Tribünenartikel «Plädoyer für den grossen Wurf» im «Züriberg» vom. 14. Januar. Beim Projekt Hochschule ZürichZentrum, in Tat und Wahrheit ein Spitalprojekt, braucht das Unispital mehr Platz und vor allem eine neue Architektur, die auch städtebaulichen Kriterien zu genügen vermag! Die Standortfrage ist beim Spital unbestritten. Das Bauvolumen, gefordert werden 350 000 Quadratmeter gegenüber früheren 150 000, muss auf eine vernünftige Basis gestellt werden. Auch wenn dem Richtplan, über den der Kantonsrat entscheiden wird, eine Anzahl Gestaltungspläne folgen werden, die eine Etappierung erlauben, so sind zwingend alle Bereiche des Projekts von Beginn weg mit einzubeziehen. Allfällige Synergien in der Zusammenarbeit der drei Institute USZ, ETH und Uni sind nicht überzubewerten; diese Forschungszusammenarbeit findet schon heute statt, da braucht es keine zusätzliche Kaffeemaschine, um den Kontakt zu intensivieren. Das Hochschulgebiet Zürich-Zentrum geniesst bereits heute einen ausgezeichneten Ruf und steht auch international an der Spitze. Es ist wichtig, dass diese Position verteidigt werden kann, aber Grössenwahn ist nicht angebracht! – Deshalb Ja zum Projekt Berthold aber mit Mass und vor allem mit städtebaulicher Verträglichkeit. Deshalb muss ein Entscheid im Kantonsrat bezüglich Richtplan auf der Redimensionierung des Projekts (insbesondere für ETH und Uni) punkto Bauvolumen und Höhenperimeter beruhen. Beda Düggelin, 8006 Zürich 4 Stadt Zürich Nr. 3 POLITIK / WIRTSCHAFT 21. Januar 2016 Nur wenige Grossbaustellen in diesem Jahr Das Tiefbauamt der Stadt Zürich setzt in diesem Jahr 122 Projekte um. Grössere Baustellen sind der Münsterhof und der Bahnhof Oerlikon. Das «Express-Team Velo» soll rasch Verbesserungen für den Veloverkehr umsetzen. Pia Meier Die Arbeiten für einen autofreien Münsterhof sollen bis zum Sechseläuten beendet sein, versicherte Stadtrat Filippo Leutenegger anlässlich einer Medienkonferenz. Ein grosses, attraktives Boulevardcafé des Zunfthauses zur Waage soll den Ort zusammen mit dem neuen, vier Meter hohen Brunnen weiter aufwerten. Beim Bahnhof Oerlikon sieht es nur teilweise gut aus. Einige umfangreiche Arbeiten werden Ende Jahr beendet sein, nicht aber der MaxFrisch-Platz. Wegen diverser Anpassungen und Kostenreduktionswünschen konnte bisher nicht mit dem Bau begonnen werden. Voraussichtlich am 27. Januar entscheidet der Gemeinderat. Dies hat zur Folge, dass der Platz erst 2017 fertig ist. Bei der Quartieranbindung Ost müsse eine gute Lösung gefunden werden, damit die Kapazität des Individualverkehrs erhalten bleiben kann, so Leutenegger. Filippo Leutenegger will mit einem «Express-Team Velo» das Velonetz unter die Lupe nehmen. Stadtingenieur Vilmar Krähenbühl ging auf die Bauprojekte in den Quartieren ein. «Im Gegensatz zum vergangenen Jahr mit verschiedenen Grossbaustellen stehen in diesem Jahr keine Projekte mit grossem Einfluss auf den öffentlichen und privaten Verkehr an», so Krähenbühl. Einzig die Sanierung der Usteri- und Löwenstrasse würden kurzzeitige Anpassungen der Verkehrsführung von öffentlichem und/oder privatem Verkehr bedingen. Insgesamt sind 122 Baustellen geplant. Im Kreis 11 sor- gen die Sanierung und Umgestaltung der Kreuzung Schaffhauser-/Glattalstrasse für grössere Umtriebe sowie die Sanierung der Wehntalerstrasse. Im Kreis 10 wird die Winzerstrasse neu gestaltet. Behindertengerechte Haltestellen sind an verschiedenen Orten wie an der Badener- und der Albisriederstrasse im Kreis 9 geplant. Im Kreis 6 muss die Unterführung Irchel saniert werden, und die Winterthurerstrasse erhält einen neuen Deckbelag. Eine grössere Baustelle ist das Tram Hardbrücke. Im Kreis 4, Archivbild: ls. beim Hauptbahnhof, wird bis Juni 2017 die Velostation Süd erstellt, und im Kreis 2 wird das Geviert Dreikönigstrasse neu gestaltet. Einschliesslich der Bauten für städtische Partner wie VBZ, EWZ oder Wasserversorgung erreicht das Bauvolumen 2016 rund 225 Millionen Franken. Verbesserungen für Veloverkehr Bei den Bahnhöfen Oerlikon, Hardbrücke, Stadelhofen und beim HB werden neue Veloparkplätze geschaffen. So soll es am Bahnhof Stadelho- Helpline soll Bauherrschaften unterstützen Die Anforderungen an Baubewilligungsverfahren steigen. Der Stadtrat will deshalb eine «Helpline» für Bauherren einrichten, die Probleme bei der Umsetzung von Auflagen haben. Zudem sollen interne Verfahren koordinierter und schneller werden. Pia Meier Die Baubewilligungsverfahren werden komplexer, weil es immer wieder neue Vorschriften gibt, so zum Beispiel in den Bereichen Hygiene, Feuerpolizei, Behinderte, Boulevard-Café, Nachtleben und anderen. Bei Baubewilligungsverfahren ist oft eine grosse Anzahl städtischer Ämter und Fachstellen in die Vernehmlassung involviert. Gewisse Verfahren gestalten sich folglich für die Bauherrschaften schwierig, was zu Kritik von Hauseigentümern und Gewerbetreibenden führt. Auch die Stadt ist der Meinung, dass es Verbesserungen braucht. Sie hat deshalb das Projekt Verbesserung des Baubewilligungsverfahrens der Stadt Zürich (VBBV) initiiert, wie Stadtrat André Odermatt anlässlich einer Medienkonferenz erläuterte. Bei diesem Prozess arbeiteten der Hauseigentümerverband und der Gewerbeverband mit. Es wird deshalb erwartet, dass diese ihre Volksinitiative «Ombudsstelle gegen Willkür in Bausachen» zurückziehen. Der Stadtrat lehnt die s ab. gungen und die Vernehmlassungsstellen können gemeinsam auf diese Plattform zugreifen, was die Zusammenarbeit vereinfache, so Mayer. Auch werde die Rolle der Kreisarchitekten in der Verfahrensführung gestärkt. Zudem könnten schätzungsweise 100 Fälle pro Jahr künftig über vereinfachte Verfahrensarten abgewickelt werden und für ungefähr 50 Vorhaben pro Jahr brauche es gar keine Bewilligung mehr. Und nicht zuletzt seien die Bauentscheide stärker abgestützt und resistenter gegen Rekurse, so Mayer. Helpline für Umsetzung Schneller und effizienter Ulrich Mayer, Direktor des Amts für Baubewilligungen, erläuterte die Verbesserungen. Die beteiligten Amtsstellen haben untereinander verbindliche Leistungsvereinbarungen abgeschlossen, zum Beispiel bezüglich der Einhaltung von Fristen. Weiter hat die Stadt eine neue elektronische Plattform für die Erstellung von Bauentscheiden eingeführt. Das Amt für Baubewilli- Das Projekt VBBV verbessert die Behandlung von Baugesuchen bis zum Bauentscheid. Aber ebenfalls nach einem rechtskräftigen Bauentscheid bekunden Bauherrschaften manchmal Mühe bei der Umsetzung von Auflagen, die an diesen Bauentscheid geknüpft sind. Auch hier will der Stadtrat den Bauherrschaften entgegenkommen. Er plant deshalb eine Helpline in Bausachen, die betroffenen BauherrANZEIGEN Foto: Lorenz Steinmann Grossumbau nach Anzeigeverfahren Wie schnellere Baubewilligungen (siehe Artikel oben) in der Praxis aussehen, kann man an der Waffenplatzstrasse in Zürich-Enge beobachten. Ein Grossumbau eines alten Hauses wurde ohne Bauausschreibung im «Tagblatt» bewilligt. Dass die Nachbarn wenig Freude daran hatten und (erfolglos) einen Baustopp verlangten, ist eine andere Geschichte. (ls.) schaften zur Verfügung steht. Diese ist im Amt für Baubewilligungen angesiedelt und soll Beanstandungen und Anliegen der Bauherrschaft bearbeiten und Lösungsvorschläge erarbeiten – schnell, unbürokratisch und transparent. Die verantwortliche Person für die Helpline kann sich auch direkt an die Bausektion des Stadtrats wenden. Sie muss jährlich einen Bericht verfassen, der dem Gemeinderat vorgelegt wird. Die neue Stelle ist auf fünf Jahre befristet und mit jährlich 200 000 Franken budgetiert. Der Stadtrat hat das Projekt gutgeheissen. Die finanziellen Mittel müssen noch vom Gemeinderat im Budget bewilligt werden (nach Redaktionsschluss). Nach wie vor steht die städtische Ombudsstelle auch in Bausachen zur Verfügung. Mit dem Projekt VBBV habe die Stadt Zürich frühzeitig die Empfehlungen erfüllt und übertroffen, die eine Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco an effiziente Bau- und Planungsverfahren formuliert, hielt Odermatt fest. fen schliesslich 1500 Veloplätze haben. Ziel ist es, dass die Velos an einem trockenen Ort abgestellt werden können. Neu soll das Express-Team Velo das gesamte Stadtgebiet von Süden nach Norden durchforsten und rasch und unkompliziert umsetzbare Verbesserungen für den Veloverkehr realisieren. Es handelt sich um kleinere Massnahmen wie die Anlage von Velosäcken, die bei Ampeln dafür sorgen, dass sich wartende Velofahrer vor den Autos einreihen können, Trottoirabsenkungen sowie kleine Anrampungen. Anliegen können bei «Züri wie neu» oder direkt beim Tiefbauamt angebracht werden. Verbesserungen wie Velowege sorgen aber auch für Probleme, wie Leutenegger festhielt. Er erwähnte als Beispiel die Stampfenbachstrasse. Der Gemeinderat habe das Projekt abgelehnt. 2016 müssten allerdings die VBZ-Geleise ersetzt werden. Die Konsequenz sei, dass es dort in den nächsten 20 Jahren keinen Veloweg geben werde. Auch am Heimplatz, wo das Projekt überall ausser vor dem Schauspielhaus Velowege vorsah, kann in den nächsten drei Jahren nichts gemacht werden, denn der Gemeinderat strich den Planungskredit. Zum Thema Rämistrasse – dort verlangte der Gemeinderat einen Veloweg – erläuterte Leutenegger, dass es ein Gesamtprojekt für das Hochschulgebiet brauche und neue Ideen gesucht seien. Gewerbler und Hauseigentümer sind zufrieden Mit Genugtuung nehmen die Initianten, Hauseigentümerverband Zürich (HEV) und Gewerbeverband der Stadt Zürich (GVZ), der Initiative «Ombudsstelle in Bausachen» zur Kenntnis, dass der Stadtrat mit der Einrichtung eines «Roten Telefons» beziehungsweise einer Helpline eine Anlaufstelle schaffen will. Dies teilen die beiden Verbände mit.. Die neue Helpline setze die Forderung der Initiative nach einer neutralen Ansprech- und Vermittlungsstelle im Nachbewilligungs- und Bauvollzugsverfahren um. Die Initianten sind damit einverstanden, dass es sich vorerst um eine Pilotphase handelt. Sie ziehen folglich den Rückzug der Initiative in Betracht, wenn der Zürcher Gemeinderat die Kosten für die zusätzlich benötigte Stelle bewilligt. (pm.) Züriberg VE R M I S C H TE S Nr. 3 21. Januar 2016 5 Winterwetter erst in der zweiten Halbzeit? Bevor der Winter überhaupt einen ersten Atemzug nahm, war die erste Winterhälfte auch schon um. lich zu mild, ehe die zweite Winterhälfte mit durchschnittlich –5 und –3 eisigkalt ausfiel. Insgesamt liegt die Chance bei 50 Prozent, dass nach einer milden ersten Winterhälfte auch eine kalte zweite Hälfte folgen kann. Temperaturmittel der 1. Winterhälfte (1. Dez. - 15. Jan.) Abweichung in °C vom Durchschnitt 1961-1990 4 3 2 Silvan Rosser Die meteorologische Wintersaison dauert vom 1. Dezember bis zum 28. Februar respektive in Schaltjahren wie diesem bis zum 29. Februar. Mitte Januar ist somit die zweite Winterhälfte angebrochen. Die erste Hälfte des Winters, also das Zeitfenster vom 1. Dezember bis 15. Januar, war rekordverdächtig mild. In Zürich war es mit durchschnittlich mehr als 4 Grad so warm wie kaum je zuvor seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Ähnlich mild war die erste Winterhälfte in Zürich nur in den Jahren 1915/16 und 1993/94. In der Höhe der Alpen war die erste Winterhälfte 2015/16 konkurrenzlos mild. Kommt jetzt der Winter? Genau Mitte Januar, also zur Wintermitte, wurde die Manege frei für kalte Winterluft. Bis dahin drehte ein kräftiges Tief über der Nordsee seine Runden und schaufelte ununterbrochen feuchte und milde Atlantikluft nach Mitteleuropa. Nur unweit nordöstlich davon befand sich schon in der ersten Januarhälfte richtig kalte Luft. In Skandinavien und im Norden Russlands herrschte schon seit Tagen klirrende Kälte bei ca. minus 20 Grad Celsius. Diese konnte bis Mitte Janu- 1 Ende der Trockenheit? 0 Nach einem staubtrockenen und rekordsonnigen Dezember blieben die Temperaturen in der ersten Januarhälfte zwar hoch, jedoch änderte sich die Witterung schon grundlegend. Sonne und Trockenheit wurden Anfang Januar durch Regen, viele Wolken und Sturmwinde ersetzt. Das Niederschlagssoll des Januars war in Zürich bereits nach zehn Tagen erreicht. Mitte Monat waren es mit knapp 90 mm schon fast 150 Prozent des Erwartungswerts. Ob dies bereits das Ende der seit Mitte letzten Jahres anhaltenden Trockenheit ist, werden jedoch erst die kommenden Wochen und Monate zeigen. Die Waldbrandgefahr dürfte jedoch praktisch überall gebannt sein. Das Regenwetter zeigte sich auch bei der Sonnenscheindauer, die mit weniger als 20 Stunden in der ersten Januarhälfte auf nur bescheidene Werte kam. Jedoch ist der Januar im langjährigen Durchschnitt zusammen mit dem Dezember der trübste Monat. In der Summe sind pro Monat nur je 40 bis 60 Sonnensunden zu erwarten. Ob mild oder kalt, zumindest wieder mehr Sonne als in der ersten Januarhälfte wären für viele wünschenswert. -1 -2 -3 -4 -5 -6 1901/02 1911/12 1921/22 1931/32 ar aber noch nicht nach Süden gelangen, da die Tiefdrucksysteme zwischen Island und Nordsee mit ihrer Luftzirkulation entgegen dem Uhrzeigersinn das Einströmen der Frostluft in den Alpenraum verhinderten. Erst Mitte Januar verlagerte sich das steuernde Tief vom Atlantik weiter nach Nordosteuropa. Somit wurde quasi die Schranke für die kalte Polarluft aufgehoben, die daraufhin ungehindert über Polen und die Ostsee nach Mitteleuropa einfloss. Die Temperaturen gingen auf Talfahrt und lagen bald im Dauerfrostbereich. Handelt es sich bei diesem Kaltluftvorstoss lediglich um ein Winter- Seit de Roulet 20 Jahre alt war, bespitzelte ihn die Bundespolizei, was ihm 1998 ermöglichte, seinen Lebensroman «Double» auf 3,3 Kilo Bundesakten gründen zu lassen. In dieser Fiche fanden sich neben tausend Banalitäten seine Aktivitäten als Kernkraftgegner und Demonstrant, nicht aber das einzige, was wirklich brisant gewesen wäre: die Abfackelung von Springers Gstaader Alpenresidenz im Winter 1975. Das musste er 2006 in seinem aufsehenerregenden Bericht «Ein Sonntag in den Bergen» selbst geste- 1961/62 1971/72 1981/82 intermezzo, oder wintert es nun nachhaltig ein? Lichtblick für Winterfreunde Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nach einer sehr milden ersten Winterhälfte wie beispielsweise in den Jahren 1915/16 oder 1993/94 die zweite Winterhälfte wohl deutlich kälter ausfiel als die erste, es jedoch nicht richtig frostig wurde. Mit durchschnittlichen Temperaturen von rund 2 Grad blieb die grosse Kälte aus. Im Februar 1916 dauerte es sogar bis Ende Monat, ehe der Winter das erste Mal richtig zuschlug. Im Januar und Februar 1994 gab es zuANZEIGEN Im Rahmen der Hottinger Literaturgespräche am Theater Neumarkt unterhält sich Publizist Charles Linsmayer mit dem Schriftsteller Daniel de Roulet. Terroristischer Seitensprung 1951/52 1991/92 2001/02 2011/12 Die erste Winterhälfte war so warm wie kaum je seit 1901. Trotzdem kann es noch richtig kalt werden. Hottinger Literaturgespräch mit einem politisch Bewegten Daniel de Roulet spricht ebenso perfekt Zürichdeutsch und Italienisch, die Sprache seiner Ehefrau Chiara Bianchini, wie er Französisch und Englisch schreibt. Und fragt man ihn nach seiner Tätigkeit, so ist er nicht nur Architekt, Informatiker und Schriftsteller, sondern auch Läufer. Als solcher lief er den New York Marathon, aber auch auf den Spuren von Arnold Kübler von Basel nach Paris, auf jenen von Annemarie Schwarzenbach auf den Demawend oder auf jenen des heiligen Gallus von Irland nach St.Gallen. Sohn einer Zürcherin und eines Genfer Pastors, schrieb de Roulet 1981 mit «Die Höllen-Routine» unter dem Pseudonym «Little Brother» und auf Deutsch den ersten Hacker-Krimi der Schweizer Literatur. 20 Jahre später publizierte er mit dem WEF-Roman «Davos Terminus» auch den ersten Schweizer Internet-Roman, den sich sogar das US-Aussenministerium mailen liess. 1941/42 Daniel de Roulet. Foto: zvg. hen. Die Tantiemen des Buchs lieferte er später der Brandversicherung ab. De Roulets schärfste Waffe waren und sind aber das Wort und seine bis anhin über 30 Bücher, die nicht nur ein souveränes sprachliches und gestalterisches Können, sondern auch ein Engagement verraten, das sich gegen politische Willkür ebenso wie gegen die Bedrohungen durch die moderne Technik richtet. Am imposantesten geschieht das in der zwischen 1995 und 2014 entstandenen «Simulation humaine», die in zehn voneinander unabhängigen Bänden das Schicksal einer japanisch-schweizerischen Grossfamilie abhandelt («Die menschliche Simulation», Limmat Verlag). Letztes Jahr hat de Roulet seiner Saga des Atomzeitalters die Krone aufgesetzt: In Zusammenarbeit mit der ETH Lausanne entwickelte er eine einmalige Gratis-Internet-Anwendung, die den ganzen zum Teil neu geschriebenen literarischen Stoff in unterschiedlichen Versionen lesbar macht. (pd./ mai.) Montag, 25. Januar, 20 Uhr, Theater Neumarkt, Neumarkt 5. Reservationen an der Billettkasse, Tel. 044 267 64 64 oder per Mail an [email protected]. Grafik: ros. mindest zur Monatsmitte zwei kurze Winterintermezzi. Davor, dazwischen und danach war es 1994 ausgesprochen mild. Das würde bedeuten, dass es auch im weiteren Verlauf des diesjährigen Winters mehrheitlich zu mild und wenig winterlich weitergeht. Für alle Winterfans gibt es aber einen Lichtblick. In den Wetterannalen von Zürich sind auch viele Beispiele bekannt, in denen es nach einer milden ersten Hälfte in der zweiten Halbzeit des Winters nochmals richtig kalt wurde. So waren die Winter 1955/56 und 1985/86 nach der ersten Hälfte mit rund 2,8 Grad deut- 6 Züriberg Nr. 3 VE R M I S C H TE S 21. Januar 2016 BEGEGNUNGSZENTREN GFZ-Familienzentrum Zeltweg Zeltweg 21b, 8032 Zürich Tel. 044 253 75 20 www.gfz-zh.ch/familienzentren Treffpunkt für Eltern mit Kindern: jeden Mi 9 bis 11.30 Uhr, bis 4 Jahre. GZ Witikon Witikonerstr. 405, 8053 Zürich Tel. 044 422 75 61 E-Mail [email protected] Kinderkultur am Sonntag: für Kinder ab ca. 4 Jahren und Erwachsene. 24. Jan., 16 Uhr: «Hänsel und Gretel», im Saal. Family Lounge: jeweils Do 15 bis 17.30 Uhr im Kafi Tasse für Mütter, Väter und Betreuende mit ihren Kindern. Do, 28. Jan., 16.15 bis 17.15 Uhr mit «Atelier Wundertüte», für Kinder ab 2 Jahren in Begleitung. Altstadthaus GZ Riesbach Quartiertreff Kreis 1 Obmannamtsgasse 15, 8001 Zürich Tel. 044 251 42 59 www.altstadthaus.ch E-Mail [email protected] Kidstreff «BlaBlaBla»: Fr, 22. Jan., 18 bis 21 Uhr, für Kinder ab der 5. Klasse. Anmelden bis Mi davor, 18 Uhr. Kino Sardino: Mi, 27. Jan., 14 bis 16 Uhr. Seefeldstr. 93, 8008 Zürich Tel. 044 387 74 50 www.gz-zh.ch/riesbach Mittwochsgrill: 27. Januar, ab 18.30 Uhr. Essen selber mitbringen, Getränke erhältlich an der Bar. Jazz im Seefeld: Mi, 27. Januar, 19.30 Uhr, mit der Zürcher Band District Five Quartet (siehe auch Vorschaubericht auf der nächsten Seite). Quartiertreff Hirslanden GZ Hottingen Forchstr. 248, 8032 Zürich Tel. 043 819 37 27 E-Mail [email protected] NEU! 3x Abendkurs: Mi, 27. Jan., 3. Feb., 19 bis 22 Uhr. Vom Schaf zum Filz. Reise zum Frühstück: So, 24. Jan., 10 Uhr. Thema: Nepal. Let's Dance 45: Sa, 30. Jan., 20 Uhr. Tanzmusik vom Plattenteller. Im Quartiertreff Hirslanden gibt es eine Schau über Nepal zu sehen. Gemeindestr. 54, 8032 Zürich Tel./Fax 044 251 02 29 www.gz-zh.ch/8 Konzert Matinee: So, 24. Jan., 11 Uhr im Hottingersaal, Gemeindestr. 54. Fasnachtsumzug: Sa, 6. Feb., 15 Uhr. Winteröffnungszeiten im Pflegiraum: Mo, Di und Do 14 bis 17.30 Uhr, Mi 9 bis 12 Uhr. Quartiertreff Fluntern zvg. Voltastrasse 58, 8044 Zürich Meditation und Yoga: Mo, 25. Jan., 19.30 bis 21 Uhr. Mütter-/Väterberatung: Di, 26. Jan., 10 bis 12 Uhr. Reparatur-Werkstatt: Di, 26. Jan., 19 bis 21 Uhr. Bastel-Labor: Fr, 29. Jan., 14.30 bis 17.30 Uhr, für Schulkinder. Fotografie-Workshops gibt es auch schon für Fünfjährige. Foto: zvg. Helmhaus lädt Kinder gratis an «Welt – Bilder 6» ein Kinder entdecken die Kunstform Fotografie zusammen mit einer Expertin. Vier schweizerische und vier ausländische Fotokünstlerinnen und -künstler zeigen gegenwärtig in der Ausstellung «Welt – Bilder 6» im Helmhaus, wie sie die Welt wahrnehmen. Die Kindergärtnerin und Fotografin Andrea Huber führt nun zweimal auf spielerische Weise Kinder ab 5 Jahren zu einzelnen Werken der Ausstellung. Anschliessend können diese an einem Ateliertisch ihre Eindrücke und Erlebnisse kreativ umsetzen. Parallel zur Kinderführung am 31. Januar begleitet die Kunsthistorikerin Kristina Gersbach Eltern und weitere erwachsene Besucherinnen und Besucher durch «Welt – Bilder 6». So können die Kinder unter sich bleiben. Die Workshops dauern jeweils rund 90 Minuten und sind kostenlos. (pd.) Samstag, 23. Januar, 14 Uhr mit Andrea Huber. Sonntag, 31. Januar, 11 Uhr mit Andrea Huber und Kristina Gersbach. Helmhaus Zürich, Limmatquai 31, 8001 Zürich. Mehr Informationen zur Ausstellung unter www.helmhaus.org. Züriberg AKTUELL Der Druck der Dumpinglöhne Ein unklarer Begriff Wenn man «Lohndumping» bei Google eingibt, kommt als einer der ersten Ergänzungen «Lohndumping Definition». Es besteht offensichtlich die Nachfrage nach einer Klärung des Begriffs. Dass das Angebot dagegen nur spärlich ist, musste auch Anja Conzett, damals noch Redaktorin bei der «Südostschweiz», erfahren. Sie schuf gleich selber Abhilfe. Nach einjähriger Recherche ist nun das Buch «Lohndumping – Eine Spurensuche auf dem Bau» erschienen. Es versteht sich mehr als journalistische Reportage denn als rein analytisches Sachbuch. Der Schwerpunkt liegt klar auf den Menschen. Polnische Arbeiter, die für 300 Franken im Monat schufteten, Baustellen besetzende Unia-Mitarbeiterinnen und der Leiter der Personalabteilung der Implenia: Lohndumping Wenn ein Arbeitgeber tiefere Löhne bezahlt als den vertraglichen Mindestlohn, spricht man von Lohndumping. Der Arbeitgeber erhält dadurch einen Wettbewerbsvorteil, da er so billigere Offerten einreichen kann. (jb.) Das Thema Lohndumping ist undurchsichtig. Anja Conzetts neues Buch schafft Abhilfe. die Autorin alles andere als glücklich. Obwohl das Buch finanziell von der Unia unterstützt wurde, soll es keine politische Kampfschrift sein. Sie hofft vielmehr, einen sachlichen Beitrag zu leisten, zu einer Debatte, die von allen Seiten viel zu emotional geführt würde. Die Autorin will dann auch nicht über die Initiative sprechen. In ihrem Buch kritisiert sie sowohl die Gewerkschaften, die mit ihrer Rhetorik oft unnötig provozieren würden, als auch die Baubranche, die oftmals aus Prinzip von nichts wissen wolle, auf dem Unia stehe. Dabei sei eine Lösung bitter nötig. Korrekte Unternehmen leiden Mit der aktuellen Situation ist nämlich niemand zufrieden. Nicht nur die Unia bezeichnet Lohndumping als ernst zu nehmendes Problem, sondern während der Recherchen zum Buch erstmals auch der Präsident des Baumeisterverbands. Denn die Leidtragenden sind nicht nur die ausländischen Arbeitskräfte, die weniger Lohn erhalten, als ihnen rechtlich zustünde. Unter Druck geraten vor allem die Unternehmen, die ihren Angestellten den korrekten Lohn bezahlen. Wenn eine Firma dank Dumping-Löhnen ein deutlich billigeres Angebot offerieren könne, verlieren ehrliche Firmen Aufträge – und als Folge davon Ange- 7 Lohndumping-Initiative Jan Bolliger Alle, die mit Lohndumping zu tun haben, kommen zu Wort. Die einzige fehlende Stimme ist die eines Unternehmens, das aktiv zu tiefe Löhne zahlt. «Ich habe versucht, einen solchen Arbeitgeber zu interviewen, aber keine Chance. Kurz habe ich mir sogar überlegt, undercover auf einer Anja Conzett. Baustelle anzuheuern. Es war mir aber schnell klar, dass das nicht klappen würde», erzählt die zierliche, erst 27-jährige Conzett mit einem Schmunzeln. Die Baubranche sei ein sehr verschlossenes Gewerbe. Um als Aussenstehende die benötigten Informationen und Gesprächspartner zu bekommen, habe sie unzählige Telefonate und Anfragen gekostet. Entstanden ist ein Buch, das sachlich und unaufgeregt einen Überblick über ein komplexes Thema bietet, von dem viel geredet, aber wenig verstanden wird. Trotz dem zementtrockenen Thema liest es sich leicht und angenehm, was sowohl der klaren Sprache als auch den vielen Fotografien zu verdanken ist. Über das Erscheinungsdatum so kurz vor der bevorstehenden Abstimmung zur Lohndumping-Initiative ist 21. Januar 2016 ABSTIMMUNG Ein neu erschienenes Buch beleuchtet sachlich das kontroverse Thema Lohndumping. Während der Buchvernissage zum zweiten Buch von Anja Conzett «Lohndumping – Eine Spurensuche auf dem Bau» scheint ein Regenbogen über der ewigen Baustelle Hauptbahnhof. Nicht so im Herbst 2013. Damals brach ein Gewitter über der Baustelle an der Durchmesserlinie aus. Über Nacht besetzte die Gewerkschaft Unia den Arbeitsort der ABBrandschutz AG. Der Vorwurf lautete Lohndumping. Es war eines der ersten Male, dass die breite Öffentlichkeit Notiz vom Thema nahm. Kein Wunder, wurde ausgerechnet dieser Fall so bekannt: Stundenlöhne von 12 Franken, ein millionenschweres Prestigeprojekt und die SBB als Auftraggeber. Nr. 3 Foto: Lisa Maire stellte ihre Arbeit. Wer in der Schweiz lebt und Familie hat, ist auf die Einhaltung des Mindestlohns angewiesen. Einzig der Regierungsrat scheint keinen Handlungsbedarf zu sehen. In dem von ihm verfassten Artikel zur Lohndumping-Initiative vertritt er die Meinung, dass das geltende Recht genüge und auch konsequent umgesetzt werde. Liest man das neue Buch von Anja Conzett, kommt man zu einem anderen Schluss. Anja Conzett: Lohndumping – Eine Spurensuche auf dem Bau. Rotpunktverlag 2016, 176 S., Fr. 29.–. Wettbewerb Wenn auch Sie sich vor der kommenden Abstimmung einen Überblick über das Thema Lohndumping verschaffen wollen, nehmen Sie an unserem Wettbewerb teil. Wir verlosen drei Exemplare von Anja Conzetts Buch «Lohndumping – Eine Spurensuche auf dem Bau». Mitmachen ist ganz einfach: Schreiben Sie uns eine Postkarte bis 4. Februar (Datum des Poststempels) an: Lokalinfo AG, Stichwort Lohndumping, Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich. Keine Korrespondenz über den Wettbewerb. Rechtsweg ausgeschlossen. Am 28. Februar stimmt der Kanton Zürich über die Lohndumping-Initiative der Gewerkschaft Unia ab. Die Initiative will ein härteres gegen Lohndumping Vorgehen durchsetzen (siehe Artikel und Kasten). Sie verlangt, dass der Kanton eine Einstellung der Arbeit anordnet, wenn bei einem Betrieb der begründete Verdacht auf Lohndumping besteht. Andere Firmen auf der gleichen Baustelle sollen ungehindert weiterarbeiten können. Nach geltendem Recht kontrollieren Kommissionen, bestehend aus Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden, die Betriebe auf die Einhaltung des Arbeitsrechts. Bei Branchen ohne Gesamtarbeitsvertrag sind als dritte Partei auch die Behörden vertreten. Verstösse können mit einer Busse von bis zu 5000 Franken geahndet werden. Gegen ausländische Unternehmen kann, bei schweren Vergehen, auch eine Arbeitsmarktsperre von bis zu fünf Jahren verhängt werden. Die Gewerkschaft Unia bemängelt, dass die Bussen viel zu tief seien. Oft würden diese Beträge schon im Budget eingerechnet. Ausserdem würden viele ausländische Firmen, die nicht mehr in der Schweiz arbeiten dürften, einfach unter leicht geändertem Namen zurückkehren. Der Regierungs- und der Kantonsrat empfehlen die Initiative zur Ablehnung. Nach ihrer Ansicht reichen die bestehenden Gesetze, um effektiv gegen Lohndumping vorzugehen. Sie kritisieren die fehlende Verhältnismässigkeit. Unabhängig von der Schwere des Vergehens und schon auf Verdacht hin würde die Einstellung der Arbeit erzwungen. Gesamtwirtschaftlich sei nur ein sehr kleiner Bereich von Lohndumping betroffen. Die gleiche Meinung vertreten die bürgerlichen Parteien und die Wirtschaftsverbände. In Rekordzeit gesammelt Zu den Unterstützern gehört neben den linken Parteien und den Gewerkschaften auch ein ArbeitgeberKomitee, dem bis jetzt über 100 Personen beigetreten sind. Die be2nötigten 7000 Unterschriften für das Zustandekommen der Initiative wurden in rekordverdächtigen 33 Stunden gesammelt. (jb.) Junge Jazzer mischen im Seefeld das Feld auf Sie sind Anfang 20, proben in jeder freien Minute und lieben den Kreis 5. Was die vier Musiker vom District Five Quartet vereint, das sind ihre Freundschaft und ihr Faible zum Jazz. Nicole Seipp-Isele «Unsere Band ist wie eine Familie»: Dieser Satz ist auf den Rängen der musikalischen Klischees ganz oben. Doch wenn man das District Five Quartet kennen lernt, und alle vier Musiker unabhängig voneinander, jeder in seiner individuell charmanten Art berichtet, büsst dieses Statement jegliche Stereotypie ein. «Ich bin dankbar, diese Menschen zu kennen. Sie sind meine besten Freunde und gleichzeitig meine Lieblingsmusiker. Eine Kombination, die man sich nur wünschen kann», schwärmt Paul Amereller. «Alle gehen ins Extreme in ihrer Musik und ihrer Lebenseinstellung. Alle haben einen starken Willen. Das fasziniert und motiviert mich.» Es sei ein freundschaftliches und musikalisches Moment, das die jungen Jazzer verbindet, bestätigt Xaver Rüegg: «Wir haben eine gewisse Selbstverständlichkeit in unserem Zusammenspiel, die von Anfang an da war. Wir verstehen uns auf eine natürliche Weise gut. Alle haben offene Ohren, eine scharfe Wahrnehmung und kommen mit verschiedensten musikalischen Situationen klar. Zudem teilen wir die Vorstellung einer gewissen Ästhetik.» Kreis 5 als Inspiration Vojko Huter zehrt von der Inspiration und der starken Verbundenheit, und Tapiwa Svosve sieht die regelmässigen Zusammenkünfte «fast wie Rituale. Erst wenn sich jedes Bandmitglied mit der Musik identifizieren kann, erreichen wir unser Ziel. Wir wollen einen eigenen Gesamtsound. Wir sind eine Band und wollen auch als solche verstanden werden.» Für das District Five Quartet bildet der Kreis 5 Inspiration und Mittelpunkt des Schaffens. Die industrielle Umgebung, die sich mehr und mehr District Five Quartet: Vojko Huter, Tapiwa Svosve, Xaver Rüegg und Paul Amereller treten am Mittwoch im GZ Riesbach auf. Foto: zvg. zum Familienquartier mausert, erfindet sich jeden Tag ein wenig neu. Eine rohe Industrieumgebung wird zusehends mit Leben erfüllt und entwickelt ihr Potenzial. Die Band tut es ihr gleich. «Das kann sehr inspirierend sein und überträgt sich auf unsere Musik», erklärt Tapiwa Svosve. Der klare und intensive Sound des District Five Quartets transportiert pulsierende und urbane Bilder und wirkt dabei zeitgemäss und vielschichtig. Eine ba- sale Orientierung am Rhythmus wird mit Inputs von traditionellem Jazz über Hip-Hop, freie Improvisation bis hin zu elektronischer Musik angereichert. Vojko Huter begann 2012 an der ZHdK Musik zu studieren. Zu seinen Dozenten zählten Michael Bucher, Theo Kapilidis, Felix Utzinger und Chris Wiesendanger. Er erhielt einen Bachelor-Abschluss mit Auszeichnung und wurde für die «Best of Bachelor- Tour» nominiert, was dem District Five Quartet Gigs an allen Schweizer Jazz-Hochschulen beschert hat. Die nächste Generation von Jazz-Musikern mischt am kommenden Mittwoch im GZ Riesbach das Feld auf. Die vier freuen sich darauf. «Wir alle sassen schon im Publikum und schätzen diese Konzertserie sehr. Umso schöner also, nun selbst auf der Bühne zu stehen», so Tapiwa Svosve. Wer nach «Jazz im Seefeld» nicht genug bekommen kann: Am 3. März spielt das District Five Quartet in der Photobastei in Zürich, am 10. März im K9 in Konstanz und am 11. April am Cully Jazz Festival. Ein Debütalbum ist in Planung. Dafür schliessen sich die vier jungen Jazzer noch im Februar für ein paar Tage im Tonstudio ein. Mittwoch, 27. Januar. 19.30 Uhr, District Five Quartet: Vojko Huter, guit & comp, Tapiwa Svosve, sax, Xaver Rüegg, bass, Paul Amereller, drums. Grill ab 18.30 Uhr. Essen ist selbst mitzubringen, Getränkeverkauf an der Bar, Eintritt 5 Franken & Kollekte. GZ Riesbach, Seefeldstrasse 93, 8008 Zürich. www.districtfivequartet.com, www.jazzimseefeld.ch. 8 Stadt Zürich Nr. 3 21. Januar 2016 AU TO M O B I L Europäer trumpfen in Detroit mächtig auf An der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit glänzen vor allem die Europäer. Nur VW setzte sich ein weiteres Mal in die Nesseln. Neuer Porsche Turbo Cabriolet. Dave Schneider Detroit. Motor City. Motown. Hier im Herzen der US-Autoindustrie findet traditionell im Januar der Auftakt zum neuen Autojahr statt. Die North American International Auto Show läuft noch bis 24. Januar. Sie ist nach wie vor die wichtigste Automesse in Nordamerika, auch wenn ihr Los Angeles und auch New York langsam den Rang abzulaufen drohen. Detroit ist das Schaulaufen der US-Hersteller, doch die Europäer nehmen immer mehr Platz ein. In diesem Jahr stammen fast alle grossen Neuheiten vom alten Kontinent. Studie: Audi h-tron Concept. Schafft es diese wunderschöne Studie des Buick Avista in die Serienproduktion? Fotos: Dave Schneider Volvo S 90. Entschuldigungen, Peinlichkeiten Im Fokus stand ohnehin eine europäische Marke: Alles schaute am ersten Pressetag auf Volkswagen. Wie würden sich die stolzen Wolfsburger nach dem unsäglichen Manipulationsdebakel präsentieren? Nachdem im Vorjahr der damalige VW-Chef Winterkorn noch grossspurig die Dieselrevolution in den USA angekündigt hatte, war in diesem Jahr – verständlicherweise – kein einziges Dieselmodell am Messestand. Und an der Pressekonferenz fanden VW-USA-Chef Michael Horn und Markenvorstand Herbert Diess nur demütige Worte: Mehrfach entschuldigten sich die Herren bei der Bevölkerung, den Kunden, den Behörden, während im Hintergrund rührselig US-Flaggen eingeblendet wurden. Versöhnlich stimmen sollen auch hohe Investitionen in den Vereinigten Staaten: Mit 900 Millionen Dollar will VW im laufenden Jahr 2000 neue Jobs schaffen. Das kommt gut an in den USA. Doch gleich darauf machte Winterkorns Nachfolger, Volkswagen-Chef Matthias Müller, mit unfassbaren Hat Charakter: Der neue Lexus LC 500 ist ein Hingucker. Aussagen die gesamten Bemühungen zunichte. In einem Interview mit NPR, dem grössten Radionetzwerk der USA, bestritt Müller, dass VW gelogen habe, und sprach lediglich von technischen Problemen und Missverständnissen. Dabei hatte VW doch längst zugegeben, bewusst manipuliert und auch gelogen zu haben. Nachdem ein Teil des Interviews bereits ausgestrahlt war, verlangte VW die Neuaufzeichnung des Gesprächs, und Müller versuchte, seinen peinlichen Auftritt zu entschuldigen: Die Situation sei für ihn schwierig gewesen, weil viele Journalisten reingerufen hätten. Deutlich souveräner trat da Müllers Kollege, Daimler-Chef Dieter Zetsche, auf. In gewohnt sympathischer Manier und zu Recht mit breiter Brust stellten Dieter Zetsche und Vertriebschef Ola Källenius, der 2019 die Konzernleitung übernehmen soll, die grossen Neuheiten aus Stuttgart vor. Die neue, zehnte Generation der E-Klasse legt die Messlatte bezüglich Assistenz- und Connectivity-Systeme weiter nach oben. Die zweite Neuerscheinung ist der SLC: Der Nachfolger des beliebten Roadsters SLK trumpft in Detroit auch gleich als besonders sportliche Version SLC 43 AMG auf. Und die Weltpremiere des Hat viel Power: Neuer BMW M2 mit 370 PS. S 65 AMG Cabriolet mit V12-Motor und über 620 PS zeigt, dass der USAutomarkt nach wie vor leistungshungrig ist. Dies bestätigen auch die Neuheiten von BMW. An der NAIAS präsentieren die Bayern erstmals den M2 mit 370 PS aus einem 3-Liter-Reihensechszylinder-Biturbomotor. Und auch die zweite Weltneuheit ist eine M-Version: der X4 M40i mit 360 PS. Porsche doppelt nach und stellt in Detroit erstmals die neuen 911 Turbo und Turbo S vor. Die neuen Topmodelle der legendären 911-Reihe leisten neu 540 und 580 PS und spurten in 3 respektive 2,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Und Volvo präsentierte den neuen S90, der zwar primär nicht mit Leistung, dafür mit einem prachtvollen Design glänzt. Lexus-Sportwagen begeistert Überraschend stellt Toyotas Edeltochter Lexus mit dem LC 500 einen fantastisch aussehenden Sportwagen vor, der nicht etwa von einem sparsamen Hybridantrieb, sondern von einem 5-Liter-V8 mit 470 PS befeuert wird. Auch Nissan-Tochter Infiniti zeigt mit dem Q60 ein herrliches Sportcoupé, das in der zweiten Jahreshälfte auch über europäische Strassen fahren wird. Hersteller zeigen in Detroit nicht nur Muskeln miger, siebensitziger Van den Town & Country, der bei uns Voyager heisst und zuletzt als Lancia verkauft wurde. Reanimiert wird auch bei Fords Edeltochter Lincoln: Endlich gibt es wieder einen Continental. Der Klassiker in der amerikanischen Oberklasse wurde 2002 aus dem Programm gestrichen und feiert nun in Detroit mit einem optisch sehr gelungenen Nachfolger Wiederauferstehung. Die von einem V6-Benziner mit 400 PS angetriebene Limousine wird es aber leider nicht nach Europa schaffen. Ein Elektro-Kompaktwagen und die herrliche Studie eines Sportcoupés sind in Detroit die Highlights der US-Hersteller. Riesige Trucks zeigen vor allem die Japaner. Dave Schneider Früher wurde die Messe in Detroit von riesigen V8-Big-Blocks und noch grösseren Pick-ups dominiert. In der Ausgabe 2016 stehen sie zwar immer noch herum, die Muscle-Cars und Heavy-Duty-Trucks, doch im Fokus sind sie nicht. Zwar präsentiert Ford mit dem F150 Raptor Crew Cab erstmals die viertürige Variante der bösen Sportversion des meistverkauften Fahrzeugs der Vereinigten Staaten – die anderen (wenigen) Weltpremieren made in USA sind aber mehr oder weniger vernünftig. Ford zeigt in Detroit auch die überarbeitete Version des Fusion, der bei uns Mondeo heisst und hier erst letztes Jahr, drei Jahre nach dem US-Start, auf den Markt kam. Die optischen Änderungen sind kaum erwähnenswert, doch neu ist der Fusion auch mit V6-Benziner mit 330 PS Studien als Ausblick Ein richtiges Monster von einem Truck: Der Nissan Titan Warrior (Studie) trifft den US-Geschmack. und mit Allradantrieb erhältlich. Allrad gibt es bei uns bereits, der V6 wird kaum nach Europa kommen – aber immerhin gibt der neue Fusion einen Ausblick auf das kommende Mondeo-Facelift. Am Messestand von GMC dreht sich alles um den neuen Acadia. Das Mid-Size-SUV wurde nicht nur äusserlich attraktiver, sondern vor allem auch kleiner: Der Acadia ist über 18 Zentimeter kürzer, der Radstand schrumpfte um über 16 Zentimeter. Mit einer Länge von 4,91 Metern ist er dennoch alles andere als klein, es finden auch weiterhin bis zu drei Sitzreihen Platz. Keine grosse Premiere bei der Premiummarke Cadillac: In Detroit sind zwar der SRX-Nachfolger XT5 Foto: Schneider sowie der neue CT6 zu sehen, und auch die Powerlimousinen CTS-V und ATS-V stehen am Messestand, doch sie alle wurden bereits zuvor vorgestellt. Chrysler stellt an der NAIAS den neuen Pacifica vor. Dieser Name verschwand 2007 mit der erfolglosen Crossover-Baureihe von der Bühne, ersetzt nun aber als schicker, geräu- Bessere Chancen dürfte da der Chevrolet Bolt EV haben, wenn auch die Marke letztes Jahr vom Schweizer Markt zurückgezogen wurde. Der rein elektrisch angetriebene Bolt sieht gut aus und soll dank einer modernen Batterieeinheit von LG eine Reichweite von 320 Kilometern schaffen. Ob Opel davon einen Ableger zu uns bringen wird? Einen solchen wünschen wir uns auch von der wunderschönen Buick-Studie Avista – sie ist eine der spärlichen Überraschungen in Detroit und unser Highlight der Messe. Das herrlich gestaltete Sportcoupé könnte durchaus als Opel Monza – oder auch als Opel Calibra – verwirklicht werden. Stadt Zürich Nr. 3 21. Januar 2016 9 ZÜRICH INSIDE Ursula Litmanowitsch E-Mail: [email protected] Michael Prinz von Jugoslawien, Mieke Buysse, Geschäftsführerin Chesa Veglia Club. Stilvoll in Gala (v.l.): Mischa Manz, Liouba Wildenstein, Ekaterina Anisimova, Maria Dostoinova, Prinz Ivan Schakhovskoy. «Bolschoi Gala» am russischen Silvester im Hotel St. Gotthard Für die Russen hat das neue Jahr eben erst begonnen. Nach julianischem (altem) Kalender tanzt der Bär mit Väterchen Russland nämlich erst am 13. Januar. Die Feier des russischen Silvesters als «Bolschoi Gala» mit Wodka und Kaviar hat Hotelbesitzerin Ljuba Manz-Lurje in Zürich eingeführt und etabliert. Sie zelebriert diesen gesellschaftlich hochdotierten Anlass seit Jahren mit Grandezza. Drum wurde sie jetzt von seiner Exzellenz Alexander Vasiljewitsch Golovin, Botschafter der Russischen Föderation in der Schweiz, mit einer Urkunde und einem anerkennenden Schreiben aus höchsten Regierungskreisen direkt aus dem Kreml geehrt. Traditionell musizierten im «St. Gotthard» wiederum die Bolschoi-Don-Kosaken unter Leitung von Petja Houdjakov. Wie in Moskau Dieser versteht es wie kein anderer, mit seinem Ensemble die berühmte russische Seele musikalisch heraufzubeschwören und die Gäste mit sinnlich interpretiertem Volksliedgut in andere Sphären zu entrücken. Man meinte, mitten in Moskau zu sein, als der Gong die zwölfte Stunde anschlug und sich alle in den Armen lagen. Auch heuer konnte Ljuba Manz wieder zahlreiche Gäste aus dem russischen Adel und aus OligarANZEIGEN Der Bär tanzt und Philipp Fahr, Direktor Caviar House, geniesst einen Wodka. Kommerzialrätin Ljuba Manz-Lurje (links) mit Botschafter Alexander Vasiljewitsch Golovin und seiner Gattin Julia. Die Juristen Katharina S. und Richard J. Wuermli von Tax Expert. Modedesignerin Anastasia Kiefer mit Gatte Dieter Kiefer, Luxusimmobilien. chen-Kreisen an ihrem stilvollen Fest begrüssen. Charmant meinte die blendend aussehende Gastgeberin und Hausherrin: «Die Damen werden immer jünger und schöner, die Herren immer reicher, weil sie so attraktive Frauen an ihrer Seite haben.» Prinzen und Unternehmerinnen Am Tisch von Ljuba Manz sah man etwa Ekaterina Anisimova aus Küsnacht, Mäzenin der russischen Kirche Zürich und Gattin von «Aluminiumzar» Vasily Anisimov, Chevalier Frédéric de Selliers de Moranville aus Genf, Prinz Michael von Jugoslawien, Prinz Ivan Schakhovskoy aus Moskau, Ex-Model Liouba Wildenstein, Witwe des Kunsthändlers Wildenstein aus Paris und Prinz Hans-Georg Yourievsky, Nachfahre des Zaren. Dabei auch die Davoser Hotelbesitzerin Petja Stiffler, die mit Angelina Jolie befreundet ist, Unternehmerin Christiane Leister (Leister Group), Mieke Buysse, Geschäftsführein des Chesa Veglia Club in St. Moritz und Olga Alexandre, Gründerin und Leiterin des Zürcher Kinderzentrums Matrioschka. Auch der frühere Botschafter Dmitry Cherkashin war da. Und der Nachwuchs feierte ausgelassen mit: Man sah den 16-jährigen Nikolaï Anisimov und den 18jährigen Maurice Louis-Dreyfus. Chevalier Frédéric de Selliers de Moranville, Christiane Leister, Ljuba Manz mit Ehemann Dr. Marco Corte. Ludmilla Ramage, Diorboutique (Mitte), mit ihrer Tochter Alice (links) und Ursi Emler. Prinz Hans-Georg Yourievsky, Tatyana Davidoff und Banker Ariel Sergio Goekmen (Schroders Privatbank). 10 Züriberg Nr. 3 21. Januar 2016 Veranstaltungen & Freizeit Was, wann, wo – Tipps für Anlässe in der Region BUCHTIPP Donnerstag, 21. Januar Die PBZ-Bibliotheken (www.pbz.ch) empfehlen: Kurzweilig Die Geschichte um Nathaniel «Nate» Piven spielt in der angesagten Literaturszene in New York. Nate steht kurz vor der langersehnten Veröffentlichung seines Buches, und auch sonst läuft es für ihn ausserordentlich gut. Vor kurzem hat er Hannah kennen gelernt, die perfekt zu ihm zu passen scheint. Wer jetzt eine klassische Liebesgeschichte mit Happy End erwartet, liegt falsch, denn Nate hat ein grosses Problem: Obwohl er selbst denkt, dass er nicht für eine Partnerschaft gemacht ist, lässt er sich immer wieder auf mehr oder weniger ernsthafte Beziehungen ein. Dies hat zur Folge, dass die Frauen ihn nicht besonders mögen. Die Geschichte geht eher langsam voran, vordergründig geht es auch nicht um die Handlung an sich, im Zentrum steht Nates gnadenlose Selbstreflexion. Nicht umsonst fühlt man sich während des Lesens immer wieder etwas ertappt, da man sich in Nate und Hannah wiedererkennt. Die angeregten Dialoge zwischen den beiden bereichern das Buch und machen es zu einer spannenden und kurzweiligen Unterhaltung. Das Liebesleben des Nathaniel P. Adelle Waldman. Liebeskind, 2015 18.00–19.30 Lesung mit Apéro: Im Rahmen der Sonderausstellung Valle Bavona liest Simon Ledermann aus «Nicht Anfang und nicht Ende», dem klassischen Werk des bekannten Bavoneser Autors Plinio Martini. Anschliessend können köstliche Kleinigkeiten aus dem Maggiatal degustiert werden. Anmeldung an [email protected] bis 19. Januar. Heimatschutzzentrum, Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128. 18.00–20.00 Vernissage: Ausstellung von JeanPierre Sergent, Bilder – Serigrafien auf Papier und Plexiglas. Ausstellung bis 5. März. Öffnungszeiten: Mi bis Fr 13–18 Uhr, Sa 13–17 Uhr. Keller Galerie, Selnaustrasse 15. 18.00–20.00 Vernissage: Ausstellung Jana Gunstheimer. Bis 27. Februar. Galerie Römerapotheke, Rämistrasse 18. 20.00 Georges Burki Trio: Das Trio des Violinisten Georges Burki, mit Silvan Jeger (b) und Fredi Schmid (dr), spielt Jazzstandards und Eigenkompositionen zwischen Bebop und Fusion. Lebewohlfabrik, Fröhlichstrasse 23. 20.00–22.00 Konzert mit Lura: Türöffnung: 19 Uhr. Kaufleuten, Pelikanplatz. 20.00 Der Lachs der Weisheit: «‹Cait und Ich› ist eine der schönsten Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe» (Daniel Rohr). Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99. Freitag, 22. Januar 15.00 Lesung: Berg & Tal – Lesung mit Emil Zopfi. Alterszentrum Klus Park, Asylstrasse 130. 18.00 Taschenlampenführung «Nachts im Museum»: Ab Schulalter – auf Anmeldung. Kulturama, Englischviertelstrasse 9. 19.30 Musikpodium – Zwei Tage Zeit (Tag 1): Die sechste Ausgabe des Festivals für improvisierte Musik. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99. 20.15 Die Legende von Schillers Räubern: Dschungel Wien und Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin. Theater Stadelhofen, Stadelhoferstrasse 12. Samstag, 23. Januar Humorvoll «Wir hatten immer gedacht, wir würden mit dem Sterben und dem Tod vernünftig umgehen. Nicht nur vernünftig, sondern lässig-nonchalant, so wie wir unser Leben geführt hatten. Wir gut aussehenden, braun gebrannten Erfolgstypen. Alphawölfe. Überholspurfahrer. FDP-Wähler, als es die noch gab. Und jetzt ist Heulen und Zähneklappern – Drittzähneklappern.» Seit Kindertagen sind Carl, Willhelm, Heinrich, Siegfried und Ernst befreundet. Um der Einsamkeit zu entgehen, die das Alter zwangsläufig mit sich zu bringen scheint, beschliessen sie, eine Alters-WG zu gründen. Die Idee ist nicht ganz unproblematisch, denn jeder von ihnen hat seine Marotten und Macken. Dennoch läuft das Zusammenleben überraschend gut, bis sich das Alter und die damit zusammenhängenden Probleme im vollen Ausmass bemerkbar machen. Mit viel Humor, Charme und Liebe zum Detail beschreibt Christoph Poschenrieder ein Thema, das uns alle irgendwann betreffen wird. «Mauersegler» liest sich trotz der inhaltlich harten Kost leicht und angenehm. Der sprachliche Witz ist gelungen und bereitet wunderbare Lesestunden. Mauersegler. Christoph Poschenrieder. Diogenes, 2015 19.30 Musikpodium – Zwei Tage Zeit (Tag 2): Die sechste Ausgabe des Festivals für improvisierte Musik. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99. 20.15 Die Legende von Schillers Räubern: Dschungel Wien und Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin. Theater Stadelhofen, Stadelhoferstrasse 12. Sonntag, 24. Januar 11.00–13.00 Vernissage: Fritz Hug, Bilder; Jean Claude Jaton, Skulpturen. Bis 10. April. Tertia- num-Residenz Zollikerberg, Sennhofweg 23. 14.30 Öffentliche Führung: «Wie wir lernen»: Kulturama, Englischviertelstrasse 9. 18.00 Ein Liederband: Von Kopf bis Fuss auf Lieder eingestellt. Mit Graziella Rossi, Rea Claudia Kost, Helmut Vogel und Daniel Bentz. Am Klavier: Daniel Fueter. Theater Rigiblick, Germaniastr. 99. thema des Schauspiels ist das universelle Thema Liebe: Liebe auf den ersten Blick, Liebe als Leidenschaft, Liebe als Routine ... Es handelt sich um eine Reise durch die vielseitige Facette der Liebe. Informationen und Buchungen: [email protected] / 079 418 9062 (JL Scenini). Theater Stok, Hirschengraben 42. Donnerstag, 28. Januar Montag, 25. Januar 14.30 Öffentliche Besichtigung der Pflegebetriebe: Anmeldung: 043 268 78 00. Diakoniewerk Bethanien (Gartensaal), Restelbergstrasse 7. 18.55 Lesung am Cheminéefeuer: Dagmar Schifferli liest aus ihrem Biografieroman «Anna Pestalozzi-Schulthess – Ihr Leben mit Heinrich Pestalozzi». Apéro. Eintritt frei, Kollekte. Kirchgemeindehaus Neumünster, Seefeldstrasse 91. Dienstag, 26. Januar 12.30–13.00 Vortrag: Botanische Feldarbeit in Chiapas, Mexiko. Mit Michael Kessler. Botanischer Garten, Zollikerstrasse 107. 18.00 The Prima Gypsy Swing Project: Toni Donadio (g), Moreno Donadio (g), Urs Wäckerli (vio) & Paul Buchmeier (b) voller mitreissender Energie und Fabulierfreude in der klassischen HotclubBesetzung. Lebewohlfabrik, Fröhlichstrasse 23. 19.30 Konzert: Der Pianist Oliver Schnyder und das Zürcher Kammerorchester spielen Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 und die berühmte «Eroica»-Sinfonie. Tonhalle, Claridenstrasse 7. 18–20.00 Vernissage Projekteingaben Kunst und Bau für die Wohnsiedlung Hornbach im Seefeld und die Quartierinfrastruktur Schütze-Areal im Kreis 5. Ausstellung bis 4. Februar, Mo–Fr 16–20 Uhr, Sa/So 14–18 Uhr, Pavillon Werd, Morgartenstrasse 40, 8004 Zürich. 20.00 Drei Grazien, einfach zum Verlieben: Konzert mit dem Absolut Trio. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99. Mittwoch, 27. Januar 10.15 Kindertreff PBZ: Buchstart Geschichtenzeit. Für Eltern mit Kleinkindern von 2 und 3 Jahren. Animation mit Brigitte Schanz. Pestalozzi-Bibliothek Riesbach, Seefeldstrasse 93. 14.30 Kultur am Nachmittag: Heidi Zingg Knöpfli: 200 Jahre Geschichte und voller Hoffnung in die Zukunft. Kirchgemeindehaus Hottingen, Asylstrasse 36. 20.00 «Der Schauspieldirektor»: Theater Kanton Zürich in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus Zürich. Eine Komödie mit Musik in einem Akt von Wolfgang Amadeus Mozart. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99. 20.00 Theaterspektakel «Amour...Toujours?»: Haupt- 14.00 Vortrag: «Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag». Léonie Kaiser, Juristin und Familienmediatorin, Zürich. Für Quartierbewohner ab 60 Jahren. Beschränkte Platzzahl, frühzeitiges Erscheinen empfehlenswert. Siedlung Hirzenbach, Hirzenbachstrasse 85. 17.00–20.00 Vernissage: Bilder von Bogomir Krajnc, Objekte von Reto Messmer. Ausstellung bis 19. März. Jedlitschka Gallery, Seefeldstr. 52. 18.00 Vernissage: Ausstellung von Sandra Raymann, Carmen Müller, Nicole Hüppi. Bis 22. April. Galerie Tramhüsli Rehalp, Forchstrasse 396. 18.00–21.00 Vernissage: Bilder des sudanesischen Künsttlers Ali Shahto. Ausstellung bis 23. März. Galerie le sud, Talacker 35. 18.00 Vernissage: «Farben und Weite», Verena Zadrazil. Ausstellung bis 31. Januar. Kronen Galerie, Froschaugasse 3. 18.00–19.00 Finissage: Ausstellung August Dimitrov. Lebewohlfabrik, Fröhlichstrasse 23. 19.30 Vortrag: Die Balkanroute. Erfahrungen von unterwegs. Thomas Meyer und Jan Capol berichten von ihren Hilfseinsätzen. Kassette für projekte, Wolfbachstrasse 9. 20.00–22.00 Konzert Nen: Türöffnung: 19 Uhr. Kaufleuten (Klub), Pelikanplatz. 20.00 Lea Lu & Band: Bezaubernd kreativ und beschwingt, kehrt Lea Lu ins Fabrikli zurück, mit neuer Band, neuen Songs und viel Spielfreude im Gepäck. Lebewohlfabrik, Fröhlichstrasse 23. 20.00 «Der Schauspieldirektor»: Theater Kanton Zürich in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus Zürich. Eine Komödie mit Musik in einem Akt von Wolfgang Amadeus Mozart. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99. 20.00 Theaterspektakel «Amour...Toujours?»: Hauptthema des Schauspiels ist das universelle Thema Liebe: Liebe auf den ersten Blick, Liebe als Leidenschaft, Liebe als Routine ... Es handelt sich um eine Reise durch die vielseitige Facette der Liebe. Info und Buchungen: [email protected] / 079 418 9062 (JL Scenini). Theater Stok, Hirschengraben 42. 20.15 «MundWerk»: Das erprobte Trio Sibylle Aeberli, Stefanie Grob und Sandra Künzi gehört zum harten Kern der Bühnenkünstlerinnenreihe Tittanic. Die drei Rockerinnen des Wortes erfreuen schon seit Jahren zahlreiches Publikum mit ihren träfen Texten und Tönen. Theater Stadelhofen, Stadelhoferstrasse 12. ANZEIGEN www.neumuenster.ch www.kreuzkirche.ch Kinderkonzert zum Mitsingen Andrew Bond im Neumünster Für alle Kinder bis ca. 12 Jahre und ihre Begleitpersonen Samstag, 30. Januar 2016, 15.00 Uhr Kirche Neumünster (nahe Hegibachplatz) Türöffnung um 14.30 Uhr, Eintritt: Fr. 10.–/Fr. 15.– Tickets sind direkt vor dem Konzert erhältlich. Erscheint 1-mal wöchentlich, am Donnerstag Auflage: 20 560 (Wemf beglaubigt) Jahresabonnement: Fr. 90.– Inserate: Fr. 1.62/mm-Spalte Anzeigenschluss: Freitagmorgen, 10 Uhr Geschäftsleitung/Verlag: Liliane Müggenburg Redaktionsleitung: Andreas J. Minor (ajm.), [email protected] Redaktionelle Sonderthemen: Pia Meier (pm.), Lisa Maire (mai.) Ständige Mitarbeiter: Elke Baumann (eb.), Silvan Rosser (ros.), Manuel Risi (mr.) 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Als Solist tritt er regelmässig mit den renommiertesten Orchestern und Dirigenten auf, wie zuletzt mit den Berliner Philharmonikern oder dem Cleveland Orchestra. Als Kammermusiker und mit seinen Recitals ist er ständiger Gast bei Festival. 2013 wurde er in die Gramophone Hall of Fame aufgenommen – als einer von nur zwei Cellisten, denen diese Ehre noch zu Lebzeiten zuteilwurde. Steven Isserlis grosses Interesse an authentischer Aufführungspraxis hat ihn mit den führenden Barockorchestern zusammengeführt. Gemeinsam mit dem Zürcher Kammerorchester spielt er unter der Leitung von Barock-Spezialist Richard Egarr klangvolle Cellokonzerte von Haydn Steven Isserlis musiziert mit dem Zürcher Kammerorchester. und Boccherini, umrahmt von Sinfonien Haydn und Mozarts. Richard Egarr ist seit 2006 musikalischer Leiter der Academy of Ancient Music und Gastdirigent renommierter Ensembles für Alte Musik. Als Dirigent widmet er sich einem breiten Repertoire von Monteverdi bis Mendelssohn, den Kern seines Foto: zvg. Repertoires bilden jedoch die Werke von Händel und Bach. Eine Anzahl seiner Aufnahmen sind mit Preisen wie dem Gramophone Award ausgezeichnet worden. (pd.) Dienstag, 2. Februar, 19.30 Uhr, Tonhalle, grosser Saal, Clardienstrasse 7. Mehr Infos unter www.zko.ch. ANZEIGEN Duell der Poeten mit Emil Steinberger Im Cabaret Voltaire geht die Veranstaltungsreihe «Icon Poet live» in die nächste Runde: Unter Aufsicht des St. Galler Slam-Poetry-Pioniers und SPPolitikers Etrit Hasler kreuzen einmal mehr vier Wortkünstlerinnen und -künstler die Federkiele. Diesmal mit dabei: Emil Steinberger, der zurzeit auch im (ausverkauften) Schauspielhaus auf der Bühne steht. Paroli bieten wollen «Emil National» die Aargauer «Wortakrobarettistin» Patti Basler, die Zürcher Schauspielerin und Romanautorin Dagny Gioulami sowie der Ostschweizer Spoken-WordKünstler und Autor Renato Kaiser. Bei «Icon Poet» geht es um schnelles und witziges Erfinden und Erzählen von Geschichten. So ist mitzuerleben, wie trotz Herzklopfen, Knieschlottern und feuchten Händen zum Beispiel ein hieb- und stichfestes Alibi aus dem Ärmel geschüttelt, ein Lobgesang auf die vollendete Note eines edlen Tropfens geträllert oder eine bühnenreife Liebeserklärung zum Besten gegeben wird – in 180 Sekunden. «Icon Poet» ist eine Idee der erfolgreichen Schweizer Spiele-Entwickler Frei. Die drei Brüder erfanden vor ein paar Jahren ein Würfelspiel, bei dem man sich Kurzgeschichten ausdenken muss – auf der Basis von gewürfelten Symbolen (Icons), vorgegebenen Szenarien und der Stoppuhr. (pd./mai.) Donnerstag, 28. Januar, 20 bis 21.30 Uhr, Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1. GZ-Programm auf Seite 6 Liebe Leserinnen und Leser Aus technischen Gründen sind die Veranstaltungstipps der Gemeinschaftszentren und der Begegnungszentren in dieser Ausgabe auf Seite 6 zu finden. Redaktion und Verlag Nr. 3 21. Januar 2016 11 12 Züriberg Nr. 3 21. Januar 2016 KULTUR «Der etwa 75. Poetry Slam in der Roten Fabrik» Wie bei jedem Poetry-SlamAnlass wurde auch am Freitag in der Roten Fabrik eine Flasche Whisky an den Poeten überreicht, der das Publikum am meisten begeisterte. Das Niveau war sehr hoch, und so gab es denn mit dem Münchner Andivalent und dem Lokalmatador Gregor Stäheli zwei Gewinner. Fabian Moor Letzten Freitag ging der – laut den Moderatoren Etrit Hasler und Phibi Reichling – «etwa 75. Poetry Slam in der Roten Fabrik» über die Bühne. Wie immer wurde die Saison im neuen Jahr im etwa 200 Leute fassenden Ziegel oh Lac – dem umfunktionierten Restaurant der Roten Fabrik – eröffnet. Bereits Tage zuvor hatte man auf der Homepage gelesen, dass der Abend ausverkauft sei und trotzdem tummelten sich kurz vor Beginn des Events noch diverse Interessenten vor dem Eingang und hofften darauf, dass jemand sein Ticket nicht abholen würde. Normalerweise werden die Slams im wesentlich grösseren Clubraum durchgeführt. Im Januar steht dieser jedoch jeweils nicht zur Verfügung. Teilten sich eine Flasche Whisky: Die beiden Gewinner Andivalent und Gregor Stäheli (r.). Fotos: Fabian Moor lieds «Alle meine Entchen». Eine Kostprobe: «A: Woher nimmt sich dieser Typ das Recht zu behaupten, dass alle Entchen ihm gehören? Alle Entchen gehören sich selbst!. B: Das ist falsch! Alle Entchen gehören Chuck Norris!» Ins Finale schafften es der Münchner Andivalent und Gregor Stäheli aus Zürich. Während Andivalent pseudophilosophisch darüber sinnierte, ob ein Blinder mit seinen Augen so viel sieht wie ein Sehender mit seinem Ellenbogen und ob man das, was der Blinde sieht – oder eben nicht – dann «schwarz» nennen könnte, präsentierte Stäheli einen Liebestext über Sandburgen und Luftschlösser. Der Abend endete nach dreimaligem Applausvergleich und anschliessendem Abstimmen per Hände-in-die-Luft-Halten unentschieden. Publikum fühlt sich inspiriert Applaus entscheidet Erit Hasler, einer der Poetry-Slam-Pioniere und St. Galler Politiker, moderiert den Anlass im «Ziegel oh Lac». Wer die Entwicklung des Poetry Slams in den letzten Jahren verfolgt hat, wundert sich nicht, dass die Disziplin solch grossen Anklang findet. So sind die Texte bezüglich Form und Inhalt völlig offen und nicht selten wird man Zeuge von Wortspielen oder äusserst abstrusen Gedankengängen, die einen sehr grossen Unterhaltungsfaktor haben. Die Wettbewerbsregeln sind denkbar einfach: Die Dichter tragen selbst verfasste Texte oder Gedichte vor, und das Publikum entscheidet, was am besten gefällt. Hierzu werden zuerst fünf Ziffernblöcke zufällig an Zuschauerinnen und Zuschauer verteilt, die die Poeten in der ersten Runde mit Noten von 1 bis 10 bewerten. In den weiteren Runden treten jeweils zwei Poetinnen oder Poeten im Direktduell gegeneinander an, wobei die Lautstärke des Applauses den jeweili- gen Gewinner bestimmt – auch im Finale. Der jeweilige Sieger wird mit einer Flasche Whisky gekürt. Am Freitagabend dichtete der Slammer Tillmann Birr unter anderem über erfundene Youtube-Kommentare zu einem Video des Kinder- Bei den Besuchern kam der Abend sehr gut an. «Ich wurde – weil ich dermassen von einem früher gesehenen Slam-Poeten geschwärmt habe – heute von meiner Freundin hierhin eingeladen», sagt Eric Auderset (35) aus Hinteregg. Ihn fasziniere vor allem die pure Kreativität, die man hier von den Poeten souffliert bekomme. Besucherin Anina Rüdisüli aus Zürich hat sich offensichtlich von Andivalents unkonventionellen Gedankengängen inspirieren lassen, denn sie kommentiert den Anlass mit den Worten: «Ich bin ein Eichhörnchen.» Völlig zusammenhangslos ist dieser Satz jedoch nicht, forderte Andivalent doch in einem seiner Texte, man solle in den Wald gehen und an zufälligen Orten Nüsse vergraben, damit diese von verwirrten Eichhörnchen, die nicht mehr wissen, wo ihre Vorräte liegen, gefunden werden. Hoffen wir für Anina, dass sie die Nüsse nicht am falschen Ort sucht … Kunstvolle Schrift entsteht mit Pinsel, Tusche, Papier Mit der Ausstellung «Magie der Zeichen – 3000 Jahre chinesische Schriftzeichen» nimmt das Museum Rietberg seine Besucher mit auf eine Reise in die fantastische Welt der Schriftkunst. Elke Baumann Auch wenn wir sie nicht lesen können, chinesische Schriftzeichen ziehen uns in ihren Bann. Die chinesische Schrift ist die älteste Schrift der Welt, die heute noch verwendet wird. Bereits während der Shang-Dynastie (zirka 1600 bis zirka 1050 v. Chr.) wurden chinesische Schriftzeichen auf Orakelknochen, Schildkrötenpanzer und Bronzegefässe geritzt. Mit wenigen Strichen zeichnete man das, was man meinte. Daraus wurden gemalte Bildchen, aus denen sich die chinesische Kaligrafie entwickelte. Im asiatischen Raum gilt sie als die vornehmste Kunst und hat im gesellschaftlichen wie im künstlerischen Leben einen hohen Stellenwert. Insgesamt gibt es rund 10 000 Schriftzeichen, wovon zirka 3000 häufig gebraucht werden. Made in China Kaligrafien werden mit speziellen Pinseln und schwarzer Tinte geschrieben und sind echte Kunstwerke. Die Ausstellung präsentiert 92 Objekte von den ersten Schriftzeugnissen bis zur zeitgenössischen Kunst. Die Verantwortlichen zeigen die Bedeutung der Schriftkunst unter Zhu Yunming (1460–1526), Gedicht in Konzeptschrift, Ming-Dynastie (1368–1644), Hängerolle, Tusche auf Papier, Ausschnitt. anderem in Themen wie «Macht und Magie», «Spiritualität und Seelenheil», «Kunst und Mythos», «Gelehrte und Genies» bis zu «Pinselstrich und Poesie». Ob poetische Bildaufschriften, magische Schriftamulette zur Heilung von Krankheiten, Eheproblemen und bösem Zauber oder illustrierte Kochrezepte, die Exponate erzählen die Geschichte der Kaligrafie. Auf Seide, Holz, Leinwand, Keramik oder Reispapier geben sie Auskünfte über die Künstler und ihre Gefühlswelt. Zum Beispiel schreibt Kaiser Lizong (1205–1264) der «Ehrwürdigen Konkubine» ein Gedicht auf ein Fächer- blatt und Zhu Yunming (1460–1526) Verse in ineinanderlaufenden Strichen von geringer Lesbarkeit. Die schnell geschriebenen Linien stellen eine vereinfachte Form der abstrakten Kunst dar. Selbst Kopien, kurze Notizen und Nachrichten alter Schriftmeister strahlen eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Sie würden heute auf Auktionen immense Preise erzielen. Die jungen Wilden Die junge Garde Künstlerinnen und Künstler wird unter anderem vertreten durch Li Jin, der mit seiner reduzierten Bildsprache besticht, und Li Jin (geb. 1958), Lebensmittel und Gerichte, Nr. 2, datiert 2008, Querrolle, Tusche und Farben auf Papier, Ausschnitt. Fotos: zvg. Zhang Huans, der sich sein Gesicht mit Familiennamen und Schlagwörtern wie Glück, Reichtum und Hoffnung beschriften liess. Ein poetisches «Schriftwerk» aus Weinranken, Blättern und Samenkapseln hat die Künstlerin Cui Fei (geb. 1970) für die Ausstellung komponiert. Sujets aus Flora und Fauna, Lebensmitteln und Gerichten und vielem mehr treten auf Quer- und Hängerollen in einen interessanten Dialog mit der klassischen Kunst. Kaligrafen sind Maler und Dichter in einer Person, mal eigenwillig, mal erotisch, mal genussvoll und manchmal anzüglich. Des Weiteren bekommt der Besucher Antwor- ten auf Fragen zur chinesischen Schrift und kann selber das Schreiben mit Pinsel und Tusche ausprobieren. Texttafeln und Fotografien geben Einblicke in eine spannende fremde Welt. «Schriftkunst ist wie Genuss von gutem Wein, sie kann alle Sorgen vertreiben», ein Zitat von Su Shi, Kalligraf, Dichter, Maler und Politiker der Song-Dynastie 11. Jahrhundert. Museum Rietberg, Gablerstrasse 15, 8002 Zürich. Ausstellung bis 20. März. Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr, Mi 10 bis 20 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: «Magie der Zeichen», 45 Franken. Weitere Informationen unter www.rietberg.ch.
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