Der kritische Punkt ist erreicht

GZA/PP 8048 Zürich
81. Jahrgang
Donnerstag, 21. Januar 2016
Nr. 3
Erscheint 1-mal wöchentlich, am Donnerstag Herausgeber: Lokalinfo AG, Buckhauserstrasse 11, 8048 Zürich Verlag Tel. 044 913 53 33, Fax 044 910 87 72 www.lokalinfo.ch
«Der kritische Punkt ist erreicht»
«Tag der Bildung» in Hottingen: Überfüllte Zimmer,
engagierte Lehrer und
800 000 Franken weniger
pro Jahr.
Jan Bolliger
Ein eisiger Wind blies vor acht Tagen
durch die Gänge der Kantonsschule
Hottingen (KSH). Es war der steife
Wind der Sparmassnahmen, die der
Kanton den Mittelschulen auflegen
will. Wenn es nach den Plänen der
Regierung geht, soll die KSH jährlich
800 000 Franken sparen. Was das
bedeuten könnte, demonstrierte die
Schule am Tag der Bildung im –
durchaus plakativen – Experiment
Sparschule.
Volle Zimmer und Überstunden
Das Biologiezimmer ist rappelvoll.
Konzipiert ist es für 24 Jugendliche.
Heute verfolgen 29 Augenpaare das
pumpende Herz an der Leinwand.
Blut rein, Blut raus. Bluten wird auch
die Bildungsqualität, wenn die Massnahmen so umgesetzt werden müssen, da ist sich Stephan Amstutz sicher. Er ist seit 15 Jahren Lehrer für
Wirtschaft, Recht und Informatik und
an diesem Morgen der Medienverantwortliche der Schule. Ein Amt, das er
sich sehr zu Herzen nimmt. Es ist
nicht die erste Sparrunde, die er erlebt. «Aber dieses Mal ist der kritische Punkt erreicht», so Amstutz. Bis
jetzt hätten Kürzungen von den Lehrern aufgefangen werden können,
Überfülltes Schulzimmer am «Tag der Bildung»: Blutet unser Bildungssystem aus?
ohne dass der Unterricht direkt betroffen gewesen sei. Die Überstunden
– laut einer Studie von 2009 durchschnittlich 122 Stunden pro Lehrperson und Jahr – wären mehr und
mehr geworden, doch sei man bereit
gewesen, das auf sich zu nehmen, so
Amstutz: «Noch mehr ins Fleisch zu
schneiden, täte weh.» Vorsichtig öffnet die Klinge das Schweineherz auf
dem Lehrerpult. Die Schüler stehen
dicht gedrängt und versuchen, einen
Blick auf Aorta und Herzkammer zu
erhaschen. Einer muss auf dem Tisch
knien, um über die Schultern seiner
Kollegen zu schauen.
Es existieren zahlreiche Studien,
die belegen, dass die Klassengrössen
keinen Einfluss auf die Bildungsquali-
tät haben. Amstutz kennt diese: «Natürlich kann man Fakten auch im
Frontalunterricht
beibringen,
da
spielt es keine grosse Rolle, ob sie vor
20 oder 30 Leuten stehen. Aber es ist
auch unser Auftrag, unseren Schülerinnen und Schülern Kompetenzen
wie Selbstständigkeit, Teamfähigkeit
und Verantwortung beizubringen.»
Dafür brauche man jedoch die Möglichkeit, individuell auf Einzelne eingehen zu können. Und das sei mit zu
grossen Klassen nicht machbar.
Derweil haben alle Schülerinnen
und Schüler eine Art Fernbedienung
erhalten, mit der sie über an der
Leinwand gestellte Aufgaben abstimmen. Nach Ablauf der Zeit wird angezeigt, auf welchen Geräten die
Tag der Bildung
Im Rahmen der Sparrunde des
Kantons Zürich sollen die Mittelschulen 18 Millionen Franken
sparen. Das entspricht 5 Prozent
des Gesamtbudgets von 360 Millionen Franken. Das Budget soll
nicht geschmälert werden, sondern wird nicht – wie ursprünglich geplant – erhöht. Da gleichzeitig die Anzahl Kantonsschüler
steigt, stehen pro Kopf weniger
Mittel zur Verfügung. Gemäss Finanzplanung sinkt die Summe
um 200 Franken auf total 21 960
Franken im Jahr 2016.
Um gegen diese Pläne zu protestieren, organisierten Kantonsschulen und andere Bildungsinstitutionen in Zürich den Tag der
Bildung, an dem Podien und kreative Aktionen durchgeführt wurden. (jb.)
Foto: Jan Bolliger
richtige Antwort gewählt wurde. Die
Apparate sehen nicht billig aus. Amstutz winkt ab: «Das ist ein Geschenk
der Hochschule Rapperswil, wir würden uns das nie leisten.» Überhaupt
werde sehr sparsam mit den Ressourcen umgegangen. Gewisse technische Geräte seien schon älter, doch
überlege man sich immer zweimal,
ob eine Neuanschaffung nötig sei und
entscheide sich oft dagegen.
«Wie eine Ölsardine»
«Wie eine Ölsardine habe ich mich
gefühlt», erzählt der 16-jährige Nemarja. Das Konzentrieren sei ihm
schwergefallen. Ähnlich tönt es bei
den Lehrern. Egal, ob Natur- oder
Geisteswissenschaften, unisono kla-
gen sie über den hohen Lärmpegel.
Es sei nicht möglich gewesen, dass
alle Schüler zu Wort kommen. Wie
die Lehrer unter solchen Bedingungen eine faire Mündlichnote geben
sollen, ist ihnen ein Rätsel.
Die Glocke läutet den Mittag und
das Ende des Experiments Sparschule ein. Bei den Organisatoren ist man
sichtlich zufrieden. Das Medieninteresse war überwältigend, und auch
aus der Bildungsdirektion kommen
bereits andere Töne. Wurden im Voraus Rektoren zurückgepfiffen, die offensiv für ihre Anliegen warben,
heisst es jetzt, man wolle eng mit den
Schulen zusammenarbeiten. Das Ziel
sei eine Umsetzung der Sparauflagen, mit der alle leben können.
Dumping
Detroit
Duell
Am Abstimmungswochenende vom 28. Februar kommt die
Lohndumping-Initiative an die Urne. Die Vorlage ist umstritten. Just im Abstimmungskampf publiziert eine Wirtschaftsjournalistin ihr Buch zum Thema. Eine Analyse.
Seite 7
Die erste grosse Automesse im Jahr findet in Motor-Town,
kurz Motown, statt: Die North American International Auto
Show (NAIAS) in Detroit glänzt mit zahlreichen extravaganten Studien und Weltpremieren.
Seite 8
In der Roten Fabrik haben sich am 75. Poetry Slam redegewandte Zeitgenossen mit Worten und Reimen duelliert. Die
Teilnehmer schenkten sich nichts – zur Freude des Publikums. Zu gewinnen gab es eine Flasche Whisky.
Seite 12
2
Stadt Zürich
Nr. 3
21. Januar 2016
AKTUELL
Architekturpreis: Projekte
bis 11. März einreichen
Der Architekturpreis 2016 ist dem
Thema Massstäblichkeit gewidmet.
Ob bei der Gestaltung eines Baumhauses oder bei der Entwicklung
ganzer Stadtquartiere: Die Suche
nach den angemessenen Grössenverhältnissen eines Bauwerks prägt desen architektonische Erscheinung
entscheidend mit. Unabhängig von
Grösse, Funktion und Investitions-
volumen von Bauten ist es die Massstäblichkeit, die bei der Gestaltung
des Lebensraums gesellschaftspolitische Fragestellungen aufwirft und
beantwortet. Doch welches ist das
richtige Mass, das Räume entstehen
lässt, in denen sich Menschen wohlfühlen? Mit der Auszeichnung werden Bauherrschaften sowie Architektinnen und Architekten bedacht, die
sich in vorbildlicher Weise für die Realisierung qualitätsvoller Architektur
engagieren. Vorschläge können bis
zum 11. März eingereicht werden.
Die Preisübergabe findet am 28. Juni
im Toni-Areal statt. (pd.)
www.architekturpreis.ch
Abwechslungsreiche Ferien
In den Sportferien bieten
soziokulturelle Einrichtungen in der Stadt Zürich
zahlreiche Aktivitäten für
Kinder und Jugendliche an.
Einen Trickfilm nach eigenen Ideen
drehen, kulinarisch um die Welt reisen, in der Hexenküche Salben mixen, mit Eseln und Lamas spazieren
gehen, sich spielerisch mit Kunst
auseinandersetzen – das und vieles
mehr können Kinder und Jugendliche in den Ferienangeboten der Gemeinschaftszentren und weiterer
Einrichtungen in der Stadt Zürich
während der Sportferien vom 15. bis
26. Februar.
Einige Beispiele sind: Im Quartiertreff Enge können Interessierte im
Vor vollen Rängen nahm die SVP Zürich ihre jährliche Standortbestimmung im Albisgütli vor.
Wintercamp werken, spielen, basteln
und kochen. Im GZ Leimbach können
Teilnehmer ihre eigenen Figuren wie
Sockenmonster, wilde Kerle, Kartonroboter und Fabelwesen erfinden. Im
GZ Heuried sorgt die Hexenküche für
Erlebnisse. Im Quartiertreff Hirslanden stehen klingende Farben, getanzte Bilder und Geschichtenskulpturen
im Mittelpunkt und im GZ Witikon
steht eine Reise um die Welt.
Im GZ Loogarten lautet das Motto
«Mein Planet – Achtung Action –
Trickfilm». Im GZ Affoltern dürfen
beim Kochen und Werken auch
«Fehler» gemacht werden. In der
Kinderferienwoche im GZ Hirzenbach können sich Kinder sportlich
betätigen oder basteln. (pd.)
Anmeldung direkt beim GZ.
Visuell und akustisch wie damals im Cavern Club: Cavern Beatles.
F.: zvg.
Wie im Liverpool der 60er-Jahre
«The Cavern Beatles»
zeigen demnächst in Zürich
eine Beatles-Tribute-Show
der Spitzenklasse.
Am 9. Februar 1961 hatten die Beatles, im mittlerweile legendären Cavern
Club in der Mathew Street in Liverpool, den ersten ihrer 292 Auftritte.
Als Botschafter des «berühmtesten
Clubs der Welt» starteten The Cavern
Beatles 2012 in einer neuen Formation mit ihrem Projekt: Sie wollen die
Musik, die drei Generationen beeinflusst hat, zurück auf die Bühne bringen. Die Band-Mitglieder, sowohl talentierte Musiker als auch herausragende Sänger, sind ausserordentlich
engagierte Beatles-Fans mit der Absicht, den beispiellosen Standard und
den individuellen Charakter der Beatles erneut aufleben zu lassen.
Sieht man alle Musiker zusammen
auf der Bühne, ist die Ähnlichkeit zum
Original verblüffend. Als Musiker haben sie die Songs der Beatles bis ins
Am Wochenende fand
die Albisgüetli-Tagung der
SVP statt. Dabei war alles
von Rang und Namen der
Partei sowie drei Bundesräte.
Fabio Lüdi
Letzten Freitag versammelte sich die
SVP Zürich auf dem Albisgütli zu ihrer jährlichen Parteiversammlung,
dem nach eigenen Worten «bedeutendsten politischen Anlass der
Schweiz». Das Who is Who der
Volkspartei gab sich dabei die Klinke
in die Hand und neben Doyen Christoph Blocher hielten der Parteipräsident der Zürcher SVP, Alfred Heer,
sowie
Bundespräsident
Johann
Schneider-Ammann (FDP) Ansprachen. Letzterer wurde für seinen
«Mut», die Einladung ins Albisgütli
anzunehmen, von Blocher gelobt, da
dies nicht selbstverständlich sei.
Neben bekannten Parteivertretern
waren auch rund 1300 Anhänger
und Sympathisanten der SVP anwesend, aus feuerpolizeilichen Gründen
fast 200 weniger, als ursprünglich
vorgesehen. Gesprächsthema Nummer eins unter den Gästen war, dem
Anlass entsprechend, die Durchsetzungsinitiative, deretwegen der Bundespräsident bei seiner Rede auch
Pfiffe aus dem Publikum erntete.
Blocher und Noch-Parteipräsident
Brunner genossen den Abend.
kleinste Detail erforscht, um vom Akkordgriff bis hin zu jedem Drumfill die
Musik so authentisch wie möglich zu
spielen. Von Kritikern wird zudem oft
ihr stimmliches Können gelobt.
Ausgehend von einem umfangreichen Repertoire an Hits und AlbumTracks, performen The Cavern Beatles
die ganze zweistündige Show live, ohne jegliche Verwendung von Playbacks. (pd./mai.)
Dienstag, 2. Februar, 19.30 Uhr, Theater
Spirgarten, Lindenplatz 5, 8048 Zürich.
SVP-Parteipräsident in spe, Albert
Rösti, gab sich ebenfalls die Ehre.
Die Rede des Bundespräsidenten fand keinen Anklang unter den Gästen.
ANZEIGEN
Wettbewerb
Lokalinfo verlost 3x 2 Tickets für
The Cavern Beatles am 2. Februar im Theater Spirgarten. Wer
dabei sein will, schickt bis 25. Januar ein Mail mit Betreffzeile
«Beatles» und vollständigem Absender an: [email protected]
oder eine Postkarte an:
Lokalinfo AG
Wettbewerb «Beatles»
Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich
Fotos: Fabio Lüdi
Die Volkspartei unter sich
KLEINANZEIGEN
Die Stiftung für die Auszeichnung guter Bauten im
Kanton Zürich schreibt zum
5. Mal den Architekturpreis
aus.
Kleinanzeigen kosten pro Doppelzeile Fr. 20.-. Chiffrezuschlag Fr.
5.- Bargeld beilegen und mit dem Coupon einsenden an: Lokalinfo
AG, «Kleinanzeigen», Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich. Diese Inserate
sind nur für private Anbieter. Aufträge, die bis Freitag, 10.00 Uhr,
bei uns eintreffen, erscheinen in der nächsten Ausgabe. Den Text
bitte in Blockschrift ausfüllen (pro Feld 1 Buchstabe, Satzzeichen oder
Wortzwischenraum).
❏ Freizeit/Ferien
❏ Unterricht/Kurse
❏ Fitness/Gesundheit
❏ Musik/Unterhaltung
❏ Diverses
❏ Fahrzeuge
Name/Vorname:
Strasse:
PLZ/Ort:
Telefon:
❏ Wohnungen
❏ Möbel/Antiquitäten
Züriberg
AKTUELL
Nr. 3
21. Januar 2016
3
AUF
EIN WORT
IN KÜRZE
Mehr als Dada
Mit 290 000 Eintritten weist das
Kunsthaus Zürich für das abgelaufene Jahr solide Besucherzahlen aus. 2016 stehen Ausstellungen der zeitgenössischen Kunst
und historische Positionen auf
dem Programm, darunter Beiträge zum 100-jährigen Geburtstag
der Dada-Bewegung. Pipilotti
Rist, Francis Picabia und Alberto
Giacometti sind die im grossen
Ausstellungssaal inszenierten Höhepunkte.
Andreas Minor
«Polizei stürmt Bar» titelte die
«NZZ» am Montag. Ja, hatten die
Gesetzeshüter derart Durst? Nein,
sie machten ihren Job: 34 Linksaktivisten hatten am Samstag die
«Kon-Tiki»-Bar und die angrenzende «Züri»-Bar besetzt. Dort
wollten sie Anti-WEF-Events ver-
«Polizei stürmt Bar»
Budget verpasst
Die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft blickt auf ein gutes 2015
zurück. Im 2015 beförderte sie
1 727 485 Fahrgäste. Dies entspricht 2,4 Prozent mehr als im
Vorjahr. Im Bereich Schiffsvermietung und Traumschiffe erreicht das Unternehmen einen
Umsatz von rund 1,69 Millionen
Franken und verpasst damit das
Budget um 12,9 Prozent.
SBB ausgezeichnet
Die SBB werden für die beiden
Zürcher
Entwicklungsprojekte
Andreasturm und Baufeld D in
der Europaallee sowie für PontRouge in Genf ausgezeichnet. Die
Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft verleiht den Projekten anlässlich der
Swissbau-Messe die höchste Auszeichnung.
Amour en français: Geht es um die schönste Sache der Welt, ist im Theater Stok alles erlaubt.
Bild: zvg.
Bühnenreif: Das Theater um die Liebe
Das Theaterstück «Amour
… Toujours?» bringt die
Liebe mit all ihren Facettenauf die Bühne im Theater
Stok.
Fabio Lüdi
Die Liebe – wohl kein anderes Narrativ hat die Kunst und Kultur derart
beeinflusst und geprägt. Ende Januar
bringt nun eine internationale Theatertruppe mit Unterstützung des
Französischen Theatervereins Coup
de Théatre das Stück «Amour … Toujours?» auf die Bühne des Theaters
Stok. Das Schauspiel nimmt sich allen Facetten der Liebe an: Liebe auf
den ersten Blick, Liebe als Leidenschaft und als Routine, Liebe, die den
Kopf verdreht und die Welt stillstehen lässt.
«Das Stück ist allerdings nicht nur
etwas für Verliebte», scherzt Emilie
Parpette vom Ensemble. Es seien alle
eingeladen, diese theatralische und
musikalische Reise durch die Facet-
ten der Liebe zu geniessen. Dazu
muss man zwar nicht verliebt sein.
Allerdings sind gute Französischkenntnisse unabdingbar, denn das
Theaterstück wird passend zur Thematik nicht auf Deutsch, sondern in
der Sprache der Liebe aufgeführt.
«Amour … Toujours?» 27.–30. Januar um
20 Uhr und am Sonntag, 31. Januar, um
17 Uhr jeweils im Theater Stok, Hirschengraben 42, 8001 Zürich. Informationen
und Buchungen unter [email protected] oder telefonisch unter 079 418 90
62. Eintritt 28 Franken, mit Ermässigung
25 Franken.
anstalten, was wiederum dem Besitzer der Bar nicht gefiel. Wie
sollte es auch? Die Besetzer hatten nicht einmal gefragt, sondern
sich das fremde Eigentum einfach
schnell zu Eigen gemacht.
Da der Besitzer Anzeige erstattete, mussten die Stadtzürcher
Gesetzeshüter eingreifen. Die 34
Aktivisten wurden verhaftet.
Doch das war nicht das Ende
der Episode. Am gleichen Abend
versammelten sich prompt 70
Personen zu einer unbewilligten
Demo, die wenig mit Solidaritätsbezeugungen, sondern mehr mit
einem Saubannerzug zu tun hatte.
Während sich die überraschten
Polizeikräfte organisierten, zogen
die Demonstranten durch die
Langstrasse, besprayten Häuser
und zündeten Böller. Die Polizei
drängte die Demo zurück auf den
Helvetiaplatz, wo sich die illegale
Kundgebung auflöste. Verhaftungen habe es keine mehr gegeben.
Fremde Häuser zu beschmutzen,
ist scheinbar kein Delikt.
Polizeieinsätze
Letztes Wochenende wurden im
Niederdorf zwei Bars von Linksautonomen besetzt. Später formierte sich aus Solidarität ein
unbewilligter Demonstrationszug.
Die Stadtpolizei Zürich war mit
mehreren Einsatzkräften vor Ort.
Die Jungfreisinnigen Stadt Zürich
haben mittels eines offenen Briefs
an Stadtrat Richard Wolff die Offenlegung der Kosten und einen
Plan für die Überwälzung auf die
34 verhafteten Linksautonomen
gefordert.
Ferienangebote
Einen Trickfilm nach eigenen
Ideen drehen, kulinarisch um die
Welt reisen, in der Hexenküche
Salben mixen, mit Eseln und Lamas spazieren gehen, sich spielerisch mit Kunst auseinandersetzen – in den Sportferien bieten
verschiedene soziokulturelle Einrichtungen in der Stadt Zürich für
Kinder und Jugendliche ein abwechslungsreiches Programm an.
Die Anmeldung ist unkompliziert,
und die Teilnahmegebühren sind
kostengünstig.
AUS DEM GEMEINDERAT
Ein Ringen um die beste Formulierung
Die Geschäftsordnung des Gemeinderats sieht vor, dass Erlasse, die Gesetzescharakter haben, durch die Redaktionskommission auf ihre Verständlichkeit und sprachliche Korrektheit zu überprüfen sind. In der
Redaktionskommission
sind
alle
Fraktionen vertreten.
Die Kommission hat somit eine
sehr formalistische, die meisten im
Gemeinderat würden wohl sagen eine spitzfindige und weniger eine politische Aufgabe. Wir befassen uns in
der Kommission damit, ob die Marginalien (Randtitel) richtig gesetzt sind,
ob die Kommas am korrekten Ort stehen, und ersetzen ein «beziehungsweise» durch ein «oder». Meistens
sind die Korrekturen Kleinigkeiten
und betreffen tatsächlich nur die
sprachliche Korrektheit. Dabei gibt es
aber viele Details zu beachten und
auch zu regeln, damit die Erlasse der
Stadt Zürich einheitlich sind. Weiter
sollen die Erlasse klar, verständlich
und trotzdem möglichst kurz und
prägnant sein.
Möglichst wenig ändern
Misshandlungen
Die Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Kinderspitals Zürich hat im Jahr 2015 etwas weniger Kindsmisshandlungsfälle bearbeitet als im Vorjahr (419 statt 450 Fälle). Es sind
jedoch vor allem die Fälle mit
Verdacht auf Misshandlung zurückgegangen, die Anzahl der
Fälle von sicheren Misshandlungen ist fast gleichgeblieben. Bei
75 Prozent der Fälle lag sicher eine Misshandlung vor.
LESERBRIEF
Um dieses Ziel zu erreichen, erliess
der Stadtrat letztes Jahr eigene Richtlinien der Rechtsetzung. Diese entstanden unter anderem in enger Zusammenarbeit mit der Redaktionskommission. Das ist sinnvoll, damit
die Weisungen, die im Gemeinderat
behandelt werden, bereits die gewünschte Form haben und die Kommission möglichst wenig ändern
muss. Es macht aber auch einen Unterschied, ob es sich um einen neuen
Erlass, eine Totalrevision oder eine
Teilrevision eines Erlasses handelt.
Bei den ersten beiden Formen kön-
haltlichen Änderungen vornimmt,
sondern nur die Verständlichkeit und
sprachliche Korrektheit sicherstellt,
nehmen an den Sitzungen jeweils
Vertreter derjenigen Kommission, in
der die Weisung vorberaten wurde,
sowie derjenigen Verwaltungsabteilung, die die Weisung erarbeitete,
teil. Diese erklären dann, was mit der
Aussage gemeint ist, sodass die Redaktionskommission die passende
Formulierung suchen kann. Das ist
nicht immer ganz einfach.
Kurz, knapp, klar
Klarheit schaffen
Oft ist es schwierig, das passende
Wort zu finden und die Aussage korrekt, vollständig und doch kurz und
knapp zu halten.
Beim vorgenannten Beispiel endete dies darin, dass das Hochbaudepartement nun die Leitung und Koordination des baurechtlichen Bewilligungsverfahrens, die Durchführung
von baurechtlichen Kontrolltätigkeiten und die Überprüfung der Einhaltung von sicherheitstechnischen Bestimmungen für Aufzüge, Fahrtreppen und ähnlichen Einrichtungen
umfasst.
Derzeit behandelt die Kommission die Änderung der Gemeindeordnung und den Erlass der Statuten zur
Errichtung einer öffentlich-rechtlichen Kongresshaus-Stiftung Zürich.
Karin Weyermann,
Gemeinderätin CVP 7 und 8
Diskussionen gibt es immer dann,
wenn die Bedeutung eines Satzes
oder eines Worts unklar ist. So hiess
es in einer Weisung, das Hochbaudepartement umfasse baurechtliche
Entscheide und Baukontrollen. Damit
die Redaktionskommission keine in-
In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat»
schreiben Volksvertreter aus den Kreisen
7 und 8 wöchentlich im «Züriberg» einen
Beitrag. Alle im Stadtparlament vertretenen Parteien bekommen hierzu regelmässig Gelegenheit.
«Oft ist es schwierig, das
passende Wort zu finden
und die Aussage korrekt,
vollständig und doch kurz
und knapp zu halten»
nen die Richtlinien umgesetzt werden, bei der Teilrevision muss die bestehende Form jeweils ebenfalls berücksichtigt werden. Dies gilt zum
Beispiel bei der Art der Aufzählung.
Zum grossen Wurf
«Hochschulquartier»
Zum Tribünenartikel «Plädoyer für
den grossen Wurf» im «Züriberg»
vom. 14. Januar.
Beim Projekt Hochschule ZürichZentrum, in Tat und Wahrheit ein Spitalprojekt, braucht das Unispital mehr
Platz und vor allem eine neue Architektur, die auch städtebaulichen Kriterien zu genügen vermag!
Die Standortfrage ist beim Spital
unbestritten. Das Bauvolumen, gefordert werden 350 000 Quadratmeter
gegenüber früheren 150 000, muss auf
eine vernünftige Basis gestellt werden.
Auch wenn dem Richtplan, über
den der Kantonsrat entscheiden wird,
eine Anzahl Gestaltungspläne folgen
werden, die eine Etappierung erlauben, so sind zwingend alle Bereiche
des Projekts von Beginn weg mit einzubeziehen.
Allfällige Synergien in der Zusammenarbeit der drei Institute USZ, ETH
und Uni sind nicht überzubewerten;
diese Forschungszusammenarbeit findet schon heute statt, da braucht es
keine zusätzliche Kaffeemaschine, um
den Kontakt zu intensivieren.
Das Hochschulgebiet Zürich-Zentrum geniesst bereits heute einen ausgezeichneten Ruf und steht auch international an der Spitze. Es ist wichtig,
dass diese Position verteidigt werden
kann, aber Grössenwahn ist nicht angebracht! – Deshalb Ja zum Projekt
Berthold aber mit Mass und vor allem
mit städtebaulicher Verträglichkeit.
Deshalb muss ein Entscheid im Kantonsrat bezüglich Richtplan auf der
Redimensionierung des Projekts (insbesondere für ETH und Uni) punkto
Bauvolumen und Höhenperimeter beruhen.
Beda Düggelin, 8006 Zürich
4
Stadt Zürich
Nr. 3
POLITIK / WIRTSCHAFT
21. Januar 2016
Nur wenige Grossbaustellen in diesem Jahr
Das Tiefbauamt der Stadt
Zürich setzt in diesem Jahr
122 Projekte um. Grössere
Baustellen sind der Münsterhof und der Bahnhof Oerlikon.
Das «Express-Team Velo» soll
rasch Verbesserungen für den
Veloverkehr umsetzen.
Pia Meier
Die Arbeiten für einen autofreien
Münsterhof sollen bis zum Sechseläuten beendet sein, versicherte Stadtrat
Filippo Leutenegger anlässlich einer
Medienkonferenz. Ein grosses, attraktives Boulevardcafé des Zunfthauses zur Waage soll den Ort zusammen mit dem neuen, vier Meter
hohen Brunnen weiter aufwerten.
Beim Bahnhof Oerlikon sieht es
nur teilweise gut aus. Einige umfangreiche Arbeiten werden Ende Jahr
beendet sein, nicht aber der MaxFrisch-Platz. Wegen diverser Anpassungen und Kostenreduktionswünschen konnte bisher nicht mit dem
Bau begonnen werden. Voraussichtlich am 27. Januar entscheidet der
Gemeinderat. Dies hat zur Folge,
dass der Platz erst 2017 fertig ist. Bei
der Quartieranbindung Ost müsse eine gute Lösung gefunden werden, damit die Kapazität des Individualverkehrs erhalten bleiben kann, so Leutenegger.
Filippo Leutenegger will mit einem «Express-Team Velo» das Velonetz unter die Lupe nehmen.
Stadtingenieur Vilmar Krähenbühl ging auf die Bauprojekte in den
Quartieren ein. «Im Gegensatz zum
vergangenen Jahr mit verschiedenen
Grossbaustellen stehen in diesem
Jahr keine Projekte mit grossem Einfluss auf den öffentlichen und privaten Verkehr an», so Krähenbühl. Einzig die Sanierung der Usteri- und Löwenstrasse würden kurzzeitige Anpassungen der Verkehrsführung von
öffentlichem und/oder privatem Verkehr bedingen. Insgesamt sind 122
Baustellen geplant. Im Kreis 11 sor-
gen die Sanierung und Umgestaltung
der Kreuzung Schaffhauser-/Glattalstrasse für grössere Umtriebe sowie
die Sanierung der Wehntalerstrasse.
Im Kreis 10 wird die Winzerstrasse
neu gestaltet. Behindertengerechte
Haltestellen sind an verschiedenen
Orten wie an der Badener- und der
Albisriederstrasse im Kreis 9 geplant.
Im Kreis 6 muss die Unterführung Irchel saniert werden, und die Winterthurerstrasse erhält einen neuen
Deckbelag. Eine grössere Baustelle ist
das Tram Hardbrücke. Im Kreis 4,
Archivbild: ls.
beim Hauptbahnhof, wird bis Juni
2017 die Velostation Süd erstellt, und
im Kreis 2 wird das Geviert Dreikönigstrasse neu gestaltet. Einschliesslich der Bauten für städtische Partner
wie VBZ, EWZ oder Wasserversorgung erreicht das Bauvolumen 2016
rund 225 Millionen Franken.
Verbesserungen für Veloverkehr
Bei den Bahnhöfen Oerlikon, Hardbrücke, Stadelhofen und beim HB
werden neue Veloparkplätze geschaffen. So soll es am Bahnhof Stadelho-
Helpline soll Bauherrschaften unterstützen
Die Anforderungen an Baubewilligungsverfahren
steigen. Der Stadtrat will
deshalb eine «Helpline»
für Bauherren einrichten,
die Probleme bei der Umsetzung von Auflagen
haben. Zudem sollen interne Verfahren koordinierter
und schneller werden.
Pia Meier
Die Baubewilligungsverfahren werden
komplexer, weil es immer wieder neue
Vorschriften gibt, so zum Beispiel in
den Bereichen Hygiene, Feuerpolizei,
Behinderte, Boulevard-Café, Nachtleben und anderen. Bei Baubewilligungsverfahren ist oft eine grosse Anzahl städtischer Ämter und Fachstellen
in die Vernehmlassung involviert. Gewisse Verfahren gestalten sich folglich
für die Bauherrschaften schwierig, was
zu Kritik von Hauseigentümern und
Gewerbetreibenden führt. Auch die
Stadt ist der Meinung, dass es Verbesserungen braucht. Sie hat deshalb das
Projekt Verbesserung des Baubewilligungsverfahrens der Stadt Zürich
(VBBV) initiiert, wie Stadtrat André
Odermatt anlässlich einer Medienkonferenz erläuterte. Bei diesem Prozess
arbeiteten der Hauseigentümerverband und der Gewerbeverband mit. Es
wird deshalb erwartet, dass diese ihre
Volksinitiative «Ombudsstelle gegen
Willkür in Bausachen» zurückziehen.
Der Stadtrat lehnt die s ab.
gungen und die Vernehmlassungsstellen können gemeinsam auf diese Plattform zugreifen, was die Zusammenarbeit vereinfache, so Mayer. Auch
werde die Rolle der Kreisarchitekten in
der Verfahrensführung gestärkt. Zudem könnten schätzungsweise 100
Fälle pro Jahr künftig über vereinfachte Verfahrensarten abgewickelt werden
und für ungefähr 50 Vorhaben pro
Jahr brauche es gar keine Bewilligung
mehr. Und nicht zuletzt seien die Bauentscheide stärker abgestützt und resistenter gegen Rekurse, so Mayer.
Helpline für Umsetzung
Schneller und effizienter
Ulrich Mayer, Direktor des Amts für
Baubewilligungen, erläuterte die Verbesserungen. Die beteiligten Amtsstellen haben untereinander verbindliche
Leistungsvereinbarungen abgeschlossen, zum Beispiel bezüglich der Einhaltung von Fristen. Weiter hat die
Stadt eine neue elektronische Plattform
für die Erstellung von Bauentscheiden
eingeführt. Das Amt für Baubewilli-
Das Projekt VBBV verbessert die Behandlung von Baugesuchen bis zum
Bauentscheid. Aber ebenfalls nach einem rechtskräftigen Bauentscheid bekunden Bauherrschaften manchmal
Mühe bei der Umsetzung von Auflagen, die an diesen Bauentscheid geknüpft sind. Auch hier will der Stadtrat
den Bauherrschaften entgegenkommen. Er plant deshalb eine Helpline in
Bausachen, die betroffenen BauherrANZEIGEN
Foto: Lorenz Steinmann
Grossumbau nach Anzeigeverfahren
Wie schnellere Baubewilligungen (siehe Artikel oben) in der Praxis aussehen, kann man an der Waffenplatzstrasse in Zürich-Enge beobachten.
Ein Grossumbau eines alten Hauses wurde ohne Bauausschreibung im
«Tagblatt» bewilligt. Dass die Nachbarn wenig Freude daran hatten und
(erfolglos) einen Baustopp verlangten, ist eine andere Geschichte. (ls.)
schaften zur Verfügung steht. Diese ist
im Amt für Baubewilligungen angesiedelt und soll Beanstandungen und Anliegen der Bauherrschaft bearbeiten
und Lösungsvorschläge erarbeiten –
schnell, unbürokratisch und transparent. Die verantwortliche Person für
die Helpline kann sich auch direkt an
die Bausektion des Stadtrats wenden.
Sie muss jährlich einen Bericht verfassen, der dem Gemeinderat vorgelegt
wird. Die neue Stelle ist auf fünf Jahre
befristet und mit jährlich 200 000
Franken budgetiert. Der Stadtrat hat
das Projekt gutgeheissen.
Die finanziellen Mittel müssen noch
vom Gemeinderat im Budget bewilligt
werden (nach Redaktionsschluss).
Nach wie vor steht die städtische Ombudsstelle auch in Bausachen zur Verfügung. Mit dem Projekt VBBV habe
die Stadt Zürich frühzeitig die Empfehlungen erfüllt und übertroffen, die eine
Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco an effiziente Bau- und Planungsverfahren formuliert, hielt Odermatt fest.
fen schliesslich 1500 Veloplätze haben. Ziel ist es, dass die Velos an einem trockenen Ort abgestellt werden
können.
Neu soll das Express-Team Velo
das gesamte Stadtgebiet von Süden
nach Norden durchforsten und rasch
und unkompliziert umsetzbare Verbesserungen für den Veloverkehr realisieren. Es handelt sich um kleinere
Massnahmen wie die Anlage von Velosäcken, die bei Ampeln dafür sorgen,
dass sich wartende Velofahrer vor den
Autos einreihen können, Trottoirabsenkungen sowie kleine Anrampungen. Anliegen können bei «Züri wie
neu» oder direkt beim Tiefbauamt angebracht werden. Verbesserungen wie
Velowege sorgen aber auch für Probleme, wie Leutenegger festhielt. Er
erwähnte als Beispiel die Stampfenbachstrasse. Der Gemeinderat habe
das Projekt abgelehnt. 2016 müssten
allerdings die VBZ-Geleise ersetzt
werden. Die Konsequenz sei, dass es
dort in den nächsten 20 Jahren keinen Veloweg geben werde. Auch am
Heimplatz, wo das Projekt überall
ausser vor dem Schauspielhaus Velowege vorsah, kann in den nächsten
drei Jahren nichts gemacht werden,
denn der Gemeinderat strich den Planungskredit. Zum Thema Rämistrasse
– dort verlangte der Gemeinderat einen Veloweg – erläuterte Leutenegger,
dass es ein Gesamtprojekt für das
Hochschulgebiet brauche und neue
Ideen gesucht seien.
Gewerbler und
Hauseigentümer
sind zufrieden
Mit Genugtuung nehmen die Initianten, Hauseigentümerverband
Zürich (HEV) und Gewerbeverband der Stadt Zürich (GVZ), der
Initiative «Ombudsstelle in Bausachen» zur Kenntnis, dass der
Stadtrat mit der Einrichtung eines
«Roten Telefons» beziehungsweise einer Helpline eine Anlaufstelle
schaffen will. Dies teilen die beiden Verbände mit.. Die neue Helpline setze die Forderung der Initiative nach einer neutralen Ansprech- und Vermittlungsstelle im
Nachbewilligungs- und Bauvollzugsverfahren um.
Die Initianten sind damit einverstanden, dass es sich vorerst
um eine Pilotphase handelt. Sie
ziehen folglich den Rückzug der
Initiative in Betracht, wenn der
Zürcher Gemeinderat die Kosten
für die zusätzlich benötigte Stelle
bewilligt. (pm.)
Züriberg
VE R M I S C H TE S
Nr. 3
21. Januar 2016
5
Winterwetter erst in der zweiten Halbzeit?
Bevor der Winter überhaupt
einen ersten Atemzug
nahm, war die erste Winterhälfte auch schon um.
lich zu mild, ehe die zweite Winterhälfte mit durchschnittlich –5 und –3
eisigkalt ausfiel. Insgesamt liegt die
Chance bei 50 Prozent, dass nach einer milden ersten Winterhälfte auch
eine kalte zweite Hälfte folgen kann.
Temperaturmittel der 1. Winterhälfte (1. Dez. - 15. Jan.)
Abweichung in °C vom Durchschnitt 1961-1990
4
3
2
Silvan Rosser
Die meteorologische Wintersaison
dauert vom 1. Dezember bis zum 28.
Februar respektive in Schaltjahren
wie diesem bis zum 29. Februar. Mitte Januar ist somit die zweite Winterhälfte angebrochen. Die erste Hälfte
des Winters, also das Zeitfenster vom
1. Dezember bis 15. Januar, war rekordverdächtig mild. In Zürich war
es mit durchschnittlich mehr als 4
Grad so warm wie kaum je zuvor seit
Anfang des 20. Jahrhunderts. Ähnlich mild war die erste Winterhälfte
in Zürich nur in den Jahren 1915/16
und 1993/94. In der Höhe der Alpen
war die erste Winterhälfte 2015/16
konkurrenzlos mild.
Kommt jetzt der Winter?
Genau Mitte Januar, also zur Wintermitte, wurde die Manege frei für kalte Winterluft. Bis dahin drehte ein
kräftiges Tief über der Nordsee seine
Runden und schaufelte ununterbrochen feuchte und milde Atlantikluft
nach Mitteleuropa. Nur unweit nordöstlich davon befand sich schon in
der ersten Januarhälfte richtig kalte
Luft. In Skandinavien und im Norden
Russlands herrschte schon seit Tagen
klirrende Kälte bei ca. minus 20 Grad
Celsius. Diese konnte bis Mitte Janu-
1
Ende der Trockenheit?
0
Nach einem staubtrockenen und rekordsonnigen Dezember blieben die
Temperaturen in der ersten Januarhälfte zwar hoch, jedoch änderte sich
die Witterung schon grundlegend.
Sonne und Trockenheit wurden Anfang Januar durch Regen, viele Wolken und Sturmwinde ersetzt. Das
Niederschlagssoll des Januars war in
Zürich bereits nach zehn Tagen erreicht. Mitte Monat waren es mit
knapp 90 mm schon fast 150 Prozent
des Erwartungswerts. Ob dies bereits
das Ende der seit Mitte letzten Jahres
anhaltenden Trockenheit ist, werden
jedoch erst die kommenden Wochen
und Monate zeigen. Die Waldbrandgefahr dürfte jedoch praktisch überall gebannt sein. Das Regenwetter
zeigte sich auch bei der Sonnenscheindauer, die mit weniger als 20
Stunden in der ersten Januarhälfte
auf nur bescheidene Werte kam. Jedoch ist der Januar im langjährigen
Durchschnitt zusammen mit dem Dezember der trübste Monat. In der
Summe sind pro Monat nur je 40 bis
60 Sonnensunden zu erwarten.
Ob mild oder kalt, zumindest wieder mehr Sonne als in der ersten Januarhälfte wären für viele wünschenswert.
-1
-2
-3
-4
-5
-6
1901/02
1911/12
1921/22
1931/32
ar aber noch nicht nach Süden gelangen, da die Tiefdrucksysteme zwischen Island und Nordsee mit ihrer
Luftzirkulation entgegen dem Uhrzeigersinn das Einströmen der Frostluft
in den Alpenraum verhinderten. Erst
Mitte Januar verlagerte sich das steuernde Tief vom Atlantik weiter nach
Nordosteuropa. Somit wurde quasi
die Schranke für die kalte Polarluft
aufgehoben, die daraufhin ungehindert über Polen und die Ostsee nach
Mitteleuropa einfloss. Die Temperaturen gingen auf Talfahrt und lagen
bald im Dauerfrostbereich.
Handelt es sich bei diesem Kaltluftvorstoss lediglich um ein Winter-
Seit de Roulet 20 Jahre alt war, bespitzelte ihn die Bundespolizei, was ihm
1998 ermöglichte, seinen Lebensroman «Double» auf 3,3 Kilo Bundesakten gründen zu lassen. In dieser Fiche
fanden sich neben tausend Banalitäten seine Aktivitäten als Kernkraftgegner und Demonstrant, nicht aber das
einzige, was wirklich brisant gewesen
wäre: die Abfackelung von Springers
Gstaader Alpenresidenz im Winter
1975. Das musste er 2006 in seinem
aufsehenerregenden Bericht «Ein
Sonntag in den Bergen» selbst geste-
1961/62
1971/72
1981/82
intermezzo, oder wintert es nun
nachhaltig ein?
Lichtblick für Winterfreunde
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass
nach einer sehr milden ersten Winterhälfte wie beispielsweise in den
Jahren 1915/16 oder 1993/94 die
zweite Winterhälfte wohl deutlich
kälter ausfiel als die erste, es jedoch
nicht richtig frostig wurde. Mit
durchschnittlichen Temperaturen von
rund 2 Grad blieb die grosse Kälte
aus. Im Februar 1916 dauerte es sogar bis Ende Monat, ehe der Winter
das erste Mal richtig zuschlug. Im Januar und Februar 1994 gab es zuANZEIGEN
Im Rahmen der Hottinger
Literaturgespräche am
Theater Neumarkt unterhält
sich Publizist Charles
Linsmayer mit dem Schriftsteller Daniel de Roulet.
Terroristischer Seitensprung
1951/52
1991/92
2001/02
2011/12
Die erste Winterhälfte war so warm wie kaum je seit 1901. Trotzdem kann es noch richtig kalt werden.
Hottinger Literaturgespräch
mit einem politisch Bewegten
Daniel de Roulet spricht ebenso perfekt Zürichdeutsch und Italienisch, die
Sprache seiner Ehefrau Chiara Bianchini, wie er Französisch und Englisch
schreibt. Und fragt man ihn nach seiner Tätigkeit, so ist er nicht nur Architekt, Informatiker und Schriftsteller,
sondern auch Läufer. Als solcher lief
er den New York Marathon, aber auch
auf den Spuren von Arnold Kübler von
Basel nach Paris, auf jenen von Annemarie Schwarzenbach auf den Demawend oder auf jenen des heiligen Gallus von Irland nach St.Gallen.
Sohn einer Zürcherin und eines
Genfer Pastors, schrieb de Roulet
1981 mit «Die Höllen-Routine» unter
dem Pseudonym «Little Brother» und
auf Deutsch den ersten Hacker-Krimi
der Schweizer Literatur. 20 Jahre später publizierte er mit dem WEF-Roman «Davos Terminus» auch den ersten Schweizer Internet-Roman, den
sich sogar das US-Aussenministerium
mailen liess.
1941/42
Daniel de Roulet.
Foto: zvg.
hen. Die Tantiemen des Buchs lieferte
er später der Brandversicherung ab.
De Roulets schärfste Waffe waren
und sind aber das Wort und seine bis
anhin über 30 Bücher, die nicht nur
ein souveränes sprachliches und gestalterisches Können, sondern auch
ein Engagement verraten, das sich gegen politische Willkür ebenso wie gegen die Bedrohungen durch die moderne Technik richtet.
Am imposantesten geschieht das
in der zwischen 1995 und 2014 entstandenen «Simulation humaine», die
in zehn voneinander unabhängigen
Bänden das Schicksal einer japanisch-schweizerischen
Grossfamilie
abhandelt («Die menschliche Simulation», Limmat Verlag). Letztes Jahr hat
de Roulet seiner Saga des Atomzeitalters die Krone aufgesetzt: In Zusammenarbeit mit der ETH Lausanne entwickelte er eine einmalige Gratis-Internet-Anwendung, die den ganzen
zum Teil neu geschriebenen literarischen Stoff in unterschiedlichen Versionen lesbar macht. (pd./ mai.)
Montag, 25. Januar, 20 Uhr, Theater Neumarkt, Neumarkt 5. Reservationen an der
Billettkasse, Tel. 044 267 64 64 oder per
Mail an [email protected].
Grafik: ros.
mindest zur Monatsmitte zwei kurze
Winterintermezzi. Davor, dazwischen
und danach war es 1994 ausgesprochen mild. Das würde bedeuten, dass
es auch im weiteren Verlauf des diesjährigen Winters mehrheitlich zu
mild und wenig winterlich weitergeht.
Für alle Winterfans gibt es aber
einen Lichtblick. In den Wetterannalen von Zürich sind auch viele Beispiele bekannt, in denen es nach einer milden ersten Hälfte in der zweiten Halbzeit des Winters nochmals
richtig kalt wurde. So waren die Winter 1955/56 und 1985/86 nach der
ersten Hälfte mit rund 2,8 Grad deut-
6
Züriberg
Nr. 3
VE R M I S C H TE S
21. Januar 2016
BEGEGNUNGSZENTREN
GFZ-Familienzentrum
Zeltweg
Zeltweg 21b, 8032 Zürich
Tel. 044 253 75 20
www.gfz-zh.ch/familienzentren
Treffpunkt für Eltern mit Kindern: jeden
Mi 9 bis 11.30 Uhr, bis 4 Jahre.
GZ Witikon
Witikonerstr. 405, 8053 Zürich
Tel. 044 422 75 61
E-Mail [email protected]
Kinderkultur am Sonntag: für Kinder ab
ca. 4 Jahren und Erwachsene. 24.
Jan., 16 Uhr: «Hänsel und Gretel»,
im Saal.
Family Lounge: jeweils Do 15 bis
17.30 Uhr im Kafi Tasse für Mütter,
Väter und Betreuende mit ihren Kindern.
Do, 28. Jan., 16.15 bis 17.15 Uhr mit
«Atelier Wundertüte», für Kinder ab
2 Jahren in Begleitung.
Altstadthaus
GZ Riesbach
Quartiertreff Kreis 1
Obmannamtsgasse 15, 8001 Zürich
Tel. 044 251 42 59
www.altstadthaus.ch
E-Mail [email protected]
Kidstreff «BlaBlaBla»: Fr, 22. Jan., 18
bis 21 Uhr, für Kinder ab der 5. Klasse. Anmelden bis Mi davor, 18 Uhr.
Kino Sardino: Mi, 27. Jan., 14 bis 16
Uhr.
Seefeldstr. 93, 8008 Zürich
Tel. 044 387 74 50
www.gz-zh.ch/riesbach
Mittwochsgrill: 27. Januar, ab 18.30
Uhr. Essen selber mitbringen, Getränke erhältlich an der Bar.
Jazz im Seefeld: Mi, 27. Januar, 19.30
Uhr, mit der Zürcher Band District
Five Quartet (siehe auch Vorschaubericht auf der nächsten Seite).
Quartiertreff
Hirslanden
GZ Hottingen
Forchstr. 248, 8032 Zürich
Tel. 043 819 37 27
E-Mail [email protected]
NEU! 3x Abendkurs: Mi, 27. Jan., 3.
Feb., 19 bis 22 Uhr. Vom Schaf zum
Filz.
Reise zum Frühstück: So, 24. Jan., 10
Uhr. Thema: Nepal.
Let's Dance 45: Sa, 30. Jan., 20 Uhr.
Tanzmusik vom Plattenteller.
Im Quartiertreff Hirslanden gibt es eine Schau über Nepal zu sehen.
Gemeindestr. 54, 8032 Zürich
Tel./Fax 044 251 02 29
www.gz-zh.ch/8
Konzert Matinee: So, 24. Jan., 11 Uhr
im Hottingersaal, Gemeindestr. 54.
Fasnachtsumzug: Sa, 6. Feb., 15 Uhr.
Winteröffnungszeiten im Pflegiraum:
Mo, Di und Do 14 bis 17.30 Uhr, Mi 9
bis 12 Uhr.
Quartiertreff Fluntern
zvg.
Voltastrasse 58, 8044 Zürich
Meditation und Yoga: Mo, 25. Jan.,
19.30 bis 21 Uhr.
Mütter-/Väterberatung: Di, 26. Jan., 10
bis 12 Uhr.
Reparatur-Werkstatt: Di, 26. Jan., 19
bis 21 Uhr.
Bastel-Labor: Fr, 29. Jan., 14.30 bis
17.30 Uhr, für Schulkinder.
Fotografie-Workshops gibt es auch schon für Fünfjährige.
Foto: zvg.
Helmhaus lädt Kinder gratis
an «Welt – Bilder 6» ein
Kinder entdecken die Kunstform Fotografie zusammen
mit einer Expertin.
Vier schweizerische und vier ausländische Fotokünstlerinnen und -künstler zeigen gegenwärtig in der Ausstellung «Welt – Bilder 6» im Helmhaus, wie sie die Welt wahrnehmen.
Die Kindergärtnerin und Fotografin
Andrea Huber führt nun zweimal auf
spielerische Weise Kinder ab 5 Jahren zu einzelnen Werken der Ausstellung. Anschliessend können diese an
einem Ateliertisch ihre Eindrücke
und Erlebnisse kreativ umsetzen. Parallel zur Kinderführung am 31. Januar begleitet die Kunsthistorikerin
Kristina Gersbach Eltern und weitere
erwachsene Besucherinnen und Besucher durch «Welt – Bilder 6». So
können die Kinder unter sich bleiben.
Die Workshops dauern jeweils rund
90 Minuten und sind kostenlos. (pd.)
Samstag, 23. Januar, 14 Uhr mit Andrea
Huber. Sonntag, 31. Januar, 11 Uhr mit
Andrea Huber und Kristina Gersbach.
Helmhaus Zürich, Limmatquai 31, 8001
Zürich. Mehr Informationen zur Ausstellung unter www.helmhaus.org.
Züriberg
AKTUELL
Der Druck der Dumpinglöhne
Ein unklarer Begriff
Wenn man «Lohndumping» bei
Google eingibt, kommt als einer der
ersten Ergänzungen «Lohndumping
Definition». Es besteht offensichtlich
die Nachfrage nach einer Klärung
des Begriffs. Dass das Angebot dagegen nur spärlich ist, musste auch Anja Conzett, damals noch Redaktorin
bei der «Südostschweiz», erfahren.
Sie schuf gleich selber Abhilfe. Nach
einjähriger Recherche ist nun das
Buch «Lohndumping – Eine Spurensuche auf dem Bau» erschienen. Es
versteht sich mehr als journalistische
Reportage denn als rein analytisches
Sachbuch. Der Schwerpunkt liegt
klar auf den Menschen. Polnische Arbeiter, die für 300 Franken im Monat
schufteten, Baustellen besetzende
Unia-Mitarbeiterinnen und der Leiter
der Personalabteilung der Implenia:
Lohndumping
Wenn ein Arbeitgeber tiefere Löhne bezahlt als den vertraglichen
Mindestlohn, spricht man von
Lohndumping. Der Arbeitgeber
erhält dadurch einen Wettbewerbsvorteil, da er so billigere
Offerten einreichen kann. (jb.)
Das Thema Lohndumping ist undurchsichtig. Anja Conzetts neues Buch schafft Abhilfe.
die Autorin alles andere als glücklich.
Obwohl das Buch finanziell von der
Unia unterstützt wurde, soll es keine
politische Kampfschrift sein. Sie hofft
vielmehr, einen sachlichen Beitrag zu
leisten, zu einer Debatte, die von allen Seiten viel zu emotional geführt
würde. Die Autorin will dann auch
nicht über die Initiative sprechen. In
ihrem Buch kritisiert sie sowohl die
Gewerkschaften, die mit ihrer Rhetorik oft unnötig provozieren würden,
als auch die Baubranche, die oftmals
aus Prinzip von nichts wissen wolle,
auf dem Unia stehe. Dabei sei eine
Lösung bitter nötig.
Korrekte Unternehmen leiden
Mit der aktuellen Situation ist nämlich niemand zufrieden. Nicht nur die
Unia bezeichnet Lohndumping als
ernst zu nehmendes Problem, sondern während der Recherchen zum
Buch erstmals auch der Präsident
des Baumeisterverbands.
Denn die Leidtragenden sind
nicht nur die ausländischen Arbeitskräfte, die weniger Lohn erhalten, als
ihnen rechtlich zustünde. Unter
Druck geraten vor allem die Unternehmen, die ihren Angestellten den
korrekten Lohn bezahlen. Wenn eine
Firma dank Dumping-Löhnen ein
deutlich billigeres Angebot offerieren
könne, verlieren ehrliche Firmen
Aufträge – und als Folge davon Ange-
7
Lohndumping-Initiative
Jan Bolliger
Alle, die mit Lohndumping zu tun haben, kommen zu Wort. Die einzige
fehlende Stimme ist die eines Unternehmens, das aktiv zu tiefe Löhne
zahlt. «Ich habe
versucht, einen
solchen Arbeitgeber zu interviewen, aber keine
Chance. Kurz habe ich mir sogar
überlegt, undercover auf einer Anja Conzett.
Baustelle anzuheuern. Es war mir aber schnell klar,
dass das nicht klappen würde», erzählt die zierliche, erst 27-jährige
Conzett mit einem Schmunzeln. Die
Baubranche sei ein sehr verschlossenes Gewerbe. Um als Aussenstehende die benötigten Informationen und
Gesprächspartner zu bekommen, habe sie unzählige Telefonate und Anfragen gekostet.
Entstanden ist ein Buch, das
sachlich und unaufgeregt einen Überblick über ein komplexes Thema bietet, von dem viel geredet, aber wenig
verstanden wird. Trotz dem zementtrockenen Thema liest es sich leicht
und angenehm, was sowohl der klaren Sprache als auch den vielen Fotografien zu verdanken ist.
Über das Erscheinungsdatum so
kurz vor der bevorstehenden Abstimmung zur Lohndumping-Initiative ist
21. Januar 2016
ABSTIMMUNG
Ein neu erschienenes Buch
beleuchtet sachlich das
kontroverse Thema Lohndumping.
Während der Buchvernissage zum
zweiten Buch von Anja Conzett
«Lohndumping – Eine Spurensuche
auf dem Bau» scheint ein Regenbogen über der ewigen Baustelle Hauptbahnhof. Nicht so im Herbst 2013.
Damals brach ein Gewitter über der
Baustelle an der Durchmesserlinie
aus. Über Nacht besetzte die Gewerkschaft Unia den Arbeitsort der ABBrandschutz AG. Der Vorwurf lautete
Lohndumping. Es war eines der ersten Male, dass die breite Öffentlichkeit Notiz vom Thema nahm. Kein
Wunder, wurde ausgerechnet dieser
Fall so bekannt: Stundenlöhne von 12
Franken,
ein
millionenschweres
Prestigeprojekt und die SBB als Auftraggeber.
Nr. 3
Foto: Lisa Maire
stellte ihre Arbeit. Wer in der
Schweiz lebt und Familie hat, ist auf
die Einhaltung des Mindestlohns angewiesen.
Einzig der Regierungsrat scheint
keinen Handlungsbedarf zu sehen. In
dem von ihm verfassten Artikel zur
Lohndumping-Initiative vertritt er die
Meinung, dass das geltende Recht genüge und auch konsequent umgesetzt
werde. Liest man das neue Buch von
Anja Conzett, kommt man zu einem
anderen Schluss.
Anja Conzett: Lohndumping – Eine Spurensuche auf dem Bau. Rotpunktverlag
2016, 176 S., Fr. 29.–.
Wettbewerb
Wenn auch Sie sich vor der kommenden Abstimmung einen Überblick über das Thema Lohndumping verschaffen wollen, nehmen
Sie an unserem Wettbewerb teil.
Wir verlosen drei Exemplare von
Anja Conzetts Buch «Lohndumping – Eine Spurensuche auf dem
Bau». Mitmachen ist ganz einfach: Schreiben Sie uns eine Postkarte bis 4. Februar (Datum des
Poststempels) an: Lokalinfo AG,
Stichwort Lohndumping, Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich.
Keine Korrespondenz über den Wettbewerb. Rechtsweg ausgeschlossen.
Am 28. Februar stimmt der Kanton
Zürich über die Lohndumping-Initiative der Gewerkschaft Unia ab.
Die Initiative will ein härteres
gegen
Lohndumping
Vorgehen
durchsetzen (siehe Artikel und Kasten). Sie verlangt, dass der Kanton
eine Einstellung der Arbeit anordnet, wenn bei einem Betrieb der begründete Verdacht auf Lohndumping
besteht. Andere Firmen auf der gleichen Baustelle sollen ungehindert
weiterarbeiten können.
Nach geltendem Recht kontrollieren Kommissionen, bestehend aus
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden, die Betriebe auf die Einhaltung des Arbeitsrechts. Bei Branchen ohne Gesamtarbeitsvertrag
sind als dritte Partei auch die Behörden vertreten. Verstösse können mit
einer Busse von bis zu 5000 Franken geahndet werden. Gegen ausländische Unternehmen kann, bei
schweren Vergehen, auch eine Arbeitsmarktsperre von bis zu fünf
Jahren verhängt werden.
Die Gewerkschaft Unia bemängelt, dass die Bussen viel zu tief seien. Oft würden diese Beträge schon
im Budget eingerechnet. Ausserdem
würden viele ausländische Firmen,
die nicht mehr in der Schweiz arbeiten dürften, einfach unter leicht geändertem Namen zurückkehren.
Der Regierungs- und der Kantonsrat empfehlen die Initiative zur
Ablehnung. Nach ihrer Ansicht reichen die bestehenden Gesetze, um
effektiv gegen Lohndumping vorzugehen. Sie kritisieren die fehlende
Verhältnismässigkeit.
Unabhängig
von der Schwere des Vergehens und
schon auf Verdacht hin würde die
Einstellung der Arbeit erzwungen.
Gesamtwirtschaftlich sei nur ein
sehr kleiner Bereich von Lohndumping betroffen. Die gleiche Meinung
vertreten die bürgerlichen Parteien
und die Wirtschaftsverbände.
In Rekordzeit gesammelt
Zu den Unterstützern gehört neben
den linken Parteien und den Gewerkschaften auch ein ArbeitgeberKomitee, dem bis jetzt über 100 Personen beigetreten sind. Die be2nötigten 7000 Unterschriften für das
Zustandekommen der Initiative wurden in rekordverdächtigen 33 Stunden gesammelt. (jb.)
Junge Jazzer mischen im Seefeld das Feld auf
Sie sind Anfang 20, proben
in jeder freien Minute und
lieben den Kreis 5. Was die
vier Musiker vom District
Five Quartet vereint, das
sind ihre Freundschaft und
ihr Faible zum Jazz.
Nicole Seipp-Isele
«Unsere Band ist wie eine Familie»:
Dieser Satz ist auf den Rängen der
musikalischen Klischees ganz oben.
Doch wenn man das District Five
Quartet kennen lernt, und alle vier
Musiker unabhängig voneinander, jeder in seiner individuell charmanten
Art berichtet, büsst dieses Statement
jegliche Stereotypie ein. «Ich bin
dankbar, diese Menschen zu kennen.
Sie sind meine besten Freunde und
gleichzeitig meine Lieblingsmusiker.
Eine Kombination, die man sich nur
wünschen kann», schwärmt Paul
Amereller. «Alle gehen ins Extreme in
ihrer Musik und ihrer Lebenseinstellung. Alle haben einen starken Willen.
Das fasziniert und motiviert mich.» Es
sei ein freundschaftliches und musikalisches Moment, das die jungen Jazzer
verbindet, bestätigt Xaver Rüegg:
«Wir haben eine gewisse Selbstverständlichkeit in unserem Zusammenspiel, die von Anfang an da war. Wir
verstehen uns auf eine natürliche Weise gut. Alle haben offene Ohren, eine
scharfe Wahrnehmung und kommen
mit verschiedensten musikalischen Situationen klar. Zudem teilen wir die
Vorstellung einer gewissen Ästhetik.»
Kreis 5 als Inspiration
Vojko Huter zehrt von der Inspiration
und der starken Verbundenheit, und
Tapiwa Svosve sieht die regelmässigen Zusammenkünfte «fast wie Rituale. Erst wenn sich jedes Bandmitglied
mit der Musik identifizieren kann, erreichen wir unser Ziel. Wir wollen einen eigenen Gesamtsound. Wir sind
eine Band und wollen auch als solche
verstanden werden.»
Für das District Five Quartet bildet
der Kreis 5 Inspiration und Mittelpunkt des Schaffens. Die industrielle
Umgebung, die sich mehr und mehr
District Five Quartet: Vojko Huter, Tapiwa Svosve, Xaver Rüegg und Paul
Amereller treten am Mittwoch im GZ Riesbach auf.
Foto: zvg.
zum Familienquartier mausert, erfindet sich jeden Tag ein wenig neu. Eine rohe Industrieumgebung wird zusehends mit Leben erfüllt und entwickelt ihr Potenzial. Die Band tut es ihr
gleich. «Das kann sehr inspirierend
sein und überträgt sich auf unsere
Musik», erklärt Tapiwa Svosve. Der
klare und intensive Sound des District
Five Quartets transportiert pulsierende und urbane Bilder und wirkt dabei
zeitgemäss und vielschichtig. Eine ba-
sale Orientierung am Rhythmus wird
mit Inputs von traditionellem Jazz
über Hip-Hop, freie Improvisation bis
hin zu elektronischer Musik angereichert.
Vojko Huter begann 2012 an der
ZHdK Musik zu studieren. Zu seinen
Dozenten zählten Michael Bucher,
Theo Kapilidis, Felix Utzinger und
Chris Wiesendanger. Er erhielt einen
Bachelor-Abschluss mit Auszeichnung
und wurde für die «Best of Bachelor-
Tour» nominiert, was dem District
Five Quartet Gigs an allen Schweizer
Jazz-Hochschulen beschert hat. Die
nächste Generation von Jazz-Musikern mischt am kommenden Mittwoch im GZ Riesbach das Feld auf.
Die vier freuen sich darauf. «Wir alle
sassen schon im Publikum und schätzen diese Konzertserie sehr. Umso
schöner also, nun selbst auf der Bühne zu stehen», so Tapiwa Svosve. Wer
nach «Jazz im Seefeld» nicht genug
bekommen kann: Am 3. März spielt
das District Five Quartet in der Photobastei in Zürich, am 10. März im K9
in Konstanz und am 11. April am Cully Jazz Festival.
Ein Debütalbum ist in Planung.
Dafür schliessen sich die vier jungen
Jazzer noch im Februar für ein paar
Tage im Tonstudio ein.
Mittwoch, 27. Januar. 19.30 Uhr, District
Five Quartet: Vojko Huter, guit & comp,
Tapiwa Svosve, sax, Xaver Rüegg, bass,
Paul Amereller, drums. Grill ab 18.30 Uhr.
Essen ist selbst mitzubringen, Getränkeverkauf an der Bar, Eintritt 5 Franken &
Kollekte. GZ Riesbach, Seefeldstrasse 93,
8008 Zürich. www.districtfivequartet.com,
www.jazzimseefeld.ch.
8
Stadt Zürich
Nr. 3
21. Januar 2016
AU TO M O B I L
Europäer trumpfen in Detroit mächtig auf
An der North American
International Auto Show
(NAIAS) in Detroit glänzen
vor allem die Europäer.
Nur VW setzte sich ein weiteres Mal in die Nesseln.
Neuer Porsche Turbo Cabriolet.
Dave Schneider
Detroit. Motor City. Motown. Hier im
Herzen der US-Autoindustrie findet
traditionell im Januar der Auftakt
zum neuen Autojahr statt. Die North
American International Auto Show
läuft noch bis 24. Januar. Sie ist nach
wie vor die wichtigste Automesse in
Nordamerika, auch wenn ihr Los Angeles und auch New York langsam
den Rang abzulaufen drohen. Detroit
ist das Schaulaufen der US-Hersteller,
doch die Europäer nehmen immer
mehr Platz ein. In diesem Jahr stammen fast alle grossen Neuheiten vom
alten Kontinent.
Studie: Audi h-tron Concept.
Schafft es diese wunderschöne Studie des Buick Avista in die Serienproduktion?
Fotos: Dave Schneider
Volvo S 90.
Entschuldigungen, Peinlichkeiten
Im Fokus stand ohnehin eine europäische Marke: Alles schaute am ersten Pressetag auf Volkswagen. Wie
würden sich die stolzen Wolfsburger
nach dem unsäglichen Manipulationsdebakel präsentieren?
Nachdem im Vorjahr der damalige VW-Chef Winterkorn noch grossspurig die Dieselrevolution in den
USA angekündigt hatte, war in diesem Jahr – verständlicherweise –
kein einziges Dieselmodell am Messestand. Und an der Pressekonferenz
fanden VW-USA-Chef Michael Horn
und Markenvorstand Herbert Diess
nur demütige Worte: Mehrfach entschuldigten sich die Herren bei der
Bevölkerung, den Kunden, den Behörden, während im Hintergrund
rührselig US-Flaggen eingeblendet
wurden. Versöhnlich stimmen sollen
auch hohe Investitionen in den Vereinigten Staaten: Mit 900 Millionen
Dollar will VW im laufenden Jahr
2000 neue Jobs schaffen.
Das kommt gut an in den USA.
Doch gleich darauf machte Winterkorns Nachfolger, Volkswagen-Chef
Matthias Müller, mit unfassbaren
Hat Charakter: Der neue Lexus LC 500 ist ein Hingucker.
Aussagen die gesamten Bemühungen
zunichte. In einem Interview mit
NPR, dem grössten Radionetzwerk
der USA, bestritt Müller, dass VW gelogen habe, und sprach lediglich von
technischen Problemen und Missverständnissen. Dabei hatte VW doch
längst zugegeben, bewusst manipuliert und auch gelogen zu haben.
Nachdem ein Teil des Interviews bereits ausgestrahlt war, verlangte VW
die Neuaufzeichnung des Gesprächs,
und Müller versuchte, seinen peinlichen Auftritt zu entschuldigen: Die
Situation sei für ihn schwierig gewesen, weil viele Journalisten reingerufen hätten. Deutlich souveräner trat
da Müllers Kollege, Daimler-Chef Dieter Zetsche, auf. In gewohnt sympathischer Manier und zu Recht mit
breiter Brust stellten Dieter Zetsche
und Vertriebschef Ola Källenius, der
2019 die Konzernleitung übernehmen soll, die grossen Neuheiten aus
Stuttgart vor.
Die neue, zehnte Generation der
E-Klasse legt die Messlatte bezüglich
Assistenz- und Connectivity-Systeme
weiter nach oben. Die zweite Neuerscheinung ist der SLC: Der Nachfolger des beliebten Roadsters SLK
trumpft in Detroit auch gleich als besonders sportliche Version SLC 43
AMG auf. Und die Weltpremiere des
Hat viel Power: Neuer BMW M2 mit 370 PS.
S 65 AMG Cabriolet mit V12-Motor
und über 620 PS zeigt, dass der USAutomarkt nach wie vor leistungshungrig ist. Dies bestätigen auch die
Neuheiten von BMW.
An der NAIAS präsentieren die
Bayern erstmals den M2 mit 370 PS
aus einem 3-Liter-Reihensechszylinder-Biturbomotor. Und auch die
zweite Weltneuheit ist eine M-Version: der X4 M40i mit 360 PS. Porsche
doppelt nach und stellt in Detroit
erstmals die neuen 911 Turbo und
Turbo S vor. Die neuen Topmodelle
der legendären 911-Reihe leisten neu
540 und 580 PS und spurten in 3 respektive 2,9 Sekunden aus dem Stand
auf Tempo 100. Und Volvo präsentierte den neuen S90, der zwar primär nicht mit Leistung, dafür mit einem prachtvollen Design glänzt.
Lexus-Sportwagen begeistert
Überraschend stellt Toyotas Edeltochter Lexus mit dem LC 500 einen
fantastisch aussehenden Sportwagen
vor, der nicht etwa von einem sparsamen Hybridantrieb, sondern von einem 5-Liter-V8 mit 470 PS befeuert
wird. Auch Nissan-Tochter Infiniti
zeigt mit dem Q60 ein herrliches
Sportcoupé, das in der zweiten Jahreshälfte auch über europäische
Strassen fahren wird.
Hersteller zeigen in Detroit nicht nur Muskeln
miger, siebensitziger Van den Town &
Country, der bei uns Voyager heisst
und zuletzt als Lancia verkauft wurde. Reanimiert wird auch bei Fords
Edeltochter Lincoln: Endlich gibt es
wieder einen Continental. Der Klassiker in der amerikanischen Oberklasse wurde 2002 aus dem Programm
gestrichen und feiert nun in Detroit
mit einem optisch sehr gelungenen
Nachfolger Wiederauferstehung. Die
von einem V6-Benziner mit 400 PS
angetriebene Limousine wird es aber
leider nicht nach Europa schaffen.
Ein Elektro-Kompaktwagen
und die herrliche Studie
eines Sportcoupés sind
in Detroit die Highlights
der US-Hersteller. Riesige
Trucks zeigen vor allem
die Japaner.
Dave Schneider
Früher wurde die Messe in Detroit
von riesigen V8-Big-Blocks und noch
grösseren Pick-ups dominiert. In der
Ausgabe 2016 stehen sie zwar immer
noch herum, die Muscle-Cars und
Heavy-Duty-Trucks, doch im Fokus
sind sie nicht. Zwar präsentiert Ford
mit dem F150 Raptor Crew Cab erstmals die viertürige Variante der bösen Sportversion des meistverkauften
Fahrzeugs der Vereinigten Staaten –
die anderen (wenigen) Weltpremieren made in USA sind aber mehr
oder weniger vernünftig.
Ford zeigt in Detroit auch die
überarbeitete Version des Fusion, der
bei uns Mondeo heisst und hier erst
letztes Jahr, drei Jahre nach dem
US-Start, auf den Markt kam. Die optischen Änderungen sind kaum erwähnenswert, doch neu ist der Fusion auch mit V6-Benziner mit 330 PS
Studien als Ausblick
Ein richtiges Monster von einem Truck: Der Nissan Titan Warrior (Studie) trifft den US-Geschmack.
und mit Allradantrieb erhältlich. Allrad gibt es bei uns bereits, der V6
wird kaum nach Europa kommen –
aber immerhin gibt der neue Fusion
einen Ausblick auf das kommende
Mondeo-Facelift.
Am Messestand von GMC dreht
sich alles um den neuen Acadia. Das
Mid-Size-SUV wurde nicht nur äusserlich attraktiver, sondern vor allem
auch kleiner: Der Acadia ist über 18
Zentimeter kürzer, der Radstand
schrumpfte um über 16 Zentimeter.
Mit einer Länge von 4,91 Metern ist
er dennoch alles andere als klein, es
finden auch weiterhin bis zu drei
Sitzreihen Platz.
Keine grosse Premiere bei der
Premiummarke Cadillac: In Detroit
sind zwar der SRX-Nachfolger XT5
Foto: Schneider
sowie der neue CT6 zu sehen, und
auch die Powerlimousinen CTS-V
und ATS-V stehen am Messestand,
doch sie alle wurden bereits zuvor
vorgestellt.
Chrysler stellt an der NAIAS den
neuen Pacifica vor. Dieser Name verschwand 2007 mit der erfolglosen
Crossover-Baureihe von der Bühne,
ersetzt nun aber als schicker, geräu-
Bessere Chancen dürfte da der Chevrolet Bolt EV haben, wenn auch die
Marke letztes Jahr vom Schweizer
Markt zurückgezogen wurde. Der
rein elektrisch angetriebene Bolt
sieht gut aus und soll dank einer modernen Batterieeinheit von LG eine
Reichweite von 320 Kilometern
schaffen. Ob Opel davon einen Ableger zu uns bringen wird? Einen solchen wünschen wir uns auch von der
wunderschönen Buick-Studie Avista –
sie ist eine der spärlichen Überraschungen in Detroit und unser Highlight der Messe. Das herrlich gestaltete Sportcoupé könnte durchaus als
Opel Monza – oder auch als Opel Calibra – verwirklicht werden.
Stadt Zürich
Nr. 3
21. Januar 2016
9
ZÜRICH INSIDE
Ursula Litmanowitsch
E-Mail: [email protected]
Michael Prinz von Jugoslawien,
Mieke Buysse, Geschäftsführerin
Chesa Veglia Club.
Stilvoll in Gala (v.l.): Mischa Manz, Liouba Wildenstein, Ekaterina Anisimova, Maria Dostoinova, Prinz Ivan Schakhovskoy.
«Bolschoi Gala» am russischen
Silvester im Hotel St. Gotthard
Für die Russen hat das neue Jahr eben
erst begonnen. Nach julianischem (altem) Kalender tanzt der Bär mit Väterchen Russland nämlich erst am 13. Januar. Die Feier des russischen Silvesters als «Bolschoi Gala» mit Wodka
und Kaviar hat Hotelbesitzerin Ljuba
Manz-Lurje in Zürich eingeführt und
etabliert. Sie zelebriert diesen gesellschaftlich hochdotierten Anlass seit
Jahren mit Grandezza. Drum wurde
sie jetzt von seiner Exzellenz Alexander Vasiljewitsch Golovin, Botschafter
der Russischen Föderation in der
Schweiz, mit einer Urkunde und einem
anerkennenden Schreiben aus höchsten Regierungskreisen direkt aus dem
Kreml geehrt. Traditionell musizierten
im «St. Gotthard» wiederum die Bolschoi-Don-Kosaken unter Leitung von
Petja Houdjakov.
Wie in Moskau
Dieser versteht es wie kein anderer,
mit seinem Ensemble die berühmte
russische Seele musikalisch heraufzubeschwören und die Gäste mit
sinnlich interpretiertem Volksliedgut
in andere Sphären zu entrücken.
Man meinte, mitten in Moskau zu
sein, als der Gong die zwölfte Stunde
anschlug und sich alle in den Armen
lagen. Auch heuer konnte Ljuba
Manz wieder zahlreiche Gäste aus
dem russischen Adel und aus OligarANZEIGEN
Der Bär tanzt und Philipp Fahr, Direktor Caviar House, geniesst einen
Wodka.
Kommerzialrätin Ljuba Manz-Lurje (links) mit Botschafter Alexander
Vasiljewitsch Golovin und seiner Gattin Julia.
Die Juristen Katharina S. und
Richard J. Wuermli von Tax Expert.
Modedesignerin
Anastasia
Kiefer mit Gatte Dieter Kiefer, Luxusimmobilien.
chen-Kreisen an ihrem stilvollen Fest
begrüssen. Charmant meinte die
blendend aussehende Gastgeberin
und Hausherrin: «Die Damen werden
immer jünger und schöner, die Herren immer reicher, weil sie so attraktive Frauen an ihrer Seite haben.»
Prinzen und Unternehmerinnen
Am Tisch von Ljuba Manz sah man
etwa Ekaterina Anisimova aus Küsnacht, Mäzenin der russischen Kirche Zürich und Gattin von «Aluminiumzar» Vasily Anisimov, Chevalier
Frédéric de Selliers de Moranville
aus Genf, Prinz Michael von Jugoslawien, Prinz Ivan Schakhovskoy
aus Moskau, Ex-Model Liouba Wildenstein, Witwe des Kunsthändlers
Wildenstein aus Paris und Prinz
Hans-Georg Yourievsky, Nachfahre
des Zaren. Dabei auch die Davoser
Hotelbesitzerin Petja Stiffler, die mit
Angelina Jolie befreundet ist, Unternehmerin Christiane Leister (Leister
Group), Mieke Buysse, Geschäftsführein des Chesa Veglia Club in St. Moritz und Olga Alexandre, Gründerin
und Leiterin des Zürcher Kinderzentrums Matrioschka. Auch der frühere
Botschafter Dmitry Cherkashin war
da. Und der Nachwuchs feierte ausgelassen mit: Man sah den 16-jährigen Nikolaï Anisimov und den 18jährigen Maurice Louis-Dreyfus.
Chevalier Frédéric de Selliers de Moranville, Christiane Leister, Ljuba Manz mit Ehemann Dr. Marco Corte.
Ludmilla Ramage, Diorboutique (Mitte),
mit ihrer Tochter Alice (links) und Ursi
Emler.
Prinz Hans-Georg Yourievsky, Tatyana Davidoff und
Banker Ariel Sergio Goekmen (Schroders Privatbank).
10
Züriberg
Nr. 3
21. Januar 2016
Veranstaltungen & Freizeit
Was, wann, wo – Tipps für Anlässe in der Region
BUCHTIPP
Donnerstag, 21. Januar
Die PBZ-Bibliotheken (www.pbz.ch)
empfehlen:
Kurzweilig
Die Geschichte
um Nathaniel
«Nate»
Piven
spielt in der
angesagten Literaturszene in
New York. Nate
steht kurz vor
der
langersehnten Veröffentlichung seines
Buches, und auch sonst läuft es
für ihn ausserordentlich gut. Vor
kurzem hat er Hannah kennen
gelernt, die perfekt zu ihm zu
passen scheint. Wer jetzt eine
klassische Liebesgeschichte mit
Happy End erwartet, liegt falsch,
denn Nate hat ein grosses Problem: Obwohl er selbst denkt, dass
er nicht für eine Partnerschaft gemacht ist, lässt er sich immer
wieder auf mehr oder weniger
ernsthafte Beziehungen ein. Dies
hat zur Folge, dass die Frauen
ihn nicht besonders mögen.
Die Geschichte geht eher langsam voran, vordergründig geht es
auch nicht um die Handlung an
sich, im Zentrum steht Nates gnadenlose Selbstreflexion. Nicht
umsonst fühlt man sich während
des Lesens immer wieder etwas
ertappt, da man sich in Nate und
Hannah wiedererkennt. Die angeregten Dialoge zwischen den beiden bereichern das Buch und machen es zu einer spannenden und
kurzweiligen Unterhaltung.
Das Liebesleben des Nathaniel P. Adelle
Waldman. Liebeskind, 2015
18.00–19.30 Lesung mit Apéro: Im Rahmen der
Sonderausstellung Valle Bavona liest Simon Ledermann aus «Nicht Anfang und nicht Ende»,
dem klassischen Werk des bekannten Bavoneser
Autors Plinio Martini. Anschliessend können
köstliche Kleinigkeiten aus dem Maggiatal degustiert werden. Anmeldung an [email protected] bis 19. Januar. Heimatschutzzentrum, Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128.
18.00–20.00 Vernissage: Ausstellung von JeanPierre Sergent, Bilder – Serigrafien auf Papier
und Plexiglas. Ausstellung bis 5. März. Öffnungszeiten: Mi bis Fr 13–18 Uhr, Sa 13–17 Uhr. Keller
Galerie, Selnaustrasse 15.
18.00–20.00 Vernissage: Ausstellung Jana Gunstheimer. Bis 27. Februar. Galerie Römerapotheke,
Rämistrasse 18.
20.00 Georges Burki Trio: Das Trio des Violinisten
Georges Burki, mit Silvan Jeger (b) und Fredi
Schmid (dr), spielt Jazzstandards und Eigenkompositionen zwischen Bebop und Fusion. Lebewohlfabrik, Fröhlichstrasse 23.
20.00–22.00 Konzert mit Lura: Türöffnung: 19 Uhr.
Kaufleuten, Pelikanplatz.
20.00 Der Lachs der Weisheit: «‹Cait und Ich› ist eine der schönsten Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe» (Daniel Rohr). Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99.
Freitag, 22. Januar
15.00 Lesung: Berg & Tal – Lesung mit Emil Zopfi.
Alterszentrum Klus Park, Asylstrasse 130.
18.00 Taschenlampenführung «Nachts im Museum»:
Ab Schulalter – auf Anmeldung. Kulturama, Englischviertelstrasse 9.
19.30 Musikpodium – Zwei Tage Zeit (Tag 1): Die
sechste Ausgabe des Festivals für improvisierte
Musik. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99.
20.15 Die Legende von Schillers Räubern: Dschungel
Wien und Hochschule für Schauspielkunst Ernst
Busch, Berlin. Theater Stadelhofen, Stadelhoferstrasse 12.
Samstag, 23. Januar
Humorvoll
«Wir
hatten
immer gedacht,
wir würden mit
dem
Sterben
und dem Tod
vernünftig umgehen.
Nicht
nur vernünftig,
sondern
lässig-nonchalant, so wie wir unser
Leben geführt hatten. Wir gut
aussehenden, braun gebrannten
Erfolgstypen. Alphawölfe. Überholspurfahrer. FDP-Wähler, als es
die noch gab. Und jetzt ist Heulen
und Zähneklappern – Drittzähneklappern.» Seit Kindertagen sind
Carl, Willhelm, Heinrich, Siegfried und Ernst befreundet. Um
der Einsamkeit zu entgehen, die
das Alter zwangsläufig mit sich
zu bringen scheint, beschliessen
sie, eine Alters-WG zu gründen.
Die Idee ist nicht ganz unproblematisch, denn jeder von ihnen
hat seine Marotten und Macken.
Dennoch läuft das Zusammenleben überraschend gut, bis sich
das Alter und die damit zusammenhängenden Probleme im vollen Ausmass bemerkbar machen.
Mit viel Humor, Charme und Liebe zum Detail beschreibt Christoph Poschenrieder ein Thema,
das uns alle irgendwann betreffen
wird. «Mauersegler» liest sich
trotz der inhaltlich harten Kost
leicht und angenehm. Der sprachliche Witz ist gelungen und bereitet wunderbare Lesestunden.
Mauersegler. Christoph Poschenrieder. Diogenes, 2015
19.30 Musikpodium – Zwei Tage Zeit (Tag 2): Die
sechste Ausgabe des Festivals für improvisierte
Musik. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99.
20.15 Die Legende von Schillers Räubern: Dschungel
Wien und Hochschule für Schauspielkunst Ernst
Busch, Berlin. Theater Stadelhofen, Stadelhoferstrasse 12.
Sonntag, 24. Januar
11.00–13.00 Vernissage: Fritz Hug, Bilder; Jean
Claude Jaton, Skulpturen. Bis 10. April. Tertia-
num-Residenz Zollikerberg, Sennhofweg 23.
14.30 Öffentliche Führung: «Wie wir lernen»: Kulturama, Englischviertelstrasse 9.
18.00 Ein Liederband: Von Kopf bis Fuss auf Lieder
eingestellt. Mit Graziella Rossi, Rea Claudia Kost,
Helmut Vogel und Daniel Bentz. Am Klavier: Daniel Fueter. Theater Rigiblick, Germaniastr. 99.
thema des Schauspiels ist das universelle Thema
Liebe: Liebe auf den ersten Blick, Liebe als Leidenschaft, Liebe als Routine ... Es handelt sich
um eine Reise durch die vielseitige Facette der
Liebe. Informationen und Buchungen: [email protected] / 079 418 9062 (JL Scenini).
Theater Stok, Hirschengraben 42.
Donnerstag, 28. Januar
Montag, 25. Januar
14.30 Öffentliche Besichtigung der Pflegebetriebe:
Anmeldung: 043 268 78 00. Diakoniewerk Bethanien (Gartensaal), Restelbergstrasse 7.
18.55 Lesung am Cheminéefeuer: Dagmar Schifferli
liest aus ihrem Biografieroman «Anna Pestalozzi-Schulthess – Ihr Leben mit Heinrich Pestalozzi». Apéro. Eintritt frei, Kollekte. Kirchgemeindehaus Neumünster, Seefeldstrasse 91.
Dienstag, 26. Januar
12.30–13.00 Vortrag: Botanische Feldarbeit in
Chiapas, Mexiko. Mit Michael Kessler. Botanischer Garten, Zollikerstrasse 107.
18.00 The Prima Gypsy Swing Project: Toni Donadio
(g), Moreno Donadio (g), Urs Wäckerli (vio) &
Paul Buchmeier (b) voller mitreissender Energie
und Fabulierfreude in der klassischen HotclubBesetzung. Lebewohlfabrik, Fröhlichstrasse 23.
19.30 Konzert: Der Pianist Oliver Schnyder und
das Zürcher Kammerorchester spielen Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 und die berühmte
«Eroica»-Sinfonie. Tonhalle, Claridenstrasse 7.
18–20.00 Vernissage Projekteingaben Kunst und
Bau für die Wohnsiedlung Hornbach im Seefeld
und die Quartierinfrastruktur Schütze-Areal im
Kreis 5. Ausstellung bis 4. Februar, Mo–Fr 16–20
Uhr, Sa/So 14–18 Uhr, Pavillon Werd, Morgartenstrasse 40, 8004 Zürich.
20.00 Drei Grazien, einfach zum Verlieben: Konzert
mit dem Absolut Trio. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99.
Mittwoch, 27. Januar
10.15 Kindertreff PBZ: Buchstart Geschichtenzeit.
Für Eltern mit Kleinkindern von 2 und 3 Jahren.
Animation mit Brigitte Schanz. Pestalozzi-Bibliothek Riesbach, Seefeldstrasse 93.
14.30 Kultur am Nachmittag: Heidi Zingg Knöpfli:
200 Jahre Geschichte und voller Hoffnung in die
Zukunft. Kirchgemeindehaus Hottingen, Asylstrasse 36.
20.00 «Der Schauspieldirektor»: Theater Kanton
Zürich in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus
Zürich. Eine Komödie mit Musik in einem Akt
von Wolfgang Amadeus Mozart. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99.
20.00 Theaterspektakel «Amour...Toujours?»: Haupt-
14.00 Vortrag: «Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag». Léonie Kaiser, Juristin und Familienmediatorin, Zürich. Für Quartierbewohner ab 60
Jahren. Beschränkte Platzzahl, frühzeitiges Erscheinen empfehlenswert. Siedlung Hirzenbach,
Hirzenbachstrasse 85.
17.00–20.00 Vernissage: Bilder von Bogomir
Krajnc, Objekte von Reto Messmer. Ausstellung
bis 19. März. Jedlitschka Gallery, Seefeldstr. 52.
18.00 Vernissage: Ausstellung von Sandra Raymann, Carmen Müller, Nicole Hüppi. Bis 22. April. Galerie Tramhüsli Rehalp, Forchstrasse 396.
18.00–21.00 Vernissage: Bilder des sudanesischen
Künsttlers Ali Shahto. Ausstellung bis 23. März.
Galerie le sud, Talacker 35.
18.00 Vernissage: «Farben und Weite», Verena Zadrazil. Ausstellung bis 31. Januar. Kronen Galerie, Froschaugasse 3.
18.00–19.00 Finissage: Ausstellung August Dimitrov. Lebewohlfabrik, Fröhlichstrasse 23.
19.30 Vortrag: Die Balkanroute. Erfahrungen von
unterwegs. Thomas Meyer und Jan Capol berichten von ihren Hilfseinsätzen. Kassette für projekte, Wolfbachstrasse 9.
20.00–22.00 Konzert Nen: Türöffnung: 19 Uhr.
Kaufleuten (Klub), Pelikanplatz.
20.00 Lea Lu & Band: Bezaubernd kreativ und beschwingt, kehrt Lea Lu ins Fabrikli zurück, mit
neuer Band, neuen Songs und viel Spielfreude im
Gepäck. Lebewohlfabrik, Fröhlichstrasse 23.
20.00 «Der Schauspieldirektor»: Theater Kanton
Zürich in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus
Zürich. Eine Komödie mit Musik in einem Akt
von Wolfgang Amadeus Mozart. Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99.
20.00 Theaterspektakel «Amour...Toujours?»: Hauptthema des Schauspiels ist das universelle Thema
Liebe: Liebe auf den ersten Blick, Liebe als Leidenschaft, Liebe als Routine ... Es handelt sich
um eine Reise durch die vielseitige Facette der
Liebe. Info und Buchungen: [email protected] / 079 418 9062 (JL Scenini). Theater Stok,
Hirschengraben 42.
20.15 «MundWerk»: Das erprobte Trio Sibylle Aeberli, Stefanie Grob und Sandra Künzi gehört
zum harten Kern der Bühnenkünstlerinnenreihe
Tittanic. Die drei Rockerinnen des Wortes erfreuen schon seit Jahren zahlreiches Publikum mit ihren träfen Texten und Tönen. Theater Stadelhofen, Stadelhoferstrasse 12.
ANZEIGEN
www.neumuenster.ch
www.kreuzkirche.ch
Kinderkonzert zum
Mitsingen
Andrew Bond im Neumünster
Für alle Kinder bis ca. 12 Jahre und ihre
Begleitpersonen
Samstag, 30. Januar 2016, 15.00 Uhr
Kirche Neumünster (nahe Hegibachplatz)
Türöffnung um 14.30 Uhr, Eintritt: Fr. 10.–/Fr. 15.–
Tickets sind direkt vor dem Konzert erhältlich.
Erscheint 1-mal wöchentlich, am Donnerstag
Auflage: 20 560 (Wemf beglaubigt)
Jahresabonnement: Fr. 90.–
Inserate: Fr. 1.62/mm-Spalte
Anzeigenschluss:
Freitagmorgen, 10 Uhr
Geschäftsleitung/Verlag:
Liliane Müggenburg
Redaktionsleitung: Andreas J. Minor (ajm.),
[email protected]
Redaktionelle Sonderthemen:
Pia Meier (pm.), Lisa Maire (mai.)
Ständige Mitarbeiter:
Elke Baumann (eb.), Silvan Rosser (ros.),
Manuel Risi (mr.)
Anzeigenverwaltung: Andrea Kehl,
Mayjoy Föhn, Tel. 044 913 53 33
Anzeigenverkauf:
Dora Lüdi, Tel. 044 709 17 00,
[email protected]
Silvia Grütter, Tel. 078 745 91 12,
[email protected]
Produktion: AZ Verlagsservice AG, 5001 Aarau
Abonnementsdienst: Tel. 044 913 53 33,
[email protected]
Redaktion/Verlag, Vertrieb: Lokalinfo AG,
Buckhauserstrasse 11, 8048 Zürich,
Tel. 044 913 53 33, Fax 044 910 87 72
[email protected],
www.lokalinfo.ch
Druck: St. Galler Tagblatt AG, St. Gallen-Winkeln
Züriberg
Veranstaltungen & Freizeit
Ausnahme-Cellist spielt in der Tonhalle
Der Cellist Steven Isserlis
spielt mit dem Zürcher
Kammerorchester unter
der Leitung von BarockSpezialist Richard Egarr
Werke von Haydn und Boccherini, umrahmt von Sinfonien Haydn und Mozarts.
Der britische Cellist Steven Isserlis ist
nicht nur ein herausragender Solist
und Kammermusiker, sondern auch
ein begabter Pädagoge und Autor. Als
Solist tritt er regelmässig mit den renommiertesten Orchestern und Dirigenten auf, wie zuletzt mit den Berliner Philharmonikern oder dem
Cleveland Orchestra. Als Kammermusiker und mit seinen Recitals ist er
ständiger Gast bei Festival. 2013
wurde er in die Gramophone Hall of
Fame aufgenommen – als einer von
nur zwei Cellisten, denen diese Ehre
noch zu Lebzeiten zuteilwurde.
Steven Isserlis grosses Interesse
an authentischer Aufführungspraxis
hat ihn mit den führenden Barockorchestern zusammengeführt. Gemeinsam mit dem Zürcher Kammerorchester spielt er unter der Leitung
von Barock-Spezialist Richard Egarr
klangvolle Cellokonzerte von Haydn
Steven Isserlis musiziert mit dem Zürcher Kammerorchester.
und Boccherini, umrahmt von Sinfonien Haydn und Mozarts.
Richard Egarr ist seit 2006 musikalischer Leiter der Academy of Ancient Music und Gastdirigent renommierter Ensembles für Alte Musik.
Als Dirigent widmet er sich einem
breiten Repertoire von Monteverdi
bis Mendelssohn, den Kern seines
Foto: zvg.
Repertoires bilden jedoch die Werke
von Händel und Bach. Eine Anzahl
seiner Aufnahmen sind mit Preisen
wie dem Gramophone Award ausgezeichnet worden. (pd.)
Dienstag, 2. Februar, 19.30 Uhr, Tonhalle,
grosser Saal, Clardienstrasse 7. Mehr Infos unter www.zko.ch.
ANZEIGEN
Duell der Poeten
mit Emil Steinberger
Im Cabaret Voltaire geht die Veranstaltungsreihe «Icon Poet live» in die
nächste Runde: Unter Aufsicht des St.
Galler Slam-Poetry-Pioniers und SPPolitikers Etrit Hasler kreuzen einmal
mehr vier Wortkünstlerinnen und
-künstler die Federkiele. Diesmal mit
dabei: Emil Steinberger, der zurzeit
auch im (ausverkauften) Schauspielhaus auf der Bühne steht. Paroli bieten wollen «Emil National» die Aargauer «Wortakrobarettistin» Patti Basler, die Zürcher Schauspielerin und
Romanautorin Dagny Gioulami sowie
der
Ostschweizer
Spoken-WordKünstler und Autor Renato Kaiser.
Bei «Icon Poet» geht es um schnelles und witziges Erfinden und Erzählen von Geschichten. So ist mitzuerleben, wie trotz Herzklopfen, Knieschlottern und feuchten Händen zum
Beispiel ein hieb- und stichfestes Alibi
aus dem Ärmel geschüttelt, ein Lobgesang auf die vollendete Note eines edlen Tropfens geträllert oder eine bühnenreife Liebeserklärung zum Besten
gegeben wird – in 180 Sekunden.
«Icon Poet» ist eine Idee der erfolgreichen Schweizer Spiele-Entwickler Frei. Die drei Brüder erfanden vor
ein paar Jahren ein Würfelspiel, bei
dem man sich Kurzgeschichten ausdenken muss – auf der Basis von gewürfelten Symbolen (Icons), vorgegebenen Szenarien und der Stoppuhr.
(pd./mai.)
Donnerstag, 28. Januar, 20 bis 21.30 Uhr,
Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1.
GZ-Programm
auf Seite 6
Liebe Leserinnen und Leser
Aus technischen Gründen sind
die Veranstaltungstipps der Gemeinschaftszentren und der Begegnungszentren in dieser Ausgabe auf Seite 6 zu finden.
Redaktion und Verlag
Nr. 3
21. Januar 2016
11
12
Züriberg
Nr. 3
21. Januar 2016
KULTUR
«Der etwa 75. Poetry Slam in der Roten Fabrik»
Wie bei jedem Poetry-SlamAnlass wurde auch am
Freitag in der Roten Fabrik
eine Flasche Whisky an
den Poeten überreicht,
der das Publikum am meisten begeisterte. Das Niveau
war sehr hoch, und so gab
es denn mit dem Münchner
Andivalent und dem Lokalmatador Gregor Stäheli
zwei Gewinner.
Fabian Moor
Letzten Freitag ging der – laut den
Moderatoren Etrit Hasler und Phibi
Reichling – «etwa 75. Poetry Slam in
der Roten Fabrik» über die Bühne.
Wie immer wurde die Saison im neuen Jahr im etwa 200 Leute fassenden
Ziegel oh Lac – dem umfunktionierten
Restaurant der Roten Fabrik – eröffnet. Bereits Tage zuvor hatte man auf
der Homepage gelesen, dass der
Abend ausverkauft sei und trotzdem
tummelten sich kurz vor Beginn des
Events noch diverse Interessenten vor
dem Eingang und hofften darauf, dass
jemand sein Ticket nicht abholen würde. Normalerweise werden die Slams
im wesentlich grösseren Clubraum
durchgeführt. Im Januar steht dieser
jedoch jeweils nicht zur Verfügung.
Teilten sich eine Flasche Whisky: Die beiden Gewinner Andivalent und Gregor Stäheli (r.).
Fotos: Fabian Moor
lieds «Alle meine Entchen». Eine
Kostprobe: «A: Woher nimmt sich dieser Typ das Recht zu behaupten, dass
alle Entchen ihm gehören? Alle Entchen gehören sich selbst!. B: Das ist
falsch! Alle Entchen gehören Chuck
Norris!» Ins Finale schafften es der
Münchner Andivalent und Gregor Stäheli aus Zürich. Während Andivalent
pseudophilosophisch darüber sinnierte, ob ein Blinder mit seinen Augen so
viel sieht wie ein Sehender mit seinem
Ellenbogen und ob man das, was der
Blinde sieht – oder eben nicht – dann
«schwarz» nennen könnte, präsentierte Stäheli einen Liebestext über Sandburgen und Luftschlösser. Der Abend
endete nach dreimaligem Applausvergleich und anschliessendem Abstimmen per Hände-in-die-Luft-Halten unentschieden.
Publikum fühlt sich inspiriert
Applaus entscheidet
Erit Hasler, einer der Poetry-Slam-Pioniere und St. Galler Politiker, moderiert den Anlass im «Ziegel oh Lac».
Wer die Entwicklung des Poetry Slams
in den letzten Jahren verfolgt hat,
wundert sich nicht, dass die Disziplin
solch grossen Anklang findet. So sind
die Texte bezüglich Form und Inhalt
völlig offen und nicht selten wird man
Zeuge von Wortspielen oder äusserst
abstrusen Gedankengängen, die einen
sehr grossen Unterhaltungsfaktor haben. Die Wettbewerbsregeln sind
denkbar einfach: Die Dichter tragen
selbst verfasste Texte oder Gedichte
vor, und das Publikum entscheidet,
was am besten gefällt. Hierzu werden
zuerst fünf Ziffernblöcke zufällig an
Zuschauerinnen und Zuschauer verteilt, die die Poeten in der ersten Runde mit Noten von 1 bis 10 bewerten.
In den weiteren Runden treten jeweils
zwei Poetinnen oder Poeten im Direktduell gegeneinander an, wobei die
Lautstärke des Applauses den jeweili-
gen Gewinner bestimmt – auch im Finale. Der jeweilige Sieger wird mit einer Flasche Whisky gekürt.
Am Freitagabend dichtete der
Slammer Tillmann Birr unter anderem über erfundene Youtube-Kommentare zu einem Video des Kinder-
Bei den Besuchern kam der Abend
sehr gut an. «Ich wurde – weil ich
dermassen von einem früher gesehenen Slam-Poeten geschwärmt habe –
heute von meiner Freundin hierhin
eingeladen», sagt Eric Auderset (35)
aus Hinteregg. Ihn fasziniere vor allem die pure Kreativität, die man hier
von den Poeten souffliert bekomme.
Besucherin Anina Rüdisüli aus
Zürich hat sich offensichtlich von Andivalents unkonventionellen Gedankengängen inspirieren lassen, denn
sie kommentiert den Anlass mit den
Worten: «Ich bin ein Eichhörnchen.»
Völlig zusammenhangslos ist dieser
Satz jedoch nicht, forderte Andivalent
doch in einem seiner Texte, man solle
in den Wald gehen und an zufälligen
Orten Nüsse vergraben, damit diese
von verwirrten Eichhörnchen, die
nicht mehr wissen, wo ihre Vorräte
liegen, gefunden werden. Hoffen wir
für Anina, dass sie die Nüsse nicht
am falschen Ort sucht …
Kunstvolle Schrift entsteht mit Pinsel, Tusche, Papier
Mit der Ausstellung «Magie
der Zeichen – 3000 Jahre
chinesische Schriftzeichen»
nimmt das Museum Rietberg seine Besucher mit auf
eine Reise in die fantastische Welt der Schriftkunst.
Elke Baumann
Auch wenn wir sie nicht lesen können, chinesische Schriftzeichen ziehen uns in ihren Bann. Die chinesische Schrift ist die älteste Schrift der
Welt, die heute noch verwendet wird.
Bereits während der Shang-Dynastie
(zirka 1600 bis zirka 1050 v. Chr.)
wurden chinesische Schriftzeichen
auf Orakelknochen, Schildkrötenpanzer und Bronzegefässe geritzt. Mit
wenigen Strichen zeichnete man das,
was man meinte. Daraus wurden gemalte Bildchen, aus denen sich die
chinesische Kaligrafie entwickelte. Im
asiatischen Raum gilt sie als die vornehmste Kunst und hat im gesellschaftlichen wie im künstlerischen
Leben einen hohen Stellenwert. Insgesamt gibt es rund 10 000 Schriftzeichen, wovon zirka 3000 häufig gebraucht werden.
Made in China
Kaligrafien werden mit speziellen
Pinseln und schwarzer Tinte geschrieben und sind echte Kunstwerke. Die Ausstellung präsentiert 92
Objekte von den ersten Schriftzeugnissen bis zur zeitgenössischen
Kunst. Die Verantwortlichen zeigen
die Bedeutung der Schriftkunst unter
Zhu Yunming (1460–1526), Gedicht in Konzeptschrift, Ming-Dynastie
(1368–1644), Hängerolle, Tusche auf Papier, Ausschnitt.
anderem in Themen wie «Macht und
Magie», «Spiritualität und Seelenheil», «Kunst und Mythos», «Gelehrte
und Genies» bis zu «Pinselstrich und
Poesie».
Ob poetische Bildaufschriften,
magische Schriftamulette zur Heilung
von Krankheiten, Eheproblemen und
bösem Zauber oder illustrierte Kochrezepte, die Exponate erzählen die
Geschichte der Kaligrafie. Auf Seide,
Holz, Leinwand, Keramik oder Reispapier geben sie Auskünfte über die
Künstler und ihre Gefühlswelt. Zum
Beispiel schreibt Kaiser Lizong
(1205–1264) der «Ehrwürdigen Konkubine» ein Gedicht auf ein Fächer-
blatt und Zhu Yunming (1460–1526)
Verse in ineinanderlaufenden Strichen von geringer Lesbarkeit. Die
schnell geschriebenen Linien stellen
eine vereinfachte Form der abstrakten Kunst dar. Selbst Kopien, kurze
Notizen und Nachrichten alter
Schriftmeister strahlen eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Sie
würden heute auf Auktionen immense Preise erzielen.
Die jungen Wilden
Die junge Garde Künstlerinnen und
Künstler wird unter anderem vertreten durch Li Jin, der mit seiner reduzierten Bildsprache besticht, und
Li Jin (geb. 1958), Lebensmittel und Gerichte, Nr. 2, datiert 2008, Querrolle, Tusche und Farben auf Papier, Ausschnitt.
Fotos: zvg.
Zhang Huans, der sich sein Gesicht
mit Familiennamen und Schlagwörtern wie Glück, Reichtum und Hoffnung beschriften liess. Ein poetisches
«Schriftwerk» aus Weinranken, Blättern und Samenkapseln hat die
Künstlerin Cui Fei (geb. 1970) für die
Ausstellung komponiert. Sujets aus
Flora und Fauna, Lebensmitteln und
Gerichten und vielem mehr treten auf
Quer- und Hängerollen in einen interessanten Dialog mit der klassischen
Kunst. Kaligrafen sind Maler und
Dichter in einer Person, mal eigenwillig, mal erotisch, mal genussvoll
und manchmal anzüglich. Des Weiteren bekommt der Besucher Antwor-
ten auf Fragen zur chinesischen
Schrift und kann selber das Schreiben mit Pinsel und Tusche ausprobieren. Texttafeln und Fotografien geben
Einblicke in eine spannende fremde
Welt. «Schriftkunst ist wie Genuss
von gutem Wein, sie kann alle Sorgen
vertreiben», ein Zitat von Su Shi, Kalligraf, Dichter, Maler und Politiker
der Song-Dynastie 11. Jahrhundert.
Museum Rietberg, Gablerstrasse 15, 8002
Zürich. Ausstellung bis 20. März. Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr, Mi
10 bis 20 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: «Magie der Zeichen», 45
Franken. Weitere Informationen unter
www.rietberg.ch.