. Stadt und Kreis Bad Kreuznach NR. 253 . SAMSTAG, 31. OKTOBER 2015 SEITE 15 Schrankenwärter in Altenbamberg sind bald passé Bahn Konzern modernisiert auch Nebenstrecken Von unserem Mitarbeiter Josef Nürnberg M Altenbamberg. „BÜ 2218“ ist die schlichte Abkürzung für einen Bahnübergang in der Burggemeinde, der dort das Neubaugebiet fußläufig anbindet. Doch wer den Übergang an der Strecke Bad Münster am Stein-Hochspeyer besucht, der staunt nicht schlecht, denn die längste Zeit des Tages sind die Schranken hier geschlossen. Geöffnet werden sie nur dann, wenn Passanten über die Sprechanlage im gelben Kästchen per ANZEIGE Knopfdruck mit dem Schrankenwärter im rund 150 Meter entfernten Bahnhof Kontakt aufnehmen. Pure Eisenbahnnostalgie ist dieser Bahnübergang, der zudem für den Ort sehr wichtig ist, da er den alten mit dem neuen Ortskern direkt verbindet. Daneben hat er noch eine weitere Entsprechung in Altenbamberg, die aber weniger frequentiert wird. In Zeiten, da Zugläufe in computergesteuerten Stellwerken abgewickelt werden, wirken die beiden Altenbamberger Bahnschranken wie Dinosaurier aus der Urzeit der Eisenbahn. Ein Geheimtipp für alle Eisenbahnnostalgiker. Doch wer diese Relikte mit Sprechanlage, Seilzügen und Win- den noch erleben, vielleicht sogar Fotos hiervon schießen möchte, der sollte sich beeilen, rät Ortsbürgermeister Holger Conrad. Die Deutsche Bahn möchte, dass schon bald sowohl die Gleisüberwege als auch der Haltepunkt im modernen Eisenbahnzeitalter ankommen. Ein mit Personal besetzter Bahnhof passt da nicht mehr ins Bild. Denn immerhin schieben hier täglich zwei Mitarbeiter im Zweischichtbetrieb Dienst. So muss der Bahnhof wegen der Bahnübergänge und des Mittelbahnsteigs für Reisende in Richtung Kaiserslautern beispielsweise an Werktagen von 5 Uhr in der Früh bis spätnachts gegen 23 Uhr besetzt sein. Denn wenn ein Zug von Bad Münster aus losfährt, muss der Altenbamberger Mitarbeiter melden, dass die Schranken heruntergelassen wurden. Gleiches gilt für Züge aus Richtung Alsenz, die dort erst losfahren dürfen, wenn die Übergänge in Altenbamberg geschlossen sind. Wie der Ortsbürgermeister in Gesprächen mit der Deutschen Bahn erfahren hat, will der Konzern die Übergänge bereits im kommenden Jahr auf elektrischen Betrieb umstellen. Niemand muss dann mehr kurbeln. Der Umbau des Bahnhofs beginnt im Jahr 2017, wobei das Gebäude, das laut Drückt man den Knopf am gelben Kästchen wie Emilie im Hintergrund, dann öffnet der automatische Schrankenwärter, sofern kein Zug in der Nähe ist, Foto: Josef Nürnberg die Schranke zum Neubaugebiet. Conrad schon verkauft ist, überhaupt keine Rolle mehr spielt. Der Bahnsteig für Züge in Richtung Bad Münster wird bis zur Höhe des Bahnübergangs 2218 verlängert. So müssen künftig Reisende aus dem Neubaugebiet nicht mehr durch den alten Ortskern zu ihrem Gleis gehen. Der Weg vom neuen Ortskern zum Bahnübergang wird in die Obhut der Gemeinde übergehen. Sie ist für die Befestigung ANZEIGE Orthopädische Einlagen und Schuhzurichtungen Schuhreparaturen Römerstr. 18-20 · Bad Kreuznach · Telefon 0671-45063 des Wegs zuständig und wird diesen auch beleuchten. „Niemand muss dann mehr mit der Taschenlampe zum Bahnhof gehen“, sagt Conrad. Der Mittelbahnsteig wird komplett entfallen, denn erst dann kann wirklich das Personal in Altenbamberg abgezogen werden. Für Zugreisende in Richtung Kaiserslautern soll darum demnächst ein neuer Bahnsteig gegenüber dem Friedhof errichtet werden, damit dieser über den Bahnübergang erreicht werden kann. Immer wieder war gerade die Verbindung zum Neubaugebiet ein Thema im Ortsgemeinderat. Stets haben sich die Altenbamberger dabei gegenüber der Deutschen Bahn durchgesetzt und somit verhindert, dass der Bahnübergang und seine Schwester geschlossen wurden. Mit Winden werden die Schranken vom Bahnhof aus betätigt. Ärzte behandeln ehrenamtlich kranke Flüchtlinge Aktion Bürkle-Stiftung unterstützt die Arbeit mit 10 000-Euro-Spende Die Ärzte werden in ihrer Arbeit von medizinischem Pflegepersonal unterstützt. In sieben Wochen haben sie bereits 200 Flüchtlinge behandelt. M Bad Kreuznach. Nachdem die junge Iranerin das Antibiotikum gegen ihre Angina bekommen und Dolmetscherin Mehrnaz Garzan übersetzt hat, wie es einzunehmen ist, steht schon der nächste Patient vor der hellblauen Tür des Arztzimmers in der Flüchtlingsnotunterkunft des Schulzentrums Römerkastell in Bad Kreuznach. Seit sieben Wochen betreuen die Malteser hier durchschnittlich 200 Flüchtlinge. Seit sechs Wochen bieten Ärzte aus dem Diakoniekrankenhaus Bad Kreuznach sowie niedergelassene Kollegen ehrenamtlich medizinische Sprechstunden an. Das war am Anfang gar nicht so einfach. Denn neben genügend Ärzten wurden Medikamente wie Salben und Antibiotika sowie eine Grundausstattung an Geräten wie Stethoskope, Ohrthermometer oder Blutdruckmessgeräte benötigt. Und an dieser medizinischen Grundausstattung fehlte es. Davon hörte die Bürkle-Stiftung und spendete 10 000 Euro für die medizinische Versorgung der Flüchtlinge der Landesaufnahmeeinrichtung Römerkastell in Bad Kreuznach. „Das Thema Flüchtlinge begegnet einem momentan ja überall. Wir haben mitbekommen, dass sich Menschen hier ehrenamtlich engagieren, es aber an vielem fehlt“, erzählt Gudrun Wiest, Kuratoriumsmitglied der Bürkle-Stiftung. „Daher haben wir entschieden zu helfen.“ Dr. Dirk Blaschke, Assistenzarzt der Abteilung Plastische und Rekonstruktive Chirurgie am Diakoniekrankenhaus, ist ärztlicher Ansprechpartner und Koordinator der Bereitschaftsdienste in der Notunterkunft. Er freut sich, dass die Bürkle-Stiftung die Arbeit mit einer so großzügigen Spende unterstützt. „Dadurch können wir viel besser agieren als noch am Anfang und sind jetzt gut ausgestattet.“ Die benötigten Dinge kaufen die Ärzte nicht etwa in einzelnen Apotheken ein, wie Blaschke berichtet: „Das läuft alles ganz unkompliziert über das Diakoniekrankenhaus. Dadurch erhalten wir die Waren zum Einkaufspreis des Krankenhauses.“ Außerdem ist er froh, auf zahlreiche Kollegen bauen zu können. 35 Ärzte aus dem Diakoniekrankenhaus und zwölf Niedergelassene engagieren sich. Neben den Medizinern sind auch Arzthelferinnen und Pflegepersonal dabei und kümmern sich um die Abläufe. Dreimal pro Woche für jeweils zweieinhalb Stunden ist Sprechstunde. Rund 400 Leute haben Blaschke und seine Kollegen bisher behandelt. Die Diagnosen reichen vom einfachen Schnupfen und Harnwegsinfekt über Mittelohrund Lungenentzündungen bis hin zum Herzinfarkt. Die Flüchtlinge seien dankbar für das Angebot. „Das tut gut“, sagt Blaschke. Richtfest an Wohnanlage für behinderte Menschen Inklusion 2,6 Millionen-Euro-Projekt der Kreuznacher Diakonie in den Weingärten macht rasche Fortschritte Von unserem Redakteur Harald Gebhardt M Bad Kreuznach. Fünf Monate nach dem Spatenstich im Mai nimmt das Wohnprojekt „Leben in Gemeinschaft – Wohnen in den Weingärten“ der Stiftung Kreuznacher Diakonie in der Franz-Eichenauer-Straße im Bad Kreuznacher Neubaugebiet rasch Gestalt an. Dort entsteht ein individuelles und inklusives Wohnangebot mit Einzelappartements für 24 Menschen mit Behinderung. Am Freitag wurde Richtfest gefeiert, und Zimmermann Ingo Ulrich wünschte den künftigen Bewohnern: „Glück möge die Bewohner begleiten, beschützen vor Unfall und Leid, vor Brand und stürmischen Zeiten, vor Ärger, Krankheit und Streit.“ „Wir wollen an diesem Standort 24 Menschen mit Behinderungen individuelles und inklusives Wohnen ermöglichen“, erklärte Dr. Ilka Sax-Eckes, Geschäftsführerin der Heilpädagogischen Einrichtungen der Kreuznacher Diakonie. „Wohnen und Leben im Grünen, vereint mit dem Komfort einer Stadt, das ist eine tolle Kombination.“ Besonderen Wert hat man bei der Architektur deshalb darauf gelegt, dass sich die Anlage harmonisch in das dortige Wohngebiet einfügt und den Bau dem vorhandenen Gelände angepasst, erklärte Bruno Schneider, Geschäftsführer der Merxheimer Schneider-Bau GmbH beim Richtfest. „Es passt in das Wohngebiet, und es fällt gar nicht auf, dass es eine so große Anlage mit 24 Wohnungen ist.“ Wichtig sei aber, dass die künftigen Bewohner damit zufrieden sind. Das Wohnprojekt ist vorwiegend für Menschen mit Behinderungen aus der Region Bad Kreuznach gedacht. Insbesondere dient es als Ersatz für das Haus „Exaudi“ auf dem Diakonie-Kerngelände an der Ringstraße. Das alte Gebäude soll abgerissen werden, weil es nicht mehr den aktuellen Wohnstandards entspricht. Der 1300 Quadratmeter große Neubau kostet rund 2,6 Millionen Euro. Die Bauzeit beträgt ein Jahr. Im Juli 2016 sollen die Bewohner einziehen können. Die Planungen an dem Projekt begannen schon im Jahr 2012, ließ Armin Dönnhoff, betriebswirtschaftlicher Geschäftsführer der Heilpädagogischen Einrichtungen, die Entstehungsund Entwicklungsgeschichte Revue passieren. Als im März 2015 dann endlich die Baugenehmigung vorlag, machte der Bau schnell Fortschritte. Das gesamte Wohnprojekt ist in drei einzelne Häuser aufgeteilt, je- weils mit eigenem Eingang und Gemeinschaftsraum sowie Küche. Jede Wohnung verfügt auch über eine eigene Terrasse, ergänzte Schneider. Die Bewohner sollen so viel Assistenz bekommen wie sie individuell benötigen. Einen eigenen Bereich bilden die Räume für tagesstrukturierende Angebote. Menschen mit Behinderungen sollen künftig Wohnmöglichkeiten mitten in der Gesellschaft bekommen. Das ist Ziel der Inklusionsbesterbungen. Das Vorhaben in den Weingärten ist nicht das einzige dieser Art. Die Heilpädagogischen Einrichtungen der Kreuznacher Diakonie haben ähnliche Projekte bereits in Rhaunen und Birkenfeld umgesetzt, im Raum Ingelheim und in Mainz-Gonsenheim sind ähnliche inklusive Wohnprojekte in Planung, unter anderem auch generationenübergreifend. Zimmermann Ingo Ulrich hielt den Richtspruch an der Wohnanlage für behinderte Menschen im Bad Kreuznacher Neubaugebiet in den Weingärten. Im Sommer 2016 sollen die 24 Bewohner einziehen können. Foto: Harald Gebhardt
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