Bericht - Pädagogische Hochschule Weingarten

Erfahrungsbericht über ein Auslandsstudium am
Stranmillis University College Belfast, Nordirland,
von Salvina Lattuca
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Erasmus-Stipendium
Wintersemester 2015/2016
Heimathochschule:
Pädagogische Hochschule Weingarten
Studiengang:
Lehramt an Realschulen (PO2003)
Studienfächer:
Kath. Theologie, Deutsch, Englisch,
Islam. Theologie/Religionspädagogik
(Erweiterungsfach)
Inhalt
1.
Auslandsstudium-wo(zu)? ................................................................................................................................. 3
2.
Informationen zum Stipendium ......................................................................................................................... 3
3.
Vor dem Auslandsaufenthalt… ......................................................................................................................... 4
4.
Während dem Studium… .................................................................................................................................. 5
5.
Außerdem…......................................................................................................................................................... 6
6.
Die Zeit am Stranmillis University College Belfast war… ............................................................................. 7
7.
Bilder mit eigenen Eindrücken .......................................................................................................................... 8
8.
Zustimmungsklausel ......................................................................................................................................... 11
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1. Auslandsstudium-wo(zu)?
Bereits Im Hinblick auf die Zeit nach dem Abitur war für mich immer schon klar, dass ich
eine Zeit lang ins Ausland gehen möchte: Unbekannte Orte erkunden, neue Leute
kennenlernen, lernen mit ungewohnten Lebensverhältnissen alleine zurechtzukommen.
Damals traute ich mich noch nicht über meine Comfortzone hinaus und es blieb bei
Träumereien. Jahre vergingen und der Gedanke daran ließ mich nie los. Meine größte
Sorge war zumeist der finanzielle Aufwand, den ich nicht einschätzen konnte, und
schlichtweg Angst vor dem Fremden.
Warum habe ich mich letztlich doch dazu entschieden? Ein weiteres Argument für eine
Auslandserfahrung kam im Laufe meines Lehramtstudiums auf: Die Vertiefung und
Verbesserung meiner Sprachkenntnisse in Englisch. Als zukünftige Englischlehrerin
beschränkte sich die Auswahl auf ein Land im englischsprachigen Raum. U.a. holte ich
Informationen zum Studium an diversen Partnerhochschulen der PH Weingarten ein,
indem ich mich mit ehemaligen „Outgoings“ austauschte, im Internet recherchierte und
mich mit Fachlehrern beriet. Ich war zu der Meinung gekommen, dass ein Studium (im
Gegensatz zu einer AuPair-Tätigkeit, oder einem Praktikum) die Möglichkeit bietet,
elaborierte Sprachkompetenzen auszubilden. Insbesondere aufgrund des textuellen
Inputs.
Schlussendlich habe ich mich primär für Nordirland beworben. Die Begründung dafür ist
selbsterklärend, googlet man einmal die Bilder Nordirlands…Diese landschaftliche
Schönheit hat mich vor Ort nur noch mehr beeindruckt…
2. Informationen zum Stipendium
Erasmus+ ist ein Programm, das die europäische Zusammenarbeit der Hochschulen
fördert und auch finanziell unterstützt. Die nationale Abteilung im DAAD gibt zum Beispiel
Richtlinien vor, die ein Auslandsstudium unter diesem Träger vor, während und nach dem
Aufenthalt, mit sich bringt. Konkret bedeutet das: Erstens, ein Sprachtest zur
Einschätzung des sprachlichen Niveaus (in unserem Fall gestaltete sich das in einem
Gespräch mit dem Englischfachsprecher). Zweitens, ein dreiviertelstündiger OnlineSprachtest vor und nach dem Aufenthalt. Drittens, dieser Erfahrungsbericht. Viertens,
eine Kursbelegung von mindestens 30 ECTS.
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Dafür erhalten verschiedene Länder unterschiedliche Gelder, welche monatlich berechnet
werden. Nordirland gehört zu der teureren Kategorie, weswegen wir 270 Euro im Monat
zugesprochen bekamen. (Dies ist allerdings kein fester Betrag, sondern orientiert sich
beispielsweise am Wechselkurs) 80% davon wurde uns ein Monat vor Abreise
überwiesen, die restlichen 20% erfolgen nach Abgabe der Assignments, des Berichts und
zweiten Sprachtests. Zusammengenommen somit 810 Euro plus 250 Euro
außerordentlichen Zuschusses unserer Hochschule. Im ersten Moment hört sich das nach
einer hohen Summe an, und ich möchte noch einmal betonen, wie dankbar ich für diese
Möglichkeit bin. Jedoch muss man bedenken, dass alleine die Unterkunft in den Halls
eine teure Angelegenheit ist. Ca. drei Monate vor Abreise bekamen wir eine E-mail der
Gasthochschule mit der Aufforderung bis Ende des Monats £200 deposit (d.h. innerhalb
10Tagen) und bis Ende nächsten Monats £1610 zu überweisen. Das entspricht rund 2600
Euro und beinhaltet Zimmer, Frühstück und Abendessen. Diese Summe musste zunächst
aus eigenem Budget aufgebracht werden und wurde im Nachhinein durch Erasmus weder
ausgeglichen, noch spürbar reduziert.
3. Vor dem Auslandsaufenthalt…
…hat man definitiv viel zu tun! Die Online-Bewerbung und das Motivationsschreiben (auf
Englisch) wird beinahe ein Jahr vor dem geplanten Auslandsstudium eingereicht.
Ungefähr drei Monate später findet das Bewerbungsgespräch statt. Dieses wird, meiner
Ansicht nach, ganz individuell geführt. Ich habe schon Berichte über Fragen zu Politik,
Gesellschaft, Universität, oder ganz freie (Warum möchtest du gerade dort ein
Auslandssemester machen?), bis hin zu sehr kurze Gespräche (Meistens bei Studenten
mit Familie im Gastland, oder sehr guten Noten) gehört. Schlussendlich sollte man sich
der Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt sicher sein und persönliches Interesse
und Engagement vermitteln. Die Formalien des International Offices, sowie der
Gasthochschule sind mit viel Zeitaufwand verbunden. Außerdem wird eine gewisse
finanzielle Absicherung vorausgesetzt und ggf. erfragt. Ratsam ist es des Weiteren sich,
im Vorfeld, mit Land und Leuten auseinanderzusetzen. Dahingehend kann ich ein Buch
namens „Gebrauchsanweisung Irland“ empfehlen. Es gibt einem einen Einblick in die
Mentalität der (Nord-)Iren. Für politisch-geschichtliche Entwicklungen des Landes
(worüber man sich hier unbedingt informieren sollte) fand ich diesen Text als kurzen
Überblick sehr hilfreich: http://passagenew.cappelendamm.no/c453153/artikkel/vis.html?tid=498532. Sprachliche Vorkehrungen
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hängen davon ab, ob man Englisch als Studienfach hat. Wenn nicht, sind auch die
(freiwilligen) Onlinekurse des Erasmusprogramms, während des Studiums, eine gute
Möglichkeit seine Sprachkenntnisse zu erweitern.
4. Während dem Studium…
…ist man immer beschäftigt! Sei es die Vorlesung, der Social Club, eine Party in der
Unibar, eine Veranstaltung der CU (Christian Union), oder private Ausflüge- besonders
die ersten Wochen scheinen zu verfliegen! Stranmillis‘ Student’s Union kümmert sich und
organisiert eine Fülle von Aktivitäten, teilweise extra für Internationals. Ihr Motto wird in
der sogenannten Freshersweek (Was bei uns die Orientierungswoche für Erstis wäre)
mehr als deutlich: „GET INVOLVED!“ In diesem Sinne kann ich ebenso jedem/r raten:
Nutzt die Freshersweek und lasst keine Möglichkeit aus in der Anfangszeit Kontakte zu
knüpfen, euer neues Zuhause kennenzulernen und Spaß zu haben! Die ersten zwei
Wochen sind die schönsten und aufregendsten- Make the most of it!
Auf dem Campus der Hochschule untergebracht zu sein ist eine Erfahrung, die ich in
Deutschland vermisse. Einmal ein „richtiges Studentenleben“ führen war auch einer der
Gründe, weswegen ich noch einmal im Ausland studieren wollte. Das habe ich hier
definitiv angetroffen. Auf dem großzügigen Gelände von „Stran“ befinden sich mehrere
Wohnheime, welche von Studenten diverser Universitäten in Belfast bewohnt werden. Die
Internationalen werden unter die Einheimischen gemischt, es gibt Mädchen und
Jungsflats mit jeweils zehn Zimmern. Die Zimmer sind für ihren stolzen Preis nicht das,
was man als Deutsche/r erwarten wird, jedoch für UK standards durchaus in Ordnung.
Was leider hin und wieder unter die Toleranzgrenze geht, ist das Essen im „Chatz“. An
einem Abend trat bei mehreren Studenten eine Magenverstimmung auf, welche alle
Unterschiedliches gegessen hatten. Grundsätzlich ist das Essen nicht so schlecht,
manchmal sogar gut. Was uns am meisten gestört hat, war die mangelnde Abwechslung
(Jeden Tag Hähnchen- und Fleischgerichte) und das viele Fast Food. Abgesehen von den
Unmengen an Kartoffeln, die oftmals beim Frühstück (Potatobread), Suppe, Hauptgericht
und Beilage gleichzeitig angeboten werden. Traurigerweise ist die ausschließliche
Selbstversorgung (Die Preise sind schätzungsweise 40% höher als in Dt.) einfach nicht zu
tragen.
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Was das Studium selbst angeht, hat man keine übermäßige Arbeit zu erwarten.
Stranmillis‘ Studenten scheinen im Vergleich zu uns relativ wenig Zeit sowohl in
Seminarräumen, als auch für Hausaufgaben (falls es diese überhaupt gibt) zu verbringen.
Wählt das ein oder andere zusätzliche Seminar, um das Studieren nicht ganz aus den
Augen zu verlieren. Für die Deutschstudenten, oder Literaturinteressierten unter euch ist
übrigens Colm Donaghy als Englischdozent zu empfehlen!
Im Wintersemester werden des Weiteren leider keine langfristigen Praktika angeboten.
Allerdings hat man innerhalb des Pflichtkurses für Erasmusstudenten NI Culture and
Education ein zweitägiges Hospitieren an einer Schule, welches einem zumindest einen
kleinen Einblick in das fremde Schulsystem gewährt. Der Kurs „Children with special
additional needs“ impliziert sogar ein einwöchiges Praktikum an einer entsprechenden
Schule.
Auch die Teilnahme an Workshops, oder Sprachkursen der Mutteruniversität Queens sind
möglich. Die Student’s Union kommuniziert, was Ersteres angeht, über Facebookgruppen
und E-mails. Sprachkurse finden in einem Gebäude der Queens University statt und
kosten 25 Euro pro Semester.
In jedem Fall steht das International Office und sein Herz Margeret Mulhern für alle
Fragen oder Probleme zur Verfügung. Margaret wird die erste Person sein, bei der ihr die
nordirische (Gast-)Freundlichkeit erfährt. Nicht unbedingt das, was man von einer solch
belasteten Gesellschaft erwartet, aber deshalb nicht weniger faszinierend. Ich hab selten
ein so nettes, zuvorkommendes und einladendes Volk erlebt.
5. Außerdem…
…habe ich bisher nur angedeutet, wie wunderschön dieses Land ist. Ich kenne
niemanden, der/die nicht von den weiten grünen Weiden, oder hohen Klippen, die aus
dem Meer ragen, ins Schwärmen gekommen ist. Der Giant’s Causeway, die Carrick-aRede Rope Bridge, Mussenden Temple, Marble Arch Caves,…man könnte vieles
aufzählen, was sehenswert ist und schwer sagen, was am beeindruckendsten war. Auch
die Stadt Belfast ist meiner Ansicht nach diejenige in (Nord-)Irland, welche man sich als
Student aussuchen würde. Sie ist nicht zu groß, nicht zu klein und bietet reichlich
Shopping- und Ausgehmöglichkeiten. Der kulturelle Aspekt, durch beispielweise das
Ulster Museum, kommt natürlich nicht zu kurz.
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Was bei alledem bedauerlich ist: Das Bus und Zug fahren ist sehr teuer. Es gibt kein
Studententicket oder Ähnliches. Im Belfast Visit Center kann man allerdings ein 12er/30er/…-Ticket erwerben, mit dem man einiges einsparen kann. Dafür sind Taxis
vergleichsweise günstig. Was man aber beachten muss: Bestellt man ein Großraumtaxi
wird oft ein Pauschale von 5 Pounds hinzugerechnet. Meistens lohnt es sich dennoch. Für
Ausflüge ist zusätzlich das Sonntagstagesticket (Zug) für 9 Pounds nennenswert, zieht es
jemanden nach Schottland, bietet die Stenaline-Fähre eine Hin- und Rückfahrt (am selben
Tag) nach Glasgow für 10 Pounds an. Längere Reisen sind in der „Reading Week“, Ende
Oktober, möglich. Über Bus und Zug hinaus sind rechtzeitig äußerst preiswerte Flüge
innerhalb des United Kingdom buchbar. Ausnutzen!
6. Die Zeit am Stranmillis University College Belfast war…
…unvergesslich. Ich kann jede/n nur ermutigen ins Ausland und besonders nach Belfast
zu gehen! Geschichte und Politik mag den/die eine/n oder anderen vielleicht abschrecken.
Dazu möchte ich sagen: Belfast ist eine moderne, lebhafte, interessante und sichere
Stadt. Und der Campus des Stranmillis University College ist die richtige Umgebung, um
internationale Freunde zu finden, die Kultur der Nordiren kennenzulernen, sich selbst
besser einschätzen zu können, und letztendlich, sich weiterzubilden. Ob fachlich,
sprachlich oder beides. Den irischen Akzent bekommt man nach drei Monaten sogar
gratis dazu. ;)
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7. Bilder mit eigenen Eindrücken
Stranmillis Haupteingang
River Lagan
(5Minuten Fußweg von Stranmillis)
Einige Internationals und Students Union
Mitglieder im Trampoline Park
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UV-Party im Scholars (Unibar)
Cave Hill
Tollymore Forest
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Portrush
The Giant’s Causeway
Carrick-a-Rede Rope Bridge
(Mein persönliches Highlight,
aber schwierig zu fotografieren)
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8. Zustimmungsklausel
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Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht, inklusive Bilder,
auf der Homepage des Akademischen Auslandsamtes der Pädagogischen Hochschule
Weingarten veröffentlicht werden darf.
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