TRAVEL & STYLE GUIDE GROSSBRITANNIEN 2016

FEEL.
BRITAIN
TRAVEL & STYLE GUIDE GROSSBRITANNIEN 2016
INTRO
INTRO
FEEL.
BRITAIN
THROUGH THE LAND OF HOPE AND GLORY
2
Uneingeschränkt traditionstreu und
nicht besonders frankophil, sehr sonnenempfindlich aber zum Glück regnet
es ja häufig – Großbritannien lebt von
charmanten stereotypen Urteilen.
Modisch unterirdisch - Manche Urlaubsassoziationen und die Wahrnehmung britischer Touristen schöpfen
gar aus einer gewissen, textilen Unverfrorenheit. Kulinarisch grenzwertig
– Schokoriegel im Schlafrock klingen
nach einem hochkalorischen Desaster
und English Breakfast ist quasi in Portionen angerichtete Arteriosklerose.
Aber: Die britische Küche kann so kreativ,
so filigran und nach Kitchen-Popikone
Jamie Oliver so einfach aber so gesund
sein. Und wenn wir mal ehrlich sind,
sind gebratene Würstchen zum Frühstück nicht zwingend das Schlechteste. Der britische Stil ist ungeniert
– im positiven, nicht im Socken-Sandalen-Strand-Sinne – frei von Berührungsängsten, experimentierfreudig
und die Traditionstreue wieder aufgreifend sartorial.
Ganz klischeefrei ist es so einfach
genannte Negativbeispiele zu widerlegen. Übrig bleibt eine inseltypische
und allumfassende Kultiviertheit. Die
Monarchie verspricht (und hält) von
der Hafenstadt Dover bis zu den Shetland Inseln eine ungeahnte natürliche
Vielfalt. Kulturen und Subkulturen, die
uns alle irgendwie beeinflusst haben
und noch beeinflussen. Ob Literatur
oder Theater von den Brontë-Schwestern bis Joanne K. Rowling, von Shakespeare bis Andrew Lloyd Webber.
Rock und Punk, der für tot erklärte
aber charakteristische Brit Pop. Das
Vereinigte Königreich kümmerte sich
schon immer sehr zuverlässig um den
Nachschub erfolgreicher Bands, von
denen zumindest eine dann in Hamburg erwachsen geworden ist. Die
Rolling Stones oder die Arctic Monkeys, besonders in musikalischer Hinsicht findet man viele Schnittstellen
mit dem aussagekräftigen Fashion-Gespür namhafter britischer Designer. Außerdem regnet es nicht wirklich so viel,
auf Hawaii deutlich mehr.
3
INSIGHT.
DIE BESTEN ADRESSEN:
/ DESIGNER
/ RESTAURANTS
/ HOTELS
/ KULTUR & NATUR
CONTENT
CONTENT
CONTENT
TRAVEL & STYLE GUIDE GROSSBRITANNIEN 2016
4
5
02 | INTRO
08 | THE CENTRE
KULTUR, KULINARISCHES, MODE, HOTEL
14 | THE SOUTH
KULTUR, KULINARISCHES, MODE
18 | THE NORTH
HOTEL, KULTUR, NATUR
22 | SCOTLAND
KULTUR, KULINARISCHES, MODE
26 | NORTHERN IRELAND
KULINARISCHES, STIL, NATUR
TRAVEL.
BRITAIN
KULTUR, STIL & MODE
GLASGOW
NEWCASTLE
6
BELFAST
7
MANCHESTER
LONDON
BRIGHTON
THE CENTRE
W
8
o es als erstes hingehen soll?
London Calling. Hauptstadt Englands, pulsierende Metropole mit multikultureller
Vielfalt, Begegnungsstätte und Ideenquell für allerhand Künstler von Street
Art bis Musik und natürlich Fashion.
London ist bunt und gegensätzlich,
jung und alt, London ist gleichermaßen
umstrittene Underground-Szene und
traditionelle Maßschneiderei. London
ist für Jedermann und nicht für jeden
etwas, und trotzdem kommt man um
einen Besuch der Stadt an der Themse einfach nicht herum. Notting Hill
nach bekannt feiner englischer Art ist
mit viktorianischen Villen eines der
beliebtesten Viertel bei Einwohnern
und Besuchern. Fashion-Orientierte,
Antiquitäten-Interessierte und alle auf
der Suche nach Einzigartigem zieht
es auf die weltbekannte, kunterbunte
Portobello Road mit gleichnamigem
Freiluft-Straßenmarkt. Nicht weit
entfernt eine der größten innerstädtischen Grünanlagen, der Hyde Park mit
Freilichtbühne für die musikalische
Abendunterhaltung und dem legendären Speakers’ Corner als amüsanter
Zwischenstopp beim Sonntagsspa-
KULTUR
FEEL.
THE
CENTRE
THE HEART OF THE EMPIRE
ziergang. Das belebte West End mit
hochkonzentrierter Theateransammlung oder Spontan-Gigs junger Bands
im aufstrebenden East End. London
hat viele Entertainment-Hotspots,
die zu der losgelösten, eigensinnigen
Kultiviertheit führen, die die Stadt
ausstrahlt. London geht in voller Business-Montur auf Rockkonzerte, in Bikerjacke und Skinny Jeans zum Klassikkonzert. London ist vornehm, edgy,
vintage, luxuriös. In London erwirbt
man, ohne mit der Wimper zu zucken,
zum Preis einer griechischen Insel ein
Endreihenhaus – selbstverständlich
ohne Dach. Ist halt London und jeder
möchte nach London. Denn hier lebt
man exklusiv in den teuersten Appartements der Welt oder in schichtenübergeifenden (nicht weniger exklusiven)
Riesen-WGs. Eine friedliche Randgruppen-Koexistenz, open-minded von
Extrem-Sartorialist bis Extrem-Punk, der
Spiegel sich gegenseitig respektierender
und inspirierender Vielfalt. Einvernehmlich auf kreativem Kollisionskurs
am Ende nicht kollidierend sondern
harmonierend. London lebt von Kontrasten und von seiner Geselligkeit,
jeder liebt die Stadt der vielen Gesichter und möchte sich dazu gesellen. In
erschreckender Windeseile von Madame Tussaud’s bis London Eye zieht die
Stadt in ihren Bann.
THE SHARD
the-shard.com
D
es Londoners Leid, des Touristen Freud: Wenig Zuspruch gab es anfänglich für Renzo Pianos gläsernen,
pyramidenförmigen Entwurf, der angeblich den besten Ausblick Europas bieten sollte. Das Gegenteil hat sich
herausgestellt und mit Fertigstellung hat sich The Shard,
zumindest auf Besucher eine magnetische Anziehungskraft ausübend, unübersehbar in das Stadtbild integriert.
‚Die Scherbe’ mit namensgebender Form im postmodernen
Baustil trägt seit 2012 maßgeblichen Anteil für die Londoner Skyline. Das neue Wahrzeichen der Hauptstadt und noch
höchstes Gebäude der EU ist schnell zur Touristenattraktion geworden. Bei dem Panorama über ganz London, das die
Aussichtsplattform bietet, auch keine Überraschung. Aber
nicht nur der fantastische Ausblick, auch die Restaurants
und die wechselnden Ausstellungen in The Shard sind ein
Muss für jeden London-Trip.
DABBOUS
9
dabbous.co.uk
I
m zentralen Londoner Stadtteil Fitzrovia, bekannt als dynamisches Künstlerviertel, für seinen Individualismus und für
ein abwechslungsreiches Nachtleben, gibt es einen besonderen Ort, an dem man mit Leichtigkeit einige Abende bzw. Nächte verbringen kann. Das Dabbous verkörpert stadtteiltypische
Dynamik, einerseits als hochgelobtes Restaurant, andererseits
als populäre Szenebar. Hier trifft metallischer Fabrikcharme
auf klobige, genietete Ledersessel, auf brüchigen Putz und rohe
Steinwände. Der leicht marode, kühle Charakter bricht sich an
der einzigartigen Präsentation von Speis und Trank. Eigens kreierte Cocktails mit aufwendig gestaltetem Beiwerk, optisch wie
einer Feenwald-Flora entnommen mit Homemade-Aufschrift
bis zur kleinsten Menge Sirup. Gerichte überschaubar arrangiert
aber dafür extraordinär in Aufbau und Auswahl. Der Übergang
von Küche und Bar – zumindest was die Zutaten anbelangt – ist
fließend, was auf den Teller kommt, könnte ebenso im Glas landen oder umgekehrt. Dieser aromatischen Experimentierfreudigkeit verdankt man allerdings auch ein exzeptionelles Nightlife-Erlebnis. Da man es einer wahren Kreativ-Werkstatt nicht
nehmen kann, diese Neigung vollends auszuleben, ist von der
Londoner One of a Kind Location auch ein prämiertes Kochbuch
erhältlich. Man kann die Dabbous & Oskar’s Bar Erfahrung also
mitnehmen, die wohlschmeckenden Klassiker dort testen und zu
Hause immer wieder nachmachen.
39 Whitfield St, London WIT 2SF, Vereinigtes Königreich
Öffnungszeiten: Mo-Sa: 12:00–14:30Uhr, 17:30–23:30Uhr
HOTEL
KULINARISCHES
SKETCH
sketch.london
E
ine wirklich herausstechende Wahl, sinnbildlich für
die überall präsente Vielfalt Londons, ist zu jeder
Tageszeit das sketch. Hier kann man sich von Frühstück bis Abendessen in einem stylischen Interieur mit unterschiedlichster Inspirationsfindung niederlassen. Hier
wird man irgendwo zwischen rosa Zuckerwatte und Pulp
Fiction Diner, dezent Samt-lastigem Barockstil mit orientalischem Einfluss in vier verschiedenen Räumen gediegen
bewirtet. Verweilt zwischen Schottenkaro und Vichymuster
in ruralem Stil mit Rockabilly-Note oder in mit Rattanmöbeln bestücktem Waldambiente und kann in goldglänzend
urbanem Flair anschließende Drinks genießen. Das sketch
schafft eine ganz eigene, eine neue Welt, ein opulentes und
extravagantes Lifestyle-Erlebnis für Food & Drink, Kunst
und Musik. In unmittelbarer Nähe der von Fashion-Liebhabern quasi zwangsbesuchten Savile Row machen ein
Frühstück im ‚The Glades’, dem 50er-Flair-meets-FairytaleRoom, Anzug anpassen bei Gieves & Hawkes und darauffolgendes Dinner im von Rot und Gold dominierten ‚The Lecture Room’ eigentlich das perfekte tagesfüllende Programm.
HOTEL SANDERSON
hotelgotham.co.uk
10
D
amit sich bei einem Fashion-Trip durch das ultradynamische Städtejuwel London
ein roter – besser gesagt quietschbunter – Faden durch den Besuch zieht, im
florierenden West End im Sanderson
Hotel einchecken. Einst Textilfabrik,
jetzt modernes, glamouröses Fünf
Sterne Boutique Hotel und ideale
Ergänzung zu den markanten Eindrücken, die man im Tagesverlauf gewinnen konnte. Bars mit Stühlen, von
deren Blicken man verfolgt wird, eine
offene, glasdominierte Raumgestaltung und der beinahe legendäre Mad
Hatter’s Afternoon Tea im Angebot
– in diesem Ausnahme-Hotel voller
Interieur-Ikonen und Fantasie bleiben
die nächsten Eindrücke von London
ebenso kontrastreich wie auch ein
kleines bisschen surreal. Aber so bemerkenswert, dass man wahrscheinlich bald wieder hin möchte.
11
50 Berners St, London W1T 3NG,
Vereinigtes Königreich
Chelsea Boot
Fashion-Potenzial, das schon die Beatles erkannten: Chelseas. Der klassische, knöchelbedeckende
Herrenstiefel – ursprünglich aus dem Vereinigten
Königreich – erfreut sich heutzutage sogar noch
größerer Beliebtheit als damals schon, weltweit
und stilübergreifend. Einer der Gründe hierfür ist,
dass sich das Modell nahezu universell
kombinieren lässt und dem wachsenden
Wunsch nach modischer Flexibilität
entspricht. Klassisch, leger, in
between, mit Chelsea Boots liegt
man richtig.
BERNERS TAVERN
bernerstavern.com
E
inladend, exklusiv, exzellent: Einmal hier gewesen
unterbricht man den Aufenthalt nur, um wieder herkommen zu können. Naja, und weil Berners Tavern
auch irgendwann mal schließen muss. Leider. Das Restaurant-Juwel im Londoner Edition Hotel – das man übrigens
auch gerne zum neuen Hauptwohnort ernennen würde – ist
eine völlig zu Recht überall gefeierte und hochfrequentierte
Location. Der historische Charakter wird durch markante
Stuckdetails und die auffällige Wandgestaltung – es ist wie
dinieren in der Petersburger Eremitage – geprägt und trifft
auf die kontemporäre, saisonorientierte Küche von Michelin-Koch und Restaurant-Tycoon Jason Atherton. Berners
Tavern ist Pflichtprogramm, eine einmalige kulinarische
Erfahrung. Unbedingt reservieren, begeistern lassen und
wegen der vielen optischen Eindrücke aufpassen, dass das
Essen nicht kalt wird.
10 Berners St, London W1T 3LF, Vereinigtes Königreich
Öffnungszeiten: Mo-So: 07:00–00:00Uhr
MODE
J
12
ohannes Huebl stürzt sich mit
ihnen in die Fluten, Daniel Craig
als James Bond räkelt sich in ihnen am Pool - Orlebar Brown ist hochcelebritisiertes Statussymbol für die
Badeanstalt und unverzichtbares Holiday-Essential. Ob Modell Setter – im
modern interpretierten 50’s Style inzwischen eine Ikone – oder die Bulldog,
basierend auf dem Schnitt einer klassischen Anzughose. Von Badeshorts bis
Shirt die Garantie für einen perfekten
Tailored Fit bei originellem Design. Ob
es etwas gibt, dass seinen Weg nicht
auf eine Orlebar Brown Badeshorts
finden würde? Wohl eher nicht. Mit
genreungebundenem
Erfindergeist
werden gefällige neue Eindrücke und
Perspektiven sofort als Print umgesetzt. Tiefsee oder Promenade, Wassersport oder Autorennen, Flora und
Fauna – das Label ist aufgeschlossen
und neugierig, ehrgeizig immer wieder
anderes, mehr aus seinen Designs he-
MODE
DESIGNER PORTRAIT
CUTLER & GROSS
DESIGNER PORTRAIT
ORLEBAR BROWN
cutlerandgross.com
A
orlebarbrown.de
rauszuholen. Und mit gerade aufkommendem Nature-Trend wahrscheinlich
aktueller denn je. Mit seinen populären Neuauflagen schafft es Orlebar
Brown sogar Frottee außerhalb des
Badezimmers wieder zu etablieren. Als
ultimatives British Heritage Argument
hält die aktuelle Spring/Summer 2016
Kollektion ein besonderes Feature bereit. Eine aktuelle Capsule Collection
mit Savile Row Traditionsschmiede
Gieves & Hawkes macht entspannte
Ready to Wear Styles zum sartorialen Nonplusultra. Als Hommage an
David Livingstone steht die Abenteuerer-Kollektion im Zeichen von Travel & Explore. Mit Dschungel-Prints
und Vintage-Landkarten vereinen die
Label ihre erstmals so gegensätzlich
wirkende Entdeckerleidenschaft und
machen maßgeschneidertes Urlaubsgepäck komplett.
Cutler & Gross macht - seit mittlerweile 46 Jahren - funktionalen UV-Schutz zu legendären Statement–Accessoires.
uffällig, schrill, handmade! Die Spezialisten für handgemachte Eyewear Cutler and Gross bieten wahre
Fashion-Geschenke in puncto Sonnenschutz. Das
Londoner Luxus-Label wurde 1969 von Graham Cutler und
Tony Gross gegründet und hat sich mit extravaganten Designs auf Basis höchster Qualität ein Alleinstellungsmerkmal
geschaffen. Inzwischen gehören Sonnenbrillen von dezent
klassischer Optik bis hin zu unübersehbaren Ausführungen in
das nahezu unerschöpfliche und visionäre Design-Repertoire.
Handgefertigte, filigrane Rahmenverarbeitung, Details aus
italienischem Leder und Gläser mit optimalem UV-Schutz
machen ein Exemplar von Cutler and Gross im Hinblick auf
den endlich nahenden Sommer unverzichtbar. Mit der Qual
der Wahl steigt allerdings auch das Risiko sich im Design,
gemessen an der Gesichtsform, zu vergreifen. Wichtigster
Entscheidungsfaktor: den Kontrast wählen! In einer Sprache,
die viele Männer verstehen: Das Runde muss ins Eckige und
bezogen auf die richtige Sonnenbrillenwahl auch umgekehrt.
Geschickt gewählt wird dieses schützende Accessoire zum
idealen Fashion-Statement.
Brillenratgeber: Die perfekte Fassung
Orlebar Brown x Gieves & Hawkes: Sartoriale Tradition trifft in der
aktuellen Capsule Collection auf Adventure-Spirit à la Livingstone.
Ideal ist ein Modell, das markante Ge-
Glück gehabt, denn aufgrund des symme-
Bei einer runden Form verlangt es einen mar-
sichtszüge weicher wirken lässt. Schmale
trischen Gesichtsverlaufs sind nahezu alle
kanten Kontrast. Ein breiter, eckiger Rahmen
Fassung und ovale Gläser bilden den
Modelle geeignet, sofern man beachtet,
ist optimal, zu kleine, runde Brillengestelle
passenden Kontrast, um das Gesicht nicht
dass die Sonnenbrille weder zu klein noch
unterstreichen den Verlauf zusätzlich. Davon
noch kantiger aussehen zu lassen.
zu groß ist, um die Symmetrie nicht zu
ist abzuraten, es sei denn, man möchte aus-
durchbrechen.
sehen, wie Harry Potter im Sommerurlaub.
13
THE SOUTH
FEEL.
THE SOUTH
PICTURESQUE FROM BRIGHTON TO THE ISLE OF WIGHT
S
14
trahlend weiße Kreidefelsen, eindrucksvolle Steilküsten, wunderschöne Strände: die englische Südküste. Das wechselhafte Inselwetter wird hier durch
den Golfstrom mediterran mild. Die palmenbewachsenen
Scilly Islands vor Land’s End unterscheiden sich optisch
nur wenig von der Karibik, entlang der Küstenstraße ein
stetiger Wechsel aus verschlafenem Fischerdorf und eindrucksvollem Seaview. Im Landesinneren prägen idyllische, typisch englische Ortschaften, steinzeitliche Relikte
und zahlreiche Schlösser und Burgen die Region. Südengland komprimiert wirklich sehr ansehnlich Geschichte,
Natur und Lifestyle.
Vom gemütlichen Küstenort zum pulsierenden Seebad
- Brighton ist zur Szenestadt aufgestiegen und kommt
somit völlig zu Recht zu seinem hauptstadtimitierenden
Beinamen ‚London by the Sea’. Wenn es einen Ort gibt,
an dem das ungemütlich verrufene Großbritannien sich
von seiner Sonnenseite zeigt, dann ist dieser wahrscheinlich hier. Nur eine gute Autostunde von der Hauptstadt
entfernt, ist Brighton die perfekte Alternative zu oder
auch relaxte Vorbereitung auf London, den britischen
Roundtrip aber auf jeden Fall komplettierend. Als Wochenend-Sightseeing-Tour mit Strandurlaubsflair erfreut
sich die Stadt am Ärmelkanal immer größerer Beliebtheit.
Hier lebt man eine meeresnah typische Ungezwungenheit,
liberal und ein wenig unkonventionell. Die Stadt lädt zum
Schlendern über den bereits 1899 erbauten historischen
Pier und lockt mit Kulturschätzen wie dem exotischen Royal Pavilion. Der Beiname ‚London by the Sea’ vermittelt
kosmopolitische Erwartungen, die Brighton klar erfüllt.
Da sich ohne Shopping-Exkursionen kein wirklich kosmopolitisches Gefühl einstellt, wird einem ausreichenden
Angebot natürlich nachgegangen. Mode, Kunst, Interieur,
Musik, Antiquitäten – Brighton befriedigt mit trendigen
Stores jegliches Kaufinteresse gleich welcher Richtung,
orientiert sich stark an seiner Vergleichsmetropole und
schlägt London (zumindest teilweise) mit dem nicht ganz
unwesentlichen Urlaubsaspekt Meer! Das Seebad an der
südenglischen Küste ist ein modisches, musikalisches,
kulturelles Juwel mit inspirierendem Großstadtflair aber
ohne urlaubskontraproduktive Großstadthektik.
Great London Styles for London-by-the-sea
Kein Badetag ohne Orlebar Brown, kein Sonnentag ohne
Cutler & Gross! Kein Brighton ohne Strandbesuch! Das Weltstadt-Flair bleibt mit OB und C & G in der beliebten Londoner
Weekend-Destination auf jeden Fall erhalten.
15
MODE
KULINARISCHES
ISLE OF WIGHT
THOMPSON´S
robertthompson.co.uk
DESIGNER PORTRAIT
NEIL BARRETT
neilbarrett.com
D
16
er Urgroßvater Schneidermeister, der Großvater Schneidermeister – Neil Barretts
Karriere war quasi vorprogrammiert,
Talent und Trendgespür schon genetisch verankert. Seine sich bereits früh
entwickelnde Begeisterung für Mode
verfolgte er konsequent, hochambitioniert und perfektionistisch. Er studierte sowohl an der renommierten
Central Saint Martins School of Art
and Design als auch am Royal College
of Art in London. Unmittelbar nach
dem Abschluss folgte die erste Festanstellung als Senior Men’s Designer bei
Gucci, fünf Jahre später der Wechsel
zu Prada und die Einführung von Prada Menswear. Der Stil schon damals
von der auch bei seinem 1999 gegründeten Label erkennbaren, einzigartigen
Handschrift beeinflusst. Presse und
Einkäufer hoben Neil Barrett fortan in
den Modeolymp, der erste Flagshipstore in Tokio und das Runway Debut
auf der Pitti Uomo in Florenz folgten.
Neil Barrett zeigt, wie Mode aussieht,
die nicht nur als Ausdruck überdurchschnittlicher Kreativität verstanden
werden soll. Seine Kollektionen sind
geprägt von Minimalismus, raffinierter Schnittführung, der Verarbeitung
luxuriöser und innovativer Stoffe. Die
Hochschätzung traditioneller, italie-
nischer Handwerkskunst bei jedem
Modell ersichtlich und maßgeblich für
sein Gesamtkonzept, der Stil trotzdem
zukunftsorientiert. Mit den zeitlosen
Klassikern als Basis schafft der Designer eine originelle modern bis avantgardistische Interpretation. Der Look
ist pur und clean aber edgy und spielt
mit wechselnden Silhouetten.
Die Spring/Summer 2016 Kollektion
entfernt sich ein wenig von der bisher
sehr typischen Designsprache Neil
Barretts. Die Schnitte und Materialien
sprechen eine neue Leichtigkeit und
bilden ein Crossover globaler Einflüsse.
American Workwear hybridisiert mit
europäischer Schneiderkunst. Griffiger
Denim wird kombiniert mit kunstvollen Jacquards. Anstelle der Signature
Bomberjacke tragen die Models diesmal Crombie, Sakko oder Jeansjacke zu
Hosen mit relaxterem Fit und robusten
Schuhen mit Nieten oder Metall-Besätzen. Im Vordergrund stehen teilweise
überlagerte Muster und Strukturen
– Camouflage mit Batik, Animal mit
Streifen – und ermöglichen eine neue,
exzeptionelle Oberflächengestaltung.
Farblich eher reduziert in Navy, Weiß
und Grautönen gehalten, wird Platz
für die stilgebenden stilübergreifenden
Aspekte gelassen.
S
chon Paul McCartney wollte sich, wenn er 64 ist,
hier im Sommer ein Cottage mieten, Queen Victoria
hat sich hier auf ihrem großzügigen Landsitz, dem
Osborne House, von anstrengenden Regierungstätigkeiten erholt. Die Isle of Wight ist schon lange erholsamer
Rückzugsort, eine perfekte Segel-Location und wird mehr
und mehr Touristenattraktion. Mildes gemäßigtes Klima,
saubere (sogar prämierte) Strände, imposante Kalkformationen ziehen Besucher auf die Insel. Aber seit kurzem auch ein kulinarischer Hotspot. Dafür, dass sich das
Gerücht, die Engländer seien in diesem Sektor eher stark
unterdurchschnittlich begabt, stabil hält, ist der Export
erfolgreicher Jungköche relativ hoch. Der jüngste mit
dem Michelin-Star ausgezeichnete britische Koch Robert
Thompson hat in der Inselhauptstadt Newport sein eigenes Restaurant eröffnet. In einem kleinen, unscheinbaren
Backsteinhaus serviert er moderne britische Küche. Sein
exzellenter Kochstil ist geprägt von der Begeisterung für
die Insel, die so viele ausnahmslos teilen, von Kreativität
und regionalen Produkten.
17
Die Isle of Wight – ohnehin schon lohnenswerter Abstecher beim Großbritannien-Trip – wird durch das Thompson’s Restaurant zum Pflichtprogramm.
Einzigartiges Gespür für
Muster und Materialien:
Neil Barretts Spring/
Summer 2016 Kollektion
ist ein stimmiger Mix von
Crossover-Einflüssen
und Overlay-Designs.
11 Town Ln, Newport PO30 1JU, Vereinigtes Königreich
Öffnungszeiten: Di-Sa: 12:00–15:00Uhr, 18:00–22:00 Uhr
11 Town Ln, Newport PO30 1JU, Vereinigtes Königreich
THE NORTH
KULTUR
FEEL.
THE NORTH
DYNAMIC CITIES AND WONDERFUL NATURE
G
18
eprägt durch die industrielle Vergangenheit erhebt der Norden Englands sich mittlerweile auf
kosmopolitisches Niveau. Wer die Region immer
noch ausschließlich auf Arbeitersiedlungen reduziert,
liegt falsch und verpasst eine wunderbare Verwandlung,
ein neues Lebensgefühl. Die Industrie-Regionen erleben
eine Lifestyle-Revolution und sind einerseits praktische
und andererseits ebenso sehenswerte Knotenpunkte für
den Norden Englands.
In Newcastle upon Tyne besichtigt man eigentlich nicht
nur eine Stadt, sondern auch das auf der Südseite gelegene Gateshead. Hier, nicht in London, liegt die offiziell
coolste Straße des Königreichs: Die South Shore Road
schlängelt sich parallel zum Fluss Tyne vorbei am Baltic
Centre for Contemporary Art und der bekannten Konzerthalle The Sage, die, erinnernd an eine überdimensionale
Raupe aus Metall und Glas, direkt am Ufer platziert wurde. Für Newcastle auf der anderen Flussseite bietet der
Koloss einen gebührenden Ausblick. Insgesamt zehn Brücken in hochkonzentrierter Abfolge und den unterschiedlichsten Baustilen verbinden die benachbarten Städte und
verleihen dem innerstädtischen Tyne-Verlauf ein einzigartiges Panorama. Die ikonische Tyne-Bridge und die
Millenium-Brücke oder ‚Blinking Eye’ im State-of-theart-Design wahrscheinlich die bekanntesten. Newcastle ist passionierte Sportstadt und weltweit renommierte
Studentenstadt. Nicht nur (aber sicherlich auch) wegen
der Bars und Pubs in Promenaden-Toplage. Newcastle hat
historische Hotspots und worauf der Name eindeutig verweist, auch eine Burg. Newcastle hat eine aktive Künstlerszene und die Laying At Gallery sollte als das Citytrip
obligatorische Museum auf der To-Do-Liste stehen. Wieder einmal den Fluss überquert, liegt in Gateshead das
größte Einkaufszentrum Europas.
Manchester im Nordwesten erreichte seinen industriellen
Status einst durch den Baumwollhandel, begünstigt durch
die Nähe zu Liverpool. Das heutige ‚Cottonopolis’ geht
weit über das Working-Class-Flair hinaus und die dunkle
Kehrseite der Industrialisierung zeigt sich heute von der
Sonnenseite. Industrielle Bauten prägen nachhaltig das
Stadtbild, aber die Verwendung nimmt zeitgemäße Züge
an, macht Platz für junges Design und Szene-Locations,
die auf der ganzen Insel bekannt sind. Manchester ist
mondän und facettenreich, Musik- und Fußballstadt, Fashion- und Kunstmetropole. Post-Punk, Brit Pop oder Indie
– viele würdige Vertreter haben ihre Wurzeln in Manchester
und die Liste ist lang. Hier findet man die besten Galerien
Englands, wechselnde Architektur vom Viktorianischen Stil
bis modern-futuristisch – Manchester spielt nicht nur Fußball in der Premier League sondern ist ein bemerkenswert
überraschendes Highlight auf einer Großbritannien-Rundreise.
19
Harringtonjacke
Weltdesigns aus Manchester? Gibt es durch diese Art
Blouson tatsächlich. Fka G9, wie der Besitzer von Baracuta John Miller den 1937 designten Blouson nannte,
erreichte durch die Soap-Figur Rodney Harrington ihren
mittlerweile geläufigen Namen. Das Kultmodell, heute
eines der meistkopierten Designs der Welt, ist ein windund wasserabweisender Blouson mit charakteristischem
Tartan-Futter. Eine Harringtonjacke ist gleichzeitig
Tradition und Trend, ein Stück Modegeschichte und ein
unangefochtes britisches Original.
HOTEL
NATUR
LAKE DISTRICT
D
100 King St, Manchester M2, Vereinigtes Königreich
HOTEL GOTHAM
hotelgotham.co.uk
20
E
in Ort, der in Idealform die
Verwandlung Manchesters vom
tristen Moloch in eine strahlende Metropole zeigt, ist das Hotel
Gotham. Aus Grau wird Glitzer, aus
Bankgebäude wird Themen-Hotel mit
filmreifer Art Deco-Kulisse, aus Manchester wird Manhattan. Das Ambiente aus dunklen Hölzern und robustem Prägeleder wird durch plüschiges
Samtmobiliar in Leuchtfarben aufgelockert. Der 20er Jahre Retro Chic
im Gatsby-Look trifft auf opulente
Designer-Elemente. Mit Vintage-Koffer und Gehstock Chichi authentisch durchkonzeptioniert bis ins al-
lerkleinste Detail. Der Club Brass, mit
der für ein modernes Hotel obligatorischen Rooftop-Area, fügt sich auch
namentlich nahtlos in das prunkvolle
Konzept ein. Für das beste Panorama
über das florierende Manchester muss
man hier Hotelgast sein. Oder direkt
Mitglied im Club Brass. Das Boutique
Hotel ist eben nicht nur (eine äußerst
exklusive) Übernachtungsmöglichkeit,
sondern eine Zeitreise und erzählt eine
fabelhafte Story mit amüsant selbstironischem Unterton. Eine Location in
dieser Form – nicht nur für Manchester – sicherlich absolut einzigartig.
er Lake District ist einer der bekanntesten und beliebtesten Nationalparks Großbritanniens und malerisches Ausflugsziel zur Nah- oder Fernerholung.
Einmal Großbritannien in Richtung der Quellflüsse des
Tyne durchquert oder von Manchester in Richtung Norden tauscht man Stadt gegen unberührte Natur. Der Lake
District ist zwar nicht weniger Besuchermagnet als so manche Sightseeing-Hotspots britischer Städte, gibt aber durch
seine Weitläufigkeit dennoch ein Erholungsversprechen.
Ein pures, ursprüngliches Großbritannien in einer seiner
schönsten Formen ist in diesem Seenbezirk zu finden. Das
Areal – meistens nur Lakes oder Lakeland genannt – um
die Cumbrian Mountains ist viel-poetisiert, aber nicht nur
literarisch inspirierend. Schroffe Felshänge, grüne Täler,
unzählige klare Seen mit der, The View from the Shard um
Längen schlagend, besten Aussicht Großbritanniens. Geprägt von der letzten Eiszeit ergibt sich ein abwechslungsreiches Landschaftsbild. Wer die Gipfel, die zwar nicht besonders hoch aber trotzdem nicht zu unterschätzen sind,
erklimmt, den erwartet zumindest optische Weitsicht. Ob
Profi-Hiker oder Anfänger, die Routen durch The Lakes sind
eine attraktive Herausforderung und lohnenswertes Kontrastprogramm zu City Trip und Großstadtkulisse.
21
SCOTLAND
MODE
FEEL.
SCOTLAND
STAND-ALONE SPIRIT FROM THE HIGHLANDS TO GLASGOW
Sturmlasche
(unter dem Kragen)
Schultercoller
(Schützt vor Regen)
Trenchcoat
Dieser Mantel-Typ ist mit Recht quasi der Inbegriff des
britischen Kleidungsstils. Neben der Tatsache, dass er von
W
22
oran wir zuerst denken müssen? Dudelsackspieler und Tartankaro, Loch Ness und Schafe...und
natürlich Whisky. Wasser des Lebens und global
verbreitetes Nationalgetränk Schottlands. Aber dieser Teil
Großbritanniens wäre natürlich keine Reise wert, wenn er
nicht noch sehr viel mehr zu bieten hätte. Schottland ist
mystisch, einsam und weitläufig, wetterbezogen oftmals
launisch. In Schottland ist es Sport auf möglichst viele
Berge um die 1000m zu klettern – viel höhere gibt es hier
nicht – also ist es wohl auch ein wenig seltsam. Schottland
ist urig, unabhängig, ungestüm und bewahrt sich hartnäckig sein politisches Rebellentum. Und Schottland ist voll
im Trend. Szene-Locations in keltischer Kulisse in Glasgow, alte Schlösser als ausgefallene Urlaubsunterkunft
in Edinburgh oder Whale-Watching von Mai bis Oktober
an Schottlands rauen Küsten. Fast vergessene, glückli-
dem Briten Thomas Burberry erfunden wurde, diente er als
cherweise wiedergefundene Interieur-Vorläufer mit starkem Einfluss auf die Modern Art kommen aus Schottland
und akzentuieren mit noch aktuellem Besichtigungswert
die ehemalige Industriestadt Glasgow. Die Designs von
Charles Rennie Mackintosh sind elegant, das Viereck ist
sein Signature, er inzwischen über Glasgow hinaus zur Art
nouveau Legende geworden. Glasgow mittlerweile – wenn
schon nicht Schottlands Hauptstadt – zumindest eine der
Kulturhauptstädte Europas. Glasgow vs. Edinburgh? Noch
unentschlossen, auf der Suche nach Celtic Flair sind beide
Städte sehenswert und nur eine gute Autostunde voneinander entfernt, gewünschte Vielfalt also gleichzeitig praktisch. Ob Natur oder Stadt, für neue Outdoor-Erfahrungen
oder kosmopolitisches Ambiente: ein schottisches Reiseerlebnis ist nachhaltig überzeugend.
Bekleidung für die britische Armee im ersten Weltkrieg, daher
auch der Namen ‚Trenchcoat’ (engl. ‚Graben’). Heute ist der
mittellange Zweireiher mit Gürtel ein daueraktueller Klassiker
und sollte fester Bestandteil der Garderobe sein – nicht nur
von Freunden des britischen Kleidungsstils.
eingesetzte Ärmel
23
Stoffgürtel
(mit D-Ringen)
DESIGNER
KULINARISCHES
ALSTON BEEF
AND GIN BAR
DESIGNER PORTRAIT
MACKINTOSH
mackintosh-uk.com
alstonglasgow.co.uk.com
S
S
24
chottland bringt man mit Clans in Verbindung,
Clans mit dem populären Namen Mackintosh und
den populären Namen Mackintosh mit dem Siegeszug der Regenmäntel. Das Fundament für das geschichtsträchtige Label legte der schottische Chemiker
Charles Macintosh mit der Erfindung einer wasserdichten Gummierung für Baumwollstoffe bereits 1823. Von
funktionaler Berufsbekleidung für Polizei und Armee gelang Mackintosh der Sprung zur weltweit bekannten Lifestyle-Brand. Mittlerweile wird der Begriff Mackintosh
auch synonym für andere wetterfeste Mäntel gebraucht
und die Firma beliefert mit ihren gummierten Stoffen
namhafte Modelabel im oberen Preissegment. Traditionelle Handarbeit wird durch die Verwendung neuester Technik perfektioniert, höchster Qualitätsanspruch
nie vernachlässigt. Der Überzeugung, der die Beatles
vor knapp 50 Jahren noch waren, dass der Bankier den
‚Mac’ – wie der Mantel praktischerweise abbreviiert wird
– nie tragen würde, darf einstimmig widersprochen werden. Mit Innovation bei erkennbarer Ursprungstreue hat
sich Mackintosh erfolgreich etabliert. Die grundsoliden
Designs entsprechen klassischem, britischem Stilempfinden mit zeitgemäßen Upgrade und sind zu wahren
Modern British: Die Mäntel von Mackintosh sind Ikonen, gefertigt in traditioneller
Handarbeit nach neuester Technik
Outerwear-Ikonen geworden. Die neuen Kollektionen
bewahren den Military-Einfluss von damals, werden
aber farblich mutiger. Die Designs sind aktuell, ohne
dass die Funktion negativ beeinträchtigt wird, denn die
ist ja sehr charakteristisch. Der Stil ist Outdoor und auch
City und – bekanntem Songtext zum Trotz – ob Hipster
oder Bankangestellter gleichermaßen gefragt.
teak und Gin? Wem wenig einfällt, das verführerischer
ist, als diese grundsolide Kombination, begibt sich in
Glasgow dringend zur Alston Bar & Beef. Passend zum
kulinarischen Programm ist die Location. Eine türkisblaue,
indirekte Beleuchtung schafft in Verbindung mit Stein und
Metall eine moderne Atmosphäre und lässt insbesondere die
gutsortierte Gin-Auswahl kräftig erstrahlen. Einen gemütlichen Kontrast zu den kühlen Elementen setzen Plüschbänke
und warmes Kerzenlicht. Das weiß getünchte Gewölbe-Restaurant im U-Bahn-Seitenschacht-Look mit Style-Upgrade
hat ein optimales kernig-markantes Flair, um den rustikalen Fleischgenuss zu zelebrieren. Wundervoll reduziert,
eindeutig fokussiert – Dry-aged Beef aus lokaler Quelle, das
einfach perfekt gebraten auf den Keller kommt. Das traditionelle Sunday Roast, das unbedingt zur Großbritannien-Reise-Agenda gehört, sollte warten bis der Trip nach Glasgow
führt. Für Whisky weltberühmt, hält sich Schottland auch
bei Gin weit vorne im Rennen. Im Alston findet man ein exklusives Sortiment an Wacholderschnaps-Spezialitäten, ein
Teil davon auch aus regionalen Destillerien. Trotz der reichhaltigen Grundlage leider unmöglich (zu viele, zu schade),
um diese bei einem Besuch durchzuprobieren.
COCKTAIL:
GIN SAGE SMASH
C
ocktail-Küche ohne Kräuter ist inzwischen beinahe
undenkbar und über die Verwendung simpler Minzblätter weit hinaus. Als Namensgeber und tragende
Geschmackskomponenten verleihen Kräuter der modernen
Mixkultur neue Substanz. Der Sage Smash macht sich dem
Heilkraut Salbei zu eigen. Zusammen mit Gin – zur Erinnerung: aus Beere mit Heilwirkung Wacholder destilliert – ergibt
sich demnach ein Getränk mit doppelt therapeutischer Wirkung. Geschmacklich vereint der Gin Sage Smash die milde Salbeifrische mit der charakteristisch gehaltvollen Stärke des Gins.
Salbei mit Zuckersirup im Shaker zerstoßen. Zusammen mit
Gin, Limettensaft und Eis shaken. In einen Tumbler mit Eiswürfeln abseihen und Mineralwasser zugeben. Mit Salbeiblättern garnieren.
Glasgow Central Station, 79 Gordon St, Glasgow, UK
G1 3SL, Vereinigtes Königreich
Öffnungszeiten: Mo-So: 12:00–00:00Uhr
25
GIN SAGE SMASH
- 4 cl Gin
- 2 cl Zuckersirup
- 2 cl Limettensaft
- 1 Handvoll Salbeiblätter
- 8 cl Minerlawasser
FEEL.
NORTHERN
IRELAND
NORTHERN IRELAND
KULINARISCHES
JOIE DE VIVRE WITH ROUGH SHORES
L
26
ange stand Nordirland wegen der Konflikte aus
touristischer Sicht im Schatten der Republik Irland. Man fuhr wenn nach Dublin, nicht nach Belfast, über Belfast wurden nur kritische Songs geschrieben. Dabei folgt im nördlichen Arreal der geteilten Insel
Ereignis auf Ereignis. Heute, nach 40 Jahren Unruhen,
hat Nordirland mit aller erdenklichen Berechtigung den
Tourismus zurück. Und mit diesem auch die Unterhaltungsindustrie. Star Wars, Game of Thrones, alle haben
erkannt, welch ein unterschätzter Reichtum hier wartet
und dass Nordirland eine einzige fantastische Kulisse
ist. Der provinzielle Charme, die florierenden Städte
verleihen Nordirland spannende Kontraste. Energisch
und freigeistlich schafft das Ende der Konfliktsituation Raum für Kreativität, für kulturelle und religiöse
Fusionen. Die Mauern zwischen den Vierteln mit der
wattigen Bezeichnung ‚Peace Lines’ kennzeichnend für
die tief verwurzelte Kontroverse, inzwischen aber bunt
bemaltes Besucherziel. Der Geburtsort der Titanic wagt
sich über 100 Jahre nach der Havarie zu einem Gedächtnis-Zentrum über den nur vermeintlich unsinkbaren Luxusdampfer. Der Stadtteil um das Werftgelände
ist jetzt das Titanic Quarter mit einem architektonisch
herausstechenden Museums-Gebäude. Und – auch
wichtig – das Shopping Center mit Panorama-Glaskuppel am Victoria Square baulich ähnlich beeindruckend.
Die turbulente nordirische Hauptstadt ist wieder losgelöster und offener geworden, repristiniert lang eingebüßte, für die Iren so charakteristische, Lebensfreude.
Belfast ist ein moderner Lifestyle-Hotspot gemischt mit
Traditionellem, weiterhin auf dem Vormarsch und mitreißend wie die obligatorische Irish-Folk-Liveband in
einem alten irischen Pub.
1 Oxford St, Belfast BT1 3LA, Vereinigtes Königreich
Öffnungszeiten: Di-Sa: 12:00–14:30Uhr, 18:00–21:30 Uhr
WELCOME TO
THE OX BELFAST
oxbelfast.com
S
aisonale Produkte und dadurch von der Natur inspirierte Kreativität – damit wirbt das vielprämierte
OX in Belfast. Die stetig aktualisierte Speisekammer mit eigenem Online-Auftritt unterstreicht dieses
Credo. Viel Aufhebens um das Drumherum sucht man
hier – wenn überhaupt – vergeblich. Zutaten höchster
Frische und bester Qualität bekommen hier zu Recht die
ganze Aufmerksamkeit und jede einzelne Zutat ist in der
idealen Komposition weiterhin präsent. Eine modern
rustikale Einrichtung – dunkler Dielenboden, schlichtes Mobiliar, gekalkter, unverputzter Stein – reduziert
willentlich auf das, worum es in dem Sterne-Restaurant
geht: das perfekte Essen! Alles wirkt simpel und puristisch bis es an das künstlerische Arrangement der Speisen geht, denn das ist von Positionierung bis Farbzusammenspiel und Formgebung detailliert ausgetüftelt.
Einheitlich vielversprechend zieht sich der Ruf dieser
one of a kind Location stabil durch Food-Magazine und
Restaurant-Guides, ein Artikel in der art oder AD nicht
unbedingt verwunderlich. In der angrenzenden OX Cave
wird ein weiterer, für Genießer wesentlicher Aspekt abgedeckt: der perfekte Wein. Unbedingt früh zu reservierende, wöchentlich wechselnde Tasting-Events machen
das kulinarische Erlebnis komplett. Unter den besten
Restaurants in Westeuropa, sollte niemand Belfast besuchen, ohne einen Besuch im OX einzuplanen.
27
STIL
NATUR
PORTRAIT
JAMIE DORNAN
E
28
rfolgreich den Catwalk gegen
die Leinwand tauschen? Das
Model-Business scheint eine der
gängigsten Sprungbretter überhaupt
zu sein. Ashton Kutcher und Cara Delevingne haben bewiesen, wie man
sich nach oder während des Modelns
erfolgreich in Hollywood etabliert, Jamie Dornan könnte es auch so gehen.
Durch die Modelkarriere mit Kampagnen für namhafte Herrenlabels wie
Calvin Klein, Armani oder Hugo Boss
begünstigt, startete er ins Filmbusiness. Die geniale Dior Homme Kampagne von 2007 muss man sich nochmal
wieder ins Gedächtnis rufen, und dann
zweimal hinsehen, war er aber auch.
Mit Sofia Coppolas Filmbiografie von
Marie Antoinette an der Seite von Kirs-
ten Dunst und durch die Märchen-Fantasy-Serie Once Upon A Time erreichte
er einen höheren Bekanntheitsgrad.
Aktuell ist er mit X-Files Ikone Gillian Anderson als modernder Familientherapeut Paul Spector in der Serie
The Fall – Tod in Belfast zu sehen, die
seit Anfang November ausgestrahlt
wird und bereits für eine dritte Staffel
verlängert wurde. Nach der in diesem
Jahr angelaufenen Kinky-Erotik-Romanze Fifty Shades of Grey sind dem
1982 in Belfast geborenen Schauspieler
noch zwei weitere Hollywood-Streifen
sicher (sorry an die Männer, das ist
tatsächlich als Trilogie geplant), aber
mit Jadotville oder Anthropoid, beide
2016 wird er dann auch für die Herren
vielleicht etwas gefälligere Genres be-
ROUGH NATURE
setzen. Die Rolle des Milliardärs Christian Grey beschreibt ihn von Seiten des
Films schon mal als ungemein stilvoll.
Eine wahre Dresscode-Lawine wurde nach Erscheinen des Films losgetreten, hinsichtlich titelverweisender
Farbwahl und perfekt geschneiderten
Silhouetten. In anderen Worten, nach
dem Film stand Gadrobe bedingungslos unter dem Motto: Maßanzug in allen Graunuancen unverzichtbar. Wer
also mit diesem Genre und dem (meist
weiblichen) Hype um Buch und Film
nichts anzufangen weiß, die Styles (bis
hin zur Zimmerli-Unterwäsche) haben
dennoch ihre Daseinsberechtigung.
Der charakteristische Fifty Shades of
Grey Look passt hervorragend zu Jamie Dornan und lässt sich mit Leichtigkeit nachstylen. Der erste Hype
mag inzwischen abgeschwächt sein,
die Verpflichtung für einen standardgemäßen grauen Anzug eher nicht.
Aber der Nordire kann auch ganz anders. Das ehemalige Model überzeugt
privat mit individuellen und zeitgemäßen Outfits. Neben dem perfekten
Business Typ ist er auch noch der perfekte Casual Typ. Chinos, weißes Shirt
und Sakko kombiniert mit Brogues,
Veloursstiefeletten mit dunklen Jeans
und Blouson. Wenn Jamie Dornan
nicht gerade in Anzug oder Smoking
posiert, bewegt er sich irgendwo zwischen Hackett und Cucinelli. British
Sophisticated im Mix mit italienischem Smart Casual Charakter – heißt
soviel, wie textile Genres, denen man
sich auf jeden Fall verschreiben kann
und die es zumindest ihm gelingt gekonnt zu kombinieren.
D
ie freie Natur Irlands ist unberührt, ein gängiges
Werbekonzept mit friedlich grasendem Weiderind
und vielassoziiert mit strahlendem Grün. Gedanklich unterlegt mit folkloristischer Harfenmusik ein durchweg
harmonisches Szenario. An den Küsten Nordirlands sieht
das allerdings ganz anders aus. Rau, ungebändigt und im
Falle des Giant’s Causeway auch ein wenig surreal. Über
40.000 Säulen ragen seit ca. 60 Millionen Jahren bis zu
12 m an Nordirlands schroffer Küste in die Höhe. Nach
keltischer Mythologie wurde die skurrile Basaltformation
von einem Riesen erbaut, um einen schottischen Widersacher zu bekämpfen. Geologisch ist der Damm durch das
Abkühlen heißer Lava entstanden. Was nun wahr ist...an
der schottischen Küste gibt es zumindest eine komplementäre Steinbildung.
Regen Zuspruch erfährt die grüne Insel – oder zumindest
der nördliche Teil – außerdem durch die HBO-Erfolgsserie
Game of Thrones. Während der Nerd in uns für Verwirrung
sorgt, weil er seinen Mitmenschen vor Abreise nahenden
Urlaub in Westeros weismachen möchte, können alle, die
mit etwas reduzierterer Hysterie in diese Region reisen, Teile des realen Westeros aka NORDIRLAND ergründen. Als
geführte Drehort-Tour oder allein unterwegs, durch alte
Burggemäuer und über saftigen Wiesen ist die Kulisse für
Fans und Nicht-Fans dann gleichermaßen beeindruckend
und nordirischer Natur-Tourismus definitiv ein Highlight.
Aran Sweater
Irland hat den Strickpullover erfunden? Eine eher vermessene
Aussage. Einer mit diesem markanten Strickmuster – dem sich
viele aktuelle Designs entnehmen lassen – ist allerdings ein Stück
irische Tradition. Von der Inselgruppe ‚Aran Islands’ westlich von
Irland stammt der Irish oder Aran Sweater. Die verschiedenen
Muster wurden mit diversen Bedeutungen, meistens der Fischerei,
in Verbindung bedacht. Der Pullover war Glücksbringer und funktionales Kleidungsstück zugleich.
29
FEEL.BRITAIN
FEEL.BRITAIN
...THROUGH THE LAND OF HOPE AND GLORY
30
Von Küste zu Küste, von Stadt zu Stadt
erstreckt sich massenhaft Sehenswertes,
verstecken sich spannende Insider-Locations. Allen voran die Weltmetropole
London, gilt ohnehin als obligatorisch. Bleibt sie auch zweifellos, muss
sich in der Reise-Hierarchie aber einiger Konkurrenten bewusst sein. Wer
kann nimmt sich Zeit oder fährt
einfach immer wieder in unsere neu
erkundete Lieblingsmonarchie. Von
Süd nach Nord über die Provinz auf der
Nachbarinsel, quer durch das Land der
Hoffnung und des Ruhmes ist das simple Großbritannien-Fazit: Rule, Britannia
und God Save the Queen!
31
IMPRESSUM
Braun Hamburg
Mönckebergstr. 17, 20095 Hamburg
Ab jetzt auch in der Kaisergalerie: Große Bleichen 27, 20354 Hamburg
Tel. 040. 33 44 7-0
[email protected]
Online: www. braun-hamburg.de
Alle Rechte an verwendeten Bildern und Texten liegen bei uns oder unseren Partnern. Eine Verwendung, Vervielfältigung, Bearbeitung oder Speicherung
ohne ausdrückliche Zustimmung oder ohne gesetzliche Berechtigung ist nicht gestattet.