Praktikum bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Länderbüro Tunesien

Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für den Nahen und Mittleren Osten
Praktikum bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Länderbüro Tunesien /
Algerien / Libyen
Der Erfahrungsbericht
Studiengang:
Naher und Mittlerer Osten M.A.
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INHALTSANGABE
I.
Vorbereitung meines Praktikums .......................................... 3
II.
Das
Praktikum
bei
der
Konrad-Adenauer-Stiftung
Länderbüro Tunesien / Algerien / Libyen ............................ 5
III. Wohnen und Ausgehen in Tunesien sowie diverse Tipps .... 7
IV. Fazit .......................................................................................... 9
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I.
Vorbereitung meines Praktikums
Ich studiere „Naher und Mittlerer Osten“ (M.A.) an der LMU und hierzu müssen sich die
Studenten während des Studiums zwischen zwei Optionen entscheiden: einem Sprachkurs
oder Praktikum. Jedenfalls muss stets der Orientbezug gegeben sein. Das bedeutet nicht, dass
das Praktikum bzw. der Sprachkurs im Nahen und Mittleren Osten selbst stattfinden muss.
Allerdings bin ich der Auffassung, dass ich lieber in ein arabisches oder allgemein nah- und
mittelöstliches Land gehe als beispielsweise in München in einer Buchhandlung, die
islamische oder ähnliche Bücher verkauft, zu arbeiten. Auch wollte ich bereits von Anfang an
ein Praktikum bei der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) absolvieren. Ich habe 2012 in Berlin
am von der KAS veranstalteten „European-Arab Youth Congress“ teilgenommen und hierbei
positive und seriöse Eindrücke von dieser Stiftung gewonnen. Aus diesem Grunde habe ich
mich im Internet über die diversen Auslandsbüros der KAS informiert. Ich habe zwar für
jegliches Länderbüro im Nahen und Mittleren Osten eine unterschiedliche Bewerbung
verfasst, mich im Endeffekt jedoch „lediglich“ in Marokko, Tunesien und Israel beworben.
Leider hatte ich offenbar bei Marokko zu lange gewartet, weswegen mir mitgeteilt wurde,
dass bereits ein anderer Praktikant in demselben Zeitraum zugegen sein werde. In Tunesien
wurde ich indes bereits nach wenigen Tagen angenommen und kontaktiert, so dass ich mich
mit Herrn Dr. Edmund Ratka, Projektassistent bei der KAS Tunesien, telefonisch in
Verbindung gesetzt habe. Im Nachhinein bin ich äußert glücklich über diese Entscheidung, da
ich Marokko bereits in vielfacher Hinsicht (Sprachkurs 2012, Uni-Exkursion 2013) kenne und
somit ein neues Land kennenlernen konnte.
Ich musste keinerlei großen Vorbereitungen treffen, da ich mir bereits in meinem
Bachelorstudium fundierte Kenntnisse des Hocharabischen angeeignet habe. Der tunesische
Dialekt ist mir indes zum größten Teil fremd. Dies stellte jedoch kein großes Hindernis dar,
da ich nach meiner ersten Reise nach Tunesien Französischkurse belegt habe, zumal Herr Dr.
Ratka als auch Herr Dr. Hardy Ostry, Leiter des Auslandsbüros, ebenfalls Deutsche sind, Herr
Dr. Ratka gar Bayer wie ich! Durch meine Studien wusste ich auch bereits sehr viel über die
arabische Welt, durch meine Reisen zudem insbesondere über den Maghreb, dem neben
Marokko ebenfalls Tunesien angehört und somit die Kultur zwar nicht identisch,
nichtsdestoweniger äußert ähnlich ist. Ich wollte mir sehr viel über Tunesien aneignen,
darunter über die Geographie und selbstverständlich insbesondere – aufgrund eines
Praktikums bei einer politischen Stiftung – die politischen Zustände im Land. Da ich jedoch
aufgrund eines bis dato nicht eingeplanten Stipendiums der Botschaft der Islamischen
Republik Iran in Deutschland im August im Iran verweilte, hatte ich leider nicht viel Zeit, mir
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dieses Wissen anzueignen. Allerdings finde ich es stets schöner, nicht aus Büchern oder dem
Internet, sondern im Lande selbst über die Gegebenheiten zu erfahren, sprich persönliche
Eindrücke, die nicht durch zuvor angeeignetes und erlerntes Wissen beeinflusst werden
können.
Für Tunesien muss ich als Inhaber der deutschen Staatsbürgerschaft kein Visum beantragen,
solange ich nicht länger als drei Monate in diesem Land verweilen möchte. Lediglich bei der
Ankunft und kurz vorm Abflug musste ich eine carte de sejour ausfüllen, was keinerlei
Hindernis darstellt und allemal besser als die Beantragung und Bezahlung eines Visums ist.
Viele Hinweise kann ich leider nicht erteilen, da ich aus Teheran kommend und über Istanbul
fliegend in Tunesien eingereist bin. Allerdings weiß ich dank Herrn Dr. Ratka, dass der
Direktflug nach München stets Freitag und Montag stattfindet. Dies sollten Studenten aus
Bayern bzw. dem Münchner Raum im Speziellen beachten. Ob an demselben Tag auch der
direkte Flug nach Tunis erfolgt, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Meine Versicherung
war zudem vom DAAD ausgestellt.
Ich hatte vielerlei Erwartungen an mein Praktikum. Einerseits wollte ich mehr über den
Islamischen Staat, insbesondere seine Ableger in Nordafrika, erfahren. Dies ist mir in der Tat
gelungen, da mich Herr Dr. Ratka gebeten hat, über dieses Thema zu recherchieren.
Allerdings ist mir hierbei aufgefallen, dass die Angaben in den Zeitungen und
Onlinemagazinen
äußerst
divers
sind,
weswegen
die
Bewertung
der
Lage
im
Ermessensspielraum des Recherchierenden liegt. Auch wollte ich das Praktikum dazu nutzen,
die arabische und französische Sprache anzuwenden. Am Anfang hatte ich noch Probleme mit
dem Französischen, da ich nie zuvor gezwungen war, diese Sprache aktiv anzuwenden. Bis
dato hatte ich lediglich Kurse an der Universität belegt. Dass sich die Anwendung jedoch
schwieriger gestaltet, liegt auf der Hand. Nach einigen Wochen hatte ich indes den Eindruck,
dass sich mein gesprochenes Französisch verbessert hatte, weswegen ich auch besser mit
meiner tunesischen Gastfamilie kommunizieren konnte. Die hocharabische Sprache jedoch ist
nicht mal im arabischen Raum stark verwendet. So sprechen die Einwohner ihren hiesigen
Dialekt, der sich nicht nur im Vergleich mit anderen arabischen Staaten, sondern auch
intranational teilweise sehr unterscheidet. Ich wollte mir ein Lehrbuch hierzu kaufen, um
einige Wörter und Phrasen zu lernen. Allerdings war das Buch bereits vergriffen und
aufgrund meines Praktikums hatte ich auch nicht allzu viel Zeit und hätte mir das Wissen
ohnehin autodidaktisch beibringen müssen (auch wenn ich in Tunesien dies sofort in die
Praxis hätte umsetzen können). Aus diesem Grunde habe ich eher die Gelegenheit ergriffen,
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unterschiedliche Vororte von Tunis sowie weitere Städte im Norden Tunesiens
auszukundschaften.
II. Das Praktikum bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Länderbüro Tunesien / Algerien /
Libyen
Zunächst wurde ich von Herrn Dr. Ostry in die Aufgaben und Ziele der KAS Tunesien
eingeführt. In enger Absprache wurde anschließend indes entschieden, dass ich mit Herrn Dr.
Ratka zusammenarbeiten werde.
Größtenteils hatte ich mit einem Projekt der „Begabtenförderung“ der KAS zu tun. Ziel
dessen ist die Förderung junger TunesierInnen, die neben Deutschkenntnissen ebenfalls
politisches Engagement und eine markante Persönlichkeit aufweisen als auch schulisch sowie
universitär (sehr) gute Noten erzielt haben. Diese Bewerber werden entweder ein Master- oder
gar Promotionsstudium in Deutschland absolvieren. Da dies finanziell ein großes Hindernis
sein kann, möchte die KAS die Auserwählten für die Dauer ihres Studienaufenthaltes in der
Bundesrepublik Deutschland auf monetärer Ebene unterstützen. Da die Endzahl der
abgegebenen Bewerbungen die Erwartungen der KAS weit übertroffen hat, habe ich Herrn
Dr. Ratka hierbei unterstützt. So habe ich die Bewerbungen in eine gewisse Reihenfolge
gebracht, so dass sich Herr Dr. Ratka sowie Frau Marie-Christine Roux, wissenschaftliche
Mitarbeiterin
der
KAS
Tunesien,
lediglich
mit
der
Bewertung
der
Kandidaten
auseinandersetzen musste. Die Archivierung oblag mir. Auch habe ich eine eigens
geschaffene Excel-Tabelle stets aktualisiert, so dass Herr Dr. Ratka trotz mannigfaltiger
Aufgaben nie den Überblick über die tunesischen Bewerber verlieren konnte. Ich war in diese
Beschäftigung derart eingespannt, dass keine Zeit für eine von Herrn Dr. Hardy Ostry, Leiter
des Auslandsbüros, politische Analyse der gegenwärtigen Lage in Libyen blieb. Diese Arbeit
beanspruchte den größten Teil meiner Arbeitszeit. Erst ab Mitte Oktober hatten Herr Dr.
Ratka sowie Frau Roux jede einzelne Bewerbung zumindest einmal bewertet, so dass wir uns
nur noch mit den geeigneteren Kandidaten beschäftigten. Dazu entwickelten wir ein neues
Archivierungssystem sowie meine beide Kollegen ein System zur erneuten Bewertung der
erlesenen Kandidaten. Ich bin allerdings sehr erleichtert, dass das Schreiben der Absagemails
ein anderer Praktikant, Herr Benedikt Kämmerling, übernommen hat, der gegen Mitte
Oktober zu uns zum KAS Tunisie-Team dazugestoßen ist. Ich habe auch wenige Mails dieser
Art verschickt, war dann indes weitaus glücklicher, als ich gegen Ende des Projektes den
Ausgewählten zusagen durfte. Eine Woche nach meiner Abreise begann die Auswahltagung,
weswegen ich leider nicht zugegen sein konnte. Ich wollte mein Praktikum gerne verlängern,
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sah mich jedoch aufgrund meiner Studien gezwungen, nach Deutschland zurückzukehren.
Auch wenn ich Deutschland und insbesondere Bayern und München als meine Heimat und
Zentrum meines Lebens ansehe, stimmte mich dies dennoch ein wenig traurig. Ich hätte gerne
das Projekt mit meinen Kollegen beendet, zumal ich die Bekanntschaft der von uns erlesenen
Kandidaten machen wollte. Hierbei habe ich jedoch auch gelernt, dass man im Leben
manchmal loslassen muss, so schmerzhaft es auch sein kann. Für diese erlangte Einsicht und
Lebensweisheit bin ich meinem Praktikum sehr dankbar.
Weiterhin veranstaltet die KAS Tunesien ebenso Diskussionsrunden, Fachkonferenzen, etc.
über brandaktuelle Themen politischer, religiöser sowie wirtschaftlicher Natur. Einerseits
habe ich Frau Sit el Kol Bdiri, Assistenzdirektion, geholfen. Herr Dr. Ratka meinte zudem,
dass ich Glück gehabt hatte, da normalerweise nicht derart viele Konferenzen, „petit-dejeuner
debats“, etc. abgehalten werden wie zur Zeit meines Praktikums. Ich habe Badges,
Programme, Dossiers, etc. in Zusammenarbeit mit Frau Bdiri vorbereitet. Andererseits war
ich selbst bei den Veranstaltungen zugegen, habe hier Frau Bdiri und Herrn Dr. Ratka sowie
ab Mitte Oktober Herrn Kämmerling assistiert. So musste ich beispielshalber persönliche
Wünsche von Teilnehmenden befriedigen, in Diskussionsrunden das Mikrophon reichen oder
auch beim Auf- wie Abbau helfen. Gelegentlich bat mich Herr Dr. Ratka auch
mitzuschreiben, um anschließend einen Bericht für die Onlinepräsenz der KAS Tunesien
(http://www.kas.de/tunesien/de/publications/42971/)
schreiben
zu
können.
Bei
den
anschließenden Kaffeepausen oder Mittagessen hatte ich die Gelegenheit, mich mit
einheimischen Teilnehmenden zu unterhalten und habe so den euromediterranen Diskurs
angeregt.
Ein ganz besonderes „Schmankerl“ war der Besuch der saarländischen
Ministerpräsidentin, Frau Annegret Kramp-Karrenbauer, die mit uns (KAS) sowie unseren
politischen Partnern und Freunden leicht verspätet am 20. Oktober den 25. Jahrestag der
Deutschen Einheit beging. Es war eine sehr schöne und gelungene Abendveranstaltung in
einem der Vororte von Tunis. Diese fiel zwar nicht in meine Arbeitszeit als Praktikant, aber
selbstverständlich half ich mit großem Vergnügen aus, da die KAS Tunesien zu einer Art
Herzensangelegenheit wurde und man nicht alle Tage einen der bedeutenderen Feiertage mit
einer wichtigen politischen Persönlichkeit begehen darf. An dieser Stelle möchte ich mich bei
der KAS Tunesien nochmals ausdrücklich bedanken! Auch hier half ich beim Empfang aus
und unterstütze gemeinsam mit Herrn Kämmerling Frau Roux bei der Auswertung eines
Gewinnspiels, das sie eigens für diesen Abend geschaffen hat.
Bei mehreren Konferenzen durfte ich mich auf Geheiß der KAS auch als Hobbyphotograph
betätigen. Während ich bei einer Konferenz über Outsourcing lediglich ein paar Bilder der
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eingeladenen Gäste machen sollte, so war ich bei einem Forum afrikanischer Frauen fast über
die gesamte Zeit des Tages hinweg als Photograph tätig. Die von mir geschossenen Bilder
wurden anschließend für die Facebookseite der KAS Tunesien verwendet.
Außerdem war es ein besonderes Anliegen von Herrn Dr. Ratka, dass ich auch mehr über das
gegenwärtige Tunesien erfahre. So gab er mir des Öfteren Zeit, um individuell E-Paper zu
studieren, um so an adäquate Informationen zu gelangen. Einige Tage nahmen – wie bereits
erwähnt – die Recherchen über den tunesischen Ableger des Islamischen Staates (IS) sowie
dessen hiesige Operationen ein. Herr Dr. Ratka bat mich hierbei, eine präzise Anzahl
tunesischer Kämpfer in Syrien und im Irak zu ermitteln.
Zur Information von Interessenten und Archivierung der Aktivitäten der KAS Tunesien habe
ich bisweilen französische Programme oder Onlinemitteilungen ins Deutsche übersetzt, die –
nach Abstimmung mit Herrn Dr. Ratka – anschließend im Internet publiziert wurden. Ebenso
wohnte ich einem Treffen zwischen Vertretern der KAS Tunesien und dem tunesischen
Jungunternehmerverband
(CJD)
bei,
da
ich
auf
Geheiß
Herrn
Dr.
Ratkas
ein
Sitzungsprotokoll erstellen sollte. Dieses wurde anschließend ebenfalls mit ihm abgestimmt,
wird indes nicht veröffentlicht, sondern „lediglich“ dem CJD zur Archivierung gesendet. Für
einen Belgienbesuch erlesener Mitglieder der Partei Nidaa Tounes habe ich zudem einen
politischen Programmdialog erstellt. Mithilfe der Lebensläufe der PolitikerInnen ist mir dies
nicht sonderlich schwer gefallen.
III. Wohnen und Ausgehen in Tunesien sowie diverse Tipps
Ich hätte eigentlich bei einer deutsch-tunesischen Familie wohnen sollen. Aufgrund eines
Missverständnisses war dies indes nicht möglich. Eine tunesische Freundin von mir hat mir
anschließend vorgeschlagen, bei ihren Nachbarn unterzukommen. Diese wohnen in
demselben Vorort wie die andere Familie und nur wenige Gehminuten entfernt. Ursprünglich
hätte dies nur eine Übergangslösung darstellen und ich nach drei Wochen zur deutschtunesischen Familie wechseln sollen. Im Zuge des islamischen Opferfestes (ʿĪdu l-Aḍḥā) bin
ich jedoch zunächst länger und anschließend ganz bei zweiter Familie geblieben, da sie mir
sehr ans Herz gewachsen ist. Da meine Nachbarin zugleich meine beste Freundin in Tunesien
war, war es nicht besonders schwierig, Einheimische kennenzulernen. Einerseits hat sie mich
ihren Freunden vorgestellt und andererseits war das Viertel, in dem ich lebte, sehr eng,
weswegen jeder jeden kennt. So kannte ich nach wenigen Tagen bereits viele Menschen und
habe mich mit diesen im Laufe der Zeit angefreundet. Auch durch das Warten auf den Bus
bzw. das Teilen eines Taxis mit anderen Tunesiern, sofern der Bus letzten Endes in der Tat
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nicht kam (öffentlicher Nahverkehr in Tunesien ist sehr günstig, aber die Busse kommen des
Öfteren nicht bzw. mit großer Verspätung), habe ich mehrere Einheimische kennengelernt.
Mit diesen habe ich dann auch abseits der öffentlichen Verkehrsmittel Zeit verbracht. Durch
neuartige Social Media wie Facebook stehe ich erfreulicherweise weiterhin in Kontakt mit
ihnen.
In meinen zwei Monaten habe ich in der Tat unterschiedliche Treffpunkte von Studenten und
jungen Menschen allgemein kennengelernt. Da ich dankeshalber in der wohl besten Lage
Tunesien wohnte und arbeitete, gab es hier vielerlei Möglichkeiten, sich mit Freunden und
Arbeitskollegen (was durchaus auch deckungsgleich sein kann) zu treffen. Es gibt viele Bars,
Restaurants, Lounges, etc.. Besonders beliebt ist der Treffpunkt in Centre Ville an der großen
Uhr an der Avenue Bourguiba. Hier gibt es im Umkreis eine große Anzahl von Bars und
Cafés und Shoppingmöglichkeiten. Auch rein zum erholsamen Flanieren auf der Avenue ist
dieser Part von Tunis äußerst geeignet. Man sollte jedoch aufpassen, da Tunesien trotz seiner
teilweisen Westorientierung nach wie vor ein islamisches Land ist. So sind beispielshalber
viele Cafés geschlechtsgetrennt. Nichtdestotrotz gibt es trotz traditionell verwurzelter und
religiös-konservativer Menschen sehr viele äußerst moderne TunesierInnen, die trinken und
der „westlichen“ Vorstellung des Vergnügens frönen. Da ich jedoch nur zu Gast in Tunesien
war, wollte ich nicht die Gemüter meiner Gastgeber verletzen und habe mich
dementsprechend ihren Gewohnheiten angepasst und mich strikt an die Gegebenheiten
gehalten. Die Ausgehmöglichkeiten in und um Tunis sind zu zahlreich, um hier alle
beschreiben zu können. Sollte jemand jedoch in der Tat interessiert sein, bin ich gerne bereit,
mit ihm / ihr in Verbindung zu treten und meinen Erfahrungsschatz mit dieser Person zu
teilen. Es sollte jedoch hierbei nicht unerwähnt bleiben, dass dies jedoch – wie in fast jedem
Land – stark von der Saison dependent ist. Im Sommer und auch im Herbst ist der Strand stets
ein schöner Treffpunkt in Tunesien. Das Meer ist schön warm, die Sonne strahlt und die
Sandstrände sind zahlreich und nett anzusehen.
Ich habe mir gleich an meinem ersten Tag eine SIM-Karte von Tunisie Telecom gekauft bzw.
wurde dankenswerterweise von einem äußerst freundlichen Tunesier, den ich zuvor im Flug
von Teheran nach Istanbul kennengelernt habe, eingeladen. Da meine Gastfamilie kein
WLAN besaß, habe ich mir für 10 Dinar 2GB Internet / 30 Tage gekauft. Da 2,2 Dinar
schätzungsweise einen Euro ausmachen, ist dies für deutsche Verhältnisse mehr als nur
preiswert, was mir sehr gefallen hat. Auch das Telefonieren und simsen selbst ist äußerst
günstig. Es gibt auch noch zwei weitere Anbieter, Orange und Ooredoo (arabisch für „ich
möchte“). Meine Nachbarin hat mir berichtet, dass Ooreedoo der beste und Tunisie Telecom
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der schwächste Provider sei. Andere wiederum waren der Auffassung, dass Orange der beste
sei, was jedoch der andere Praktikant (aufgrund seiner Erfahrung mit diesem Anbieter in
Frankreich) verneinte. Ich war persönlich zumeist mit meinem Anbieter zufrieden. Hierbei
geht es wohl eher um subjektiven Geschmack und weniger um objektive Wahrheit (wobei
sich die Frage stellt, ob Wahrheit auch nicht stets etwas Subjektives ist).
IV. Fazit
Neben meiner Arbeit und Bekanntschaften mit neuen Menschen und Freunden waren die
beiden Monate aufgrund einiger Feiertage im Zuge des islamischen Opferfestes (ʿĪdu l-Aḍḥā)
sowie des islamischen Neujahrs sehr schön. Abschließend möchte ich festhalten, dass ich
zwei sehr wunderschöne Monate in Tunesien allgemein und beim Länderbüro Tunesien /
Algerien / Libyen der Konrad-Adenauer-Stiftung hatte. Auch hier möchte ich mich nochmals
herzlich beim gesamten Team der KAS Tunesien, insbesondere selbstverständlich bei Herrn
Dr. Ratka, bedanken. Aufgrunddessen, dass mir mein Praktikum derart viel Freude gemacht
hat, fiel es mir zudem einfacher, mich in Tunesien zurechtzufinden und wohlzufinden.
Insbesondere half mir die KAS Tunesien somit, mich leichter vom Iran an Tunesien
umzugewöhnen, was nicht ganz leicht war, da ich im Iran zwar ebenfalls eine wunderschöne
Zeit verbracht habe, die Kulturen und meine subjektiven Eindrücke jedoch äußerst divers
sind. Auch möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich für die kollegiale Zusammenarbeit
bedanken. Ich hatte stets das Gefühl, Bestandteil eines intakten und gut interagierenden
Gespanns zu sein.
Auch beim DAAD und insbesondere bei Herrn Johannes Hoch von “Student und
Arbeitsmarkt” möchte ich mich ganz herzlich für das Stipendium bedanken. Durch
vergrößerter finanzieller Möglichkeiten konnte ich mich allein auf meine Arbeit konzentrieren
und auch in einer, wenn nicht gar der besten Gegend des Landes wohnen. Auch hat mir das
Praktikum ermöglicht, in andere Städte des Landes zu reisen, ohne hierbei finanzielle
Probleme zu erhalten. Herrn Hoch möchte ich nicht nur für die Vermittlung des Stipendiums,
sondern auch für den äußerst freundlichen e-Mail-Verkehr und seine Hilfestellungen vor und
nach meiner Bewerbung um ein Praktikum bedanken. Ich bin mir bewusst, dass ich ihm durch
meine Reise nach Teheran Umstände bereitet habe, da ich aus diesem Grunde den Vertrag
nicht in München unterzeichnen konnte und alles zunächst digital erfolgt ist, zumal die
Verträge vom DAAD nach Tunis zur KAS Tunesien geschickt werden mussten. Aufgrund
einiger Umstände habe ich leider auch viele Fristen verpasst. An dieser Stelle möchte ich mir
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hier ausdrücklich entschuldigen und mich bei Herrn Hoch für seine Geduld bedanken, die er
stets aufgebracht hat.
Mein Praktikum in Tunesien war eine überwältigende Erfahrung, weswegen ich mich hiermit
nochmals bei den TunesierInnen, der KAS Tunesien sowie dem DAAD bedanken möchte. Ich
hoffe, dass die Erinnerung an diese so einzigartigen zwei Monate Zeit meines Lebens im
Gedächtnis bleiben wird und ich eines Tages in dieses so wunderschöne Land zurückkehren
werde.