Die besten Tipps und Ausreden, um zu einem Vorstellungsgespräch

Die besten Tipps und Ausreden, um zu einem
Vorstellungsgespräch zu gehen
Von Florian Hamann
Jobinterviews fallen meist in die Arbeitszeit, was für Berufstätige schon eine gewaltige
Herausforderung darstellen kann. Wir haben mit Experten gesprochen, wie Sie sich am
geschicktesten zu einem Vorstellungsgespräch davonstehlen und worauf sie dabei achten müssen.
Vorsicht beim Lügen
„Man muss nicht immer die Oma sterben lassen. Lieber die halbe Wahrheit sagen, als eine ganze
Lüge“, empfiehlt Karrierecoach Gunnar Belden von der Maturias Personalberatung in Frankfurt.
„Generell ist von Lügen abzuraten. Denn wenn das herauskommt, ist der Preis einfach zu hoch.
Es handelt sich um einen Vertrauensbruch.“
Darüber hinaus warnt Belden davor, den alten Arbeitgeber um seine Arbeitszeit zu betrügen,
denn das komme bei dem potenziell neuen Arbeitgeber gar nicht gut an. „Kein Unternehmen will
einen bewährten Arbeitszeitschwindler.“
Personalberater Matthias Koch von Robert Walters in Düsseldorf berichtet von Fällen, als ein
Kandidat vorgegeben hat, im Stau gestanden oder einen Unfall gehabt zu haben, um zu einem
Vorstellungsgespräch zu gehen. Dabei bestehe das Risiko, dass dies herauskomme. „Ich
empfehle immer einen fairen Umgang.“
Der Klassiker: Arztbesuch
Falls sich keine elegantere Möglichkeit findet, empfiehlt Personalberater Patrick Riske von
Fricke Finance & Legal den Klassiker. „Ein Arztbesuch lässt sich in neun von zehn Fällen
verwenden. Allerdings sollte man nicht zu dick auftragen. Am besten sind Zahnarztbesuche oder
Vorsorgeuntersuchungen.“ Dagegen seien ernsthafte Erkrankungen suboptimal. Da sie nur zu
unerbetenen Nachfragen führen.
Die Garderobe muss zur Ausrede passen
„Es kommt immer wieder vor, dass die Garderobe nicht zur Ausrede passt“, warnt Belden. Dies
sei vor allem im Back Office oder IT-Bereichen der Fall, wo eher in Jeans und Hemd als im
Anzug gearbeitet wird. „Wer dann in einem Anzug auftaucht, zieht unerwünschte
Aufmerksamkeit auf sich.“
Laut Belden gebe es in dieser Situation zwei Möglichkeiten. „Man kann mit dem potenziell
neuem Arbeitgeber absprechen, dass man in gewöhnlicher Kleidung zum Vorstellungsgespräch
erscheint“, sagt Belden. Dies würde von vielen Arbeitgebern durchaus verstanden. Ein anderer
Trick besteht darin, das Vorstellungsgespräch in den frühen Morgen oder den Abend zu legen
und sich nach bzw. vor dem Vorstellungsgespräch einfach umzuziehen.
Der Reinigungstrick
Ein anderer ehemalige Recruiter verrät den Reinigungstrick. „Geben Sie einfach Ihren Anzug
oder Ihr Kostüm ein paar Tage vorher bei einer Reinigung in der Nähe Ihres Arbeitsplatzes ab“,
sagt der Recruiter, der anonym bleiben möchte. „Vor dem Gespräch holen Sie dann einfach Ihre
Klamotten ab, suchen sich ein ruhiges Plätzchen, um sich umzuziehen und machen eine tadellose
Figur. Nach dem Vorstellungsgespräch verstauen Sie Ihre Kleidung einfach wieder in einer
Tasche und gehen mit Ihrer normalen Kleidung zur Arbeit.“
Bündeln Sie Vorstellungsgespräche
Nach den Erfahrungen von Riske begnügen sich die meisten Arbeitgeber mit zwei oder drei
Vorstellungsgesprächen. Es gibt aber auch Unternehmen, die Kandidaten deutlich mehr
abverlangen. Ein Headhunter aus der Schweiz berichtet sogar, dass er einen seiner Kandidaten zu
29 (!) Vorstellungsgesprächen senden musste – bei dem gleichen Arbeitgeber wohlgemerkt. Laut
Riske kommen mehr als drei Vorstellungspräche eher bei ausländischen Arbeitgebern und bei
Unternehmen mit Matrixorganisation vor. In einem solchen Fall rät er Kandidaten, sich den
Nachmittag frei zunehmen und mehrere Gespräche hintereinander zu führen.
Gespräche möglichst in die Randzeiten oder die
Mittagspause legen
Personalberater Manuel Rehwald von Rehwald Associates in Frankfurt und München
empfiehlt Bewerbern, Vorstellungsgespräche möglichst in die Randzeiten zu legen. „Am
frühen Morgen, am Abend oder in der Mittagszeit. Zwischen 12 und 14 Uhr klappt das
meistens ganz gut“, erzählt Rehwald. Bei den modernen Arbeitszeitmodellen mit Gleitzeit,
Vertrauensarbeitszeit und Home Office sei dies selten ein Problem. „Es sollte eigentlich
schon möglich sein, mal ein oder zwei Stunden früher nachhause zu gehen“, sagt Rehwald.
Auch einen halben oder ganzen Urlaubstag könne man opfern. „Allerdings dürfen Sie sich
nicht krankmelden, wenn Ihnen der Urlaub nicht bewillig wird.“ In einem solchem Fall
bleibe einem Bewerber nichts anderes übrig, als den Termin zu verlegen.
Vorsicht bei zu häufigen Terminverschiebungen
„Bei Arbeitgebern besteht durchaus Verständnis, wenn Kandidaten einen Termin wegen einer
plötzlichen Vorstandssitzung oder einem Kundenmeeting absagen. Allerdings darf das nicht zu
häufig vorkommen“, warnt Koch. „Ob jemand in der Lage ist, ein Vorstellungsgespräch
einzurichten, stellt für mich schon einen Gradmesser dar, ob er wirklich an dem Job interessiert
ist. Auch wenn ein Kandidat den Bewerbungsprozess in die Läge zieht, ist das ein ungutes
Zeichen.“
Lassen Sie sich mehrere Terminvorschläge geben
Riske empfiehlt Kandidaten sich mehrere Terminvorschläge geben zu lassen. Dann könne der
Bewerber die ihm günstigste Zeit wählen. „Einen passenden Termin für ein Vorstellungsgespräch
zu finden, ist oft lästig und anstrengend. Aber es ist nie so, dass es daran scheitern würde.“
http://news.efinancialcareers.com/de-de/214155/die-besten-tipps-und-ausreden-um-zu-einemvorstellungsgesprach-zu-gehen/?_ga=1.181849255.166899829.1434628269