e-Paper https://epaper.general-anzeiger-bonn.de/eweb/printcontent/ga/... © General-Anzeiger Bonn Vom Baseball-Virus infiziert Der Erfolg der Bonn Capitals ist auch das Werk der Familie Heid. Am Beginn stand die sanfte Rache eines US-Boys VON MATTHIAS KIRCH BONN. Manchmal sind es zufällige Umstände, die das Leben eines Menschen nachhaltig prägen. So auch bei Mirko Heid, dem langjährigen Spieler, Trainer und Sportdirektor der Bonn Capitals und heutigen Präsidenten des Deutschen Baseball und Softball Verbandes. Dass ihn sein Weg überhaupt zum Baseball führte, verdankt er nämlich einem Mitspieler in der Fußball-Jugend des 1. FC Godesberg, in der Heid Anfang der 1990er Jahre sportlich als Torwart aktiv war: „Der war der Sohn eines Mitarbeiters der US-amerikanischen Botschaft und hatte fußballerisch wenig Talent. Nachdem wir uns gemeinsam mit ihm darüber immer wieder amüsiert hatten, hat er uns eines Tages zum Baseball mitgenommen. Da konnte er dann über uns lachen.“ Doch trotz der anfänglichen Schwierigkeiten war das Interesse von Mirko Heid geweckt und er trat dem Nachwuchs der noch jungen Capitals bei. Seine Eltern nahmen diesen Schritt positiv auf, wie Mutter Ute Heid berichtet: „Uns hat die Atmosphäre beim Baseball sofort gefallen.“ Obwohl ihn sein fußballerisches Talent bis in die B-Jugend-Kreisauswahl brachte, entschied sich Mirko Heid nach einem Armbruch gegen den Fußball und für Baseball. Während er mit den Capitals schließlich in die erste Bundesliga aufstieg, Pokalsieger, Europapokalsieger und Kapitän der Nationalmannschaft wurde, engagierte sich auch Vater Siegbert Heid für den Club: Bei einer Mitgliederversammlung im Jahre 1992, die er schmunzelnd als „Chaos pur“ bezeichnet, bot der Diplom-Sozialwirt den unerfahrenen Verantwortlichen seine Hilfe an. „Einen Tag später bekam ich das Angebot, erster Vorsitzender zu werden“, erinnert er sich. Zu diesem Zeitpunkt war ihm noch nicht bewusst, dass er dieses Amt in der Folge sechs Jahre bekleiden sollte. Seine Begeisterung für den Sport begründet Siegbert Heid mit seinen Erlebnissen in der Nachkriegszeit. In seiner Karlsruher Heimat spielte der heute 73-Jährige zunächst in den Trümmern, bis ein Bolzplatz entstand, wo sich die Kinder zum Spielen trafen. „Dadurch hat sich meine Begeisterung für Bewegung entwickelt“, so Heid, der auch in der Jugendabteilung beim Karlsruher SC aktiv war, seine fußballerische Laufbahn aber auf mehr oder weniger tragische Weise beenden musste: „Mein damaliger Trainer hat festgestellt, dass ich eine Brille brauchte, weil ich beim abendlichen Training immer schlechter war als in den Spielen. Leider gab es damals aber nur harte Kontaktlinsen, die ich nicht vertragen habe. Deshalb musste ich aufhören und habe geheult wie ein Schlosshund.“ So verwundert es nicht, dass Mirko Heid die Sportaffinität bereits in die Wiege gelegt wurde und auch seine Frau Sanvila eine sportliche Vergangenheit hat: Sie betrieb seit ihrem sechsten Lebensjahr Shotokan-Karate und wurde drei Mal deutsche Meisterin, EuropacupSiegerin und Dritte beim World-Cup im Kick-Boxen. Inzwischen leitet 1 von 2 10.09.2015 12:58 e-Paper https://epaper.general-anzeiger-bonn.de/eweb/printcontent/ga/... sie den Merchandising-Shop bei den Capitals und hat sich somit auch vom Baseball-Gen anstecken lassen. Während Ute Heid mittlerweile im elften Jahr zweite Vorsitzende des Clubs ist und die dreimal jährlich stattfindenden Sommercamps für Kinder organisiert, steht ihr Sohn seit fast einem Jahr an der Spitze des deutschen Verbandes. In dieser Funktion hofft er, dass das IOC im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio 2020 Baseball wieder in das Programm aufnimmt: „Diese Entscheidung hat nicht nur sportliche, sondern auch erhebliche finanzielle Auswirkungen. Denn nachdem Baseball und Softball bei den Spielen 2008 zum letzten Mal olympisch waren, sind die Fördersummen in Deutschland um rund 80 Prozent gesunken, obwohl wir mittlerweile in der Weltspitze angekommen sind.“ Das sportliche Engagement der Familie ist jedoch nicht auf Baseball begrenzt: Im Stadtsportbund Bonn kämpfen Ute Heid als zweite Vorsitzende und Siegbert Heid als Leiter des Gesprächskreises „Bonner Sportforum“ für eine größere Anerkennung und Förderung des Vereinssports. Einmal mit dem Sportvirus angesteckt, lässt er die Familie nun nicht mehr los. Bonner Stadtanzeiger vom Donnerstag, 10. September 2015, Seite 16 2 von 2 10.09.2015 12:58
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