Zum Umgang mit dem Lesen und mit Büchern im Kleinkindalter

Zum Umgang mit dem
Lesen und mit Büchern
im Kleinkindalter
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Bildung und Frauen
Minoritenplatz 5, 1010 Wien
Tel.: ++43 1 53 120-0
www.bmbf.gv.at
Coverfoto: Shutterstock / Olesya Feketa
Gestaltung: BKA | ARGE Grafik
Wien, 2015
Inhalt
Lesen ist der Schlüssel zur Welt 2
10 Thesen zum Lesen 3
Allgemeine Buchtipps 8
Lesen und Bücher in mehreren Sprachen / in fremden Sprachen 9
Wie kann ich ein »gutes Buch« erkennen? 10
Lesen ist der Schlüssel zur Welt
Unsere Kinder sollen später am sozialen Leben teilnehmen und die Anforderungen des Alltags bewältigen können. Wir haben als Erwachsene den »Schlüssel« dazu in der Hand – und
damit ein wichtige Verantwortung! Schon im Babyalter können Sie dazu beitragen, dass die
Weichen für eine »erfolgreiche« Lesekarriere gestellt werden. Sprechen Sie viel mit Ihrem
Baby und begleiten Sie das alltägliche Geschehen mit Worten. Sie wissen vielleicht aus Ihrer
eigenen Kindheit, dass Reime, Gedichte, Fingerspiele und Musik gute Voraussetzungen für
Lesemotivation schaffen.
Leseförderung beginnt, wenn ihr Kind noch weit davon entfernt ist, Buchstaben zu »lesen«.
Lesen und Sprachentwicklung hängen zusammen und brauchen immer wieder Förderung;
wirklich schwerwiegende sprachliche Defizite aus den frühen Kindheitsjahren sind lebenslang
nicht mehr aufzuholen.
»Das Vorlesen ist die Mutter des Lesens« sagt Goethe. Je früher Sie mit dem Vorlesen beginnen,
desto verlässlicher schaffen Sie die Basis für späteres Lesevergnügen. Spätestens wenn Ihr
Kind 18 Monate alt ist, werden Sie bemerken, dass es sich auch für die Benennung von Bildern
interessiert. Damit stehen Sie bereits auf einer Vorstufe zum eigentlichen Vorlesen und helfen
Ihrem Kind, den Wortschatz zu bilden und zu erweitern. Sie haben damit den Grundstein
gelegt, dass Ausdrucksfähigkeit und Freude am Sprechen – und später am Schreiben von
Aufsätzen, Geschichten, Gedichten – entstehen kann. Vorlesen wird aber auch später noch
motivierend sein: Wenn Ihr Kind in der Grundschule das Lesen lernt und vielleicht kurzfristig
die Leselust verliert, können Sie ihm durch Vorlesen und gemeinsames Tun die Freude am
Lesen erhalten: Kindern macht es Freude, Buchstaben oder Sätze die es erkennt, zu benennen.
Lesen ist neben allem anderen ein bedeutsamer Beitrag zur Selbstverwirklichung: Es schafft
ihrem Kind Freiräume, es regt seine Fantasie an, es ermöglicht ihm die Entdeckung fremder
Welten und vermittelt ihm lebenslang Freude. Lesen als Schlüssel zur Welt zu begreifen heißt
auch, die Lesefähigkeit eines Kindes als Basis für die spätere Sprachbeherrschung, Lese- und
Medienkompetenz zu sehen. Wir leben in einer immer komplexer werdenden MultimediaWelt: Wer lesen kann, kann sich diese Welt aneignen.
Die folgenden Tipps sollen Ihnen dabei helfen, die »Zehn Thesen zum Lesen« als zielgerichtete
Förderung in Ihren gemeinsamen Alltag einzubauen. Sie alle – die Großen und Kleinen – sollen
daran Freude haben.
2
10 Thesen zum Lesen …
1 »Lesen« fängt lange vor dem Lesen an
In diesem kleinen Ratgeber ist immer wieder die Rede vom »Lesen«, das doch eigentlich an
Buchstaben gebunden ist – und die werden erst in der Schule erlernt. Die wirklich wichtigen
Vorgänge geschehen aber früher. Stellen wir uns »Lesefähigkeit« als ein gut gebautes Gebäude
vor, dann braucht das solide »Grundpfeiler«: Sprechen, Hören, Spielen, Üben. Und davon ist
hier die Rede. Motivation und Interesse sind schon lang vor Schulbeginn da. Und alles andere
folgt später!
2 Leselust muss geweckt werden
Zwang wäre das Gegenteil von Lust: Das Kind soll in dieser so wichtigen und grundlegenden
Phase nicht Lesen »müssen«; Lesen soll Freude, Belohnung, Spannung und Entspannung sein.
Und es kommt nicht immer ausschließlich auf das »pädagogisch wertvolle« Buch an: Wertvoll für Ihr Kind ist das Buch, das ihm gefällt. Vorrangig ist erst einmal, dass es sich Büchern
überhaupt gerne zuwendet und dass damit seine Freude geweckt wird.
Alle Kinder lieben Geschichten – sei es, indem sie zuhören oder indem sie Geschichten erzählen
(auch selbst erfundene). Erwachsene werden viele Gelegenheiten haben, Kindern Bücher näher
zu bringen: in der Familie, in der Bücherei (wo es kompetente Berater und große Auswahl gibt),
bei Buchmessen usw.
Zum Wecken von Leselust eignen sich natürlich in erster Linie »einfache« Bilderbücher – die
Altersangaben sind eine gute Orientierungshilfe Doch auch Bücher mit mehr Text eigenen
sich. Er muss durchaus nicht immer vorgelesen werden, sondern kann in kindgemäße Sprache
»übertragen« werden (eine große Herausforderung für die Vorlesenden!)
3 Lesen braucht Atmosphäre, Rituale, Raum und Zeit
Atmosphäre
Für die Vorlesenden und die Zuhörenden soll es kuschelig und bequem sein … Wenn es eine
Bücherecke gibt, ist sie gemütlich eingerichtet. Das Buch und das Lesen haben Vorrang –
da sollten Fernsehapparat, Radio und andere Geräuschquellen zurücktreten. Andererseits:
Vielleicht ist gerade Ihr Kind besonders entspannt, wenn im Hintergrund Musik läuft: Auch
hier gibt es kein »Richtig« oder »Falsch« – Atmosphäre entwickelt sich.
3
Rituale
Die »Gutenachtgeschichte« spielt in der Erinnerung vieler Erwachsener noch eine Rolle: Sie
hatte einen fixen Platz im Tagesablauf. Diese Ruhe und Entschleunigung empfinden Kinder
vor allem auch heutzutage als angenehm. Trotzdem kann die Abwechslung oder Spontaneität
wichtig sein und das Kind fordert plötzlich eine Lese- Einheit, wenn Sie es am wenigsten
vermuten. Aber auf die gewohnte Leseeinheit wird es sich den ganzen Tag freuen.
Raum
Lesevergnügen ist stark an einen Ort gebunden (im Sommer kann das durchaus auch der Platz
unterm Baum sein!). Solche Verbindungen zwischen Raum und Gefühl sind stark und nachhaltig. Erwachsene erinnern sich oft sehr genau an ihre Leseplätze ihrer Kindheit. Richten Sie
Ihrem Kind ein Bücherregal ein (groß genug um, genau wie Ihr Kind, mit der Zeit wachsen zu
können). Ihr Kind braucht einen Platz, an dem es seine »Schätze«; sammeln und betrachten
kann (und dazu gehört auch das Sticker-Album). Die »leseanregende« Umgebung ist eine, in
der Bücher stets griffbereit und »allgegenwärtig« sind (nicht nur im Kinderzimmer). Das Kind
kann bei der Auswahl des Buches seinen Blick über seine Bücher schweifen lassen und es wird
immer wieder gerne von sich aus zu seinen Büchern greifen, wenn es sie vorfindet.
Zeit
15 Minuten täglich genügen schon, um langfristig und nachhaltig »Lese«-Erfolge durch Vorlesen zu erzielen! Und doch zeigt eine deutsche Studie, dass es nur sehr wenige Kinder gibt,
denen dieser Genuss heute noch zuteil wird. In Ihrem Tagesablauf sollten diese 15 Minuten
einen fixen – und möglichst immer gleichen – Platz haben. Diese Zeit gehört nur Ihnen und
dem Kind. Und: Lesen wird nicht »nebenbei erledigt«, es ist nicht auf das Ergebnis ausgerichtet
(»Nun ist das Buch zu Ende gelesen«), sondern auf den Prozess des Lesens: Der Weg ist das
Ziel. Kinder haben ihren eigenen Zeitbedarf, der auch durch spezielle Interessen und die Tagesverfassung bedingt ist und sich nur schwer einschätzen lässt: Sie blättern nach vor und zurück
und verweilen bei einigen Bildern länger als bei anderen. Vielleicht ist es nötig, das Vorlesen zu
unterbrechen – Ihr Kind wird dessen Weiterführung ohnehin einfordern. Vorlesen kann durch
nichts (nicht durch das »kindgerechte« Hörbuch oder das »pädagogisch wertvolle« Video oder
Fernsehprogramm) – ersetzt werden! Sie können die deutsche Sprache nicht so gut? Macht
nichts, auch in der Sprache, die Sie mit Ihrem Kind gemeinsam haben, gibt es Bücher!
4 Lesen braucht Lebensweltbezug
Bücher bilden Gegenstände aus dem Leben des Kindes ab (der Baukran, die Gummistiefel …),
die das Kind erkennen und benennen kann (was seinen Wortschatz verbessert); sie vermitteln
aber auch neues Wissen und helfen Vorstellungen bilden über vergangene Zeiten, ferne Länder,
abstrakte Begriffe … Sie erschließen Ihrem Kind seine eigene und eine neue Welt!
Bilderbuchbetrachtung ist erstes »Lesen«: Unterschiedliche Dinge (z. B. Bäume mit Blättern,
Nadeln, Palmwedeln) sehen unterschiedlich aus, tragen aber alle den gemeinsamen Namen
»Baum«, Gegenstände bilden gemeinsam eine Gesamtmenge (z. B: »Zirkus« als Ansammlung
aus Tieren, Akrobaten, Zelten …). Das unbewegte (und lautlose) Bild repräsentiert eine
bewegte tönende Welt.
4
5 Lesen braucht den Zugang zur »Welt des Lesens«
In einer Untersuchung wurde festgestellt, dass Kinder, die mit vielen Büchern aufwachsen, Vorteile auf ihrem Bildungsweg haben. Wer kann schon so viele Bücher besitzen? In Österreich gibt
es ein gutes Buchhandels- und Bibliothekswesen: Nehmen Sie ihr Kind mit zu den Orten, wo es
Bücher in Hülle und Fülle gibt. Sei es in Buchhandlungen, Bibliotheken, Bücherflohmärkten …
stöbern Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, es gibt so viel zu entdecken (nicht nur jene Bücher, die
gerade im Buchhandel erhältlich sind, sondern auch ältere).
Die »Welt des Lesens« meint längst nicht mehr nur das gedruckte Buch, sondern schließt auch
ergänzende Medien (CD, CD-ROM, Film, animiertes Onlinebuch …) ein!
6 Bilderbücher als Einstiegshilfe
Am Anfang ist das Bild. Und Ihre Interpretation des Bildes mit Ihren Worten und den Worten
des Kindes. Später kommt der Text dazu, anfangs spärlich, dann immer länger. Wenn Sie die
Vorleserin / der Vorleser sind, dürfen Sie den Text ruhig auch gestalten, indem Sie ihn in ihre
eigene Sprache übertragen oder auch straffen, aber: Wundern Sie sich nicht, wenn Kürzungen
Ihrem Kind sofort auffallen! Und sehr viel später kann der Text ohne das Bild existieren –
aber bis dahin werden Sie mit Ihrem Kind gemeinsam viele schöne Bücher betrachtet haben!
Bilder und Text gehören zusammen und werden auch im Bewusstsein des Kindes verbunden.
Besonders wenn Sie bei der Benennung des Gegenstandes auf diesen zeigen, werden sich Bild
und Begriff gut verbinden. Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen verwenden »Anschauungsmaterialien« (ein Stück Rinde, wenn es um ein Buch geht, in dem Bäume vorkommen oder
eine Flaumfeder, wenn von Küken die Rede ist).
7 Lesende Kinder brauchen Lesevorbilder
Vorbild sein ist nicht immer einfach … Bedenken Sie: Ihr Kind macht sich ein Bild durch Ihr
Handeln. Kann Ihr Kind erleben, dass Sie Bücher faszinieren, dass Lesen etwas Angenehmes
ist? Kann Ihr Kind beobachten, dass für Sie Lesen in unterschiedlichen Situationen (wie z. B.
Straßenbahnfahrt) entspannend und kurzweilig sein kann und dass es Leserituale (wie
z. B. das Zeitung-Lesen am Sonntagmorgen) gibt? Wenn Sie mehrere Fragen mit »ja« beantworten konnten, ist das eine gute Startbedingung! Durch Ihr Leseverhalten lernt Ihr Kind,
dass das Lesen etwas Genüssliches ist, das Zeit braucht. Wenn es mehrere Bezugspersonen für
das Kind gibt, ist es günstig, wenn jede Person dem Kind »ihre« Bücher nahebringt: So lernt
es auch, dass Geschmäcker verschieden sind und wird eigene Vorlieben entwickeln können.
5
8 Lesen braucht den Dialog zwischen Vorleser/in und Zuhörer/in
Dazwischen- Fragen ist typisch, das heißt altersgemäß, für ein Vorschulkind. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist noch nicht so groß, dass es die Fragen bis zur sich bietenden Gelegenheit
»speichern« kann. Dieses Fragen ist aber in hohem Maße auch ein Lernen. Es ist ein geistiges »Abtasten« und »Nachformen«. Das heißt: Kinder sollen unterbrechen dürfen, sie sollen
ihre Fragen wertgeschätzt wissen – und sie sollen durchaus zum Fragen aktiviert und damit
ins Geschehen einbezogen werden. Das alles erhöht die Spannung, denn Vorlese-Monologe
ermüden Kind und Vorleser/in. Seien Sie als Vorleser/in auch Beobachter/in: Was interessiert,
erfreut, amüsiert, ängstigt das Kind, was macht es nachdenklich? Wann merken Sie ihm sogar
durch körperliche Gespanntheit an, dass es etwas sagen möchte? Die gute Vorleserin / der
gute Vorleser liest im Buch und »liest« im Verhalten des Kindes. Sie werden das Kind besser
kennenlernen als bisher und Sie werden es in seiner Selbsttätigkeit und in seinem Ausdruck
bestätigen und stärken können.
9 Lesen hat auch mit Erzählen, Erfinden und Gestalten zu tun
Der Alltag steckt voller Geschichten – Sie beobachten mit ihrem Kind eine Szene im Kaufhaus:
Wie könnte es weiter gehen? Kann daraus nicht eine Geschichte werden? Sie betrachten ein
Foto in einer Zeitschrift: Was war davor, was ist danach, was daneben (und daher auf dem Foto
nicht zu sehen)? Oder: Kramen Sie in der Schatzkiste Ihrer eigenen Erinnerung: Welche Geschichten wurden Ihnen erzählt? Woran erinnern Sie sich? Wahre Geschichten aus dem eigenen
Leben des Kindes oder von Familienmitgliedern interessieren Kinder ebenso. Sie können es – es
kommt nicht auf den Literatur-Nobelpreis oder den Bestseller an (und doch: Astrid Lindgren
und J. K. Rowling haben genau so angefangen, nämlich indem sie Geschichten für Ihre Kinder
erfanden). Gestaltungselemente machen die »Dramaturgie« des Vorlesens aus: langsam und
schleppend oder schnell und abgehackt, leise oder polternd, mit hohler oder heller Stimme,
fröhlich oder fragend, Pausen einlegend um die Spannung zu steigern. Experimentieren Sie ein
bisschen und versuchen Sie die Charaktere zu gestalten. Ihr Gesicht und Ihre Körpersprache
sind weitere Gestaltungsmittel, mit denen Sie erstaunliche Effekte beim Kind erzeugen können
(natürlich mit aller Vorsicht und ohne es zu ängstigen).
6
10 Selbsttätigkeit kann schon früh angebahnt werden
Wenn die Leselust einmal geweckt ist und das Kind älter ist, wird es mehr und mehr selbst
zielgerichtet auswählen. Jedes Buch hat seine Zeit: Sie werden bemerken, dass das Kind je
nach Stimmung »sein« Buch auswählt – wenn Sie diesen Wunsch respektieren, steigern Sie
die Leselust (und auch das Kind, das damit auf dem Weg zur selbstbestimmten Leserin / zum
selbstbestimmten Leser ist).
Kinder können aus ExpertInnensicht1 – mit Ihrer Hilfe oder gemeinsam mit älteren Kindern –
zum Beispiel:
••
••
••
Geschichten nachspielen (mit Gegenständen, Puppen usw.)
ein eigenes Hörbuchs gestalten (Aufnehmen auf das Mobiltelefon, das Tablet … ), dabei
kommen durchaus auch einfache Klanginstrumente zum Einsatz
illustrieren (die Expertin rät: »Auf Papierrolle die Geschichte aufzeichnen, diese kann
dann abgerollt werden wie ein Film«)
In erster Linie sind Sie die Vermittlerin bzw. der Vermittler und wägen ab zwischen Interesse,
Lebensweltbezogenheit, Vorerfahrung und Altersgemäßheit. Die Altersangaben der Expertinnen und Experten in den Verlagen sind ein Leitkriterium für Sie, stellen aber keinen Anspruch
auf Absolutheit!
1
Nicole Kalteis: Kinderbuchspezialistin, Leseerzieherin, Leiterin der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik
in 1210 Wien; Tipps entnommen aus: http://www.kirango.at/de/erwachsene/eltern/leselust, Online 19.7.2015
7
Allgemeine Buchtipps
Nachfolgend finden Sie beispielhaft »Buchtipps« für die Altersstufe 0 – 3 bzw. darüber hinaus2.
Lassen Sie sich gerne auch von Lese-Expert/inn/en in Ihrer Umgebung beraten, welche anderen
Bücher sich für Kinder dieser Altersstufen eignen!
AutorIn / Illustration,
Verlag, Erscheinungs­
jahr, ISBN*
Thema
Aus­stattung
Antons erste
Wörter
Judith Drews,
Beltz & Gelberg, 2011,
978-3-407-79440-6
Kinder entdecken
die Welt der Benennung
von Gegenständen
20 Seiten,
vierfarbig;
Papp-Einband
Ab 1 J.
Das große Buch der
Bilder und Wörter
Ole Könnecke,
Hanser, 2010,
978-3-446-23588-5
Meisterhaft gezeichnet
und getextet: die kleine
Welt rund um das Kind
Papp-Einband
Ab 1 J.
Unser Zuhause
Doro Göbel / Peter
Knor, Beltz & Gelberg,
2015
Farbenprächtiges
detailreiches Wimmel­
bilderbuch
vierfarbig,
Papp-Einband
Ab 3 J.
Ich mag Blätter
Hilary P. Wood,
Boje, 2010,
978-3-414-82253-6
Stimmungsvolle Farb­
fotografien, begleitet
von schlichten Sätzen
Pappe
Ab 2 J.
Ein Regentag
im Zoo
Isabel Pin,
Bajazzo, Zürich, 2006,
978-3-907-58868-0
Originelle und inspirierende Darstellung
die zeigt, wo die Tiere
wohnen
22 Seiten,
Pappband
Ab 3 J.
Was macht Emma?
Jutta Bauer,
Carlsen, 2011,
978-3-551-16300-4
Erste Bildergeschichten
aus dem Kinderalltag
70 Seiten,
Flexpappe
Ab 2 J.
Mein erster
Grüffelo – Farben
Axel Scheffler / Julia
Donaldson,
Beltz & Gelberg, 2012,
978-3-407-79457-4
Erkennen und Benennen
von Farben
12 Seiten,
Pappbuch
Ab 1 J.
Schlaf jetzt, sagt
Nalle
Stina Wirsén, Maike
Dörries (Übers.),
Gerstenberg,
978-3-8369-5402-0
Freche Geschichten –
große Gefühle: Ein
herrliches Vorlesebuch
32 Seiten,
gebunden
Ab 3 J.
Ein Schwesterchen
für Karlchen
Rotraut Susanne
Berner, Hanser, 2008,
978-3-446-20180-4
Ein Buch zum wichtigen
Kinderthema »Familie«
fester
Einband
Ab 3 J.
Titel
(deutschsprachig)
* Damit ist die »International
Standard Book Number«
gemeint, die jeweils nur
einmal auf der Welt für ein
Buch vergeben wird; sie
kann (bei einer Bestellung
über Computer oder im
Buch­handel) der raschen
Identifizierung des Buches
dienen
2
8
Altersempfehlung
Alle Tipps stammen vom »Kinderplanet Kirango« der Wiener Büchereien; das Gute daran: Alle diese Bücher
sind auch in den Wiener Büchereien vorhanden!
Lesen und Bücher in mehreren
Sprachen / in fremden Sprachen
Studien aus Deutschland3 belegten 2013, dass Eltern mit Migrationshintergrund ihren
Kindern am häufigsten vorlesen. 28 Prozent der Mütter und Väter mit ausländischen Wurzeln
tun dies täglich. Im Gegensatz dazu sind es in Familien ohne Migrationshintergrund lediglich
26 Prozent. Dies lässt sich sicherlich auch mit der Situation in Österreich vergleichen. Wichtig
ist allein, dass vorgelesen wird – nicht unbedingt, in welcher Sprache eine frühe »Bindung« an
das Lesen entsteht. Büchereien und Buchgeschäfte halten – speziell in größeren Städten – für
interessierte Eltern ein Angebot bereit, das sich zunehmend erweitert.
Einige Beispiele:
Deutsch / Kurdisch
Mehmed Emin Bozarslan: Mir Zoro. Ein kurdisches Tiermärchen. / Meselokeka lawiran.
Hrsg. Silvia Hüsler / Barbara Sträuli. Zürich: Verlag Pestalozzianum 2000. A4-Format, 36 S.,
mit CD,. ISBN 3-907526-79-1 (Altersempfehlung: Vorschulalter)
Deutsch / Slowenisch
Sonja Buch: Eine kleine Prinzessin. Mala Princesa. Klagenfurt: Drava Verlag 2003. 47 S.,
14,00 Euro. ISBN 3-85435-414-2 (Altersempfehlung: Vorschulalter)
Tamil / Deutsch
Das Krokodil und der Affe. 7 tamilische Fabeln in Tamil und Deutsch. Hrsg. v. Christina
Wellinger. 2. Aufl. Zürich: Verlag Pestalozzianum 2003. A4-Format, 36 S., mit CD,
ISBN 3-907526-72-4 (Altersempfehlung: 6 J.)
Türkisch / Deutsch
Marcus Pfister: Gökkusagi Baligi. Der Regenbogenfisch. Hamburg: Nord-Süd Verlag 1994.
28 S., ISBN 3 314 00664 0 (Altersempfehlung: ab 4 J.)
Deutsch und Serbokroatisch – auch in anderen Sprachen erhältlich
Barbara Resch: Ein Elefant mit rosaroten Ohren. Jedan slon sa roza ušima. Wien, München:
Verlag Jungbrunnen 1993. 32 S., ISBN 3-7026-5660-X (Altersempfehlung: ab 4 J.)
Deutsch mit albanischen, englischen, griechischen, italienischen, portugiesischen, serbischen,
spanischen, tamilischen und türkischen Wörtern
Schader, Basil / Obrist, Jürg: Hilfe! Help! Aiuto! Zürich: Orell Füssli Verlag 1999. 24 S.,
ISBN 3 280 02755 1 (Altersempfehlung: Schuleintritt)
3Vgl. http://www.n24.de/n24/Wissen/Kultur-Gesellschaft/d/3746564/migranten-sind-die-fleissigsten-vorleser.
html, Online 19.7.2015
9
Wie kann ich ein »gutes Buch« erkennen?
Der österreichische Buchklub der Jugend4 stellt Kriterien vor, die als Leitlinien gedacht sind.
Zur schnellen Einschätzung empfehlen die Expertinnen und Experten:
•• Was wollen die AutorInnen aussagen?
•• Welche Gestaltungsmittel (Text / Bild) setzen sie ein?
•• Stimmen Text und Illustrationen überein?
•• Welche Vorerfahrungen braucht ein Kind, um das Buch zu verstehen?
•• Welche Reaktionen (Emotionen, Fragen) könnte das Buch auslösen?
•• Welche Mittel können Sie einsetzen, um dem Kind zu helfen, das Gesehene und Gehörte
zu verarbeiten?
Wenn Sie es genauer wissen wollen, achten Sie auf …
Inhaltliche Aspekte
•• Welches Thema wird in dem Buch dargestellt?
•• Ist die Darstellung spannend, lustig, interessant? Gibt es einen Spannungsbogen?
•• Wollen die Kinder unbedingt wissen, wie es weitergeht?
•• Wie werden die Hauptpersonen dargestellt? Entwickeln sich die Hauptpersonen im Lauf
der Handlung? Bieten sie die Möglichkeit, sich emotional mit ihnen auseinanderzusetzen,
zu identifizieren oder auch zu distanzieren?
•• Welche Aussage hat das Buch? Welche Werte und gesellschaftlichen Vorstellungen werden
vermittelt?
•• Berücksichtigt das Buch die Erfahrungswelt und Interessen der Kinder? Wird an ihre
Erfahrungen oder Probleme angeknüpft?
•• Regt der Inhalt zum Mit- und Weiterdenken an?
•• Wird die Fantasie der Kinder angeregt und Spielraum für Wünsche und Träume geboten?
•• Sind keine diskriminierenden oder verletzenden Elemente (rassistischer, sexueller, politischer oder sozialer Art) enthalten?
Bildliche Aspekte
•• Wecken die Bilder Neugier, lösen sie Fragen aus?
•• Fordern die Bilder zum genauen Hinsehen auf?
•• Sind die Bilder ansprechend? Dies ist zum großen Teil eine Frage des persönlichen Geschmacks, sie sollten jedoch nicht furchterregend, abstoßend oder diskriminierend sein.
•• Wird das Angesprochene auch adäquat abgebildet?
•• Wird der Charakter der Figuren passend umgesetzt? Werden die Gefühle und Stimmungen in ihrer Mimik wiedergegeben? (Kinder achten mehr auf Mimik und Körpersprache
als Erwachsene.)
•• Wie ist das Verhältnis von Text und Bildern?
•• Entspricht die Illustration dem dazugehörigen Text oder widerspricht sie ihm (Stilmittel
des Widerspruchs)?
•• Treten die Illustrationen in den Vordergrund? Sind sie gleichberechtigt zum Text oder nur
zur Untermalung da?
4Vgl. http://www.geschichtendrache.at/static/media/geschichtendrache/materialien/qualitaetskriterien_fuer_
kinderbuecher.pdf, Online 19.7.2015
10
Sprachliche Aspekte
•• In welchem Erzählstil ist das Buch geschrieben? Handelt es sich um eine fantastische oder
realistische Erzählweise – oder eine Mischung aus beidem?
•• Welchen Sprachstil hat das Buch? Kurze oder lange Sätze, gereimt oder nicht? Einfache
Hauptsätze oder Sätze mit Untergliederungen, Fragen usw.?
•• Werden viele Fremdworte, schwierige Begriffe und Wendungen benutzt? Gibt es einen
Fachwortschatz – aus welchem Themenbereich?
•• Orientiert sich der Sprachstil an der modernen Umgangssprache oder Kindersprache?
Sind Elemente aus anderen Sprachen enthalten? Ist die Sprache altertümlich?
•• Steht die Sprache im Einklang mit den Bildern?
•• Dient die Sprache der Wortschatzerweiterung? Werden differenzierte Verben, Adjektive,
Nomen verwendet?
•• Wird eine lebendige Sprache geboten (z. B. durch Lautmalerei, Vergleiche, Metaphern,
wörtliche Rede)?
Einschätzung der Wirkung des Buches auf die Kinder
•• Sind die Kinder mit dem Thema des Buches bereits vertraut oder ist es ihnen neu?
•• Bietet das Buch den Kindern Möglichkeiten, ihre eigenen Erfahrungen, Vorstellungen,
Ideen zu äußern?
•• Lässt das Buch Freiraum zur persönlichen Weiterentwicklung der Kinder?
•• Hat das Buch einen Bezug zur Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder?
•• Welche Kenntnisse und Erfahrungen setzt das Buch bei den Kindern voraus? Sind die
handelnden Personen bereits aus vorhergehenden Büchern bekannt? Handelt es sich
immer um den gleichen Schauplatz?
•• Welche Gefühle werden bei den Kindern ausgelöst (Freude, Angst, Spannung, Ärger,
Unsicherheit usw.)?
•• Was könnte ein solches Bilderbuch (unter Berücksichtigung von Entwicklungsstand und
sozialer Situation) auslösen?
•• Welche Mittel kann der / die Erziehende einsetzen, um dem Kind zu helfen, das Gesehene
und Gehörte zu verarbeiten?
Wie stehen Sie selbst als VorleserIn zu dem Buch?
•• Gefällt Ihnen das Buch? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
•• Würden Sie das Buch trotzdem vorlesen, auch wenn es Ihnen nicht gefällt?
•• Welche Einflüsse der eigenen Leseerfahrung könnten die Beurteilung eines Kinderbuches
mitbestimmen?
Welche weiterführenden Handlungsmöglichkeiten bietet das Buch?
•• Wie lässt sich das Buch am besten einsetzen (Vorlesen, Bildbetrachtung, Erzählen des
Inhalts)?
•• Wie lässt sich das Buch in ein Gesamtthema einbetten? Welche Aktionen bieten sich an,
etwa Malen, Basteln, Spaziergänge zu Orten, die in Bezug zur Handlung stehen, Theaterspiele, Elternnachmittage etc.?
•• Kann die Handlung des Buches Anlass für Gespräche mit den Kindern sein (über Konflikte oder schwierige Situationen)?
•• Welche Szenen eignen sich zum Nachspielen?
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