Evangelisches Dekanat Groß-Gerau Öffentlichkeitsarbeit/ Heidi Förster 12.05.2015 _____________________________________________________________________________________________________ Helwigstr. 30, 64521 Groß-Gerau 06152/ 1874-13 oder 0171/42 66 832 06152/ 1874-33 [email protected] / www.gross-gerau-evangelisch.de _____________________________________________________________________________________________________ PRESSEMITTEILUNG 47/ 2015 Konzert gegen rechte Gewalt Hip-Hop und jiddische Lieder in der Groß-Gerauer Prälat-Diehl Schule am 22. Mai 2015 um 19.30 Uhr mit den Kölner Rappern der „Microphone Mafia“ und der KZÜberlebenden Esther Bejerano mit ihren Kindern Edna und Juram in der Aula der PDS Am Freitag, den 22. Mai 2015 findet um 19.30 Uhr in der Aula des Oberstufengebäudes der GroßGerauer Prälat-Diehl-Schule (PDS) in der Sudetenstraße 60, direkt gegenüber dem Groß-Gerauer Bahnhof, ein einzigartiges Konzert mit der 91-jährigen KZ-Überlebenden Esther Bejerano und ihren Kindern Edna und Joram gemeinsam mit den Hip-Hop-Rappern Kutlu Yurtseven, Signore Rossi und DJ Önder der Kölner Gruppe „Microphone Mafia“ statt. Der 17-jährige Schüler Danilo Müller hatte die Idee für dieses außergewöhnliche Konzert und schlug es seinem Lehrer Udo Stein vor. Der engagierte Pädagoge unterrichtet Deutsch, Geschichte sowie Politik und Wirtschaft (POWI) und hatte die Verlegung der Stolpersteine für die Familie Matthes am 5. Februar 2015 gemeinsam mit den Schüler/Innen der Geschichts-AG vorbereitet. Die Idee zu diesem Konzert gegen rechte Gewalt griff er auf und setzte sie gemeinsam mit dem Evangelischen Dekanat Groß-Gerau um. Schule und Dekanat wollen mit dieser Veranstaltung Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen berühren; auch all‘ jene, die 70 Jahre nach Kriegsende rund um das Thema Nationalsozialismus „müde“ geworden sind. Vor dem Nebeneingang der PDS in der Mainzer Straße erinnern drei Stolpersteine an das Schicksal der jüdischen Familie Matthes. Sie mussten aus Groß-Gerau fliehen und überlebten in den USA. Die goldschimmernden Messingplatten im Gehweg wurden in den vergangenen Wochen mehrfach von Neonazis überklebt. Esther Bejerano, ihre Kinder Edna und Joram Bejerano und die Kölner „Microphone Mafia“ überwinden mit ihrer Musik Grenzen, Genres und Generationen. Zu hören sind am 22. Mai im Neubau des Oberstufengebäudes jiddische Lieder und Rap Songs. Die Arrangements vereinen eine Vielfalt von Instrumenten mit textlichen Einflüssen von Brecht, Nazim Hikmet, Cem Karaca oder Boris Vian. Präsentieren werden die Musiker/Innen Stücke aus ihrem 2009 erschienenen Album „per la vita“ – für das Leben. Die Jüdin Ester Bejerano überlebte im Konzentrationslager Ausschwitz, weil sie Klavier spielen konnte. „Du hast Glück bei den Frauen, bel Ami“ musste sie auf einem Akkordeon vorspielen, um statt Steine schleppen im Orchester mitspielen zu dürfen. Da war sie 19 Jahre alt. Sie konnte Klavier spielen, ein Akkordeon hatte sie nie zuvor in der Hand gehabt. Vor den Gaskammern musste sie spielen, mit Tränen in den Augen und vor den Waffen der SS. Während eines Todesmarsches in Südmecklenburg konnte sie fliehen und erlebte am 3. Mai 1945 in Lübz die Befreiung durch die Rote Armee. Später ging sie mit ihrer Familie nach Israel, aber da sie das Klima und die Unterdrückung der Palästinenser nicht ertrug, kehrten sie nach Deutschland zurück. Selbstverständlich demonstriert sie seither gegen Neonazis und rechte Gewalt. Musik war im KZ ihre Waffe zum Überleben. Musik ist heute ihr Plädoyer gegen rechte Gewalt und gegen die europäische Asylpolitik. Mit ihren Kindern Edna und Joram präsentiert sie in der Band „Coincidence“ antifaschistische und jüdische Lieder. „Die einzige Mafia, die die Welt braucht“ überschreibt die Hip-Hop-Gruppe „Microphone Mafia“ auf deren Homepage ihren Werdegang. Im Kölner Arbeiter-Milieu gründeten 16- bis 17-jährige Kids deutscher, italienischer und türkischer Herkunft die „Microphone Mafia“. Das war vor 26 Jahren. „Wir sind keine Bürgerkinder, wir sind Proletenkinder und wir sind sogar stolz darauf, denn wir mussten uns alles im Leben erkämpfen.“ Selbstverständlich wurde in allen Sprachen gerappt. „Wenn man aus verschiedenen Kulturen kommt, dann hat man einen reichen musikalischen Schatz, aus dem man seine eigene Musik entwickeln kann.“ Und so wurden auch die türkische Zurna oder die neapolitanische Mandoline in ihren Hip-Hop integriert. Sieben Alben hat die „Microphone Mafia“ inzwischen veröffentlicht. 2009 haben sie die Musik der Bejeranos „gesampelt“ und die CD „per la vita“ (für das Leben) veröffentlicht. In Groß-Gerau werden die Rapper Kutlu Yurtseven, Signore Rossi und DJ Önder gemeinsam mit Esther, Edna und Joram Bejerano auch Lieder aus diesem Album präsentieren. „Wir haben uns in unseren Texten immer mit dem Leben befasst, mit Hoffnungen, Träumen, aber auch Enttäuschungen“ , so die Köllschen Rapper. Und plötzlich sei ihre „Mafia“ zum Aushängeschild im Kampf gegen Rassismus und rechte Gewalt geworden. Und das sei gut so. Mit der 91-jährigen Jüdin Esther Bejerano, die inzwischen verwitwet in Hamburg lebt, haben sie vieles gemein: Es wurde ihnen nichts geschenkt. Mit Musik schafften sie den Sprung aus dem Ghetto; Esther Bejerano aus dem Konzentrationslager in Ausschwitz und die Hip-Hoper aus dem Arbeiterghetto im Schatten der Kölner Bayer-Werke in Köln-Flittard. Ein einzigartiges Zusammenspiel werden die Zuschauer/Innen am Freitagabend in der Aula der Prälat-Diehl-Schule erleben. Und dies wird mehr als ein Konzert…; Beats, Rhythmen und Texte sind ein Aufschrei aus Überzeugung, aus Lebenshunger, aus Träumen und Enttäuschungen. Die Karten kosten für Schüler/Innen der PDS drei Euro, im Vorverkauf fünf Euro und am Abend acht Euro. Karten sind im Vorverkauf im Evangelischen Dekanat Groß-Gerau in der Helwigstraße 30, in der Groß-Gerauer Buchhandlung Callibe sowie im Sekretariat der PDS erhältlich. Heidi Förster Öffentlichkeitsarbeit
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