Elco – Coaching und Beratung für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil 1. Zielgruppe Das Präventionsprojekt Elco richtet sich an Familien mit einem (oder zwei) psychisch erkrankten Elternteil(en) in den Bezirken Wels-Stadt, Wels-Land und Grieskirchen in OÖ. Konkret sind wir da für: den psychisch erkrankten Elternteil den gesunden Elternteil Großeltern oder andere wichtige Angehörige Kinder und Jugendliche der betroffenen Familien Laut WHO werden Depressionen bis zum Jahr 2020 die zweitgrößte Gesundheitsbelastung darstellen mit Auswirkungen auf Kinder und Familien. Innerhalb von pro mente OÖ wurden im Jahr 2014 ca. 33.500 KlientInnen betreut. Geht man von 1,43 Kindern pro Familie aus, dann gibt es eine beachtliche Gruppe von psychisch erkrankten Eltern, die Unterstützung benötigen. Studien zeigen für diese Familien eine hohe Belastung – Stigmatisierung, Gefahr der Isolation und Exklusion, Angst vor Kindesabnahme und deshalb Ablehnung von Hilfsangeboten etc. Die Zielgruppe unseres Projekts gehört insofern zu den wenig beachteten Zielgruppen und wird im sozialen Hilfesystem leicht übersehen, da psychisch erkrankte Menschen häufig nicht in ihrer Elternrolle wahrgenommen werden. Ebenso werden Kinder psychisch erkrankter Menschen als „Angehörige“ häufig übersehen, v.a. dann wenn sie selber (noch) unauffällig sind. Vor Projektbeginn gab es in Oberösterreich für diese spezifische Zielgruppe kein Angebot, das eine adäquate Unterstützung im notwendigen Ausmaß zur Verfügung stellt. 2. Ziele - Was wollen wir erreichen? Elco ist ein Gesprächs- und Beratungsangebot für betroffene Familien, um diese bei der Bewältigung ihrer Situation zu unterstützen. Die folgenden Unterpunkte zielen auf die Prävention innerhalb der Familie ab und auf eine Verbesserung oder zumindest Stabilisierung der psychosozialen Gesundheit. Beratung und Stärkung der Eltern bzw. Angehörigen in ihrem gewohnten Lebensumfeld Entlastung der Eltern von Schuldgefühlen und Versagensängsten Stärkung der Erziehungskompetenz und der Mutter/Vater-Kind-Beziehung Netzwerkaufbau und Einbeziehung des Familienumfeldes Ressourcenaktivierung und Resilienzerhebung Besseres gegenseitiges Verstehen von Eltern und Kindern Aufklärung und Information über die psychische Erkrankung Öffentlichkeitsarbeit und dadurch Entstigmatisierung und Enttabuisierung des Themas bzw. gesellschaftliche Beachtung der Zielgruppe 3. Durchführung des Projektes - Wodurch können wir die Ziele erreichen? In Einzel- und/oder Familiengesprächen wird von einem multiprofessionellen Team bestehend aus einer Klinischen- und Gesundheitspsychologin mit Zusatzausbildung zur Kinder-, Jugend- und 1 Familienpsychologin, einer Diplomsozialarbeiterin und einer Diplompädagogin und Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision auf die individuellen Bedürfnisse der Familie eingegangen. In einem Erstgespräch wird die familiäre Situation genau erhoben, um dann individuell unterstützen zu können. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen gibt es kein fixes Ablaufschema im Beratungsverlauf. Wesentlich ist uns eine resilienzorientierte Arbeitsweise, d.h. die bereits vorhandenen Potentiale und Ressourcen der Familie werden hervorgehoben und gestärkt, neue und gesündere Strategien zur Lebens-/Problembewältigung allen Beteiligten zugänglich gemacht. Ein systemischfamilienorientierter Zugang bei Elco ist sinnvoll, weil sich gezeigt hat, dass man dadurch die Kinder und Jugendlichen überhaupt erst als Zielgruppe erreicht und sie so auch vor Loyalitätskonflikten schützt. Je nach Bedarf und Anliegen sind bis zu 10 Beratungseinheiten in Form von Einzel- und/oder Familiengesprächen geplant. Manchmal benötigen Familien auch längerfristige Unterstützung. Im Bedarfsfall werden auch Hausbesuche mit den Familien vereinbart. Wichtige Themenbereiche, die mit den Familien bearbeitet werden, sind: eine kind- und altersgerechte Information und Aufklärung über die psychische Erkrankung der Eltern. Diese erfolgt im Gespräch mit den Kindern und Eltern gemeinsam – z.T. mit methodischer Unterstützung z.b. durch Kinderbücher zu verschiedenen Krankheitsbildern, wie „Mamas Monster“ zum Thema Depression oder „Mama Mia und das Schleuderprogramm“ zum Thema Borderline-Erkrankung. die Entwicklung der Kinder und ihre Bedürfnisse und dadurch Stärkung der Erziehungskompetenz und der Mutter/Vater-Kind-Beziehung sowie Förderung der Kommunikation innerhalb der Familie. die Erhebung und Aktivierung der persönlichen und familiären Schutzfaktoren (Netzwerkaufbau, Ressourcenerhebung, Resilienzerhebung) die Entwicklung von Notfallplänen (zur Krankheitsbewältigung) oder auch Notfallbriefen des erkrankten Elternteils an das Kind für den akuten Fall einer stationären Aufnahme. Wöchentliche Sprechstunde in der psychiatrischen Klinik: Seit Ende Februar 2015 bieten wir in der psychiatrischen Abteilung im Klinikum Wels-Grieskirchen jeden Mittwoch von 13.00-14.00 Uhr eine Sprechstunde an. Hier bekommen PatientInnen, Informationen und Kurzberatung sowie die Möglichkeit zur Weiterbetreuung durch Elco. 4. Kico – Coaching und Beratung für Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil Mit Hilfe von Spendengeldern konnten wir ab Februar 2015 unser Präventionsprojekt Elco um ein Zusatzprojekt: Kico – Kindergruppe: Ein resilienzorientiertes Programm für Kinder psychisch erkrankter Eltern erweitern. Zielgruppe von Kico sind Kinder psychisch erkrankter Eltern zwischen 8-12 Jahren. Ziele und Themen: Mit unserem Gruppenangebot Kico wollen wir erreichen, dass betroffene Kinder diese Situation besser verstehen und bewältigen können: Stärkung der persönlichen Ressourcen der Kinder (Selbstwertgefühl, Durchhaltevermögen) 2 Aufklärung über psychische Erkrankungen – Erklärung der Symptome, die Kinder an ihren Eltern erleben und welche Auswirkungen diese auf den Alltag haben können Erhöhung der Selbstwirksamkeit und Fähigkeit zur Selbsthilfe – „Wie kann ich schwierige Situationen im Alltag besser bewältigen?“ „Wie und wo kann ich mir Unterstützung holen?“ Stärkung der emotionalen Wahrnehmung – „Wie gehe ich mit meinen Gefühlen um?“ Austausch mit anderen betroffenen Kindern – Platz und Raum, in dem es um die eigenen Bedürfnisse geht, etc. Gefühl der Zugehörigkeit – Spaß haben, sich wohlfühlen, gemeinsame Jause etc. Umsetzung: Wir bieten eine geschlossene Gruppe für bis zu 8 Kindern an. Unsere Gruppe orientiert sich an spielerischen, erlebnispädagogischen, psychoedukativen und kreativen Methoden, wie z.B. Geschichten erzählen, malen, basteln, Entspannungsübungen, Bewegungsspiele etc. Die Gruppentreffen dauern 1,5h und finden zehnmal in wöchentlichen Abständen statt. Vor Start und nach Beendigung der Gruppe wird jeweils ein Elterngespräch geführt. 5. Bisherige Erfahrungen und Ergebnisse Im Jänner 2015 wurde für den Projektfördergeber in Hinblick auf den Projektfortschritt ein Zwischenbericht verfasst: Anzahl der betreuten Familien, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung, quantitative und qualitative Zielerreichung, personelle und finanzielle Ressourcen. Mit Jänner 2016 ist die Durchführungszeit des Projekts - finanziert über den Fördergeber - fast abgeschlossen (Projektlaufzeit bis Ende Juli 2016). Zwischen 1.5.2014 und 31.12.2015 wurden 57 Familien mit insgesamt 101 betroffenen Kindern mit einem psychisch erkrankten Elternteil begleitet. Das Angebot ist in der Region Zentralraum Wels mittlerweile bei anderen Institutionen (Einrichtungen der Kinderund Jugendhilfe, Beratungsstellen, etc.) gut bekannt und wird von KlientInnen und überweisenden Institutionen gut angenommen. Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung war 2014/2015 ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt einerseits im Sinne der möglichen Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Organisationen – andererseits im Sinne der Lobbyarbeit für unsere Zielgruppe. Es wurde mit finanzieller Unterstützung des Fördergebers auch ein Kurzfilm über unser Präventionsprojekt Elco erstellt (www.promenteooe/elco) Kico-Kindergruppe: Seit Februar 2015 konnten bereits 3 Gruppenturnusse sehr erfolgreich abgeschlossen werden. An diesen Gruppen nahmen 16 Kinder zwischen 8 und 13 Jahren teil. Die 4. Gruppe startet am 2.2.2016. Während der Sommermonate 2015 wurden die Kinder zu zwei kicospezial Terminen (Ausflug zum Motorik Park Feldkirchen, Spielenachmittag) eingeladen, „einfach um Spaß zu haben“. 6. Evaluierung: Wie sieht die wissenschaftliche Begleitung aus? Das Projekt wird intern evaluiert, um einerseits die Wirkung der durchgeführten Interventionen im Zeitverlauf zu messen und andererseits die Zufriedenheit der KlientInnen. Die Familien werden gebeten zu Beginn, am Ende der Begleitung und sechs Monate nach Beendigung einen Fragebogen auszufüllen. Alle Daten werden streng vertraulich behandelt. 7. Finanzierung: Was kostet unser Angebot? Das Präventionsprojekt Elco ist für die Familien kostenlos und wird gefördert aus den Mitteln: Gemeinsame Gesundheitsziele aus dem Rahmen-Pharmavertrag – eine Kooperation von österreichischer Pharmawirtschaft und Sozialversicherung. Das Zusatzangebot Kico - Kindergruppe ist für die teilnehmenden Kinder ebenfalls kostenlos und wird aus privaten Spendengeldern finanziert. 3
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