LEHRLINGSINFO PISTRETTO NR. 24/2004 Butter – ein Stück Natur pur Wissenswertes über «Anke» In der guten Küche hat die Butter von jeher eine grosse Rolle gespielt. Klassische Rezepte, Meisterköche und Feinschmecker können sich eine Küche ohne Butter nicht vorstellen. Der typische aromatische Buttergeschmack rundet viele Gerichte ab, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Es liegt aber am Gespür des guten Kochs, die geschmacklichen Eigenschaften der verschiedenen Buttersorten zu erkennen und geschickt einzusetzen. Butteropfer Verfahrenstechnik Mit der Butter sind verschiedene Bräuche verbunden. Nicht nur in Indien und China sind Butteropfer gebräuchlich, auch in den Schweizer Alpen kannte man solche als Dank für den Viehsegen, die reiche Ernte und für das Ausbleiben von Wetterschäden. Butter galt früher als Totengabe. «Ankenfälscher» finden im Grab keine Ruhe und geistern bis zum jüngsten Tag herum. Hexen wurden verantwortlich gemacht, wenn der Rahm nicht zu Butter geschlagen werden konnte. Noch im 19. Jahrhundert gab es im Stift zu Einsiedeln ein Teufelaustreibungskollegium gegen das Hexenwesen beim «Ankemachen». In einem ersten Schritt werden in der Rahmzentrifuge die leichteren Milchbestandteile (Rahm) von den schwereren (Proteine, Milchzucker, Wasser, Mineralstoffe, usw.) getrennt. Der Rahm wird pasteurisiert und je nach Butterart mit Milchsäurebakterien angesäuert. Im Butterfertiger wird der Rahm kontinuierlich bewegt, bis sich das Milchfett zu Butterkörnern zusammenballt und von der wässrigen Phase — der Buttermilch — trennt. Die zurückbleibenden Butterkörner werden mehrmals gewaschen, anschliessend zusammengeknetet und vom Restwasser befreit. Die Entstehung von Butter Unter dem Begriff Butter verstehen wir Milchfett, das auf mechanischem Weg gewonnen und mit Hilfe des Butterungsprozesses verarbeitet wird. Die Sachbezeichnung Butter darf nur verwendet werden, wenn das Produkt ausschliesslich aus Kuhmilch hergestellt ist. Für die Herstellung eines Kilogramms Butter werden ca. 24 Liter Kuhmilch benötigt. Butterherstellung – Verfahren: Batchverfahren (Fertiger): Der Butterungsrahm wird für 30 – 45 Minuten geschlagen bis Butterkörner entstehen und sich die Buttermilch abtrennt. In der Regel werden die Butterkörner mit Wasser gewaschen. Danach wird bis zur möglichst homogenen Buttermasse geknetet. SAMMLUNG DER WARENKUNDEBERICHTE AUS PISTRETTO 1 - 25 LEHRLINGSINFO PISTRETTO NR. 24/2004 Die Butterproduktion läuft unter strengen hygienischen Bedingungen ab Kontinuierliche Butterungsmaschine: Der mit einer Pumpe kontinuierlich zugeführte Rahm wird mit schnell rotierenden Schlägern geschlagen. Nach ca. 30 Sek. wird die Rahmemulsion gebrochen. Es entstehen Butterkörner und Buttermilch. Der grössere Teil der Buttermilch fliesst ab, der Rest wird in die Butter eingearbeitet. In mehreren Knetstufen wird die Butter homogen geknetet. In einer letzten Bearbeitung können Salzsuspensionen sowie Milchsäurekonzentrate zudosiert und eingearbeitet werden. Alfa-Verfahren: Rahm (oder Butter) wird auf den gewünschten Fettgehalt eingestellt und erhitzt. In Kratzkühlern wird unter Schockkühlung die Phasenumkehr eingeleitet. Mittels Pinworkern und Ruherohren wird der Butterungsprozess vervollständigt. Oft entsteht eine harte, spröde Butter, die in Butterhomogenisatoren weiter bearbeitet werden muss. Kalorienreduzierte Butterprodukte, Butterzubereitungen oder rekonstituierte Produkte (z.B. cholesterinfreie Butter) werden häufig in sogenannten Combinatoranlagen (Alfa-Verfahren) hergestellt. Zur Herstellung von rekonstituierter Butter wird in der Regel nach der Mischung der Ausgangsstoffe das Alfa-Verfahren eingesetzt. Die Herstellung von Butterprodukten aus einzelnen Ausgangsprodukten wie Milchfett, Magermilch, Buttermilch, Säurewecker und andern Milchbestandteilen wird vor allem in der Grossproduktion angewendet. Buttersorten Grundsätzlich wird zwischen Butter, die ausschliesslich aus Milchrahm hergestellt wird und Butter, die aus einem Gemisch von Milch- und Sirtenrahmbutter produziert wird, unterschieden. SAMMLUNG DER WARENKUNDEBERICHTE AUS PISTRETTO 1 - 25 LEHRLINGSINFO PISTRETTO NR. 24/2004 In der Schweiz sind folgende Butterprodukte auf dem Markt: Vorzugsbutter Unter Vorzugsbutter werden gesäuerte aus Sauerrahm hergestellte Butter sowie gesäuerte aus Süssrahm hergestellte und danach direkt gesäuerte Butter (sogenannte Nizo-Butter) oder Süssrahmbutter (gesalzen oder ungesalzen) verstanden. Käsereibutter Wird aus einem Gemisch von Milch- und Sirtenrahm (50:50) produziert. Die Marktanteile sind gering. Kochbutter («Die Butter») Ein Gemisch aus Milch- und Sirtenrahmbutter (90:10). Als Milchrahmbutter wird in der Regel inländische, gesäuerte Butter verwendet. Neben gelagerter Vorzugsbutter wird immer häufiger frisch hergestellte Milchrahmbutter eingesetzt oder sogar ein Gemisch aus Milch- und Sirtenrahm verbuttert und direkt ausgeformt. Eingesottene Butter Andere Bezeichnungen sind z.B. Bratbutter, wasserfreies Milchfett sowie Butteröl oder Ghee. International werden die verschiedenen Bezeichnungen in der Qualitätsdifferenzierung gezielt eingesetzt. Wasserfreies Milchfett, auch kurz AMF (Anhydrous Milk Fat) genannt, entspricht höchsten Qualitätsansprüchen und besteht zu 99,9 % aus Milchfett. Die Herstellung erfolgt grösstenteils aus Butter. Zu diesem Zweck wird die Butter aufgeschmolzen, zentrifugiert zur Abtrennung der Serumphase, mit Wasserdampf extrahiert und unter Vakuum hocherhitzt. Soll eingesottene Butter als Bratbutter eingesetzt werden, wird mit Hilfe von kleinen Buttermilchzusätzen in der Endstufe der Herstellung ein geeignetes Aroma erzeugt. Neuerdings wird AMF direkt aus Rahm hergestellt. Der Rahm wird zu diesem Zweck in Spezialseparatoren aufkonzentriert und gebrochen, danach kann prinzipiell wie bei Butter als Ausgangsprodukt vorgegangen werden. Anstelle der Wasserdampfextraktion könnte auch eine Entlüftung mit- BUTTER IN ZAHLEN Butter enthält wertvolle Bestandteile wie: 82.1 % Milchfett und 16 % Wasser ein hoher Anteil von: Vitamin A (Carotin), B2 und E Vorzugsbutter zusätzlich Vitamin D. kleinste Mengen von: Eiweiss, Milchzucker, Natrium, Kalium, Calcium, Phosphor, Magnesium, Eisen 100g Butter enthält: 748 Kcal/ 3130 Kj. Vorteile von Butter: • ist ein reines Naturprodukt • enthält keinerlei Zusatzstoffe • hat eine hochwertige Zusammensetzung • ist gesund und einzigartig im Geschmack • ist ein einheimisches Produkt • wird ökologisch sinnvoll hergestellt SAMMLUNG DER WARENKUNDEBERICHTE AUS PISTRETTO 1 - 25 LEHRLINGSINFO PISTRETTO NR. 24/2004 tels inerter Gase, wie z. B. Stickstoff, durchgeführt werden. Dieses Verfahren wird in der Pflanzenölproduktion oft eingesetzt. Eingesottene Butter ist reines Milchfett, hergestellt aus inländischer oder ausländischer Milchrahmbutter, sowie aus Käsereioder Sirtenbutter. Soft eingesottene Butter Mit Stickstoff aufgeschäumte Bratbutter. Das Volumen wird durch das Stickstoffgas um 30 % erhöht, wodurch eine relativ weiche, aber spröde Bratbutter entsteht. Butterbratcreme Ein bei Raumtemperatur cremiges Bratbutterprodukt, welches aus eingesottener Butter, Oleinund Stearinfraktionen hergestellt wird. Light Butter Eine kalorienreduzierte Butter mit einem Fettgehalt von 50 %. Sie enthält einen erhöhten Proteinanteil (3 – 5 %) und ist in der Regel bei Kühlschranktemperatur sehr gut streichbar. Als Ausgangsprodukt dient Vorzugsbutter, welche mit Milchbestandteilen auf den erforderlichen Gehalt gemischt wird. Bäckereibutter Die Bäckereibutter stellt ein Zwischenprodukt dar, das aus Butter und einer hochschmelzenden Milchfettfraktion (Stearinfraktion) hergestellt wird. Als Zwischenprodukte sind auch Margarineprodukte mit einem hohen Butteranteil (bis zu 30 %) erhältlich. Neu ist auch ein Streichfettprodukt auf dem Markt, welches zur Hälfte aus Margarine und Butter besteht. Produkt aus Vorzugsbutter oder Kochbutter hergestellt. Verbrauch gegenüber Produktion Gesamthaft liegt der Verbrauch von Sirtenrahm und Vorzugsbutter in der Schweiz bei knapp über 40’000 Tonnen. Der Bedarf wird durch Inlandproduktion gedeckt. Warum ist die Butter gelblich? Der leicht gelbliche Farbton der Butter stammt vom Karotin, welches die Vorstufe des Vitamin A ist. Durch die Grünfütterung der Kühe wird der Farbton noch ausgeprägter, was dieses Naturprodukt noch wertvoller erscheinen lässt. Butter diätisch gesehen: Butter ist ein natürliches Produkt, der Milchdrüse, das sich wesentlich — durch seine Entstehung und Zusammensetzung — von den tierischen Depotstoffen unterscheidet. Letztere stellen Ablagerungen im Unter- Butter - ein Stück Natur - auf dem Weg zum Konsumenten Butterspezialitäten Produkte wie Kräuterbutter, Senfbutter und Honigbutter sind Spezialitäten. Sie werden je nach SAMMLUNG DER WARENKUNDEBERICHTE AUS PISTRETTO 1 - 25 hautzellgewebe dar und besitzen infolge höherer Anteile an hochschmelzenden Fettsäuren einen niedrigeren Verdaulichkeitsgrad als Milchfett. Der Schmelzbereich der Butter liegt zwischen 28 und 35 °C. Dieser niedrige Schmelzpunkt und Emulsionszustand ergeben die günstige Verdaulichkeit und die schnelle Assimilation der Butter. Biologisch ausgewogen Die Butter enthält sämtliche fettlöslichen Bestandteile in biologisch ausgewogenen Verhältnissen. Darunter zahlreiche kurzkettige Fettsäuren, die nach dem Durchtritt durch die Darmschranke auf raschestem Weg zur Leber gelangen, ohne den Kreislauf zu belasten. Deshalb kommt Butter in der Diätetik der Lebererkrankungen eine wichtige Rolle zu.
© Copyright 2024 ExpyDoc