arbeiten? tun wir doch gerade

REPORT
CONNI BIESALSKI
bezeichnet sich als digitale
Zen-Nomadin, weil sie auf
planetbackpack.de nicht nur
über Reisen, sondern auch
über Yoga, Meditation und
vegane Ernährung bloggt. In
ihrem E-Book „Digital, unabhängig, frei: Die Kunst, überall zu leben und zu arbeiten“
gibt die 32-Jährige Tipps
MARCUS MEURER (37) UND
FELICIA HARGARTEN (34) organisieren eines der wichtigsten Events der
Szene: die Digitale Nomaden Konferenz
DNX. Außerdem engagieren sie sich sozial,
sie unterstützen Straßenkinder in Brasilien
(streetkidsbrazil.betterplace.org)
ARBEITEN? TUN
WIR DOCH GERADE
Homeoffice war gestern – dank globaler Vernetzung kann man mittlerweile
fast an jedem Strand der Welt den Laptop anwerfen. Die digitalen Nomaden
verbinden Reisen mit dem Job – und leben damit einen Traum
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sie in über 60 Ländern und jobbte unter
anderem als Tauchlehrerin. Vor drei Jahren
kehrte sie nach Berlin zurück, um sich
einen normalen Job zu suchen. Sie arbeitete in einer PR-Agentur – aber stellte bald
fest: Ich kann nicht von 9 bis 17 Uhr im
Büro hocken. Sie wollte sich die nächsten
30 Jahre nicht im Hamsterrad drehen.
Biesalski kündigte und begann, ihren
Traum wahr zu machen: von keinem Arbeitgeber abhängig zu sein, immer reisen
zu können und gleichzeitig Geld zu verdienen. Zuerst als freie Mitarbeiterin im
Social-Media-Bereich und mit Übersetzungen, dann mit ihrem Blog „Planet Backpack“ (etwa durch Werbung). Eine feste
Bleibe hat die 32-Jährige längst nicht mehr,
DIE GRÜNDER DER KONFERENZ,
MARCUS MEURER UND FELICIA
HARGARTEN, sind selbst Blogger und
arbeitende Weltenbummler. Sie raten,
nicht unüberlegt alles hinzuwerfen. Ein
Onlinebusiness zu starten brauche Zeit.
Wer digitaler Nomade werden will, müsse Folgendes mitbringen: einen starken
Willen, Durchhaltevermögen sowie die
Bereitschaft, immer wieder Neues zu
lernen und anzuwenden. Grundsätzlich
hat jeder das Potenzial zum digitalen
Nomaden, sagen sie. Am erfolgreichsten
sei man, wenn man das, was man besonders gut kann, von Herzen tut, und für
andere Menschen einen Mehrwert schafft.
Sprich: die besten Reisetipps als E-Book
verkaufen oder Inhalte
über soziale Netzwerke
bekannt machen.
Das reisende Paar
organisiert mittlerweile
neben den Konferenzen
auch Arbeitscamps auf der
ganzen Welt, um den
digitalen Nomaden Orte
zum Vernetzen zu schaffen (siehe dnxcamp.com). Der Vorteil eines
Onlinebusiness sei, dass man nicht viel
Geld investieren muss, um anfangen zu
können. Man brauche keine Räumlichkeiten oder Mitarbeiter. Meist reicht ein Laptop und eine Webseite mit einem Onlineshop oder eine Dienstleistung wie etwa
Suchmaschinenoptimierung für Firmen.
Jetzt, im deutschen Spätherbst, sind die
meisten Nomaden wie Zugvögel wieder in
den Süden gereist. Meurer und Hargarten
waren dieses Jahr schon in Kolumbien, auf
Curaçao, in Tarifa, Marokko, auf Mallorca
und in Lissabon. Zwischendurch besuchten
sie immer mal Berlin. Bald geht es für sie
nach Bangkok, nach Gran Canaria und danach mit einem Schiff nach Brasilien.
Klingt bereits nach einem Traum. Aber
ihre Vision geht noch weiter: „2018 möchten wir eine eigene digitale Nomadeninsel
besitzen, auf der wir die besten Leute zusammenbringen, um Probleme in der Welt
zu lösen und sie ein Stück besser zu machen.“ Wer will dabei sein? ■
Man muss
bereit sein,
Neues
zu lernen
WER EINMAL EINEN DIGITALEN
NOMADEN GETROFFEN HAT, möchte
SEIT 15 JAHREN REIST CONNI BIESALSKI UM DIE WELT. Mittlerweile war
harten Momenten wie etwa Heimweh,
Misserfolg und Einsamkeit.
am liebsten sofort Job und Wohnung kündigen, um auch minimalistisch in die
Welt zu ziehen. Diese Leute strahlen Freiheit und Zufriedenheit aus und vermitteln
authentisch, was sie leben, wenn sie Sätze
wie diese sagen: „Dein Büro passt in einen
Rucksack.“ „Es ist egal, wie dein Leben für
andere aussieht. Es ist nur wichtig, wie sich
dein Leben für dich anfühlt.“ „Unsere Freiheit geben wir nicht wieder her.“
Begegnen kann man vielen auf der
Digitalen Nomaden Konferenz DNX in
Berlin, ein regelmäßiges Treffen der Szene
mit bis zu 500 Teilnehmern. Bekannte
digitale Nomaden geben dort ihre Erfahrungen in Workshops und Vorträgen
weiter – erzählen aber nicht nur von ihren
Erfolgen und ihrem Traumarbeitsalltag
unter Palmen, sondern auch von den
MEHR INFOS:
Die nächste internationale Digitale Nomaden
Konferenz (dnxglobal.com) findet im Februar
2016 in Bangkok statt, das nächste deutschsprachige Event am 7./8. Mai 2016 in Berlin
(dnx-berlin.de). Man sollte sich jetzt schon Tickets sichern, weil die Veranstaltung schnell
ausverkauft ist.
TEXT: CHRISTINE DOHLER; FOTOS: INSTAGRAM @ PLANETBACKPACK (3), OFF-THE-PATH.COM/DE, MARCUS FELI
SEBASTIAN CANAVES (26) hat
internationales Business und Management
studiert. Er zeigt in seinem Onlinekurs „BlogCamp“, wie man im Netz Geld verdient. Sein
Reise-Blog „Off the Path“ gehört zu den erfolgreichsten der Szene
aus den Zwängen der Arbeitswelt hat sie
sich befreit. Sie besitzt, was ins Handgepäck passt. Ihre Leidenschaft Reisen hat
sie zum Beruf gemacht und verdient als
eine der erfolgreichsten Reisebloggerinnen
Deutschlands sowie als Beraterin mehr als
6000 Euro pro Monat. Gemeinsam mit
dem befreundeten Nomaden Sebastian Canaves (26; sein Blog heißt „Off The Path“)
gründete sie den Onlinekurs „Blog Camp“,
um ihr Wissen über ortsunabhängiges Arbeiten und erfolgreiches Bloggen weitergeben zu können. „Mein Office ist überall,
wo es Wi-Fi gibt, ich bestimme, an welchem Ort und wie lange ich jeden Tag arbeite“, sagt sie. Die junge Frau hat sich zur
digitalen Nomadin gemacht – ein neuer
Lebens- und Arbeitsstil, der durch die Verbreitung des Internets und neuer Berufsprofile möglich wurde.
In Connis Worten bedeutet
das: „Hippie-Yogi trifft
Laptop-Business trifft Jetsetting mit Backpack.“
Und damit ist sie nicht
allein: Die modernen Arbeitsnomaden mit Rucksack
kommen meist aus den USA
oder Europa, sie haben oft
keinen festen Wohnsitz und pilgern auf
Backpacker-Routen durch die Welt. Beliebte Arbeitsorte sind Thailand, Bali, San
Francisco, Brasilien, Spanien oder auch
Berlin (im Sommer). Dort arbeiten sie im
Hostel, in der Beach-Bar oder in einem
Coworking-Space – ein Gemeinschaftsbüro, in dem man sich flexibel einmieten
kann. Ihr Geld verdienen die Freiberufler
mit Webdesign, Blogs mit Namen wie
„lebe geil“ oder mit Onlinemarketing.
Hauptsache, es sind Aufgaben, die man
von unterwegs erledigen kann.
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