Thema 6: Sparta – Ein Leben für den Krieg

Themenbereich Militär
Thema 6: Sparta – Ein Leben für den
Krieg
Materialien:
•
Darstellungstext „Sparta braucht viele Soldaten“
(Einleitung)
•
Erzählung „Wir alle gehören dem Vaterland“
Arbeitsaufträge:
Beantworte alle Fragen in vollständigen Sätzen.
1. *
a) Lies den Text „Sparta braucht viele Soldaten“ und entscheide, ob
die folgenden Aussagen wahr oder falsch sind. Schreibe die
falschen Sätze richtig auf.
wa
hr
falsc
h
Sparta gehörte zu den mächtigsten Poleis in Griechenland.
Bildung war für die Spartaner das Wichtigste.
Die versklavten Bauern wurden Heloten genannt.
Vielen Spartanern standen nur wenige Heloten gegenüber.
Die Spartaner hatten ein angenehmes Leben und viel
Zeit für Freizeitaktivitäten.
b) Lies nun die Erzählung „Wir alle gehören dem Vaterland. Beschreibe, was du alles über die Erziehung der Jungen im antiken
Sparta erfährst.
Tipp: Lies den Text ein zweites Mal und markiere alle Stellen,
die Auskunft über die Erziehung geben.
2.** Tyrtaios gefällt das Leben als Spartaner nicht besonders. Könnte es
auch Argumente für die spartanische Erziehung geben? Schreibe
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einen Brief aus der Sicht von Tyrtaios „Herdenmitglied“ Leonidas,
Versuche Tyrtaios mit guten Argumenten für die spartanische Lebensweise zu gewinnen.
Tipp: Lies den Text noch einmal und markiere die Stelle, an der
Leonidas bereits Grüde für die spartanische Lebensweise nennt. Diese Textstelle kann dir beim Bearbeiten der Aufgabe behilflich sein.
3. ***Im Deutschen gibt es die Redewendung „Du lebst aber spartanisch.“ Erkläre mit Hilfe von Beispielen, was damit gemeint sein
könnte.
Lesetipp: Geolino extra Nr. 30/11: Das Alte Griechenland, S.50-55. (Magazin)
 siehe Thementisch
Sparta braucht viele Soldaten
Neben Athen war Sparta im antiken Griechenland die mächtigste Polis.
Aber Sparta unterschied sich sehr stark von Athen. Während in Athen die
Bildung der Jungen und die Beteiligung an öffentlichen Diskussionen über
die Zukunft der Stadt wichtig war, zählten in Sparta ganz andere Dinge:
Gehorsam und Disziplin. Aber warum?
Als die Spartaner ins südliche Griechenland eingewandert waren, lebten
dort Bauern. Das Gebiet wurde bald von den Spartanern erobert und die
Bauern unterworfen und zu Staatssklaven gemacht, den sogenannten Heloten. Sie mussten auf den Feldern schuften und das Essen für die Spartaner erwirtschaften. Das Problem an der ganzen Sache war, dass nur etwa
9000 Spartanern fast 200 000 versklavte Bauern gegenüberstanden. Um
diese zu kontrollieren, war es für die Bauern sehr wichtig, gut für den
Kriegsfall ausgebildet zu sein, damit sie einem möglichen Aufstand standhalten konnten. Die Heloten waren nämlich sehr stolz und wehrten sich
immer wieder gegen die Spartaner. Deshalb gaben die Spartaner ihre alten Berufe auf und übten täglich mit ihren Waffen. Disziplin und ein strenger Tagesablauf bestimmten ihr Leben.
(In Anlehnung an: Geschichte entdecken. Ausgabe Hessen 1. Bamberg 2011, S. 120.)
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„Wir alle gehören dem Vaterland“
Auch die Kinder führten in Sparta ein hartes und diszipliniertes Leben. Ihre
Erziehung übernahm der Staat, um aus ihnen richtige spartanische Soldaten zu machen. Ein Zuckerschlcken war das nicht gerade. In der folgenden
Geschichte liegt der 12-Jährige Spartaner Tyrtaios abends in seinem Bett
und denkt über sein Leben als junger Soldat in Sparta nach:
Es dämmerte und der Mond schien direkt auf Tyrtaios Gesicht. Während
sich der junge Spartaner frierend auf seiner harten Pritsche hin und her
wälzte, gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Wie so oft dachte er
über sein Leben in Sparta nach. Sein Alltag war hart und ihn nervte Vieles:
Das Aufstehen, bevor noch der Tag graute. Die Peitsche, die man spürte,
wenn man dem Führer seiner „Herde“ nicht aufs Wort gehorchte. Natürlich
die harte Pritsche und die Kälte, die einen nachts nicht schlafen ließen.
Der ewig knurrende Magen, der bewirkte, dass man den ganzen Tag gereizt herumlief, wie ein ausgehungerter Wolf, der keine Beute findet. Er
hasste es aber auch, wenn er beim Kampf mit gefährlichen Waffen, wie es
tagtäglich geübt wurde, seinen Freund Glaukos, der noch so viel langsamer war als er, eine blutende Wunde zufügen musste.
Aber all das störte ihn nicht so sehr wie die Tatsache, dass er nur das Nötigste hatte lesen und schreiben lernen dürfen. Wie gern hätte er in solchen Momenten wie heute aufgeschrieben, was ihn bewegte.
An Tagen wie heute war Tyrtaios besonders traurig. Am Morgen ging es
wieder einmal auf Menschenjagd. „Heute könnt ihr euren Mut beweisen“,
hieß es kurz nach dem Aufstehen. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen. „Tötet die stärksten Heloten, die ihr finden könnt.“ Sie mussten
losziehen und unbewaffnete und versklavte Bauern töten. Die Bauern, die
für die Spartaner das ganze Land bebauten.
Tyrtaios fand es ekelhaft, obwohl man gefeiert wurde, wenn man „erfolgreich“ war. Manchmal war er sehr unglücklich darüber, dass er nicht so
empfinden konnte wie die anderen. Die hatten keine Zweifel daran, dass
alles einen Sinn hatte, was man ihnen befahl. Als er am Vormittag nach
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der Menschenjagd gegenüber Leonidas, einem ziemlich klugen Burschen,
Kritik geäußert hatte, war dieser völlig entsetzt: „Tyrtaios, du denkst nicht
nach! Wir sind von Bauern umgeben, deren Menge zehnfach so groß ist
wie unsere. Wir können uns nur durch Gehorsam und Disziplin vor ihnen
schützen. Unsere Disziplin ist der Grund für unsere enorme Stärke.“ Stolz
fuhr Leonidas fort: „Nirgendwo weit und breit gibt es härtere und mutigere
Krieger als bei uns. Uns bewundert ganz Griechenland, weil wir unbesiegbar sind. Niemand gehört sich selbst, wir alle gehören dem Vaterland! Wie
kannst du daran nur zweifeln?“
Oh, wenn die anderen nur wüßten, wie sehr er zweifelte. Sie hätten ihn
längst getötet. Aber waren denn seine Gedanken so falsch? Sehnsüchtig
wälzte Tyrtaios sich auf seiner Pritsche hin und her und dachte an das Leben in einer anderen Polis. Wie gern würde er an Tagen wie heute Sparta
verlassen und mehr sehen als nackte Spartaner und unterwürfige Sklaven.
Er würde gern lesen und schreiben können und sich nur einmal im Leben
richtig satt essen können. Aber es half ja alles nichts. Er war nun einmal
Spartaner und hatte seine Pflicht zu tun. Also sprach sich Tyrtaios immer
wieder den Satz vor, den ihm Leonidas gesagt hatte: „Wir alle gehören
dem Vaterland“, so lange bis er einschlief. Aber in seinen Träumen, da war
für solche Sätze kein Platz.
(Text gekürzt und entnommen aus: Parigger, Harald: Geschichte erzählt. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main, 1994, S.69-72.)