Predigt am Hochfest Kirchweih –Ministrantenaufnahme St. Mauritius

Predigt am Hochfest Kirchweih –Ministrantenaufnahme St. Mauritius 2015
1.Lesung: Jes 53, 10-11(29. So B)
Evangelium: Mt 16, 13-19 (KW)
2.Lesung: 1 Petr 2, 4-9 (KW)
„Lebendige Steine in der Kirche“
Liebe Ministranten,
liebe Schwestern und Brüder!
Sparta ist eine griechische Stadt, von der einige Legenden und Sagen berichtet
werden. In einer wird folgendes über Sparta berichtet:
Der König von Sparta hatte einmal einen anderen König bei sich zu Besuch. Bei
einem Rundgang zeigte der König dem Gast alle Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Besonders stolz erzählte der König über die Stadtmauern von Sparta. Er brüstete
sich damit, dass die Stadtmauern von Sparta unüberwindlich seien. Der
königliche Gast interessierte sich für diese unüberwindlichen Stadtmauern. Aber
sosehr er sich auch bemühte, er konnte überhaupt keine Stadtmauern in Sparta
sehen. In Sparta gab es nämlich tatsächlich keine Stadtmauern. Nach einiger
Zeit fragte der Gast den König etwas verlegen:
Verzeih mir, lieber Freund, du hast eben von unüberwindlichen Stadtmauern
gesprochen. Wo sind diese Steinmauern?
Denn sosehr ich mich auch anstrenge: ich kann keine Stadtmauern hier in Sparta
sehen. Da machte der König von Sparta eine Handbewegung und zeigte stolz
auf seine Leibgarde. Dann sagte er: das hier sind die Mauern von Sparta. Jeder
von ihnen ist ein lebendiger Stein in dieser Mauer.
Diese Geschichte hat viel mit dem heutigen Kirchweihfest zu tun, das wir feiern.
Die Kirche ist vom Bild her, wie es im Eingangslied angeklungen ist, „Gottes
heilge Stadt. Auf Zion hoch gegründet.“ Mit vielen „Sehenwürdigkeiten“.
Was ist an der Kirche – was ist an einer Pfarrei sehenswert?
Der König von Sparta hat auf seine „Leibgarde“ gezeigt. Ich darf auf die vielen
Menschen zeigen, die das Leben unserer Pfarrei St. Mauritius prägen und mit
gestalten.
Der Apostel Petrus hat vorhin in der zweiten Lesung von den „lebendigen
Steinen im geistigen Haus“ gesprochen. Für das heutige Kirchweihfest habe ich
Ihnen und euch diesen großen Stein aus Glas mitgebracht. Er ist für mich ein
schönes Sinnbild für das, was Petrus meinte: jede Gruppe der Pfarrei, die
einzelnen Mitglieder in ihnen sind „lebendige Steine“ im Mauerwerk der
Kirche.
In der ersten Lesung aus dem Propheten Jesaja hörten wir vom „Knecht“. Mit
dem „Knecht“ ist hier zunächst das Volk Israel gemeint, das in der
Gefangenschaft des babylonischen Exils aushielt.
Das Schicksal Israels, das Los der Menschen damals – unser Leben, ob jung
oder alt, ist wie der Glasstein zwar einerseits solide aber auch zerbrechlich.
Es ist gut, wenn wir im Volk, wenn wir in der Kirche und der Gemeinde immer
wieder unsere eigene Brüchigkeit und die der anderen wahr- und ernstnehmen
und auch die Brüche, die wir in der Kirche erleiden und vielleicht auch einander
zufügen.
Die Bezeichnung „Knecht“ ist in der heiligen Schrift aber auch ein Ehrentitel.
Maria bekennt sich im Lukasevangelium als „Magd des Herrn“. Sie macht uns
damit deutlich: es ist schön, einen Herrn zu haben, dem ich dienen kann; von
dem ich für mein Leben und für meinen Glauben etwas lernen und etwas
mitnehmen kann.
Für unsere Kirche – für unsere Pfarrei bedeutet das also: jeder von uns – jeder
von euch (auch neuen) Ministranten ist ein „Knecht“, also in biblischem Sinne
ein ehrenwerter Diener im „geistigen Haus“ der Kirche und der Gemeinde. Jesus
ist als der „Herr“ der Kirche unser Gegenüber, der uns alle, der euch (neue)
Ministranten in euerem Dienst am Altar führt und (an)leitet. Ihr dürft auf Jesus
schauen, wie der Junge in der Brotvermehrungsgeschichte und erfahren, dass es
schön ist ihm zu dienen, durch das, was ihr am Altar in de Feier der
Gottesdienste tut. Wir dürfen ihm dienen durch unser Singen im Chor, durch
unsere Mitgestaltung des Gemeindelebens im Pfarrgemeinderat und auf viele
andere Weise.
Der Glasziegelstein braucht eine gewisse Formung (wir wurden im Glauben von
unseren Familien geformt und vorgeprägt).
Der Glasziegelstein muss abgehärtet sein. Gefestigt in der Glut der
Glasmanufaktur; gefestigt in der Glut der Liebe, um in den Bau der Kirche zu
passen. Denn, und das wissen wir alle aus eigener Erfahrung:
Manchmal gilt es auch im Bau der Kirche und Pfarrei etwas auszuhalten,
einander wie die einzelnen Glasziegelsteine zu tragen und zu er-tragen.
Aber wir sind in der Mauer der Kirche und der Pfarrei im Zeichen des
Glasziegelsteines mit dem „Eckstein“ Christus verbunden, der Gottes Liebe, der
Gottes Treue zu uns Menschen durch sein Leben und Wirken transparent
gemacht hat, so wie das Licht durch diesen Glasziegelstein fällt.
Jesus Christus ist zwar in seinem Tod am Kreuz zunächst von den Menschen
damals verworfen worden. Aber in seiner Auferstehung ist er als der Lebendige
zum „Eckstein“ geworden: er trägt die Gemeinschaft der Kirche. ER trägt uns
alle. Auch das ist im Eingangslied dieser Feier angeklungen: „Die Kirche ist
erbauet auf Jesus Christ allein. Wenn sie auf ihn nur schauet wird sie in Frieden
sein. Lass fest auf diesem Grund uns stehn zu aller Stund.“
Jeder von uns ist als kleiner Baustein wichtig im großen Mauerwerk der Kirche
und der Pfarrgemeinde. Egal, ob er oben in der Mauer, in der Mitte oder unten
eingefügt ist.
Jeder ist wichtig, um eine bestimmte Stelle auszufüllen, weil sonst empfindliche
Lücken entstehen, die das ganze auch geistige Haus der Kirche und Gemeinde
instabil werden lassen.
Liebe Ministranten,
liebe Schwestern und Brüder!
Eine kleine Erzählung, die der damalige und zu früh verstorbene Bischof von
Aachen, Klaus Hemmerle aufgeschrieben hat, bündelt unsere Überlegungen und
bringt sie schön auf den Punkt. Hemmerle schreibt:
„Der Meister führt die Jünger in die Kirche und lenkt ihren Blick auf die Mauer.
Schaut diese Mauer an. Jeder Stein ist vom anderen getragen, jeder Stein trägt
den anderen, jeder Stein fügt sich nahtlos an den andern. Nur wenn jeder bereit
ist, jeden zu tragen und das Ganze zu tragen, nur wenn jeder bereit ist, von
jedem getragen zu werden und vom Ganzen getragen zu werden, nur wenn jeder
sich anschließt an den anderen neben ihm, nur dann seid ihr ein Haus aus
lebendigen Steinen.“
Ich wünsche uns, dass es uns immer mehr gelingt, in diesem Sinn Gemeinde zu
gestalten und lebendige Kirche zu sein, die Platz für viele bietet. AMEN
(Pfarrvikar Andreas Krehbiel; es gilt das gesprochene Wort!)