FK 08 - Hochschule München

Auslandssemester an der
Hochschule Gävle – HÖGSKOLAN I GÄVLE
Aus einer Schnapsidee wurde ernst. Drei Kommilitoninnen und ich von der Hochschule München
(Geoinformatik und Satellitenpositionierung) entschlossen uns sehr spontan für ein
Auslandssemester in Schweden. Wir informierten uns in unserem International Office über diese
Möglichkeit. Hier sagten sie uns, dass bis zum nächsten Tag Anmeldeschluss ist. Somit überlegten wir
nicht lange über Vor- und Nachteile sowie über Finanzierung und Organisatorisches. Wir meldeten
uns für ein Auslandssemester (Wintersemester) in Gävle, Schweden an.
Anstatt das siebte Semester zuhause zu absolvieren war der Plan, die drei Vertiefungsfächer, die
noch ausstanden im Ausland abzulegen. Die Bachelorarbeit, die eigentlich parallel zu den
Vertiefungsfächer läuft, musste so noch ein Semester auf sich warten.
Eine, wie ich finde, sehr gut gewählte Zeit, da hier nur drei Fächer abzuschließen sind. Im regulären
Semester sind es schließlich fünf bis sieben Fächer, die man dann nur halbwegs im Ausland
absolvieren kann und zuhause immer ein paar Fächer hinterher hinkt.
Nach der Anmeldung und der Bestätigung der „Högskolan i Gävle“ begann ein etwas schleppendes
Verfahren. Hier wurden Formulare von einer Stelle zur nächsten gebracht um Unterschriften und
Bestätigungen einzuholen. Dies benötigt man für den ERASMUS Zuschuss und in meinem Fall für eine
BAFÖG –Unterstützung.
Was auch sehr wichtig ist, sobald man eine Bestätigung bekommt, sollte man sich gleich bei
„Gävlegadana“ anmelden. Dies ist ein Internetaccount für die Wohnungssuche in Gävle. Die Chancen
auf eine Wohnung sind höher, desto länger man bei diesem Account angemeldet ist. Ich habe leider
etwas lange gewartet und musste mich dann mit einer unmöblierten Ein-Zimmer Wohnung zufrieden
geben. Was aber im Endeffekt nicht allzu schlimm war. Ich konnte gebrauchte Möbel günstig von
anderen Studenten und von den second hand stores, die es hier in Massen gibt, kaufen. Ich fühlte
mich sehr wohl in meiner Wohnung im Pinnmovägen und zahlte hierfür umgerechnet ca. 370 €.
Trotzdem wäre im Nachhinein ein möbliertes WG-Zimmer das bessere Los gewesen, hier hat man
immer Leute um sich und man wird häufiger mit Englisch konfrontiert. Ein WG-Zimmer im
Glaciavägen 21 ist das Beste, falls man die Wahl hat. Außerdem kommen fast alle internationalen
Studenten in den Ortsteil Sätra unter, was super ist, da man nicht weit voneinander wohnt und sich
in einer netten Nachbarschaft sehr gut kennenlernt.
Ich bin mit Lufthansa von München nach Stockholm geflogen (Hin- und Rückflug für 150 €). Was nicht
so ideal ist, man weiß nicht wie lange das Semester exakt dauert, also weiß man das Datum für den
Rückflug erst mal nicht. In meinem Fall wählte ich den 23. Dezember, da ich die Feiertage Zuhause
verbringen wollte. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich schon eine Woche früher zurückfliegen
hätte können, da ich keine Kurse mehr hatte. Doch die Zeit wurde auch so mit schönen
Freizeitaktivitäten ausgefüllt. Falls man sich spontan für Weihnachten Zuhause entscheidet, sollte
man nicht allzu lange mit dem Buchen warten, da es um die Weihnachtszeit sehr teuer wird.
Für die Ankunft in Gävle sollte man berücksichtigen, dass das Büro zur Schlüsselübergabe nur bis
16:00 Uhr geöffnet ist.
Kurz nachdem wir in Gävle ankamen begrüßte uns ein Empfangskomitee der Hochschule und es
folgten zwei schöne Willkommenstage. Am zweiten Tag dieses Programms gab es sogar eine
Sightseeing Tour. Mit Bus und Schiff wurden wir zu super schönen Orten gebracht und über wichtige
Dinge der Stadt aufgeklärt. Gävle ist eine nette Stadt, zugegeben, etwas eingeschlafen, aber das
Studentenleben wird hier nicht langweilig.
Hier lernten wir internationalen Studenten uns untereinander besser kennen, tauschten uns aus und
legten gleich die nächsten Treffen (Barbecue und Partys) fest.
In den ersten Tagen des Semesters sollte man sich gleich ein Fahrrad besorgen. Man kommt damit
eigentlich überall hin und spart sich 40 € monatlich für das Busticket. Wir hatten außerdem mit dem
Wetter so viel Glück, dass das Radfahren bis Ende Dezember gut möglich war.
Es gibt viele Freizeitmöglichkeiten. Gleich in der Nähe von Sätra gibt es einen Wald, mit richtig
schönen Wegen. Hier kann man Beeren und Pilze (wenn man sich auskennt) pflücken, spazieren
gehen oder Sport betreiben. Außerdem spielt in dem Eisstadion, das nur 5 min Fußweg von Sätra
entfernt ist, die Erstligamannschaft Brynäs. Wir sahen dort Eishockeyspiele auf hohem Niveau und
ich wurde hier zum richtigen Fan.
Man sollte außerdem die ersten Treffen der Erasmus Leute nicht versäumen und gleich mal den Club
„Heartbreak“ ausprobieren ;). Zum Billard spielen würde ich das „Rocken Roll“ empfehlen. Und falls
man die Bundesliga oder Champions League weiterverfolgen möchte bietet sich das „O´Learys“ mit
eigener Programmwahl an.
Noch dazu hat man einen recht guten Anschluss nach Stockholm. Diese Stadt lohnt es sich
anzusehen!
Die Hochschule Gävle befindet sich in einem tollen Gebäude. Es gibt überall Sitz- und
Lernmöglichkeiten. Mikrowellenküchen für das billigere Essen von zuhause oder eine etwas teurere
aber gute Kantine. Eine richtig schöne Bibliothek und das „Cafe Prego“ als Treffpunkt sind hier
vorhanden. Man fühlt sich eigentlich sofort wohl in diesem freundlichen Gebäude und mit den
schwedischen Leuten, die alle einen höchst zufriedenen Eindruck machen.
Die Hochschule im Januar bei Schnee
Das Semester in Schweden ist in zwei Phasen aufgeteilt. Ein sehr gutes System, da die Prüfungen je
Phase zu erledigen sind und man auf diese Weise nicht allzu viele Kurse/Prüfungen auf einmal hat.
Ich wählte den Kurs „Environment Geography“ was vergleichbar mit Raumplanung und
Landschaftsmanagement ist. Es war ein wirklich interessanter Kurs mit viel Eigenarbeit und Abgaben.
Im Vordergrund stand science writing, ich musste also wissenschaftliche Texte mit bestimmten
Umweltthemen lesen und diese kritisch bewerten. Dies war eine richtige Herausforderung, da ich mit
meinem Englisch außer Übung war. Aber genau das verhalf mir sehr, meine Englischkenntnisse
aufzubessern und Fachbegriffe zu erlernen.
Der Kurs „Alpine Ecology“ war eine super Wahl. Hier lernten wir eine Menge über das Land
Schweden, über Umweltthemen und fuhren noch dazu sieben Tage in die Wildnis. Dieser Ausflug war
das Beste was man hier machen kann! Auch wenn er nicht zu eurem Studium passt oder er nicht
anerkannt wird, kann ich ihn nur empfehlen! Gruppengemeinschaft, Wanderungen in der
schwedischen Natur neben Rentieren und lustige Abende sind hier das Programm. Im Nachgang sind
neben der Prüfung einige Präsentationen abzuhalten, dies ist kurz stressig aber machbar.
Ausblick in die Schwedische Natur (Tundra)
„Swedish as a foreign langauge“ ist der Kurs in dem man die schwedische Sprache etwas
kennenlernt. Ich empfand den Kurs und auch die Lehrerin als weniger motivierend. Aber die
Möglichkeit etwas schwedisch zu lernen und dabei auch wieder in den Kontakt mit den anderen
internationalen Studenten zu gelangen würde ich auf jeden Fall wieder wahrnehmen.
Der Kurs „Geodetic theory of Errors” rundete das Studium noch einmal ab, mit einer Feldübung zur
Vermessung, Matrizenrechnungen und Transformationen, Netzausgleichung und einer Projektarbeit
mit einem Report. Einiges von diesem Kurs war schon bekannt, doch er half zu einem viel besseren
Verständnis zu diesen Materien und machte mir auch Spaß.
Allgemein kann ich sagen, dass die Kurse, da sie auf Englisch sind alle sehr wertvoll waren. Mir hat es
Spaß gemacht, dies alles erleben zu dürfen, ein etwas anderes Schulsystem zu erfahren und mit
anderen Leuten, anderer Herkunft in Kontakt zu treten.
Es haben sich viele Freundschaften gebildet und außerdem war es ein Semester, welches definitiv in
Erinnerung bleibt. Wenn ich nochmal vor der Wahl stehen würde ob Auslandssemester oder nicht,
würde ich mich sicher für ein Auslandssemester entscheiden.
Der Rückweg nach Deutschland war dann auch noch ein Highlight. Ich fuhr mit ein paar neuen
Freunden von Gävle nach Göteborg, Kopenhagen und weiter nach Deutschland. Dort reisten wir noch
durch andere Städte. Man kann dieses Auslandssemester also perfekt mit einem Roadtrip ausklingen
lassen!