Auslandssemester an der Hochschule Gävle – HÖGSKOLAN I GÄVLE Aus einer Schnapsidee wurde ernst. Drei Kommilitoninnen und ich von der Hochschule München (Geoinformatik und Satellitenpositionierung) entschlossen uns sehr spontan für ein Auslandssemester in Schweden. Wir informierten uns in unserem International Office über diese Möglichkeit. Hier sagten sie uns, dass bis zum nächsten Tag Anmeldeschluss ist. Somit überlegten wir nicht lange über Vor- und Nachteile sowie über Finanzierung und Organisatorisches. Wir meldeten uns für ein Auslandssemester (Wintersemester) in Gävle, Schweden an. Anstatt das siebte Semester zuhause zu absolvieren war der Plan, die drei Vertiefungsfächer, die noch ausstanden im Ausland abzulegen. Die Bachelorarbeit, die eigentlich parallel zu den Vertiefungsfächer läuft, musste so noch ein Semester auf sich warten. Eine, wie ich finde, sehr gut gewählte Zeit, da hier nur drei Fächer abzuschließen sind. Im regulären Semester sind es schließlich fünf bis sieben Fächer, die man dann nur halbwegs im Ausland absolvieren kann und zuhause immer ein paar Fächer hinterher hinkt. Nach der Anmeldung und der Bestätigung der „Högskolan i Gävle“ begann ein etwas schleppendes Verfahren. Hier wurden Formulare von einer Stelle zur nächsten gebracht um Unterschriften und Bestätigungen einzuholen. Dies benötigt man für den ERASMUS Zuschuss und in meinem Fall für eine BAFÖG –Unterstützung. Was auch sehr wichtig ist, sobald man eine Bestätigung bekommt, sollte man sich gleich bei „Gävlegadana“ anmelden. Dies ist ein Internetaccount für die Wohnungssuche in Gävle. Die Chancen auf eine Wohnung sind höher, desto länger man bei diesem Account angemeldet ist. Ich habe leider etwas lange gewartet und musste mich dann mit einer unmöblierten Ein-Zimmer Wohnung zufrieden geben. Was aber im Endeffekt nicht allzu schlimm war. Ich konnte gebrauchte Möbel günstig von anderen Studenten und von den second hand stores, die es hier in Massen gibt, kaufen. Ich fühlte mich sehr wohl in meiner Wohnung im Pinnmovägen und zahlte hierfür umgerechnet ca. 370 €. Trotzdem wäre im Nachhinein ein möbliertes WG-Zimmer das bessere Los gewesen, hier hat man immer Leute um sich und man wird häufiger mit Englisch konfrontiert. Ein WG-Zimmer im Glaciavägen 21 ist das Beste, falls man die Wahl hat. Außerdem kommen fast alle internationalen Studenten in den Ortsteil Sätra unter, was super ist, da man nicht weit voneinander wohnt und sich in einer netten Nachbarschaft sehr gut kennenlernt. Ich bin mit Lufthansa von München nach Stockholm geflogen (Hin- und Rückflug für 150 €). Was nicht so ideal ist, man weiß nicht wie lange das Semester exakt dauert, also weiß man das Datum für den Rückflug erst mal nicht. In meinem Fall wählte ich den 23. Dezember, da ich die Feiertage Zuhause verbringen wollte. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich schon eine Woche früher zurückfliegen hätte können, da ich keine Kurse mehr hatte. Doch die Zeit wurde auch so mit schönen Freizeitaktivitäten ausgefüllt. Falls man sich spontan für Weihnachten Zuhause entscheidet, sollte man nicht allzu lange mit dem Buchen warten, da es um die Weihnachtszeit sehr teuer wird. Für die Ankunft in Gävle sollte man berücksichtigen, dass das Büro zur Schlüsselübergabe nur bis 16:00 Uhr geöffnet ist. Kurz nachdem wir in Gävle ankamen begrüßte uns ein Empfangskomitee der Hochschule und es folgten zwei schöne Willkommenstage. Am zweiten Tag dieses Programms gab es sogar eine Sightseeing Tour. Mit Bus und Schiff wurden wir zu super schönen Orten gebracht und über wichtige Dinge der Stadt aufgeklärt. Gävle ist eine nette Stadt, zugegeben, etwas eingeschlafen, aber das Studentenleben wird hier nicht langweilig. Hier lernten wir internationalen Studenten uns untereinander besser kennen, tauschten uns aus und legten gleich die nächsten Treffen (Barbecue und Partys) fest. In den ersten Tagen des Semesters sollte man sich gleich ein Fahrrad besorgen. Man kommt damit eigentlich überall hin und spart sich 40 € monatlich für das Busticket. Wir hatten außerdem mit dem Wetter so viel Glück, dass das Radfahren bis Ende Dezember gut möglich war. Es gibt viele Freizeitmöglichkeiten. Gleich in der Nähe von Sätra gibt es einen Wald, mit richtig schönen Wegen. Hier kann man Beeren und Pilze (wenn man sich auskennt) pflücken, spazieren gehen oder Sport betreiben. Außerdem spielt in dem Eisstadion, das nur 5 min Fußweg von Sätra entfernt ist, die Erstligamannschaft Brynäs. Wir sahen dort Eishockeyspiele auf hohem Niveau und ich wurde hier zum richtigen Fan. Man sollte außerdem die ersten Treffen der Erasmus Leute nicht versäumen und gleich mal den Club „Heartbreak“ ausprobieren ;). Zum Billard spielen würde ich das „Rocken Roll“ empfehlen. Und falls man die Bundesliga oder Champions League weiterverfolgen möchte bietet sich das „O´Learys“ mit eigener Programmwahl an. Noch dazu hat man einen recht guten Anschluss nach Stockholm. Diese Stadt lohnt es sich anzusehen! Die Hochschule Gävle befindet sich in einem tollen Gebäude. Es gibt überall Sitz- und Lernmöglichkeiten. Mikrowellenküchen für das billigere Essen von zuhause oder eine etwas teurere aber gute Kantine. Eine richtig schöne Bibliothek und das „Cafe Prego“ als Treffpunkt sind hier vorhanden. Man fühlt sich eigentlich sofort wohl in diesem freundlichen Gebäude und mit den schwedischen Leuten, die alle einen höchst zufriedenen Eindruck machen. Die Hochschule im Januar bei Schnee Das Semester in Schweden ist in zwei Phasen aufgeteilt. Ein sehr gutes System, da die Prüfungen je Phase zu erledigen sind und man auf diese Weise nicht allzu viele Kurse/Prüfungen auf einmal hat. Ich wählte den Kurs „Environment Geography“ was vergleichbar mit Raumplanung und Landschaftsmanagement ist. Es war ein wirklich interessanter Kurs mit viel Eigenarbeit und Abgaben. Im Vordergrund stand science writing, ich musste also wissenschaftliche Texte mit bestimmten Umweltthemen lesen und diese kritisch bewerten. Dies war eine richtige Herausforderung, da ich mit meinem Englisch außer Übung war. Aber genau das verhalf mir sehr, meine Englischkenntnisse aufzubessern und Fachbegriffe zu erlernen. Der Kurs „Alpine Ecology“ war eine super Wahl. Hier lernten wir eine Menge über das Land Schweden, über Umweltthemen und fuhren noch dazu sieben Tage in die Wildnis. Dieser Ausflug war das Beste was man hier machen kann! Auch wenn er nicht zu eurem Studium passt oder er nicht anerkannt wird, kann ich ihn nur empfehlen! Gruppengemeinschaft, Wanderungen in der schwedischen Natur neben Rentieren und lustige Abende sind hier das Programm. Im Nachgang sind neben der Prüfung einige Präsentationen abzuhalten, dies ist kurz stressig aber machbar. Ausblick in die Schwedische Natur (Tundra) „Swedish as a foreign langauge“ ist der Kurs in dem man die schwedische Sprache etwas kennenlernt. Ich empfand den Kurs und auch die Lehrerin als weniger motivierend. Aber die Möglichkeit etwas schwedisch zu lernen und dabei auch wieder in den Kontakt mit den anderen internationalen Studenten zu gelangen würde ich auf jeden Fall wieder wahrnehmen. Der Kurs „Geodetic theory of Errors” rundete das Studium noch einmal ab, mit einer Feldübung zur Vermessung, Matrizenrechnungen und Transformationen, Netzausgleichung und einer Projektarbeit mit einem Report. Einiges von diesem Kurs war schon bekannt, doch er half zu einem viel besseren Verständnis zu diesen Materien und machte mir auch Spaß. Allgemein kann ich sagen, dass die Kurse, da sie auf Englisch sind alle sehr wertvoll waren. Mir hat es Spaß gemacht, dies alles erleben zu dürfen, ein etwas anderes Schulsystem zu erfahren und mit anderen Leuten, anderer Herkunft in Kontakt zu treten. Es haben sich viele Freundschaften gebildet und außerdem war es ein Semester, welches definitiv in Erinnerung bleibt. Wenn ich nochmal vor der Wahl stehen würde ob Auslandssemester oder nicht, würde ich mich sicher für ein Auslandssemester entscheiden. Der Rückweg nach Deutschland war dann auch noch ein Highlight. Ich fuhr mit ein paar neuen Freunden von Gävle nach Göteborg, Kopenhagen und weiter nach Deutschland. Dort reisten wir noch durch andere Städte. Man kann dieses Auslandssemester also perfekt mit einem Roadtrip ausklingen lassen!
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