Ultranationalisten trainieren Kinder an Waffen

Ultranationalisten trainieren Kinder an Waffen | Manuskript
Ultranationalisten trainieren Kinder an Waffen
Bericht: Arndt Ginzel
Für den „Rechten Sektor“ ist der Ukraine-Krieg noch lange nicht beendet. Und jetzt sollen
auch noch die Jüngsten ran. Militärischer Drill an der Waffe.
Barbara Küppers:
Die sind doch noch keine 15 Jahre. Vielleicht sind die 12 oder so. Das ist unglaublich!
Ukrainische Ultranationalisten rekrutieren Kinder und Jugendliche.
Alexander Sachko:
Sie werden in drei, vier Jahren bestimmen, wohin sich das Land entwickelt.
Ausgangspunkt unserer Recherche sind diese Aufnahmen: Sie zeigen ukrainische Kinder
beim Militärtraining. Offensichtlich lernen sie den Umgang mit Kriegswaffen. Die Bilder
stammen von der Facebook-Seite eines Mitglieds des „Rechten Sektors“.
Kind:
Als ich erfahren habe, dass der „Rechte Sektor“ eine Organisation ist, habe ich allen gesagt,
dass ich dorthin gehen möchte. Mir gefällt alles, was mit Gewehren zu tun hat, das
Auseinandernehmen zum Beispiel.
In sozialen Netzwerken wirbt die Organisation für Kurse, die sich an Kinder im Alter von 11
bis 16 Jahre richten. Gelehrt werden unter anderem der Aufbau und die Funktionsweise
der Kalaschnikow; geboten wird eine militärische Grundausbildung. Wir zeigen die Fotos
Barbara Küppers von der internationalen Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes.
Barbara Küppers:
Ich finde die Bilder bestürzend, da werden ja sehr junge Kinder auch noch die deutlich unter
15 Jahren sind offensichtlich an wirklich echten Waffen ausgebildet oder geschult, irgendwie
werden Situationen von Kampf simuliert und das ist eine Sache die überhaupt nicht geht aus
unserer Sicht als Kinderhilfswerk, das ist verboten im Sinne der Kinderrechtskonvention der
Vereinten. Wir haben immer mal wieder Gerüchte gehört, das ist aber das erste Mal, dass
ich Fotos und Bilder gesehen habe und es scheint ja auch so zu sein, dass die von der Gruppe
selber ins Netz gestellt werden.
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Das Netzwerk des ukrainischen „Rechten Sektors“ reicht bis nach München. Jurij Duschko
betreibt dort einen Feinkostladen und ist der offizielle Vertreter des „Rechten Sektors“ in
Deutschland. Wir sprechen ihn auf die militärische Ausbildung von Kindern an.
Jurij Duschko:
Es war früher in Sowjetunionzeit, dass alle müssen die Militärausbildung machen und
eigentlich ich finde das nicht schlecht. Es muss nicht unbedingt sowie spezielle Einheit
ausbilden, sondern mindestens muss man wissen, wie kann man in dieser Situation sein Land
verteidigen.
Reporter: Und notfalls auch mit Kindern?
Jurij Duschko: Ja, eigentlich in heutiger Situation, ich finde es nicht schlecht.
Kinder, die an Kriegswaffen trainiert werden - Ein Verstoß gegen die UNKinderrechtskonvention. Soviel ist klar: Die Aufnahmen entstanden in einem Haus in der
100.000-Einwohner-Stadt Uschgorod, gleich hinter der slowakischen Grenze.
Wie überall im Land existiert auch im Karpaten-Gebiet ein Ableger des „Rechten Sektors“.
Die Freiwilligen kämpfen zwar tausende Kilometer entfernt im Osten gegen die
Separatisten. Doch inzwischen sind die Milizen des „Rechten Sektors“ sogar zur Gefahr für
die ukrainische Regierung geworden. So gab es kürzlich in der ukrainischen Grenzregion zu
Ungarn und der Slowakei Schusswechsel zwischen „Rechtem Sektor“ und Sicherbehörden.
Drei Menschen starben.
Auf der Suche nach dem Ausbildungslager für die Kinder stoßen wir auf einen Konvoi des
„Rechten Sektors“. Wir folgen ihm. Ein in der Ostukraine gefallener Kamerad wird zu
Grabe getragen. Am Rande tatsächlich Halbwüchsige in Uniformen, Kindergesichter. Der
Junge links verrät uns später sein Alter: 14 Jahre.
In einer Seitenstraße von Uschgorod finden wir ein Haus, das so aussieht, wie das auf den
Fotos. Nach einigen Telefonaten werden wir reingelassen. Kinder sehen wir zwar nicht,
aber es ist der gesuchte Ort. Später sind wir verabredet mit dem regionalen Führer des
„Rechten Sektors“ Alexander Sachko. Vor dem Krieg arbeitete er als Geschichtslehrer. Das
Militärtraining der Kinder spielt er herunter.
Alexander Sachko, Rechter Sektor:
Ehrlich gesagt, ist es keine echte militärische Ausbildung, das ist ganz normal, irgendwas
müssen wir machen, um die Jugend zu interessieren und die Ukraine ist im Kriegszustand.
Habe ich gesagt, dass ich Kindern Waffen gebe?
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Barbara Küppers, Terre des Hommes:
Offensichtlich wollen die die irgendwann mal einsetzten als Soldaten. Soldat sein, heißt nicht
unbedingt, dass die dann im Kampf auch wirklich schießen, das kann auch sein, dass die
Kinder einsetzen, als Spione oder als Träger. Selbst, wenn nur solche Bilder von Ausbildung
von Kindern an realen Waffen im Netz sind oder verbreitet werden, hat das einen gewissen
Propagandaeffekt auf die Gegenseite, die Leute bekommen sehr große Angst. Das Signal ist
einfach: Diese Truppe schreckt vor gar nichts zurück, die setzten sogar Kinder ein, was ja
eigentlich ein Tabu ist.
Letztes Gebet für den gefallenen Kämpfer des „Rechten Sektors“. Unter den Trauernden
halbe Kinder in Uniformen. Sie verehren ihre Kriegshelden und längst kennen sie das
Handwerk mit der Waffe.
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