Schulärztetagung Take Home Message

SCHULÄRZTETAGUNG 3.DEZEMBER 2015, ZÜRICH
TAKE HOME MESSAGE - WORKSHOP 4 – DR. MED. BERNHARD STIER
10 THESEN
1. Die Lebenserwartung der Geschlechter ist prinzipiell gleich. Das
Gesundheitsverhalten entscheidet darüber, nicht die Genetik
2. Jungen leben nicht gesünder sondern sie gehen nur weniger zum Arzt und die
Gesundheitsversorgung ist schlechter
3. Männlichkeitsrituale wie die Beschneidung sind - bis auf wenige Ausnahmen –
allenfalls dazu geeignet überkommene Männlichkeitsbilder zu stabilisieren
4. Die medizinische Versorgung von Jungen bedarf unbedingt der Verbesserung. Eine
leitliniengerechte Behandlung ist eher die Ausnahme als der Standard
5. Jungen sind anders als Mädchen. Der Bewegungsdrang ist naturgegeben. Wer Jungen
die Bewegungsmöglichkeit entzieht schwächt ihr Denkvermögen!
6. Die Bildungsmisserfolge von Jungen liegen in Fehlern des Systems und
entwicklungsfremder Pädagogik
7. Für wirkungsvolle Vermittlung von Verhütung müssen die Jungen unbedingt mit ins
Boot geholt werden (besonders die Jungen mit Migrationshintergrund). Sie sind die
eigentlichen Entscheidungsträger!
8. Wir müssen noch viel lernen über das sexuelle Coming Out und die Betreuung von
nicht heterosexuell geprägten Jugendlichen.
9. Experimentier- und Risikoverhalten unterscheidet sich grundsätzlich bei den
Geschlechtern. Wirkungsvolle Prävention muss genderspezifische Unterschiede
unbedingt berücksichtigen!
10. Männlichkeit, Aggression und Gewalt werden häufig in einem Atemzug zitiert. Die
Datenlage zeigt, dass dies so nicht gerechtfertigt ist. Hier ist ein differenzierteres
Denken angesagt.
Jungengesundheit entsteht dadurch, dass wir uns mehr um die
gesundheitlichen Bedürfnisse von Jungen kümmern, sie besser
verstehen lernen und ihre genderspezifischen Eigenheiten erkennen
und berücksichtigen!