Instrument Turtle

Instrument
Turtle-Methode
Ziel
Vorgehensweise
Die Turtle-Methode zielt darauf ab, Effektivität und
Effizienz von Prozessen – und damit auch Schwachstellen – zu ermitteln.
Die ursprünglich in der Automobilindustrie entwickelte Turtle-Methode (engl.: turtle = Schildkröte) wird als
eines der klassischen Instrumente zur Prozessanalyse und Auditvorbereitung genutzt. Ihr besonderes
Augenmerk liegt auf der Betrachtung der Schnittstellen von Prozessen und der Möglichkeit, durch die
Einnahme einer anderen Perspektive eine neue
Sichtweise darauf zu erhalten.
Nutzbar bei den Modulen
II. Entwicklung & Vermarktung
5. Geschäftsprozesse aufnehmen und gestalten
III. Produktivitätssteigerung
1. Projekte planen
2. Geschäftsprozesse aufnehmen und gestalten
Aufwand
Die Durchführung erfolgt am besten in kleinen Workshops. Je nach Komplexität wird die Aufbereitung
eines einzelnen Prozesses 1 bis 3 Stunden in Anspruch nehmen.
Vergleich
Vorteile
> Durch die systematische Betrachtung jedes
Merkmals in den (Teil)-Prozessen wird ein neuer
Analysestandpunkt eingenommen.
> Die stark strukturierte Visualisierung erzeugt eine
hohe Transparenz von Schnittstellen und Abhängigkeiten (Input-Output).
Nachteile
> Die detaillierte Beschreibung, wie die einzelnen
Faktoren (Ressourcen, Personal, Vorgehensweise) interagieren, wird über die steckbriefartige
Prozessbeschreibung nicht erreicht.
> Bei der Analyse einer Prozesskette entsteht
schnell ein hoher Aufwand im Abgleich der einzelnen Turtles miteinander.
Instrument: Turtle-Methode
Prozesse einer Organisation werden durch Menschen geprägt. Um vor dem Hintergrund der industriellen Dienstleistung eine hohe Kundenzufriedenheit
zu erreichen, müssen alle Beteiligten den Prozess
bewusst erleben und den von ihnen zu leistenden
Beitrag erkennen.
Jeder einzelne Prozess wird in der Schildkrötenform
dargestellt. Es soll beschrieben werden, welche Eingaben der Prozess oder Teilprozess aus anderen
vorgelagerten Prozessen erhält. Mittels der TurtleMethode wird somit eine strukturierte und klare Beschreibung aller Dokumente, Materialen und Informationen bereitgestellt, die verfügbar sein müssen, um
das Prozessergebnis zu erzeugen.
Kopf und Schwanz der Schildkröte symbolisieren
dabei den In- und Output des Prozesses.
Die Beine, welche die Schildkröte zur Fortbewegung
benötigt, bilden die zur Erstellung des Outputs – hier
also einer Dienstleistung - benötigten Ressorcen und
Steuerungsinstrumente.
Zusätzlich zur „klassischen“ Variante wurde im
PROMIDIS Projekt auch noch das Optimierungspotenzial dargestellt. Es handelt sich dabei eigentlich
um den Grund dafür, dass man die Turtle-Methode
einsetzt: Man möchte einen oder mehrere bestimmte
Parameter der Dienstleistung verbessern.
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Abb. 1: Turtle
(Schildkröte)
symbolisch
Ablauf
Für die Durchführung einer Turtle-Analyse wird die
symbolische Schildkröte (vgl. Abb. 1) mit den Informationen eines Prozesses befüllt.
Das Ausfüllen der Schildkörte erfolgt dabei in einfachen Schritten:
1. Zuerst definieren Sie die Prozessbezeichung und
tragen außerdem den Namen des Prozesseigeners –
also der dafür verantwortlichen Person - ein. Ebenso
wichtig ist das Ausfüllen des „Kopfes“: Beschreiben
Sie stichwortartig den Input für den Prozess. Was als
Ergebnis des Prozesses herauskommt, wird im
„Schwanz“ beschrieben (Output).
2. Danach beantworten Sie die Frage: Womit wird
der Prozess durchgeführt?
Im ersten Bein der Schildkröte wird das für die
Durchführung des Prozesses nötige Equipment aufgeführt. Ist der Prozess stark IT-lastig oder verlangt
er spezielle Räumlichkeiten bzw. spezielles Material,
wird dies hier aufgeführt. Ein Beispiel wäre ein Messraum zur Sicherung der Qualität.
3. Die nächste Frage lautet: Mit wem wird der Prozess durchgeführt?
Hier geht es nicht um Personen, sondern um Rollen.
Es wird vor allem beschrieben, welche Qualifikationen die Personen haben müssen, die zur Durchführung des Prozesses herangezogen werden sollen.
Gibt es Vorgaben und Richtlinien, die bei der Einwei-
Instrument: Turtle-Methode
sung neuer Mitarbeiter beachtet werden müssen?
Ein einfaches Beispiel sind Sprachkenntnisse.
4. Das nächste Bein der Schildkröte stellt die Frage
des „Wie“?
Hier stehen die Anweisungen, Verfahren und Techniken im Vordergrund, die innerhalb des Prozesses
eingesetzt werden. Dazu gehören auch Checklisten
oder gesetzliche Anforderungen, die beachtet werden müssen.
5. Zum Ausfüllen des letzten Beins stellt sich die
Frage: Womit wird der Prozess gesteuert?
Dies zielt auf die Leistungsindikatoren ab, mit denen
der Prozess gemessen wird. Es sind also die Prozesskennzahlen, die verwendet werden, um Veränderungen zu messen und zu dokumentieren.
6. Bleibt noch das „Futter“ der Schildkröte, also das
Motiv für die Durchführung der Analyse. Eine typisches Optimierungspotenzial im Dienstleistungsbereich ist die Dauer eines Prozessablaufs oder eine
Fehlerquote.
Ist die Schildkröte vollständig ausgefüllt, kann mithilfe
einer Stärken- und Schwächenanalyse der Prozess
bewertet werden (vgl. Service-SWOT). Dabei werden möglichst gleichzeitig auch Verbesserungsmöglichkeiten aufgedeckt.
Die Ergebnisse sollten dann für jeden Prozess auf
einem Blatt zusammengefasst werden (vgl. Abb. 2).
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Dazu können Vorlagen aus Papier verwendet werden. Es gibt aber auch digitalisierte Versionen, die
von Programmen wie Vi-Flow bereitgestellt werden.
Der Einsatz solcher Softwarelösungen ermöglicht
eine schnelle und einfache datenbankgestützte grafische Prozessmodellierung.
Abb. 2: Turtle-Darstellung
Weiterführende Informationen
> http://vdaqmc.de/fileadmin/redakteur/presse/www_VDA_Q
Z_5_08_.pdf
> http://www.tuev-sued.de/uploads/
images/1362664470097634950080/28432broschuere-prozessanalyse-weboptimiert.pdf
> http://www.qm-servicewn.de/Prozessanalyse%20mit%20der%20TurtleMethode.pdf
Instrument: Turtle-Methode
Impressum
Autoren: Martin Hallbauer, Rainer Weltring,
Susanne Crezelius; DGQ e.V.
Redaktion: Alexander Sonntag, Beate Schlink;
RKW Kompetenzzentrum
November 2015
Diese Publikation wurde im Rahmen des Projektes
„Produktivitätsmanagement für industrielle
Dienstleistungen stärken“ (PROMIDIS) erstellt.
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