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Christkönig
CHRISTKÖNIG
Ein Schutzpanzer gegen alle Bedrängnis
Symbol/Vorbereitung
Eine Schildkröte, eventuell für jeden.
Hinführung
Manchmal wird man im Leben kleingemacht oder ausgelacht. Ihr Kinder seid vielleicht niedergebrüllt worden oder standet im Abseits.
Manchmal rüttelt eine Nachricht oder Krankheit uns richtig durch.
Dann braucht man eine Elefantenhaut oder eine Ritterrüstung. Wenn
es ganz eng wird, braucht man (L zeigt die Schildkröte) so einen Schutzpanzer, wie die Schildkröte ihn besitzt: Wenn ihr Gefahr droht, verkriecht sie sich in ihren Panzer. Der ist so stark, dass ein Lastwagen
darüberfahren kann, oder wenn ihn einer mit Stöcken bearbeitet,
kann sie sich darin ganz sicher fühlen.
Gott sagt uns heute: Wenn es ganz eng wird, will ich dein Schutz sein.
Du musst mir nur richtig vertrauen.
Lesungen
Kol 1,12–20 (hier: 12,17): In ihm sind wir erlöst.
Lk 23,35–43: Bei einem König denkt man an eine goldene Krone. Heute
hören wir von einer Dornenkrone.
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Ansprache
(L. zeigt die Schildkröte) Wir brauchen im Leben einen Schutzpanzer
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S O N N TAG E I M J A H R E S K R E I S
gegen alles, was uns gefährlich wird:
1. Die erste Schutzhaut schenken uns die Eltern: Wenn sie uns in die
Arme nehmen und wir uns bei ihnen geborgen fühlen, dann macht
uns das für ein ganzes Leben stark. Wer das nicht erfährt, erwünscht und geliebt zu sein, der fühlt sich manchmal ganz nackt
und ausgeliefert und hat oft nicht den Mut, den Sprung über Hürden zu wagen. Auch gute Freunde und eine Gemeinschaft Gleichgesinnter können uns diese Schutzhaut stärken.
2. Werden die Probleme, die Gefahren oder Bedrängnisse größer,
dann muss ein Panzer, ein Schutzpanzer her, unter dem wir uns
sicher fühlen. Wir lesen und hören es ja leider oft genug, dass einer
gemobbt oder über das Internet bis in die Seele hinein verletzt
wird. Und oft öffnen diese Jugendlichen sich dann nicht einmal
den Eltern oder Freunden und können erbarmungslos kleingemacht werden. Vor allem, wenn sie Spott trifft: In manchen Schulklassen herrscht ja sozusagen Christenverfolgung, sobald einer
öffentlich bekennt, dass ihm Glaube und Kirche noch etwas bedeuten. Und wenn das für die Freunde gar kein Thema mehr ist,
verletzt uns diese Gleichgültigkeit genauso.
Da brauchen wir den Schutz Gottes, weil alle anderen Arme zu
kurz werden. Schauen wir einmal auf Jesus:
3. Er hängt am Kreuz, haben wir eben gehört. Sie wurden damals alle
nackt gekreuzigt, das war schon unter der Menschenwürde. Dann
kamen die damaligen Priester, ja selbst die Soldaten, und verspotteten ihn. Auch der eine Verbrecher lästert. Wie konnte Jesus das
alles ertragen? Ich glaube, für ihn war es auch furchtbar, dass sich
die Menschen vorher für die Freilassung des Barabbas, des Mörders, entschieden hatten, aber nicht für ihn, der doch wie ein Hirte
jedem armen Schaf nachgegangen war! Was ihn stark machte, war
sein felsenfestes Vertrauen auf den Vater im Himmel. Und aus diesem Vertrauen heraus konnte er sogar dem anderen Verbrecher am
Kreuz das Paradies versprechen.
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CHRISTKÖNIG
Als Jesus zum Sterben kam, da schrie er einmal in seiner Not:
»Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Es kann
also eine Krankheit oder Todesnot so schlimm werden, dass selbst
ein starker Schutzpanzer brechen kann. Aber wenig später ruft
Jesus: »Vater, in deine Hände empfehle ich mich!« Da war dieses
unerschütterliche Vertrauen wieder da.
Schauen wir auf Paulus, seinen agilsten Jünger, der die damalige
Welt per Schiff und zu Fuß für Jesus eroberte; der Schiffbruch
und Steinigung ertrug. Als er in Rom an Ketten gefesselt im Kerker
lag, klagte er nach seiner ersten Anhörung vor Gericht: »Alle haben mich im Stich gelassen!« Es ist furchtbar, wenn selbst gute
Freunde einen allein lassen. Doch dann bekennt er: »Aber der Herr
stand mir zur Seite und gab mir Kraft.« (2 Tim 4,6–18) Und dieser
Schutzpanzer Gottes stärkte ihn bis zu seiner Enthauptung.
4. Eine Frau, die noch die Nazizeit erlebt hatte, schenkte einem Priester eine kleine Schildkröte aus Elfenbein und sagte: »Ihnen vertraue ich mein Glaubensbekenntnis an. Wissen Sie, in der Hitlerzeit vergötterten sie den Führer als König, dem alle folgen sollten.
Wer dagegen ein kleines Kreuz um den Hals trug, musste schon
mit Spott und Ausgrenzung rechnen. Da hat mir mein Vater diese
kleine Schildkröte geschenkt und gesagt: »Trag sie als Halskette.
Und wenn es eng wird, dann fasse den Schutzpanzer zwischen
deine Finger; er bedeutet dein festes Vertrauen auf Jesus, der dich
stärkt und rettet.« Die Frau erzählte weiter: »Wir haben stundenlang im Bunker gesessen, als draußen die Sirenen heulten, die
Häuser in Schutt und Asche sanken oder Feuersäulen über der
Straße standen. Da haben wir stundenlang gebetet und ich habe
dabei den Schutzpanzer Gottes festgehalten. – Halten Sie den Anhänger in Ehren. Ich bin mir bei meinen Urenkeln nicht sicher, ob
sie ihn nicht gedankenlos in den Müll werfen!«
(L. zeigt die Schildkröte) Wir brauchen einen Schutzpanzer gegen alles,
was uns bedrängt. Wenn es ganz eng wird, können wir uns immer
noch voller Vertrauen an Gott festhalten – wie Jesus es tat. (L. stellt die
Schildkröte auf den Altar)
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