Predigt: Verlass dich auf Gott (Sprüche 3,5-6)

Predigt vom 7. Februar 2016, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
Predigt: Verlass dich auf Gott (Sprüche 3,5-6)
Ich steige steil ein und möchte einige Gedanken zu Aussagen aus dem Buch der Sprüche mit euch
teilen. Da heisst es im dritten Kapitel:
LUT Sprüche
3:1-6 Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote,
denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden; 3 Gnade und Treue sollen
dich nicht verlassen. Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines
Herzens, 4 so wirst du Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen.
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Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen
Verstand, 6 sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.
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Mein Augenmerk liegt auf dem letzten Satz. Wenn wir ihn uns anhören, dann kommt bei mir v.a.
eine Frage auf: Weshalb soll ich mich nicht auf meinen Verstand verlassen? Ich mache ab und zu
auch gute Erfahrungen mit ihm… Ist er nichts wert?
Beim Lesen der Bibel stossen wir immer wieder auf Beispiele und Aussagen, die den Verstand positiv
und somit wichtig bewerten. Wir sollen nachdenken, guten Rat einholen (Ps 119,24) und die Kosten
überschlagen (z.B. Lk 14,28). Wenn wir unseren Verstand, der auch eine Gabe Gottes ist, "an der
Garderobe abgeben" müssten, würde mich das irritieren.
Wie ist diese Aussage dann aber zu verstehen? Sie hängt mit den vorhergehenden Worten zusammen.
Dort geht es darum, dass wir die Gebote Gottes "auf die Tafel unseres Herzens" schreiben sollen. Das
meint: Gottes Worte, seine Gebote und Weisungen, sollen wir verinnerlichen, uns von ihnen prägen
lassen. Für den Hebräer ist das Herz die "Schaltzentrale": Dort werden Entscheidungen gefällt, dort
ist der Sitz des Willens. Und dort, in der Zentrale, sollen die Worte Gottes fest verankert sein. Sie
sollen die Grundlage bilden, auf der dann die Entscheidungen gefällt werden.
Das bedeutet, dass ich meine Entscheidungen an dem messen sollen, was ich von Gott kenne, was er
uns gesagt hat. Dies ergibt eine Hierarchie: seine Worte sind meinem Verstand übergeordnet. Das hat
zur Folge, dass ich eine Entscheidung anders treffe, als ich es aus eigenem Ermessen würde.
Persönlich erlebe ich das manchmal: Es steht eine Entscheidung an. Ich wäge alle Faktoren gründlich
ab und komme zu einer Entscheidung: "links abbiegen". Da ist aber eine innere Stimme, die sagt:
"rechts abbiegen". Ich biege links ab – und merke später, dass rechts doch wohl besser gewesen wäre.
Ich habe das verschiedentlich erlebt, teils in ganz alltäglichen Situationen. Ich hatte nicht den Mut,
mich auf meine innere Stimme – die ich dem heiligen Geist zuschreibe – zu verlassen, sondern
verliess mich auf mich selbst.
Hier einige Beispiele aus der Bibel zum Thema:
Im Buch Daniel lesen wir von dessen drei Freunden, die den königlichen Befehl ignorieren, das
Götzenbild nicht anbeten und deshalb bei lebendigem Leib ins Feuer geworfen werden (Dan 3).
Haben sie den Verstand verloren? Nein, sie haben unseren Satz aus den Sprüchen beherzigt – und
Gott hat sie errettet.
Die Königin Esther tritt ungerufen vor den König, auch wenn dies die Todesstrafe zur Folge haben
könnte (Est 4-5). Hat sie den Verstand verloren? Nein, auch sie hat unseren Satz aus den Sprüchen
beherzigt – und Gott hat sie bewahrt.
Diese zwei Beispiele handeln von Ausnahmesituationen. Das folgende ist jedoch alltäglich:
Der Fischer Petrus fährt nach einer erfolglosen Nacht zurück ans Ufer. Dort steht Jesus und weist ihn
an, er solle nochmals hinausfahren und die Netze auswerfen. "Nein", sagt Petrus kopfschüttelnd, "das
hat doch keinen Sinn." Dies wäre verstandesmässig eine passende Antwort gewesen, oder? Petrus
aber sagt:
Lukas 5:5-6 5 … Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein
Wort will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine grosse Menge Fische,
und ihre Netze begannen zu reissen.
Für diese Menschen war klar: Gottes Weisung steht über meiner Meinung. – Wie denkst du über
Gott? „Wir haben Gott klein gemacht“, bekannte Johannes Hansen einmal. Beispielhaft führte er an:
Email: [email protected]
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Predigt vom 7. Februar 2016, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
„Unsere Gehirne begrenzen sein Mass. Unsere engen Herzen sperren ihn aus. Unsere Gebete
schreiben ihm Benehmen vor. Wir haben Gott klein gemacht.“ Wie gross oder klein ist dir dieser Gott
geworden? Welche Rolle spielt er in deinem Leben? Die Haupt- oder eine Nebenrolle? Ich ermutige
dich: Gib ihm die Hauptrolle. Verlass dich auf ihn. Das bedeutet, ihm zu vertrauen. Gib ihm dein
Herz, lass ihn in deiner "Zentrale" sitzen. "Verlass dich selbst" und verlass dich ganz auf ihn. Das
bedeutet etwa, dich nach Gottes Geboten zu richten, denn sie führen zum Leben und sind heilvoll.
Zwei konkrete Beispiele: Versuche, einer Person mit Freundlichkeit zu begegnen, auch wenn sie sich
gegenteilig verhalten hat. Bleib bei der Wahrheit, auch wenn dies Nachteile bringt. Und wo immer
du auf irgendeine Weise Gottes Stimme vernimmst (hören muss man manchmal üben), gehorche ihr
mutig und vertraue darauf, dass Gott dich recht führt.
Wie gut, wenn wir – wie Petrus – Gott Grosses zutrauen. Und nicht unseren Verstand überbewerten.
Etwas ironisch äussert sich der Philosoph Descartes dazu: „Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt
wie der Verstand. Jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“ Wer Gott in sein Denken mit
einbezieht, wer mit ihm rechnet auf allen Lebensebenen, auch im normalen Alltag, der verrechnet
sich nicht. Den wird er recht führen. Der erlebt Grosses und macht grenzüberschreitende Erfahrungen
(vgl. 2. Kor 1,8-10). Deshalb: Fasse Mut und verlass dich auf den Herrn.
Amen.
Einige ergänzende Bibeltexte zum selber nachlesen:
1. Mose 2,17+3,1ff; Mt 26,33ff
1. Mose 11,4ff
Hiob 36,22
Psalm 119,24
Sprüche 19,21; 28,26
Jesaja 26,4; 40,13
2. Korinther 1,8-10
Einige Fragen, z.B. für den Hauskreis:
Bist du mit dieser Predigt einverstanden? Was hättest du anders gesagt? Was hat dir gefehlt?
In welchen Situationen fällt es dir leicht, auf Gott zu vertrauen? In welchen nicht? Kannst du dich an
eine konkrete Situation erinnern?
Was hilft dir in deinen Entscheidungen? Welche Rolle spielt Gott dabei?
Wie würdest du erklären, was es bedeutet, sich auf Gott zu verlassen?
Email: [email protected]
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